27. September 2018

FIFA 19

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Nachdem ich zuletzt PES 2019 testen durfte und es für sein realistisches Spielgefühl lobte, ist nun FIFA 19 an der Reihe. Ob das Fußballspiel mit den vielen Lizenzen nun auch mit Neuerungen überzeugen kann oder es sich in diesem Jahr nur wie ein Aufguss des Vorgängers anfühlt, erfahrt ihr in meinem Test.

Verbesserungen im Zweikampf und Spieltempo

Der BVB auf dem Weg zum Tor gegen Tottenham.

In FIFA 18 wurde erstmalig das Spieltempo verringert, um dem Spiel mehr Authentizität und ein echteres Fußballgefühl zu verleihen. Mit FIFA 19 wird dies weiterhin beibehalten und verbessert, obwohl es sich nach wie vor deutlich schneller anfühlt als PES 2019. Ballannahmen benötigen in Bezug auf den Standort des eigenen Spielers und Zuspielers neuerdings mehr Aufmerksamkeit, direktes Weiterdribbeln oder ein Schuss fallen daher nun also nicht mehr allzu leicht. Zudem läuft die Annahme des Balls noch dynamischer ab und wird je nach vorherigem Pass oder einer schönen Flanke mit der Brust oder der Hacke angenommen. Auch die gegnerische Abwehr lässt sich nicht mehr so einfach austricksen, wie es noch im Vorgänger der Fall gewesen ist. Einfache Tore nach einem längeren Sprint und das Durchqueren der Abwehrspieler zu erzielen, entpuppt sich je nach Schwierigkeitsgrad als größere Herausforderung und die KI hat sogar im „Amateur“-Modus dazugelernt. Besonders das Zweikampfverhalten profitiert durch kleinere Verbesserungen und die Attribute verschiedener Spieler wirken sich deutlicher aus.

Der wuchtige Arcade-Schuss und neue Spielmodi

Neu eingeführt wurde bei FIFA 19 nun eine Spezialfunktion beim Torschuss, für welche ihr die Schusstaste doppelt hintereinander drücken müsst und eine klassische Grün-Rot-Anzeige dargestellt bekommt, auf der ihr den Cursor im richtigen Moment bestätigt. Wird dieser genau getroffen, schießt ihr mit einem noch stärkeren Schuss und besserer Zielkraft auf das gegnerische Tor. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Torwart diesen nicht halten wird, ist sehr hoch. Löst ihr den Cursor wiederum im falschen Moment aus, geht der Schuss – vielmehr das Schüsschen, auch gerne mal komplett am Tor vorbei. Nutzen könnt ihr das Abschluss-Timing, wenn ihr die Traineranzeigen angeschaltet habt. Ich muss jedoch erwähnen, dass mich die Traineranzeigen seit Einführung schon immer störten, mich die Funktion für den perfekten Torschuss bei FIFA 19 sehr verwirrt hat und mir die perfekten Schüsse in den meisten Fällen nicht geglückt sind, während ich von mehreren Abwehrspielern abgeschirmt wurde. Natürlich ist diese optional anwählbar und ihr könnt wie gewohnt ohne den arcadigen Schnickschnack spielen.

Im Survival-Modus verlässt ein Spieler den Platz, sollte Rooney diesen Ball versenken.

In den Anstoß-Modi stehen euch die klassischen Modi vom einzelnen Match, über Pokalspiele bis hin zum Karriere-Modus auch weiterhin zur Verfügung, ihr könnt diese nun in einer Gruppe und zu zweit spielen, anderweitige Änderungen fallen jedoch sehr gering und nicht nennenswert aus. Neu hinzugekommen sind Spiele ohne Regeln, in denen ihr nach Lust und Laune foulen dürft und nie durchs Abseits gestört werdet, Survival-Matches in denen bei jedem gefallenen Tor ein Spieler den Platz verlassen muss und Partien, in denen Distanzschüsse doppelt oder ausschließlich Volleys zählen. Besonders mit Freunden machen diese Modi sehr viel Spaß und liefern einen hohen Unterhaltungswert.

Das FIFA Ultimate Team kann weiterhin online, sowie offline gespielt, Kartenpacks gesammelt und wenn ihr das möchtet wie gewohnt auch einiges an Echtgeld investiert werden. Die Online-Saisons wurden jedoch gegen die „Division Rivals“ ausgetauscht, in denen ihr bei wöchentlichen Wettkämpfen gegen ähnlich geskillte Spieler antretet.

Mit The Journey Champions geht’s ein letztes Mal um Ruhm und Ehre

Storytechnisch geht es rundum Alex Hunter und Co. in The Journey Champions in die letzte Runde. Ihr könnt auswählen, ob ihr mit eurem alten Spielfortschritt und Aussehen von Alex starten wollt, oder dem Spiel die Wahl überlasst. Euer neuer Verein nennt sich in jedem Fall Real Madrid. Während ich mich schon im letzten Jahr auf ein Zusammenspiel mit Cristiano Ronaldo freute, muss aufgrund seines Wechsels zu Juve nun leider auf die perfekten Pässe und Flanken verzichtet werden. Mit Kroos, Bale oder Modrić sind jedoch genügend Topspieler an der Seite von Hunter vorhanden.

Kim Hunter im Trikot für die USA.

Abseits von Alex Hunter schlüpft ihr zuzüglich erneut und im Vergleich zu FIFA 18 deutlich häufiger in die Rolle von seinem Kumpel Daniel Williams, welcher das Trikot für Manchester United sein Eigen nennen darf und in die seiner Schwester Kim, die für die Frauen-Nationalmannschaft der USA auf dem Platz steht. Zusammen mit Alex und Daniel geht es um den Erfolg in der  Champions League, während Kim versucht sich bei der Frauen-Weltmeisterschaft zu beweisen. Entscheidungen in der Story wirken sich auf den restlichen Spielverlauf aus, könnten sich aber auch bei FIFA 19 gerne deutlicher auswirken. Ihr dürft erstmalig übrigens selbst entscheiden mit wem und in welcher Reihenfolge ihr mit den Charakteren spielen möchtet. Die beste Spielerfahrung wird euch jedoch immer wieder vorgeschlagen und an bestimmten Punkten geraten, den Charakter zu wechseln. Insgesamt kommt ihr in The Journey Champions übrigens auf eine Spielzeit von etwa 20 Stunden, die mit sehr viel Fußball daherkommt und nur selten unter ihrer Langatmigkeit leidet. Selbstverständlich hat sich auch ein Schwung mehr oder weniger authentische Dramatik in die Story geschlichen, von dem Story-Ausrutscher aus Madden NFL 19 ist diese aber noch weit entfernt.

Neben der Veränderung des Aussehens können Alex, Daniel und Kim auch durch das Verdienen von Erfahrungspunkten in der Verbesserung ihrer Attribute aufgewertet werden. Zudem bekommt ihr die Möglichkeit die Spiele in Alex‘ Rolle nur mit ihm oder seinen Mentoren zu spielen. Die Mentoren sind eine Gruppe von Spielern, die ihm bei seiner Entwicklung im Team helfen und ihr durch gute Zusammenarbeit mit diesen Extra-Boni verdienen könnt.

Atmosphärisch hat FIFA die Nase vorn

Noch immer ein ungewohnter Anblick: Cristiano Ronaldo im Trikot für Juventus Turin.

Atmosphärisch ist FIFA 19 allein durch seine Lizenzen und die originalen Fangesänge ein echtes Fußballerlebnis. Die neu hinzugewonnene Lizenz der Champions League wurde selbstverständlich genutzt und toll umgesetzt. Jedoch muss ich zugeben, dass mir dieser Modus bei PES in den letzten Jahren besser gefallen hat und in meinen Augen schöner umgesetzt wurde. Zusammen mit den lizenzierten Trikots, Hymnen, Stadien und bekannten Bewegungsmustern und Torjubeln der Spieler ist und bleibt FIFA weiterhin ein ziemlicher Brecher. Für die nächsten Jahre würde ich mir als Fußballfan jedoch wünschen, dass auch kleinere Teams und deren Spieler optisch noch etwas schöner und genauer umgesetzt werden würden. Etwas Ärgerliches und mir Unverständliches ist wiederum die Tatsache, dass die Kommentatoren Frank Buschmann und Wolf Fuß erneut überwiegend exakt die gleichen Sprachsamples aufgedrückt bekommen haben, wie in den Vorgängern und somit ziemlich schnell nerven.

Stagnierende Technik

FIFA 19 beinhaltet wie immer verschiedene Sichtperspektiven, läuft technisch weiterhin flüssig und einwandfrei. Zwar werden ab und an die falschen Torwiederholungen oder Kommentator-Samples abgespielt und die Tonabmischung passt oftmals nicht genau, im Großen und Ganzen kann hier aber sehr wenig gemeckert werden. Aufgrund der selben Engine wie zuvor, ist eine Besserung in Punkto Grafik jedoch nicht festzustellen. Die FIFA-Reihe stagniert bereits seit ca. 2-3 Jahren, für FIFA 20 hoffe ich vor allem auf Verbesserung der Rasenoptik und der bereits erwähnten Spielermodelle von „schlechteren“ Ligen.

Fazit

Ich bin und bleibe Fußballfan und spiele jedes Jahr das neue FIFA und das neue PES. Und natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir die Lizenzen komplett egal wären. Ein Fußballspiel mit meinem geliebten FC Sankt Pauli, der 3. Liga und den Frauen mit originalen Trikots und Fangesängen ist atmosphärisch sowie optisch unheimlich cool. Jedoch muss ich ganz klar erwähnen, dass FIFA 19 sich in diesem Jahr beinahe haargenau anfühlt, wie sein Vorgänger. Zwar wurde an den Zweikämpfen, der Geschwindigkeit und der Auswahl an Spielmodi geschraubt, wirklich neu und frisch fühlt sich das Ganze am Ende aber einfach nicht an. The Journey bekommt mit den dramatischen Geschichten von Alex Hunter und Co. einen toll inszenierten Abschluss und eine beachtliche Spielzeit geboten, kann aber keinesfalls mit Alex Hunters Debut aus FIFA 17 mithalten. Von mir gibt es nun also eine Kaufempfehlung für all diejenigen, die ein FIFA nur alle paar Jahre kaufen und so eine spürbare Veränderung feststellen werden. Solltet ihr aber FIFA 18 gespielt haben, wartet lieber auf ein cooles Angebot.

Ach… und wo bleibt eigentlich ein neues FIFA Street?

Wertung

8.5

Fazit

8.5/10
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