29. Januar 2018

The Inpatient

By 0 319 Views

Nachdem sich Until Dawn für mich und auch den Rest unseres Teams als eine der absoluten Überraschungen des Jahres 2015 entpuppt hatte, liegen die Messlatte und auch die Erwartungen für Spiele des Studios Supermassive Games nun besonders hoch, vor allem wenn es um die Vorgeschichte des genialen Horror-Adventures geht. Diese wird nun mit The Inpatient als eigenständiger VR-Titel erzählt. Vorwegnehmen kann ich bereits, dass ich von diesem Spiel leider absolut enttäuscht bin. Warum? Das erfahrt ihr nun in meinem Test.

Willkommen im Blackwood Sanatorium

Das Spiel startet, wir sind gefesselt, befinden uns in einem gruseligen Raum und ein uns unbekannter, aber freundlicher Herr fragt uns, wie es uns geht, ob wir wissen was geschehen ist oder wo wir sind. Warum er das alles erfahren möchte, wollen wir lieber nicht wissen, schließlich befinden wir uns in einem Horrorspiel – Informationen, die von uns abverlangt werden, sind nie ein gutes Zeichen. Als hätten wir es nicht anders geahnt, landet auch schon eine Spritze mit einer merkwürdigen Substanz in unserem Bein… klasse! Wer dieser Mann ist und warum wir uns überhaupt in dieser Situation befinden, erfahren wir im weiteren Spielverlauf – unsere Diagnose: Amnesie.

PWRimage01

Was geht hier vor sich?

Wir werden in unser Zimmer gebracht, das von nun an einen Großteil der Spielzeit unser neues Zuhause sein wird. Ein Fenster mit verschneiter Aussicht, zwei Betten, ein Wandkalender, ein Tisch und Waschbecken. Sehr großzügig ist dies nicht, vor allem, da unser Zimmer durch eine Stahltür mit einem kleinen Gitter zum Hinausschauen und Kommunizieren mit Pflegern ausgestattet ist, die selbstverständlich verschlossen ist. Während wir uns fühlen, als wären wir im Gefängnis, kommen uns immer wieder Erinnerungsfetzen in den Sinn, was hier vor geht, können wir aber weiterhin nicht nachvollziehen. Wir bekommen täglich ein Sandwich von unserer Pflegerin ins Zimmer gereicht und schon bald zieht eine weitere Patientin oder ein Patient ein. Von nun an wird es immer merkwürdiger. Wir haben Blackouts, Halluzinationen, die Tage vergehen nicht mehr und plötzlich sind alle verschwunden, außer unsere Mitpatientin. Was geht hier vor?

Beklemmende Atmosphäre, die nicht anhalten kann

The Inpatient spielt vor allem am Anfang des Spiels mit unserem Nichtwissen, unserer Angst und dem Butterfly Effect. Wir können die Pfleger und unsere Zimmerkollegin oder unseren Zimmerkollegen nicht einschätzen. Sind sie gute Menschen oder wollen sie uns etwas Böses? In verschiedenen Konversationen können wir auf mehrere Arten antworten. Besorgt, zurückhaltend oder hin und wieder auch etwas aufbrausend, da die Situation in der wir uns befinden nicht unbedingt die zufriedenstellendste ist, wurden meine Antworten immer fieser. Ich wollte nur noch wissen, warum ich als Spielfigur in diesem Sanatorium gelandet bin und was es mit den Blackouts und merkwürdigen Vorkommnissen zu tun hat. All diese Dinge werden mit einer sehr unangenehmen Atmosphäre verstärkt, die vor allem in den ersten Szenen des Spiels wunderbar funktioniert. Das Zimmer wird dreckiger, die Geräusche und Musik wirken bedrohlich und wenn das Licht ausfällt, ist alles vorbei.

Es ist allerdings auch nahezu alles vorbei, wenn wir unser Zimmer verlassen haben und nach einem Ausweg aus dem Horror suchen. Hier und da ein paar Jumpscares, ekelhafte Einbildungen, Schattenspielchen, die typischen Horrorelemente. Mit dem Verschwinden der nicht einschätzbaren Leute, verschwindet auch der Grusel.

PWRimage02

Umherirren zum Ziel

Wir müssen in The Inpatient immer wieder auf verschiedene, aufleuchtende Gegenstände achten, die Erinnerungssequenzen auslösen und so zum Spielfortschritt beitragen. In manchen Fällen reicht es allerdings bereits aus, eine bestimmte Person, zum Beispiel in meinem Fall die Pflegerin, anzuschauen oder anzusprechen. Leider ist nicht immer genau klar, was als nächstes geschehen soll oder was wir noch nicht entdeckt und somit ausgelöst haben. Dies führt zu ungewolltem Frust, den man mit kleinen Hinweisen, nachdem der Spieler bereits ewig umherirrt, ändern könnte. Ich denke hier vor allem an Uncharted 4, wo dieses Problem wunderbar durch einen Ton und offensichtliches Aufblinken des Gegenstands gelöst worden ist.

Deprimierende Technik und enttäuschende Grafik

Wir können The Inpatient mit dem klassischen PS4-Controller oder den Move-Controllern spielen und Fragen sogar per Spracherkennung steuern. Das Fortbewegen wird schnell zur Qual, da wir Horrorspiel-typisch sehr langsam sind, aber auch an jedem zweiten Objekt hängenbleiben und die Interaktion mit kleineren Objekten an einigen Stellen so haargenau von uns gewünscht wird, dass dies sogar mit dem klassischen Controller schnell anstrengend wird. Dieser wird auch als Taschenlampe genutzt, weshalb wir ihn oftmals in merkwürdigen Positionen halten müssen und ich reihenweise das komplette Bild neu kalibrieren durfte. Wie die Steuerung mit den Move-Controllern und der Spracherkennung funktioniert, konnte ich leider nicht testen, habe bisher allerdings positiveres darüber vernommen.

Ich besitze keine VR-Brille und habe mich zum The Inpatient spielen bei Freunden einquartiert. Mit vielen VR-Spielen bin ich daher noch nicht in Kontakt gekommen, bin von der Grafik in diesem Spiel allerdings etwas enttäuscht. Während Dinge, die genau vor unserer Nase passieren gut in Szene gesetzt sind und sich ziemlich echt anfühlen und auch aussehen, ist alles aus der Ferne sehr verpixelt. Dies hat mich im späteren Spielverlauf sehr gestört. Und das liegt nicht daran, dass ich gerne eine glatte Grafik hätte, sondern dass mein Kopf dadurch brummte, als hätte ich einen Kater vom Alkohol, nicht schön – ganz und gar nicht schön.

PWRimage03

Fazit

Mein Fazit zu The Inpatient fällt mir unheimlich schwer und tut mir für das Studio und auch das Spiel sehr leid, da ich beide wirklich liebend gerne in den Himmel gelobt hätte. Aus dem Himmel wird nun leider beinahe die Hölle, was zu einem Horrorspiel zwar passt, in diesem Fall aber anders gemeint ist. Die Geschichte von The Inpatient ist keine schlechte, allerdings verliert sie sich im Laufe Spiels. Durch die Erzählweise per verschiedener Erinnerungen und all den merkwürdigen Dingen im Spiel, kommt man ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr mit. Ich habe mich nach dem Spiel etwas schlau gelesen, damit ich genau wusste, was dort nun wirklich mit mir geschehen ist.

Technisch war das Erlebnis in der VR-Brille mit dem klassischen PS4-Controller der absolute Horror. Es gibt nichts schlimmeres, als an Gegenständen hängenzubleiben, wenn man sich in einer gruseligen Atmosphäre fortbewegen möchte und einfach nur noch das Ende des Spiels erreichen will. Noch mehr verschlimmert wird das Ganze durch das Umherirren, wenn man eine Erinnerung verpasst hat und der nächste Abschnitt nicht startet. Auch die Grafik ist nicht das, was ich mir vom Spiel erhofft hatte, da ich diese bei anderen Titeln schon besser erlebt habe und auch dort meine Kritikpunkte äußerte. In diesem Fall waren die Kopfschmerzen nach dem Spielen extrem unangenehm. Loben muss ich wiederum die anfängliche Atmosphäre von The Inpatient. Diese ist wirklich gelungen und erzeugt dem Spieler in den ersten Szenen des Spiels ein mulmiges Gefühl im Bauch. Aber leider lässt auch dieses schnell nach, Gruseln muss man sich im späteren Spielverlauf kaum noch.

Zusammengefasst ist Until Dawn für mich weiterhin das Nonplusultra, an das The Inpatient mit der passenden Vorgeschichte nicht anknüpfen kann. Wahrscheinlich wäre es eine bessere Idee gewesen ein Spiel ohne VR und mit längerer Spielzeit zu entwickeln, denn meines Erachtens sind die aktuellen 40€ für etwa zwei Stunden Spielzeit viel zu hoch angesetzt. Wer ein anhaltend gruseliges Horrorspiel sucht, sollte sich bei The Inpatient lange überlegen, es zu kaufen. Ich empfehle euch, auf ein Angebot zu warten, so leid es mir für das Spiel auch tut.

Next Post

Lost Sphear

29. Januar 2018 0
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert