10. November 2017

All Eyez On Me

By 2 394 Views

75 Millionen verkaufte Tonträger, Archivaufnahmen, die auch nach seinem Tod große Erfolge erzielten und eine Fangemeinde, die noch heute mit „Thug Life“-Merchandise durch die Straßen zieht. 2Pac (Tupac Amaru Shakur) ist bis heute eine unvergessene Legende des Rap-Genres, der viele Künstler prägte und den Menschen einen Denkanstoß zu einer besseren Welt geben wollte. Genau aus diesen Gründen hat er einen eigenen Film verdient, der in diesem Jahr endlich in die Kinos kam und nun auch für das Heimkino erhältlich ist. Es handelt sich hierbei um All Eyez On Me – ob dieser aber mit Filmen wie 8 Mile oder Straight Outta Compton mithalten kann, erfahrt ihr nun in meiner Filmkritik.

All Eyez On Me, der übrigens nach einem 1996 erschienenem Album und Song 2Pacs benannt wurde, erzählt von seinem Leben und musikalischen Werdegang. Wie kam er zur Musik, wieso landete er so häufig in Gewaltexzessen und wieso nahm alles ein so furchtbares Ende? All das möchte uns der Film mitteilen und uns zeigen, wie 2Pac innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten Rapper weltweit geworden ist.

Ein Film über den Künstler, nicht den Menschen

Wie eine nahezu perfekte Verfilmung einer Hip Hop-Combo auszusehen hat, haben wir zuletzt mit Straight Outta Compton erfahren. Der Film ließ sich mit seiner Erzählung sehr viel Zeit, riskierte Überlänge und behandelte neben der Musikgeschichte auch die einzelnen privaten Probleme der Künstler. Bei All Eyez On Me sieht dies leider anders aus. Während man sich als 2Pac-Fan erhofft, dass auch sein Privatleben und der Mensch hinter dem Künstler ehrlich und authentisch gezeigt wird, wird dies sehr schnell in kurzen Schritten abgehandelt und von einem Ereignis zum nächsten gesprungen, ohne diesen Szenen etwas mehr Zeit und Ruhe zu gewähren. Es werden zwar wenige, kleine Ausschnitte seiner Kindheit gezeigt, dass er vor der Zeit als Rapper aber auch ein normales Schulleben führte und sogar Theater spielte, sowie Kurse in Ballett und Literatur belegte, wird nicht einmal erwähnt. Im Film wird uns nur der Bilderbuch-Gangster vorgeführt, wodurch Leute, die 2Pac nicht kannten ein falsches Bild von ihm vermittelt bekommen. Es fehlen immer wieder Szenen, die sein Verhalten erklären und ihn menschlich wirken lassen würden. Die lückenhafte Erzählung und vereinzelt erfundene Geschehnisse, haben vermutlich den Ursprung, dass mittlerweile zu viele Zeitzeugen aus seinen engeren Kreisen verstorben sind und sich andere wiederum nicht zu Wort melden möchten. Auch seine langjährige, sehr enge Freundin Jada Pinkett Smith äußerte sich zu dem Film auf Twitter:

Gut in Szene gesetzt wurden wiederum Live-Auftritte, alte Filmszenen oder auch Musikvideo-Ausschnitte, die für den Film neu aufgenommen worden sind. Hier macht All Eyez On Me einiges richtig und weiß zu unterhalten. Zuzüglich wurde seine Abneigung zu Drogen vermittelt, aber wiederum eine Liebesgeschichte in den Film gequetscht, um ihn noch dramatischer zu gestalten. Musste das unbedingt sein? Nein, für die Leinwand möchte man natürlich auch mit einem Techtelmechtel glänzen können, das so aber vielleicht niemals stattgefunden hat.

Besetzung

Mit Demetrius Shipp Jr., der mit der Hauptrolle des Tupac Shakurs sein Schauspielerdebut feiert, wurde ein Schauspieler gecasted, der Pac optisch tatsächlich sehr ähnelt und somit perfekt zum Film passt. Auch seine schauspielerische Leistung lässt sich nicht bemängeln, denn den Gangster-Rapper konnte er sehr gut auf der Leinwand übermitteln. Wie er sich mit mehreren tiefgründigen Szenen im Film geschlagen hätte, ist mir allerdings schleierhaft – es wäre entweder gut oder total in die Hose gegangen. Leider kam es hierzu zu selten. Auch Kat Graham, die Jada Pinkett verkörpert und Lauren Cohan, die in der Rolle von Leila Steinberg zu sehen ist, machen einen durchaus guten Job. Lauren Cohan? Ja genau, die kennen wir unter anderem aus The Walking Dead, wo auch die allseits beliebte Danai Gurira, die dort Michonne verkörpert, zu sehen ist. Hier ist sie ebenfalls vertreten und so in die Rolle von 2Pacs Mutter Afeni Shakur geschlüpft. Auch bekannte Rapper aus 2Pacs Kreisen wurden mit ihrer Besetzung gut verkörpert. O’Shea Jackson Jr., der bei Straight Outta Compton die Rolle von Ice Cube verkörpert und somit seinen eigenen Vater spielt, kann aber definitiv keiner schlagen. Schöner wäre natürlich ein All Eyez On Me in dem 2Pac sich selbst verkörpert, wie Eminem es in 8 Mile tat, aber dazu konnte es leider nie kommen.

Blu-ray Details

(c) Constantin Film

(c) Constantin Film

  • FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
  • Laufzeit: 140 Min.
  • Ton: DTS-HD High Resolution 5.1(D, EN), Dolby Digital 2.0 (D)
  • Bild: 2,39:1 (16:9) in High Definition
  • Untertitel: D für Hörg.

Bonusmaterial:

  • Interviews
  • Legenden sterben niemals – The Making Of „All Eyez on Me“
  • „Wie ich Tupac wurde“
  • Diskussionsrunden
  • Deleted Scenes
  • Demetrius-Shipp-Jr. – Raw Audition Tape
  • Trailer Deutsch
  • Trailer Englisch

Fazit

All Eyez On Me zu bewerten ist keine leichte Aufgabe für mich. Auf der einen Seite ist es ein solider Gangster / Hip Hop-Film, auf der anderen wiederum eine lieblose Aneinanderreihung wahrer und erfundener Geschehnisse aus 2Pacs Leben. Vor allem mit dem Aspekt, dass 2Pac eine bereits verstorbene Legende dieses Genres ist, bin ich als Fan mit diesem Werk nicht zufrieden. Er hätte einen tiefgründigen Film verdient, der sein Leben in Ruhe und mit allen wichtigen und wahren Aspekten gezeigt hätte. Musikalisch ist ein toller Mix aus 2Pacs Songs im Film enthalten, die von Demetrius Shipp Jr. gut verkörpert worden sind. Die Stimme kommt aber selbstverständlich weiterhin vom Original und ließ mich immer wieder mit dem Fuß und Kopf mitwippen – die Songs sind einfach zu gut, um still sitzen zu bleiben. Im Kino hatte dies aber sicherlich noch eine eindrucksvollere Wirkung. Um abschließende Worte und eine Empfehlung aussprechen zu können, muss ich euch vorwarnen. Erwartet keinen Film, der 2Pac und seinem Lebenswerk gerecht wird und macht euch nicht zu viele Hoffnungen. Als Fan seiner Person und seiner Musik wird man leider traurig zurückgelassen – zum einen, weil dieser großartige Künstler schon seit den 90ern nicht mehr bei uns ist und zum anderen, weil dieser Film nicht so geworden ist, wie 2Pac, der uns mit seinen 25 Jahren genommen wurde, es verdient hätte.

“Reality is wrong. Dreams are for real”, Tupac Shakur.

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12. November 2017 0
2 Comments
  • Zimmy 6 Jahren ago

    Danke für die Filmkritik. Trotzd der durchaus berechtigten Kritik an einigen Punkten, werde ich ihn mir auch mal anschauen wollen- auch wenn mich diese Punkte, dass man 2Pac nicht gerecht wurde, sicherlich auch stören werden.

  • Gurki 6 Jahren ago

    Ich werd ihn mir trotzdem mal angucken. der interessiert mich schon lange aber hatte den bis du in getestet hast wieder vergessen. Danke 🙂

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