Django Unchained

By on 11. März 2013 1 285 Views

Jedesmal wenn Großmeister Tarantino einen neuen Film abgedreht hat und dieser in den deutschen Kinos anläuft, dann überwinde ich kurzfristig meine Abneigung gegen Kinosäle und setze mich freudestrahlend in einen Kinositz, der mir mit Sicherheit Rückenschmerzen bereiten wird und meine ungebremste Vorfreude kann mittelfristig sogar über den lautstark popcornfressenden Sitznachbarn hinwegtrösten.

Ich bin gespannt, ich war schon den ganzen Tag aufgeregt – kurzum: Ja, ich bin ein echter Fan.

Und so kam ich natürlich nicht umhin, mir „Django Unchained“ direkt am ersten Wochenende anzusehen. Für all diejenigen, die den Film bis jetzt schändlicher Weise noch nicht gesehen haben und auch für all die, die einfach eine fundierte Meinung zu Tarantinos neustem Machwerk interessiert, hier nun eine kleine Rezenssion eines Hardcorefans…

Handlung

Wir befinden uns in den Südstaaten Amerikas um 1860, der Bürgerkrieg hat noch nicht begonnen und der Sklavenhandel erweist sich als einträgliches – wenn auch moralisch nicht ganz sauberes – Geschäft für den weißen Teil der Bevölkerung.

Der Sklave Django wird mit einigen Leidensgenossen zum nächsten Markt getrieben, als der Tross von einer Zahnarztkutsche angehalten wird. Dr. King Schultz – ursprünglich Zahnarzt, nun aber praktizierender Kopfgeldjäger – äußert sein Interesse daran, Django käuflich zu erwerben. Durch seine mehr oder minder aufdringliche Art verärgert, lehnen die zwei Sklaventreiber den angebotenen Handel strikt ab. Schlussendlich kommt es zur unvermeidlichen Eskalation und Django wird übergeht in den Besitz von Dr. Schultz. Dieser bietet ihm daraufhin einen eher ungewöhnlichen Deal an: Wenn Django ihm hilft, die gesuchten Brittle-Brüder einwandfrei zu identifizieren und der Kopfgeldjäger somit zu seiner Prämie gelangt, dann schenkt er seinem neu erworbenen Sklaven die Freiheit und einen Anteil an dem Geld.

Gesagt, getan – die beiden ziehen zusammen los und arbeiten als Team. Das Kopfgeldgeschäft läuft gut für die beiden und es entsteht eine langfristige Geschäftsbeziehung zwischen den beiden. Tja, und wie das so ist: Eines Abends am Lagerfeuer sitzend verrät Django seinem Partner, was ihn wirklich antreibt: Bevor Dr. Schultz ihn aufgegriffen hat, wurde Django von seiner Frau Broomhilda getrennt – grausamer Weise hat sein Vorbesitzer veranlasst, die beiden getrennt voneinander zu verkaufen.

Berührt von diesem traurigen Schicksal entschließt Schultz, ihm zu helfen. Auf ihrer Reise durch’s Land hören sie hier und da Gerüchte über Broomhildas Verbleib und letztendlich lässt sich ihr Aufenthaltsort zweifelsfrei lokalisieren: Sie befindet sich offensichtlich auf „Candyland“, einer riesigen Plantage die sich im Besitz des exzentrischen Calvin Candie befindet.

Die beiden verschaffen sich durch ein vorgetäuschtes Interesse an Candies hauseigenen Kampfsklaven Zugang zu seinem Anwesen und versuchen Broomhilda freizukaufen. Die Erkenntnis, ob das letzten Endes  gelingt, kann man ab Mai in Form einer DVD oder BluRay erkaufen…

Rezension

„Django Unchained“ kann grob in drei verschiedene Abschnitte gegliedert werden. Im ersten Teil lernen wir die Charaktere kennen, wir beobachten wie aus der Geschäftsbeziehung von Django und Dr. Schultz eine Freundschaft erwächst und werden mit der allgemein rassistischen Weltansicht im Amerika vor dem Sezessionkrieg konfrontiert.

Die im Mittelpunkt stehenden Figuren – unsere beiden Kopfgeldjäger – wachsen uns ziemlich schnell ans Herz und ihre Motive lassen sich leicht nachempfinden. Generell liefert Tarantino seinen Hauptcharakteren gerne sehr klar gezeichnete Handlungsmotive: Denken wir an Kill Bill, an Death Proof…Rache ist ein häufig gewähltes Thema. In Django Unchained geht es nun nicht direkt um Rache, doch trotzdem ist es für uns nachvollziehbar warum und wie Django agiert.

Als er sich dann um Calvin Candies Vertrauen zu erschleichen als Sklavensachverständiger ausgibt und aufgrunddessen über manche verübte Grausamkeit an seinen Brüdern und Schwestern hinwegsehen muss, ohne eine Mine zu verziehen, kann man die Spannung fast greifen.

Jamie Foxx leistet hier definitiv solide Arbeit, aber nichts desto trotz ist es natürlich ein bisschen unfair gegen einen Christoph Waltz anspielen zu müssen.

Dieser ist mit einer unsagbaren Präsenz ausgestattet, sodass die erste Hälfte des Films klar durch ihn dominiert wird – schon in seiner Rolle als „Judenjäger“ in Inglorious Basterds hatte er brilliert und man kann Tarantino nur dazu beglückwünschen, diese Zusammenarbeit fortgeführt zu haben.

Waltz passt in meinen Augen perfekt zu Tarantinos überdrehten Filmstil und kann in den von ihm häufig verwendeten Spannungsdialogen ohne Frage glänzen.Es bleibt zu hoffen, dass es noch weitere Kollaborationen geben wird!

Obwohl Tarantino sich zuletzt gerne an schwierige Themen wagte – zuletzt der zweite Weltkrieg, nun Rassismus und Sklaverei – driften seine Filme nie in die bloße Ernsthaftigkeit ab. Vielmehr schafft er es, grausamste Umstände zu karikieren ohne das Thema an sich zu veralbern. Wiedermal – einen großen Anteil an allen humoristischen Einlagen des Films muss man Waltz gutschreiben. Als er es zu Beginn des Films ein ums andere Mal schafft, sich nur mit seinem losen Mundwerk aus brenzligen Situationen zu retten, möchte man den Hut ziehen. Die gewissermaßen gestelzte Art, die er in eigentlich jedem Film an den Tag legt und die mutmaßlich nicht mal gespielt ist, lässt annehmen, dass Dr. Schultz ihm förmlich auf den Leib geschnitten wurde.

Aber auch der Rest des Casts brauch sich absolut nicht zu verstecken: Leonardo DiCaprios Premiere als Bösewicht ist furios. Der restlos exzentrische Calvin Candie wirkt einerseits wie ein verwöhntes Kind, dessen Weitsicht nicht über seine – zugegebenermaßen – weiten Grundstücksgrenzen hinausgeht. Andererseits ist er aber natürlich ein Geschäftsmann, der keinen Skrupel und vor allem kein Mitleid mit seinem Sklavenbestand kennt.

So entwickelt sich die eigentlich spannendste Szene des Filmes auch zwischen Calvin Candie und unserem Kopfgeldjägerduo, als diese bedingt durch ihre „Free Broomhilda-Aktion“ auf Candyland zu Gast sind. Man wähnt diesen Part des Films als Höhepunkt – und rein vom Spannungsbogen her ist er das auch – doch dann…geht der Film einfach weiter.

Schon bei Death Proof hat Tarantino die Handlung just in der Mitte des Films nochmal auf Null gesetzt und die Handlung von einem ganz anderen Standpunkt aus betrachtet weiterlaufen lassen. Damals wirkte dieser Cut angemessen – es war der Story und dienlich und ein neuer Spannungsbogen wurde aufgebaut. Bei Django Unchained jedoch kommt man nicht umhin zu bemerken, dass das letzte Filmdrittel eher dringend einen stimmigen Abschluss zu suchen scheint. Das will nicht heißen, dass man in dieser letzten Stunde in seinem Kinosessel einschläft – weit gefehlt – aber irgendwie wirkt dieser Umschwung unstimmig und man hätte den Film ruhig auch nach der ersten Candyland-Eskalation zu Ende führen können.

Aber gut – ein kleiner Makel, der einem großartigen Film keinen Schaden zu zufügen vermag.

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7. Mai 2013 0
1 Comment
  • Onkel Ferno 11 Jahren ago

    Das kann ich so nur unterschreiben. Der Film konnte mich in jeder Hinsicht begeistern. Und eigentlich könnte man Christoph Waltz auch locker 2 Stunden beim Telefonbuch vorlesen zuhören, das würde auch nicht langweilig werden.

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