26. Mai 2025

Filmkritik: Lilo & Stitch (2025)

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Mit der Live-Action-Verfilmung von Lilo & Stitch (2025) greift Disney einmal mehr in die Schatztruhe seiner Animationsklassiker – und präsentiert eine Neuinterpretation, die ambitioniert ist, aber im Herzen des Originals vorbeizielt. Was einst eine farbenfrohe, liebenswerte Geschichte über Außenseiter, Familie und das Chaos der Liebe war, ist nun ein düsteres Familiendrama mit Sci-Fi-Anstrich. Der Charme der Vorlage geht dabei weitgehend verloren – ebenso wie einige essenzielle Szenen, die Lilo & Stitch einst unvergesslich machten.


Handlung & Tonalität – Eine dunklere Ohana

Die Grundhandlung bleibt vertraut: Lilo, ein ungewöhnliches Mädchen mit großer Fantasie und einem Faible für Elvis Presley, lebt mit ihrer älteren Schwester Nani auf Hawaii, nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Als sie Stitch begegnet – ein genetisch modifiziertes Alien-Monster auf der Flucht – entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft, die beiden zeigt, was Familie („Ohana“) wirklich bedeutet.

Doch während das Original eine heitere Balance zwischen Traurigkeit und Hoffnung fand, wirkt das Remake tonlich oft schwerfällig. Der Film ist durchzogen von einer melancholischen Grundstimmung, die über weite Strecken dominiert. Viele Szenen – etwa die Auseinandersetzungen zwischen Lilo und Nani oder Lilos Versuche, Freunde zu finden – wirken in der neuen Version bedrückender, realistischer, aber auch entmutigend. Das kindliche Staunen und die verspielte Absurdität des Originals weichen einer nüchternen Sozialdramatik, die zwar Tiefgang bieten will, aber oft zu viel Gewicht auf die depressive Seite der Geschichte legt.


Charaktere – Emotionen auf Sparflamme

Die Besetzung ist grundsätzlich solide. Die junge Darstellerin von Lilo überzeugt mit Authentizität und emotionaler Bandbreite, bleibt aber hinter der ikonischen Originalfigur zurück, weil das Drehbuch ihr kaum Platz für ihre Exzentrik und ihren Humor lässt. Nani hingegen wirkt in dieser Version überfordert, aber deutlich weniger warmherzig – ihr Charakter kippt stellenweise in Frustration, was die Geschwisterbeziehung schwerer zugänglich macht.

Stitch selbst ist visuell beeindruckend umgesetzt, mit einer Mischung aus Realismus und cartoonhafter Beweglichkeit. Dennoch wirkt seine Präsenz überraschend kalt. Der anarchische Witz, der ihn früher zu einem liebenswerten Chaoten machte, ist der düsteren Erzählweise zum Opfer gefallen. Seine Entwicklung zur empathischen Figur verläuft hier fast mechanisch – ein Schatten seiner animierten Version.


Was fehlt: Herz, Humor und Elvis

Besonders schmerzhaft ist der Verlust einiger ikonischer Szenen. So wurde etwa die legendäre „Elvis“-Montage – in der Stitch als Mini-Elvis mit Gitarre durch die Straßen zieht – entweder stark gekürzt oder völlig gestrichen. Auch Lilos berühmter Satz „Pudge der Fisch kontrolliert das Wetter“ findet sich nur in einer Randbemerkung, ohne die Bedeutung oder Komik, die er im Original hatte.

Diese Szenen waren nicht nur charmant, sondern auch essenziell, um Lilos Eigenheiten zu zeigen und den Zuschauer emotional zu binden. Ihre Abwesenheit reißt Lücken in das emotionale Fundament des Films.


Visuelle Umsetzung – Schön, aber kalt

Die Schauplätze Hawaiis sind visuell stark eingefangen: Sonnenuntergänge, Palmen, Ozeanwellen – alles ist atmosphärisch inszeniert. Doch wo das Original mit warmen Farben und stilisierter Animation das Herz erwärmte, bleibt die Live-Action-Optik oft kühl und steril. Die CGI-Effekte sind hochwertig, insbesondere bei Stitch, doch das Creature Design bewegt sich stellenweise zu sehr in Richtung „realistisch gruselig“, was für jüngere Kinder befremdlich wirken kann.


Fazit: Für Kinder unterhaltsam, für Fans enttäuschend

Lilo & Stitch (2025) ist kein komplett misslungener Film. Kinder werden in Stitchs Eskapaden und der tropischen Kulisse sicherlich unterhalten – sofern sie das Original nicht kennen. Die Handlung ist verständlich, die Technik solide, der Soundtrack stimmungsvoll modernisiert.

Doch für Fans des Originals wird das Remake ein ernüchterndes Erlebnis sein. Der Film verliert den emotionalen Kern, die Leichtigkeit und die warmherzige Skurrilität, die Lilo & Stitch einst so besonders machten. Die depressive Grundstimmung, die fehlenden ikonischen Szenen und die distanzierte Umsetzung von Stitch lassen wenig Raum für Nostalgie oder Freude.


Wertung: ★★☆☆☆ (50 %)
Ein technisch gut gemachter, aber emotional verkümmerter Aufguss eines Klassikers. Kinder werden Spaß haben – doch alte Fans vermissen Herz, Humor und „Ohana“ mehr denn je.

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