9. April 2018

Ingrid Goes West

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Dass das Social-Media-Zeitalter mit Instagram, Twitter, Facebook und Co. nicht nur positive Seiten vorzuweisen hat, musste vermutlich schon jeder von uns am eigenen Leib spüren. In Ingrid Goes West wird nun genau dieses Thema auf eine überwiegend humorvolle Weise behandelt. Ob es aber nicht besser gewesen wäre dem Film etwas mehr Ernsthaftigkeit zu schenken und womit der Streifen von Matt Spicer überzeugen kann, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Story

Die Hauptprotagonistin Ingrid Thorburn (Aubrey Plaza) ist eine psychisch kranke Frau mit einem Hang zum Stalking über Social-Media-Plattformen. Bekommt sie einen Like oder antwortet ihr jemand auf einen Kommentar, geht sie direkt von einer neuen, sogar besten Freundschaft aus und durchforstet immer wieder neue Profile. Nach einem Klinikaufenthalt entdeckt sie, nachdem sie in ihrer Heimatstadt nur noch verspottet wird, das Instagram-Profil der berühmten Influencerin Taylor Sloane (Elizabeth Olsen). Diese verkörpert in Ingrids Augen einen absolut perfekten Menschen, weshalb sie sich mit dem Erbe ihrer erst kürzlich verstorbenen Mutter nach L.A. begibt und sich dort eine Wohnung sucht, um ihrem Instagram-Idol und in ihren Augen bester Freundin näherkommen zu können. Schon bald entwickeln sich abseits einiger schöner Momente der beiden die ersten Situationen, in denen die kranke Ingrid über die Stränge schlägt und der Film seinen Lauf nimmt…

Kritik

Es benötigt nur ein paar Fotos mit dem Smartphone, einen Instagram-Account, Klicks und Kommentare und schon bauen wir unsere eigene virtuelle Social-Media-Gemeinschaft mit unseren Followern auf. In den falschen Händen kann dies aber schnell zum Verhängnis werden, was uns Ingrid Goes West näher symbolisiert. Die psychisch labile Ingrid benötigt nur die kleinsten Anzeichen, um sich von der Influencerin Taylor umgarnen zu lassen und sich nach ihrem Umzug nach L.A. beinahe in eine identische Kopie dieser zu verwandeln. Sie sucht sich eine Wohnung, lernt den liebenswerten Batman-Fan Dan Pinto (O’Shea Jackson Jr.) als Vermieter und Freund kennen, lässt sich eine neue Frisur verpassen und kleidet sich komplett neu ein. Natürlich in den Lieblingsmarken von Taylor. Sie schaut sich alles ab, was sie von ihrer neuen „besten“ Freundin, die sie eigentlich noch gar nicht kennt, auf Instagram entdeckt und setzt es selbst um.

Ingrid landet oftmals in Situationen, diePWRimage05 uns als Zuschauer zum Lachen anregen. Sei es, dass sie sich vor Nervosität vor ihrem Idol peinlich verhält, oder ihr das Essen von Taylor so ganz und gar nicht zusagt, während diese es auf Instagram in den Himmel lobt. Diese Szenen des Films sind sehr sympathisch und unterhaltsam eingesetzt worden. Leider ist die Geschichte rundum Taylor und ihr Influencer-Leben allerdings zu übertrieben und humorvoll dargestellt worden. Während sie eigentlich eine authentische Rolle im Streifen einnimmt, wird dies zu häufig durch peinliches und unglaubwürdiges Verhalten gekippt.

Aubrey Plaza verkörpert die Rolle der Ingrid Thorburn wiederum sehr glaubwürdig und lässt sie auf der einen Seite absolut unsympathisch wirken, auf der anderen tut sie uns aber den gesamten Film über Leid. Das Gefühl immer wieder auf Ablehnung zu stoßen und in jeder kleinsten Situation, vor allem online, die Freundschaft des Lebens zu sehen, muss auf Dauer sehr wehtun und ist für sie aufgrund ihrer psychischen Lage nicht zu verstehen. Elizabeth Olsen spiegelt in der Rolle von Taylor abseits mancher überflüssiger Szenen und Dialoge ein klassisches Influencer-Model mit einer Tonne an Werbeverträgen zu sämtlichen Produkten dar und lässt es sehr authentisch auf uns wirken. Im Film kristallisiert sich bereits schnell heraus, dass beide Damen mit ihrem Smartphone viel zu viel Zeit verbringen und auch Taylors Fassade nicht so echt ist, wie es scheint.

Blu-ray Details

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© Universum Film

  • Label: Universum Spielfilm
  • VÖ: 20.04.2018
  • FSK: Ab 12 Jahren freigegeben
  • Laufzeit: ca. 98 Min.
  • Bildformat: 2,40:1 (1080p/24)
  • Tonformat: DTS-HD 5.1 MA
  • Sprachen: Deutsch, Englisch
  • Untertitel: Deutsch
  • Extras   : Deleted Scenes mit Audiokommentar
  • Verpackung: Amaray
  • Anzahl Discs: 1

Fazit

Ingrid Goes West zeigt uns nahezu perfekt auf, zu was Instagram und Co. in den Händen psychisch labiler Menschen, aber auch Personen mit einem hohen Bekanntheits- und Erfolgsdrang führen kann. Auf beiden Seiten kommt hierbei nichts Gutes heraus. Während der Film auf der einen Seite eine ernste und sogar dramatische Geschichte erzählt, wird dieses zum späteren Zeitpunkt leider mit zu vielen lustigen und fragwürdigen Szenen von Taylor aus negativer Sicht beeinflusst. Während Ingrids Szenen, in denen wir lachen müssen noch für einen sympathischen und stimmigen Humor sorgen, hätte der restliche Film eine Spur mehr Ernsthaftigkeit vertragen dürfen. Die Grundlagen hierfür wären definitiv vorhanden gewesen und hätten mit dieser durchaus passenden Besetzung perfekt umgesetzt werden können. Dennoch ist Ingrid Goes West trotz allem ein sehr unterhaltsamer Streifen, welcher mich überwiegend überzeugen konnte. Wer es dann doch lieber ernster, aber auch gruseliger haben möchte, sollte sich passend zum Social-Media-Thema den Film Unfriend ansehen.

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