12. Mai 2019

Shin Chan – Die neuen Folgen – Volume 1 (Animekritik)

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Shin-Chan wurde 1990 erstmals als Manga des inzwischen verstorbenen Zeichners Yoshito Usui veröffentlicht und die Anime-Umsetzung beläuft sich auf derweil rund 1.000 Episoden. Zusätzlich existieren mehrere Spin-Offs, über 80 Specials und satte 27 Kinofilme, sodass die Serie auch nach dem Tod Usuis erfolgreich weitergeführt wird.

Inhalt

Shin-Chan ist ein fünfjähriger japanischer Junge und die Personifikation eines vorlauten Satanbratens.  Er weiß nur zu genau, wie er seine Mitmenschen – speziell seine Eltern und seine Lehrerin – in den Wahnsinn treibt und das teilweise nicht einmal absichtlich. Als frühreifer Schürzenjäger rennt er jeder hübschen erwachsenen Frau hinterher, platzt taktlos in die unpassendsten Situationen seiner Freunde hinein und verliert schnell das Interesse an langweiligen Beschäftigungen wie Aufräumen oder Lernen – da ist ein schwungvoller Popo-Tanz doch stets willkommen!

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Volume 1 hält 21 der rund 8-minütigen Episoden bereit und bietet damit annähernd drei Stunden wundervolle, einfach gestrickte Unterhaltung. Alles fängt damit an, dass Shin-Chan sich bei seiner Mutter darüber beschwert, dass er immer Ärger für alles bekommt und im Haushalt helfen muss, während Hund Lucky den Tag genießen kann. Kurz entschlossen schlüpft er in ein Hundekostüm und tauscht für einen Tag die Rollen – aber selbstverständlich nur solange es ihm nutzt… Darüber hinaus lockt er einen scheinheiligen Geschäftsmann aus der Reserve, der leichtgläubige Mütter ausnehmen möchte, erstellt einen Domino Day-Kurs mit allem, das er im Haus findet oder berät seine Lehrerinnen beim Bikini-Kauf – und spielt sie dabei selbstverständlich gekonnt gegeneinander aus. Auch fällt es ihm nicht schwer seinen Vater zu einem Helfen-im-Haushalt-Photoshooting zu überreden, bei dem man den Unterwäschekalender seiner Lieblingsmoderatorin gewinnen kann oder ihn beim sonntäglichen Angelausflug in den Schatten zu stellen. Beim Wettkampf um die Vorherrschaft auf dem Fußballplatz stellt er die höchst sportlichen Qualitäten seiner Pobacken unter Beweis und Zuhause übernimmt er für einen Abend die Kontrolle in der Küche – natürlich zum Leidwesen seiner Mutter. Weitere Mini-Abenteuer folgen, in denen der kleine Rotzlöffel auf dem Bauernhof in einen Kartoffelausgrab-Wahn verfällt, um von der Erntehelferin mit Streicheleinheiten belohnt zu werden, seine Spielzeuge in eine neue Kiste umziehen lassen muss oder den äußerst seltenen fünften Satz seiner neuen sprechenden Actionfigur hören will.

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Look & Intro

Wer Shin-Chan noch von seiner Zeit im Nachmittagsprogramm von RTL II kennt, der weiß, dass er alles andere als optische Schönheit zu erwarten hat. Shin-Chan ist ein Gag-Manga, bzw. -Anime und wird dadurch genre-typisch bewusst äußerst simpel und fast schon betont schlecht gezeichnet. An den Konturen der meisten Köpfe sieht man häufig anstelle von sauberen Linien geradezu provokante Schlangenlinien und das ist okay – schließlich ist es beinahe an und für sich lustig, dass es so etwas überhaupt ins Fernsehen schafft. Das Intro aus der RTL II-Zeit – neben „Leb deinen Traum“ der ersten Digimon-Staffel totsicher das peppigste Anime-Intro der 90er („Shin-Chan! Looking for trouble he’s your man! Say HEY HEY, Shin-Chan…“) – wurde leider nicht für die neuen Folgen übernommen, sondern durch einen wirklich fürchterlichen japanischen ersetzt, der aber glücklicherweise nur ein Mal zu Beginn der Volume läuft, die dann nahtlos von Folge zu Folge springt und einem eine Wiederholung erspart.

Fazit

Ich habe den kleinen Teufelskerl tatsächlich vermisst, der in meiner Kindheit einen festen Stellenwert genoss, dann über die Jahre aber im Schatten von anderen Animes wie One Piece, Naruto, Pokémon & Co. beinahe in Vergessenheit geriet – einzig seine markante dreckige Lache platzte alle Jahre wieder mal einfach so aus mir heraus und wurde selbstredend von den dazu passenden Wurmbewegungen beider Arme begleitet. Schön, dass die Serie auch nach dem Tod des Erfinders weitergeführt werden kann und mit seiner ganz eigenen Art Freude bereitet. Ich kann auch zwanzig Jahre später noch über die skurrilen Situationen und Story-Ideen lachen, über Shin-Chans eigene Versionen von „Erwachsenenwörtern“, über seine unbekümmerten Flirtversuche gegenüber erwachsenen Frauen und den Wahnsinn, in den er speziell seine Mutter immer treibt. Vielleicht kann ich mich sogar ein wenig mit ihm identifizieren, weil auch ich immer ein ziemlich freches Balg war und mir in meiner Langeweile die abenteuerlichsten Beschäftigungen ausgedacht habe. Der Humor hat sicher nicht das Sozialkritik- und Fäkalniveau von South Park, ist aber definitiv nicht umsonst mit einem FSK 12-Siegel versehen – bei einer Serie über einen Fünfjährigen wohl gemerkt. Wer seinen Tag (bzw. bei fast drei Stunden vielleicht sogar gleich mehrere Tage) also mit simplen aber unheimlich sympathischen Späßen aufhellen möchte, sollte hier definitiv einen Blick hineinwerfen. Die nächsten drei Volumes sind bei polyband auch bereits angekündigt.

Shin Chan - Die neuen Folgen - Volume 1

8.5

Wertung

8.5/10

Folgende Folgen sind in Volume 1 enthalten:

Was für ein Hundeleben! | Vorschultheater | Ein lecker Domino-Effekt | Bikinis machen Leute | Die „Nein, nein, nein!-Taktik“ | LED tut nicht weh! | Shin chan vor, noch ein Tor! Teil 1 & 2 | Konferenzsaal gesucht! | Wir promoten einen Star | Was hat Bo denn? | Das Abendessen überlass mir! | Wir üben für unsere Aufführung | Himawari hat Schiss | Heute ernten wir Kartoffeln | Scharfe Zunge kommt gut an | Das Schulfest | Action Mask, rette mich! | Mission Jutebeutel | Der Spielzeug-Umzug | Mit Papa an der Küste angeln

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