21. Mai 2025

The Last of Us – Zwischen künstlerischer Exzellenz und digitalem Fehlverhalten

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Mit The Last of Us hat HBO nicht nur eine der eindrucksvollsten Videospieladaptionen der letzten Jahre auf den Bildschirm gebracht – die Serie ist ein Paradebeispiel dafür, wie tiefgründiges Storytelling, brillante Inszenierung und fesselnde Schauspielleistung zusammenspielen können. Im Zentrum dieser postapokalyptischen Erzählung stehen Pedro Pascal als Joel und Bella Ramsey als Ellie – ein Duo, das die emotionale Wucht der Geschichte mit einer bemerkenswerten Authentizität trägt.

Pedro Pascal liefert in der Rolle des Joel eine darstellerische Leistung ab, die weit über die typische „grimmige Vaterfigur“ hinausgeht. Sein Joel ist traumatisiert, innerlich zerrissen, gleichzeitig stoisch und zutiefst menschlich. Pascal gelingt es, die innere Zerrissenheit dieses Charakters mit einer leisen Intensität zu vermitteln, die selten aufdringlich, aber stets spürbar ist. Seine Interaktionen mit Ellie – voller Spannung, Sarkasmus und schließlich Zuneigung – sind das emotionale Rückgrat der Serie.

Doch es ist Bella Ramsey, die der Serie ihre wahre Seele verleiht. Ihre Darstellung der Ellie ist nicht nur mutig, verletzlich und klug – sie ist zutiefst glaubwürdig. Ramsey fängt Ellies Überlebenswillen und ihre jugendliche Widerspenstigkeit genauso überzeugend ein wie ihre traumatischen Erfahrungen und ihre tiefe Sehnsucht nach Nähe in einer Welt, die kaum noch Menschlichkeit kennt. Ihre Performance ist nuanciert, schmerzhaft ehrlich und stellt alle in den Schatten, die meinten, eine „Videospielgenauigkeit“ wäre wichtiger als Schauspielkunst.

Gerade deshalb ist es besonders bitter zu sehen, wie sich im Netz zahlreiche Stimmen daran stören, dass Bella Ramsey nicht einem oberflächlichen Schönheitsideal entspricht. Was als Castingentscheidung gefeiert werden sollte – mutig, glaubwürdig, mit Fokus auf Talent statt auf Konformität – wurde von Teilen des Internets mit Spott und Häme begegnet.

Dass Memes und hämische Kommentare über Ramseys Aussehen verbreitet wurden, ist nicht nur geschmacklos, sondern ein Spiegelbild eines oberflächlichen Schönheitskults, der künstlerische Integrität untergräbt. Dabei zeigt gerade Ramseys Leistung, wie irrelevant Äußerlichkeiten sein sollten, wenn es um echtes Schauspiel geht. Ihr Ellie ist lebendig, kraftvoll und erschütternd real – mehr, als es jede bloße „Lookalike“-Besetzung je hätte leisten können.

The Last of Us ist in vielerlei Hinsicht eine Meisterklasse – nicht nur in Sachen Adaption, sondern auch in Sachen Empathie, Charaktertiefe und darstellerischer Brillanz. Es bleibt zu hoffen, dass der Applaus für Ramseys Leistung langfristig lauter wird als das digitale Mobbing – denn wer so viel Talent zeigt, verdient Respekt, nicht Häme.

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