So, da ich mit diesem Review echt spät dran bin und die meisten von euch den Film wahrscheinlich sogar schon gesehen haben, komme ich direkt zum Punkt, zieh die Sache von hinten auf und Beginne mit dem Fazit. Ist The Visit ein guter Streifen? Nein. Ist es Shyamalans große Rückkehr zur eigenen Klasse, die er vor vielen Jahren mit The Sixth Sense erreicht hat? Großer Gott, nein! Um genau zu sein, handelt es sich hierbei um so ziemlich die Sorte Film, die im Supermarkt um die Ecke im Pappaufsteller vor dem Kassenband stehen und die man irgendwann für ’nen Fünfer mitnimmt, weil man noch von gestern auskatert, oder das Wetter zu mies für einen Gang ins Kino ist, aber das muss ja auch nicht zwangsläufig das Schlechteste sein.

[pullquote align=“left“ cite=““ link=““ color=“#2b79d4″ class=““ size=““]The Visit zieht seinen Reiz zum Großteil aus dem Unvorhersehbaren.[/pullquote]

Als die Presseeinladung ins Haus flatterte, musste ich erst einmal laut auflachen, da ich, wie wohl mittlerweile die Meisten, den Namen M. Night Shyamalan eher mit Übergurken, von denen selbst ein Uwe Boll beschämt das Gesicht abwenden würde, wie The Happening, After Earth oder dem unsäglichen The Last Airbender in Verbindung bringe. Der Mann hat inzwischen einen wirklich schweren Stand, was im Kinosaal einige Kollegen untermauerten, indem sie selbst in den unpassendsten Momenten losprusteten, wie zugedröhnte Kichererbsen. Aber Humor ist ja bekanntlich ein Streitthema. The Visit als Horrorkomödie zu bezeichnen finde ich allerdings genauso holprig, als würde man dem Texas Chainsaw Massacre den Stempel Road Movie aufdrücken. Einige Lacher hat man wohl zu bieten, was jedoch eher einem gewissen Overacting der Darsteller, statt tatsächlichen Gags geschuldet ist.

Was die Story angeht, kommt die natürlich nicht ohne die typischen shyamalanischen Twists aus, die zum Glück diesmal weniger hanebüchen daherkommen, als es noch im oben erwähnten Happening oder The Village der Fall war. Aus Spoiler-Gründen hier die Kurzform, da The Visit, wen wundert’s, seinen Reiz zum Großteil aus dem Unvorhersehbaren zieht.

Im Mittelpunkt steht das Geschwisterpaar Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould), deren Mutter (Kathryn Hahn) die beiden für die Dauer einer Kreuzfahrt bei ihren Großeltern (Deanna Dunagan und Peter McRobbie) ablädt. Recht schnell bemerken die Kids allerdings, dass Oma und Opa nicht ganz die rüstigen Knuddel-Rentner sind, die sie zu Beginn zu sein scheinen. Was anfangs noch unter Alterserscheinungen abgetan werden kann, entwickelt sich schnell zur echten Gefahr.

Was dem ganzen Film anhaftet, ist eine sehr souveräne Machart. Fast, als ob der Kopf dahinter seinen Frieden mit sich geschlossen hätte. Was bei The Happening noch verkrampft wirkte, da man unbedingt abliefern wollte, scheint hier getreu dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert…“ verlaufen zu sein. Befreit von Erwartungshaltungen bedient man sich aus der Grabbelkiste filmischer Ideen der letzten 10-15 Jahre und sogar darüber hinaus. Von der Shaky-Cam, über das ständige verwenden moderner Kommunikationsmittel wie Skype bis zum vorpubertären Freestyle Rapper wurde hier echt alles verwurstet, allerdings auf so sympathische Weise, dass man manchen Ausrutscher milde verzeiht.

Einen Gefallen getan hat man sich wohl auch mit seiner Schauspielerriege, die sich fast ausnahmslos aus unbekannten Gesichtern zusammensetzt. Allesamt spielen ihre Rollen gut oder zumindest zweckdienlich, aber deutlich drüber, was der sehr speziellen Atmosphäre gut zu Gesicht steht. Besonders glänzen dürfen hier die Kinderdarsteller. Vor allem Ed Oxenbould macht seine Sache super, da die Rolle des Tyler sehr leicht zur Nervensäge hätte verkommen können.

Fazit

Unterm Strich ist The Visit ein im besten Sinne durchschnittlicher Film. Nichts worauf die Welt gewartet hat, aber auch kein Totalausfall und wahrscheinlich für seinen Macher wichtiger, als für den Zuschauer. Solltet ihr skeptisch sein und euch das Geld fürs Kino sparen wollen, denkt vielleicht in ’nem halben Jahr nochmal kurz darüber nach, wenn ihr an der Supermarktkasse steht und euch langweilig ist. Als kleine Entschuldigung für verbockte Filmsünden langt er allemal.

(Vielen Dank an Nicky Ramone)

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Pan

15. Oktober 2015 0
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