21. Mai 2025

Until Dawn – Ein Schatten seines digitalen Vorbilds

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Mit Until Dawn wagt sich ein weiterer Horrorfilm an die Verfilmung eines beliebten Videospiels – und leider reiht er sich in die lange Liste jener Adaptionen ein, die ihre Vorlage nicht wirklich verstanden haben. Was im Spiel durch Entscheidungsfreiheit, Atmosphäre und psychologischen Horror überzeugte, verkommt hier zu einer Aneinanderreihung billiger Jumpscares und klischeehafter Horrormomente.

Die Handlung folgt grob der bekannten Prämisse: Eine Gruppe Jugendlicher reist in eine abgelegene Berghütte, wo sich bald mysteriöse und tödliche Ereignisse abspielen. Doch anders als im Spiel, das durch seine interaktive Erzählweise und moralischen Entscheidungen punktete, bietet der Film kaum Tiefe oder echte Spannung. Charaktere wirken eindimensional, ihre Entscheidungen oft unlogisch – was beim Spiel durch den Spieler gesteuert wurde, ist hier dem Drehbuch überlassen und wirkt dadurch fremdgesteuert und konstruiert.

Besonders enttäuschend ist, dass der Film den psychologischen Horror des Spiels komplett über Bord wirft. Statt schleichender Beklemmung setzt Until Dawn auf eine pausenlose Abfolge von Jumpscares, die spätestens nach der dritten Wiederholung ihre Wirkung verlieren. Atmosphärischer Aufbau? Fehlanzeige. Stattdessen regiert das laute Knallen und plötzliche Auftauchen von Figuren aus dem Nichts.

Auch Fans des Spiels werden sich schwer damit tun, Parallelen zur Vorlage zu ziehen – zu stark wurde von der Storyline abgewichen, zu wenig wird von der Spielmechanik oder der Identität des Originals übernommen. Es wirkt fast, als hätte man nur den Namen übernommen, um Aufmerksamkeit zu generieren, ohne sich wirklich mit dem Stoff auseinanderzusetzen.

Technisch ist der Film solide gemacht: Kameraarbeit und Effekte sind in Ordnung, und das Setting transportiert zumindest optisch die verschneite Isolation. Doch das reicht nicht, um die inhaltlichen Schwächen zu kaschieren.

Fazit:
Until Dawn verpasst die Chance, das spannende Konzept des Spiels filmisch zu adaptieren, und begnügt sich stattdessen mit oberflächlichem Horror von der Stange. Für Fans der Vorlage ist das Resultat enttäuschend, für Horrorfans immerhin durchschnittliche Unterhaltung – wenn man keine allzu hohen Ansprüche stellt.

1 Comment
  • Eine ausgesprochen treffende und differenzierte Kritik! Besonders gelungen finde ich, wie du den Kontrast zwischen dem interaktiven Erlebnis des Spiels und der eher passiven, oberflächlichen Umsetzung im Film herausarbeitest. Deine Analyse zeigt klar auf, warum der Film die Essenz der Vorlage verfehlt – ohne dabei unfair zu sein. Auch der Hinweis auf die solide technische Umsetzung wirkt ausgewogen und rundet das Gesamtbild gut ab. Danke für diesen klugen Beitrag – gerade für Fans des Spiels ist es hilfreich zu wissen, worauf man sich hier (nicht) einlässt!

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