23. November 2019

Death Stranding im Test

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Seit Ankündigung von Hideo Kojimas Death Stranding, welches sein erstes Spiel nach der Trennung von Konami werden sollte, wurden lange Zeit sehr wenige Informationen rund um das Spiel preisgegeben. Die letzten Wochen und Monate wiederum folgte ein Trailer und eine Präsentation nach der nächsten, um die Werbetrommel ordentlich anzukurbeln und einen großen Schatten über andere AAA-Titel zu werfen. Habt ihr wie in den Jahren zuvor besonders viel vom neuen Modern Warfare mitbekommen? Jap, ich ebenfalls nicht. Und trotzdem war mir persönlich, bis ich das Spiel endlich spielen konnte nicht klar, was genau mich erwarten würde.

In meinem Test werde ich weder spoilern, noch zu viel von der Story und dem Spiel vorwegnehmen, um euch die beste Spielerfahrung zu ermöglichen. Und diese wird in Death Stranding umso besser, wenn ihr so wenig wie möglich vorab erfahren habt.

Die Menschheit vor dem Aussterben bewahren

In Death Stranding schlüpft ihr in die Rolle von Sam Porter Bridges, verkörpert von Norman Reedus (dem sympathischen Typen mit der Armbrust aus The Walking Dead), der für die United Cities of America als Paketbote einer zusammengebrochenen Welt und Zivilisation notwendige Waren und Güter von A nach B transportiert. Ziel ist es, die Menschen wieder miteinander zu verbinden und vor dem Aussterben zu bewahren, während sich euch große, übernatürliche Gefahren in den Weg stellen. Death Stranding ist der realen Welt, in der wir leben zudem sehr ähnlich, da Kojima beispielsweise die Probleme der USA und der allgemeinen Gesellschaft in sein Spiel integriert und intelligent umgesetzt hat.

Aus Spiel wird Film und andersherum

Durch den Einsatz von vielen Zwischensequenzen und der Rollenbesetzung durch echte Schauspieler und Berühmtheiten wirkt Death Stranding zudem wie eine Fusion zwischen Videospiel und Film, die es in dieser Form und Menge vorher noch nicht gegeben hat. Neben Norman Reedus werdet ihr während des Spielens beispielsweise auf Mads Mikkelsen (Hannibal), Léa Seydoux (Inglourious Basterds) oder sogar die Filmregisseure Guillermo del Toro (Shape of Water) und Nicolas Winding Refn (Drive) treffen. Dies ist außerdem nur eine kleine genannte Auswahl. Death Stranding hat auch auf darstellerischer Hinsicht einige Überraschungen für euch parat.

Paketzusteller mit Hindernissen

Als Paketzusteller, der sich zuzüglich um die Kommunikation der Menschheit kümmert, ist es einerseits eure Aufgabe wichtige Gegenstände und Güter auszuliefern und andererseits den Empfänger der ausgelieferten Ware durch Sam an das sogenannte chirale Netzwerk anzuschließen. Die Wege die ihr hierbei oftmals zu Fuß, später jedoch auch durch die Hilfe eines Motorrads zurücklegt, werden euch durch übernatürliche Kreaturen und Feinde erschwert. Diesen könnt ihr schleichend ausweichen, oder gegen sie in den Kampf treten. Ich persönlich würde ersteres empfehlen, obwohl die Waffenauswahl beim Kämpfen mit durch Sam’s Ausscheidungen oder Blut hergestellten Granaten sehr abgedreht und gleichzeitig cool ist. Im späteren Verlauf des Spiels stehen euch jedoch noch weitere, vor allem tödliche Waffen zur Verfügung. In brenzlichen Situationen können euch jedoch alle Waffentypen den Arsch und vor allem eure Pakete und das „BB“ retten. Zur Stärkung nutzt ihr Cryptobioten (Insekten) und Monster Energy Drinks – komplett lizenziert und in offizieller Verpackung.

Die gute alte Stapeltechnik

Nicht nur Gegner warten mit Problemen auf euch, sondern auch die Verrichtung eurer Arbeit an sich. Ihr benötigt zur Auslieferung der Güter nämlich genügend Ausrüstung, um längere Zeit in verschiedensten Gebieten unterwegs zu sein und gegebenenfalls Flüsse und Berge zu überqueren. Und als würde diese nicht schon genügend Platz einnehmen, sollen zuzüglich auch noch die Pakete an Sams Körper einen Platz finden. Also wird er am Rücken, den Armen und Beinen beladen, bis kein freier Platz mehr zu finden ist und der Turm aus Paketen in die Höhe schießt, bis das Maximalgewicht erreicht ist. Je schwerer die Beladung, desto größere Beschwerden wird Sam beim Transport feststellen müssen. Hinzu kommt das Halten vom Gleichgewicht, welches auf diese Weise gar nicht so leicht sein wird und oftmals mit einem Sturz und dem Herunterfallen der Ware enden kann. Mit einem Reparaturspray im Gepäck sollte dies kein Problem darstellen, eure Kunden erwarten jedoch einen guten Zustand der Pakete, der mit all den Gefahren im Spiel nicht immer zu gewährleisten ist. Des weiteren könnt ihr unter anderem Briefkästen, Generatoren oder auch Wachtürme mit gesammelten Gütern errichten, um euch und anderen Spielern einen Vorteil zu verschaffen. Hierzu später mehr.

Weinen und Lachen aus dem Controller

Das sogenannte „BB“ befindet sich in einem besonderen Behälter, welcher eine Fruchtblase simulieren soll und an Sams Ausrüstung befestigt ist. Hierbei handelt es sich um einen Fötus dessen Mutter zwar lebt, jedoch hirntot ist. Dies ist aber noch nicht alles – das „BB“ hat außerdem eine besondere Verbindung zu dieser und warnt uns vor Gefahren durch „BTs“ oder „GDs“ – an die vergebenen Namen im Spiel werdet ihr euch schneller gewöhnen, als man vorab denken könnte, keine Sorge. Auch das Babygeschrei- und Lachen aus dem PS4-Controller ist zwar Kojima-typisch abgedreht, geht nach kurzer Zeit jedoch so in euch über, dass ihr direkt die Taste drücken werdet, um das „BB“ zu beruhigen und wieder an Sams Körper zu befestigen.

Ihr seid nicht allein

Trotz der überwiegend sehr kühlen und leeren Spielwelt fühlt ihr euch als Spieler in Death Stranding niemals allein. Dies liegt vor allem am indirekten Multiplayer-Modus, den das Spiel bietet. Ihr könnt auf von anderen Spielern erstellte Leitern, Kletterseile, Briefkästen uvm. zugreifen und diese ebenfalls nutzen. Zur Kommunikation dienen verschiedenste Schilder, die stark an die Online-Botschaften aus den Souls-Spielen erinnern. So könnt ihr mit einem passend gesetzten Schild vor Gefahren warnen oder den Weg leiten und euch selbstverständlich auch selbst von ihnen leiten lassen. Für jedes genutzte Objekt gebt ihr automatisch einen Like oder könnt sie manuell vergeben. Die Anwesenheit anderer Spieler spürt ihr während des Spielens an vielen Stellen und fühlt euch nie allein. Zudem ist es möglich, verlorene Pakete anderer Spieler aufzuheben und für sie auszuliefern.

Permanente Monotonie?

Trotz der anfänglich sehr langen monotonen Spielmechaniken und den zum Start sehr eintönigen Settings fühlt sich das Ausliefern der Pakete und Kümmern ums „BB“ nicht überflüssig an. Als Spieler wird einem das Gefühl übermittelt hierdurch die „Welt zu retten“ und die Menschheit endlich wieder miteinander zu verbinden. Ihr erhaltet eine Aufgabe, die ihr gewissenhaft ausführen wollt, egal wie steinig und zäh, das Geschehene im Spiel und im Gameplay auch sein mag. In meinen Augen nahm das Spiel erst nach etwa der Hälfte der Spielzeit richtig Fahrt auf – und wir reden hierbei von einer Gesamtspielzeit von ca. 50 Stunden, je nachdem um wie viele optionale Aufgaben ihr euch kümmert und wie gut ihr vorankommt. Den einen mag dies abschrecken, den anderen wiederum hellauf begeistern. Belohnt werden die, die durchhalten mit abgedrehten Momenten und Twists, die sich nur ein Hideo Kojima traut, in seinen Spielen einzubauen.

Optisches Meisterwerk

Grafisch ist Death Stranding definitiv ganz oben auf der PS4-Rangliste angesiedelt. Durch das Motion-Capturing der realen Darsteller in Verbindung mit der Decima Engine, welche bereits für Horizon: Zero Dawn oder auch Until Dawn eingesetzt worden ist, wirkt es oftmals wie ein Kinofilm, den man gerade mit einer Tüte Popcorn und einer Coke im Getränkehalter genießt, während nach einer längeren Zwischensequenz wieder ein Gameplaypart auf einen wartet. Auch diese sind optisch sehr ansehnlich und wissen zu überzeugen. Ich bin kein Fan vom Nennen von Framerateraten und dem auseinanderdiskutieren der Technik eines Spiels, kann euch aber mitteilen, dass Death Stranding auf meiner PS4-Slim nicht nur wunderbar aussah, sondern permanent flüssig lief und ich keinen einzigen Absturz oder Freeze verzeichnen konnte.

Fazit

Death Stranding zu empfehlen oder nicht zu empfehlen, ist eine nahezu unmögliche Aufgabe. Ich, als großer Kojima- und Metal-Gear-Fan hatte über lange Strecken des Spiels hinweg Probleme am Ball zu bleiben und mich durch die ersten 10-15 Stunden des Spiels zu boxen. Sehr viele Spieler werden an dieser Stelle bereits aufgegeben haben und die verrücktesten und wichtigsten Inhalte des Spiels niemals zu Gesicht bekommen. Andere sind wiederum von Beginn an begeistert und fühlen sich schon ab der ersten Sekunde in den Death-Stranding-Bann gezogen. Grafisch und in Bezug auf das Motion Capturing, sowie die vielen Gimmicks und Ideen im Spiel ist es ein absolutes Meisterwerk. Beim Gameplay und dem Spielfluss hat es jedoch große Schwächen, die mich oftmals zweifeln ließen, ob Death Stranding als Film nicht besser aufgehoben gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ist Death Stranding ein sehr interessanter Titel, den Liebhaber von Videospielen zumindest mal ausprobiert haben sollten, denn ein Spiel dieser Art hat es bisher noch nicht gegeben und wird in dieser Form zu großer Wahrscheinlichkeit noch sehr lange einzigartig bleiben.

Derzeit ist Death Stranding nur für die PS4 erhältlich, wird ab Sommer 2020 jedoch auch auf dem PC spielbar sein.

Death Stranding

8.2

Wertung

8.2/10
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