31. Dezember 2013

Assassin’s Creed Black Flag

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Jeder neue Assasin’s Creed Teil wartet selbstredend auch mit einem neuen Hauptcharakter auf und natürlich bildet hier auch Black Flag keine Ausnahme. Nachdem wir uns schon durch verschiedenste Epochen geturnt haben, sind wir jetzt im goldenen Zeitalter der Piraterie angelangt. Unser Protagonist mag zwar Edward heißen, aber – glücklicherweise?! – haben wir es nicht mit einem zur See fahrenden Blutsauger zu tun.

Dieser Edward hingegen war einst ein redlicher Mann, der aber mit seiner finanziellen Situation haderte. Um sich und auch seiner Frau Caroline eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schlägt er den Weg ein, den schon viele vor ihm in ähnlicher Ausgangssituation beschritten haben – er gerät auf die schiefe Bahn. Aber nicht vergessen: Wir schreiben das Jahr 1715! Statt sich mit Gangsterrap und dem Handel und Vertrieb von Badesalzen über Wasser zu halten, macht er das Wasser zu seinen Jagdgründen – Edward beginnt eine Karriere als Schrecken der Meere und wird alsbald zum berühmt-berüchtigten Pirat.

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Relativ zu Beginn der Geschichte gelangt er dann auch in den Besitz eines eigenen Schiffes, der Jackdaw, welche ihm im Laufe der Handlung nicht nur gute Dienste leisten wird, sondern auch ständig verbessert und ausgebaut werden kann.

Natürlich ist so ein Piratenschiff immer nur so gut wie die Crew, die es steuert – auch hier hat unser Held Glück gehabt. Der illustre Haufen, der mit ihm zur See fährt ist dabei nicht nur fähig, sondern auch recht unterhaltsam. Die verschiedenen Freunde die Edward auf seiner Reise begleiten sind in ihrem Wesen sehr unterschiedlich, doch alle haben in irgendeiner Weise etwas liebenswertes an sich: Sei es nun James Kidd, der unter einer leichten Identitäsfindungsproblematik leidet, oder der exzentrische und gleichzeitig unterhaltsame Blackbeard – sie alle schaffen es irgendwie, das aufzufangen, was der Story sonst fehlt.

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Zum einen liegt das Problem an den Gegenspielers unseres plündernden Piraten: Aufgrund ihrer Kurzlebigkeit kristallisiert sich nicht klar ein Nemesis heraus; sobald einer der Fieslinge anfängt an Farbe zu gewinnen, wird er auch gleich wieder abgemurkst. So kommt es, dass keiner der zahlreichen Antagonisten wirklich interessant wird und es fehlt die persönliche Note, weshalb genau Edward nun gegen sie vorgeht. Denn – das brauch man ja nicht schön reden – eigentlich geht es ihm nur um das Geld.

Unter der Prämisse, dass er ursprünglich zur Mehrung dieses ausgezogen war, scheint dieser Kritikpunkt zunächst ein bisschen widersinnig, aber zumindest eingefleischte Assassins Creed-Fans werden wissen, was gemeint ist. Denn auch wenn wir uns einen Großteil der Spielzeit auf den wankenden Planken eines Piratenschiffes befinden, so sollte es doch primär um das gehen, was uns schon der Titel suggeriert: Assassinen. Und eben diese Verbindung herzustellen, gelingt Black Flag nicht so gut wie seinem direkten Vorgänger – statt im Sinne der Assassinengilde zu agieren, scheint Edward seinen Status nur zu nutzen, um daraus größtmöglichen Profit zu schlagen.

Mit dieser eher mauen Motivation fällt es dann auch schwer, eine wirkliche Verbindung zu unserem Protagonisten herzustellen; er bleibt während des ganzen Spiels eher blass, wenn auch das Finale uns dann zum Ende hin doch einen befriedigenden Abschluss bietet.

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Einen neuen Weg geht man jedoch mit den Spielabschnitten, die im Hier und Jetzt spielen: Statt Desmond spielen wir nun einen neuen Charakter, der Angestellter eines unter der Leitung von Abstergo stehenden Unterhaltungskonzerns ist und der damit betraut wurde, die spannendsten Abschnitte in Edwards Leben ausfindig zu machen, so dass eben diese dann am Ende in nacherlebbare Szenen für die Kunden verarbeitet werden können. Die Spielpassagen in der Gegenwart sind nun aber deutlich seltener als noch im vorangegangenen Teil und die Momente, in denen ihr völlig unvermittelt aus dem Spielgeschehen gerissen werdet, sind somit auch weniger breit gestreut. Ganz findige Spieler bemerken beim Start des Spiels sogar, dass im Vorspann das „Abstergo-Entertainment“-Logo eingeblendet wird – bei genauem Hinsehen finden sich im Verlauf des Spiels noch mehrere versteckte Anspielungen sowohl auf die von Templern geführte Scheinfirma als auch auf die schon veröffentlichen Assassin’s Creed-Teile.

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Die Umgebung, die wir in „Black Flag“ erkunden können, wirkt ein bisschen als turne man durch eine Katalog im Reisebüro – alles sieht wundervoll aus und das türkis schimmernde Wasser lädt zum Planschen ein. Zumindest solang keiner der doch recht beeindruckenden Haie grade durch die Tiefe gleitet..

Die Weitsicht die wir von den verschiedenen Aussichtspunkten genießen können ist nicht nur wegen der Umgebung schön – auch durch ordentliche Texturen wird das Ganze zum wahren Vergnügen. Abgesehen von kleineren Bildrateneinbrüchen gibt es optisch nicht viel zu bemängeln.

A propos „Aussichtspunkte“: Diese sind zahlreich und überall verteilt – abgesehen von einem Blick auf die fantastische Kulisse schalten diese praktischerweise auch gleich noch Schnellreisepunkte frei, die das Fortkommen innerhalb der Spielwelt bedeutend einfacher machen.

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Obwohl man der Welt von „Black Flag“ ihre Weitläufigkeit nicht absprechen kann, so gibt es im Vergleich zu vorangegangenen Teilen der Serie doch einige Abstriche: Während Havanna und Kingston noch als Städte durchgehen, ist Nassau doch eher ein größeres Dorf. An sich natürlich nicht weiter schlimm und innerhalb der Geschichte auch durchaus korrekt, aber im Vergleich zu den Szenerien, die wir in älteren Assassins Creed-Titeln genießen durften, wirkt das alles eher unspektakulär. Dennoch schafft es die umliegende Natur uns zu begeistern – vermutlich kann man eben einfach nicht alles gleichzeitig haben..

Sind wir dann im wundervoll anzusehenden Urwald unterwegs, gibt es natürlich auch wieder einige Tiere, die wir jagen können, um aus ihnen beispielsweise Pfeile, Holster oder sonstige Ausrüstungsgegenstände herzustellen. Soweit, so bekannt – neu ist allerdings, dass wir auch zu Wasser auf die Jagd gehen können. In einem kleinen Ruderboot setzt ihr so zum Beispiel Haien oder sogar Walen nach und erlegt diese mit der Harpune.

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Beim generellen Kampfsystem allerdings bleibt alles beim Alten: Dank des effektiven Blockens werdet ihr auch mit größeren Gegnerhorden recht einfach fertig und sollte es dann doch einmal bedrohlich werden, könnt ihr immer noch unter Verwendung einer Rauchbombe den batmanmäßigen Abgang proben oder eure Feinde mit Berserkerpfeilen gegeneinander aufhetzen. Einzige Neuerung ist die Möglichkeit, Schusskombinationen einzusetzen, ansonsten bleiben die Entwickler hier lieber bei Altbewährtem.

Neben der offenen Konfrontation ist es auch in diesem Teil immer wieder nötig, Personen unauffällig zu verfolgen, zu jagen oder bestimmte Ziele zu eliminieren – ganz normaler Assassinen-Alltag eben.

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Whiskey here, whiskey there – Whiskey almost everywhere.

Unser Seebär Volker meint:

Sobald ihr ein Schiff euer eigen nennen könnt, beginnt das Piratenleben erst so richtig. Euer Schiff dient euch nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern dient auch dazu die Engländer und Spanier zu plündern.

An der Jackdaw könnt ihr auch alles Aufwerten, was ihr euch vorstellen könnt. Rumpf, Kanonen, Lagerraum und vieles mehr lassen sich verbessern. So habt ihr beispielsweise mehr Kanonen an Board und somit mehr Feuerkraft. Das ganze gibt es natürlich nicht geschenkt – Ressourcen werden auch hier benötigt, und das nicht gerade wenig.

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Holz, Metall und Stoffe lassen sich von feindlichen Schiffen plündern, die ihr Aufwertungen benötigt. Auch Rum und Zucker kann erbeutet werden und an einen Händler weiterverkauft werden. Diese Rohstoffe lassen sich natürlich auch aus vollen Lagern so mancher Städte plündern – das ist meist einfacher und ist dank Schnellreise auch sehr effektiv.

Während ihr über die Meere schippert, trefft ihr nicht nur auf Schiffe die dazu einladen ausgeraubt zu werden, sondern auch auf Wale oder Haie, die ihr dann mit eurem Beiboot jagen könnt. Mit der Haut eines Wals beispielsweise, könnt ihr nämlich auch Upgrades für Edward erwerben.

Ebenfalls könnt ihr Community-Events entdecken, die ihr dann mit euren Freunden teilt. Das sind in der Regel Royale Eskorten, die es zu Plündern lohnt, da diese sehr viel Gold an Board haben oder der Weiße Wal. Beide Community-Events stellen eine Herausforderung dar, wenn man nicht richtig vorbereitet ist – also erst schauen, dann schießen.

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Im Verlauf des Spiels erhaltet ihr außerdem eine Tauchglocke, mit der es Möglich ist, Schiffswracks zu erkunden und dort unter anderem die wichtigen Elite-Upgrades für die Jackdaw zu finden. Aber seid auf der Hut, hier lauern viele Tiere, die euch gern einmal anknabbern wollen.

Soviel zum drumherum – machen wir uns auf den Weg ein Schiff zu entern und zu plündern:

Mehr oder weniger langsam nähern wir uns dem Feind. Wir schauen durch das Fernrohr, um die Schiffsart, Ladung und Stufe auszumachen. Ist es Klug, dass Schiff anzugreifen? Eine Brigg mit Metall an Board – darauf haben wir gewartet, denn wir benötigen Metall, um uns mehr Feuerkraft zu verschaffen. Wir begeben uns in Schussreichweite und bombardieren unseren Gegner mit 2 Schuss aus dem Mörser – das wird ihm schon großen Schaden anrichten. Nun drehen wir bei und lassen das feindliche Schiff unsere Kugeln fressen. Haben die Gegner noch nicht genug? Dann wird es Zeit für unsere Feuerfässer – wenn sie darüber fahren, können sie was erleben!

Die Brigg der Gegner ist manövrierunfähig – Zeit für uns, dass Schiff zu entern! Wir müssen nur den Captain und 10 Mitglieder seiner Besatzung erledigen, damit das Schiff uns gehört – Wir mussten auch schon andere Aufgaben erledigen, um ein Schiff zu entern, manchmal war es schon sehr knapp!

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Ist das Schiff geentert, so laden wir die Fracht auf unser Schiff. Nun haben wir die Wahl. Sollen wir das Schiff Abwracken für zusätzliche Rohstoffe oder sollen wir es in unserer Flotte aufnehmen, damit wir lukrative Aufträge erledigen können? Sucht ihr noch die ultimative Herausforderung? Dann macht euch auf die Jagd auf eines der legendären Schiffe – aber seid gewarnt, der Kampf wird nicht einfach!

Alles in allem hätte man aus dem maritimen Teil von Assassin’s Creed Black Flag schon fast ein eigenes Spiel gestalten können – sehr wahrscheinlich besser als ein Piraten Simulator 2095. Ich persönlich habe die meiste Zeit auf dem Meer verbracht, da dieser Teil einfach so gut designed worden ist, dass er nicht langweilig wird und auch eine gute Herausforderung bietet.

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Fazit

An Assassin’s Creed Black Flag gibt es eigentlich kaum etwas auszusetzen. In der Singleplayerkampagne bekommt Ihr ca. 40 Stunden Spielspass serviert. Ich selbst habe schon das doppelte auf dem Spieletacho, weil ich mich natürlich auch mit den Sammelbaren Objekten beschäftige. Es macht einfach riesig Spass, sich alle Waffen, Rüstungen und Schiffsupgrades nebenher zu befassen. Habe ich mal keine Lust auf meinen Assassinen-Piratenalltag begebe ich mich auf die hohe See und erledige Maritime Missionen oder gehe eine runde tauchen und Schätze bergen. Die Karibik ist einfach wunderschön in Szene gesetzt und die Weitsichtigkeit des Spiels lädt zum verweilen und staunen ein. Die Wettereffekte sind glaubhaft in Szene gesetzt und die raue See erfordert manchmal einen ganzen Seebären in Euch ab. Die Tavernen bieten Euch neben Whiskey auch tolle Folksongs und auch die Shantys hatte ich tagelang im Ohr. Die Synchronsprecher sind sehr gut gewählt, nur leider in der deutschen Version ist die Lippensynchronität asynchron. Dafür leiht Martin Semmelrogge  dem Nebencharakter Calico Jack Rackham seine markante Stimme. Einsteiger finden in die Steuerung prima rein und die erfahrenen Spieler werden nicht ewig lang mit Hilfestellungen und Tutorials genervt. Die Kämpfe sind dynamischer und das Kontersystem geht einfach von der Hand, leider manchmal zu einfach. Wir bekommen viele historische Figuren und Sammelitems geboten, die wir in unserer Animus-Datenbank auch noch einmal genauer anschauen können. Die Speicherpunkte sind absolut fair gesetzt und die Bedienung geht via Gamepad perfekt von der Hand. Die Spielwelt ist riesig und auch frei erkundbar. Ihr wollt nicht ewig reisen? Kein Problem: Habt Ihr einen Ort bereits erkundet, könnt Ihr mittels Schnellreise schnell auf ihn zugreifen ohne tausende Seemeilen abzufahren. Die Assassinen-Schleichmissionen sind natürlich wieder der Hauptkern von Black Flag. Diese sind richtig spannend gemacht und auch die Jackdaw-Missionen können sich sehen lassen. Die Abhör-Missionen sind hingegen recht langweilig, tauchen aber nicht oft auf. Die KI ist nicht die intelligenteste, hat aber gelernt Ihre Bomben richtig und gezielt einzusetzen. Die Gegner versuchen es Euch mit Ihren Manövern nicht so leicht zu machen, vor allem wenn Ihr ein Fremdschiff erobern wollt, jedoch ist dies als Erfahrener Spieler kein Problem, sich den Massen zu stellen. Immer schön mit den Berserker-Pfeilen auf die Scharfschützen zielen und dann das Schauspiel genießen, wie sich das tollwütige Opfer über die eigene Herde hermacht. Wie eben erwähnt erweist sich das Blasrohr als ein taktisch nützliches Untensil und Euer Arsenal kann sich sehen lassen. Fehlen Euch Pfeile? Kein Problem- begebt Euch in Flora und Fauna und geht auf die Jagd! Hier könnt Ihr Affen, Wildschweine, Jaguare etc. erlegen und mit deren Fell neue Kleidungsstücke anfertigen oder Euer Inventar wie z.B. Bombentaschen upgraden. Die Knochen verwendet Ihr dann dafür Pfeile herzustellen. Ist dies nicht von Nöten, tauscht Ihr Ihr Eure Beute gegen Bares ein. Unser Charakter Kenway kommt glaubhaft rüber, auch wenn Ich jetzt z.B. Ezio oder Connor vermisse, bietet die Story im Verlauf clever platzierte Wendungen, auch wenn das Finale von Black Flag eher weniger überraschend ist. Was ich persönlich sehr positiv aufgenommen habe ist, dass Ihr nicht ständig in die Gegenwart-Story geschmissen werdet und dass sich das Verlassen des Animus auf ein Minimum beschränkt. Kurzum: Trotz Setting und nicht tiefgründiger Story, wie zum Beispiel in Asassin’s Creed II, das für mich vom Spaßfaktor her das Beste Assassin’s Creed!

 

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8. Januar 2014 1
1 Comment
  • Lisa 8 Jahren ago

    Sehr schöner Artikel 🙂 (da ich es derzeit ja selbst spiele, kann ich da nur zustimmen)

    P.S.: Alte Artikel auskramen macht Spaß!

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