2. November 2014

Bayonetta 2

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„Bayonetta“ – das temporeiche Hack ’n Slay mit seiner zeigefreudigen Protagonistin konnte sich innerhalb kürzester Zeit eine solide Fanbase aufbauen und ist uns seitdem im Gedächtnis geblieben.

 

Denken wir an das vor nun schon vor 4 Jahren erschienene Game zurück, fallen uns vor allem zwei Schlagworte ein, die den Inhalt und auch die Faszination am Spiel am besten umschreiben: Action und Freizügigkeit. Beides Lockmittel für unzählige potentielle Käufer, doch bei einem Interessenten hätte wohl niemand vermutet, dass diese Attribute überzeugen würden: Nintendo hat sich das Entwicklungsstudio PlatinumGames beiseite genommen und für „Bayonetta 2“ einen Exklusivvertrag ausgehandelt, sodass der seit dem 24. Oktober erhältliche zweite Teil des munteren Gekloppes nur für die Wii U zu haben ist. Fans des ersten Teils schimpften nach Bekanntwerden dieses Deals wie die Rohrspatzen: Nintendo mit seinem weitestgehend familienfreundlichen Programm und…“Bayonetta“? Echt jetzt?

 

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Tatsächlich scheint das nicht zusammen zu passen, doch wie PlatinumGames mehr oder minder deutlich zu verstehen gab, wäre „Bayonetta II“ ohne Nintendos helfende Hand gar nicht zu realisieren gewesen. Entgegen aller Befürchtungen durften wir nun nach eingehendem Test auch feststellen, dass eben diese helfende Hand keinen Weichzeichner über das Spiel gelegt hat – im Gegenteil, „Bayonetta 2“ bleibt sich treu!

 

Und das in jedweder Hinsicht: Am Kampfsystem wurden nur kleine Verbesserungen vorgenommen, während das Grundprinzip aber dasselbe bleibt – unter heftig-hektischem Tastendrücken lassen wir die nymphomane Hexe grazil über den Bildschirm wirbeln und es mangelt nicht an Effekten und zahllosen Kombomöglichkeiten. Neben der Möglichkeit, euren Widersachern erneut mit den Pistolenstilettos oder Bleispritzen einzuheizen, könnt ihr ihnen auch ihre Waffen abnehmen und diese spontan in euer eigenes Waffenarsenal überführen – seien es die güldenen Sensen der Engelsarmee oder ihre Äxte, was auch immer ihr zu fassen bekommt ist fortan euer Eigentum. Und es ist schließlich immer schön, jemanden mit den eigenen Waffen zu schlagen, nicht wahr? In diesem Fall könnte man wohl auch von diebischer Freude sprechen.

 

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Gut gerüstet in den Kampf zu ziehen, klingt prinzipiell sowieso schon mal nach einer guten Idee, denn sehen wir uns unsere Gegenspieler genauer an, wird die Nötigkeit dessen auch direkt offensichtlich. Die Engelsarmee hat bei ihren Einstellungsgesprächen anscheinend besonders großen Wert auf einen soliden Körperbau (gi-gan-tisch!) und ein ansprechendes Äußeres (…Mami?!) gelegt. Nein, denen möchten wir nicht im Dunkeln begegnen.

 

Sollten wir mit unseren hauseigenen Waffen oder aber den dem Feind abgeluchsten nicht zu Rande kommen, können wir uns immer noch in der ortsansässigen Bar „Gates of Hell“ aufrüsten. Bezahlt werden die diversen Upgrades erneut mit Heiligenscheinen, die uns wiederum die erlegten Engel einbringen.

 

Die Story ist irgendwie sehr komplex, aber irgendwie auch total hirnrissig – genauer hinterfragt haben wir es damals nicht, denn wer zur Hölle interessiert sich schon für die Story?

 

Schon im ersten „Bayonetta“-Teil war die Story eher…zweitrangig. Irgendwie sehr komplex, aber irgendwie auch total hirnrissig – genauer hinterfragt haben wir es damals nicht, denn wer zur Hölle interessiert sich schon für die Story? Das ist genauso wie bei… aber nun gut, wir wollen keine Vergleiche zu anderen medialen Genres ziehen.

 

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Wie dem auch sei – auch „Bayonetta II“ hat eine Story. Nur verstehen tut sie halt niemand. Es gibt immer wieder Zwischensequenzen, die zumeist auch sowohl unterhaltsam als auch kurzweilig und actiongeladen gestaltet sind, aber klüger fühlen wir uns danach nicht unbedingt. Ist aber auch nicht so schlimm, denn auch ohne den tieferen Sinn und Zweck des ganzen Unterfangens begriffen zu haben, macht die wilde Prügelorgie Laune.

 

Weniger gutgelaunt lässt uns die allgemeine Inszenierung des Spiels zurück, denn sowohl eher spartanisch gestaltete Hintergründe als auch zeitweilen unentschuldbar matschige Texturen sind ein echtes Ärgernis, die den Gesamteindruck trüben. An diesem Punkt wird deutlich, dass das Hauptaugenmerk spürbar auf der Animation des Hauptcharakters und der Gegner lag. Diese sind dafür nahezu perfekt gestaltet und – zumindest im ersten Fall – eine echte Augenweide.

 

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Ebenfalls schön ist es, die Wahl zu haben – in diesem Fall nämlich über den Schwierigkeitsgrad. Allerdings ist hier „normal“ nicht zwangsweise mit handelbar gleichzusetzen, denn schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad heizen euch die Gegnerscharen gewaltig ein. Eine gesunde Selbsteinschätzung tut hier durchaus gut.

Und solltet ihr doch einmal übermäßig auf die Mütze bekommen haben, liegt nichts näher als… genau, eben mal einen Lolly zu lutschen! Denn auch im zweiten Teil können wir in kritischen Situationen den Hexenkessel verwenden, um uns einen heilsamen Lutscher zu kredenzen.

 

Auch die sogenannte „Hexenzeit“ gibt es wieder: Weichen wir einem gegnerischen Angriff in letzter Sekunde aus, verlangsamt sich die Zeit und wir können unsererseits gekonnt einige Attacken platzieren. Haben wir das zu genüge getan, erhalten wir die Möglichkeit, einen „Folterangriff“ auszuführen – ein übermächtiger Angriff, bei dem zahlreiche (nicht für Kinder geeignete Gegenstände) wie etwa Streckbänke oder Guillotinen zum Einsatz gebracht werden. Diese Angriffe sind nicht nur besonders effektiv, sie sind auch ausgesprochen martialisch in Szene gesetzt – wir sehen also: Nintendo hat „Bayonetta II“ keineswegs weichgespült, um das Spiel besser ins allgemeine Programm einzufügen. Vielmehr bekommen wir ein „Bayonetta“, daß sich auch wie eines anfühlt – inklusive fliegender Körperteile.

 

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Auch auf lange Sicht dürfte das Spiel nicht so schnell im Regel verstauben, denn eine Vielzahl von Sammelgegenständen oder freischaltbarer Waffen sorgt dafür, dass wir die ein oder andere Passage auch mehrmals spielen werden. Gut also, dass keine Auseinandersetzung der anderen auf’s Haar gleicht, denn so wird auch der zweite Spieldurchlauf noch Abwechslung bieten können. Im einfachen Durchlauf ohne jedwede Wiederholungen ist mit einer Spielzeit von 12 – 15 Stunden zu rechnen – je nachdem wie flott ihr seid.

 

Zu guter Letzt dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass uns „Bayonetta 2“ nun auch einen Online-Koop-Modus bietet, in dem wir gemeinsam mit anderen Spielern auf Engelhatz gehen können. Bekanntermaßen ist man zu zweit auch nicht nur weniger allein, sondern hat in der Regel auch noch mehr Spaß an ohnehin schon unterhaltsamen Spielen – „Bayonetta 2“ ist hier definitiv keine Ausnahme!

 

 

FAZIT

Nun können wir es mit Sicherheit sagen: Nein, der Vertrag mit Nintendo hat „Bayonetta 2“ nicht ruiniert – im Gegenteil, nur er hat überhaupt ermöglicht, dass das Spiel heute überhaupt auf dem Markt ist. Trotz des allgemein eher familienfreundlichen Images hat Big N hier nicht die Handbremse angezogen und so steht der zweite Teil dem ersten in nichts nach. Einziges begründetes Ärgernis dürfte sein, dass nur noch Besitzer einer Wii U in den Genuss davonkommen..

In Sachen Gameplay hat man auf Altbewährtes gesetzt und zurecht an der Steuerung nicht viel verändert. Grafisch hat PlatinumGames sich in Sachen Charakteranimation wirklich selbst übertroffen, doch leider ist darüber die Gestaltung der Hintergründe etwas in Vergessenheit geraten und so haben wir es oft mit einer recht kargen Kulisse zu tun. Teils recht verwaschene Texturen tun da ihr Übriges – hier wäre für einen runden Gesamteindruck definitiv mehr drin gewesen.

Um so lobender muss dafür der neu eingeführte Online-Koop-Modus erwähnt werden, denn wenn auch das irre Spektakel alleine schon mordsmäßig Laune macht, so legt die gemeinschaftliche Prügelei noch eine Schippe drauf.

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