Woran erkennt man eine gelungene Fortsetzung? Ganz einfach: Es wurde so ziemlich alles besser gemacht, was der Vorgänger versaut hat…
Aber mal ganz von vorne: Ich denke mal, dass ich nicht großartig erklären brauche, was genau die Castlevania-Reihe ist. Seit 1986 erfreut sich diese Spielreihe aus dem Hause Konami großer Beliebtheit. Bis heute werden Titel wie Castlevania-Symphony of the Night und Castlevania – Aria of Sorrow rauf und runter gedaddelt. Egal, ob nun NES, SNES, Playstation 1, 2 oder 3, ja selbst auf dem C64 oder Sega Mega Drive war man nicht vor Simon Belmont, Dracula und Co. sicher. Sogar auf dem Game Boy hatten die Belmont-Familie ihren Auftritt. Genau gesagt erschien 1989 das erste Castlevania für den Game Boy… leider mehr schlecht als recht.
The Castlevania Adventure hätte eigentlich ein sehr guter Platformer werden können. Doch leider sollten einige Macken und Fehler genau dies vermiesen. Über die Grafik möchte ich nicht viele Worte verlieren, die ging für 1989 sogar ganz in Ordnung (war eben eines der ersten Game Boy-Spiele). Auch über die Musik möchte ich nicht viel sagen, außer, dass die absolut großartig ist. Aber generell war der Soundtrack in den Castlevania-Spielen immer schon eine echte Bombe.
Nein, The Castlevania Adventure hatte da ganz andere Probleme: Zum einen bewegte sich unser Vampirjäger extrem langsam und träge, als ob er Eisenstiefel tragen würde (ein Problem, welches sich zugegebener Weise auch in anderen Castlevania-Spielen wiederfinden lässt). Zum anderen war das Leveldesign einfach nur eintönig und unvorteilhaft. Viele Passagen wiederholten sich zu oft oder zogen sich unnötig in die Länge und manches Mal fühlte es sich irgendwie so an, als würde man Super Mario in einem Sonic-Spiel steuern. Sorry, aber angenehme Kontraste sehen anders aus. Jedenfalls war The Castlevania Adventure eine ziemliche Enttäuschung für die Castlevania-Fans…
Umso mehr muss ich da die Fortsetzung Castlevania II: Belmont’s Revenge aus dem Jahre 1991 loben. Gründe dazu habe ich genug gesammelt. Doch zunächst mal ein paar Takte zur Handlung:
Seit dem letzten Mal, wo Dracula besiegt wurde, herrschte Frieden. Vampirjäger Christopher Belmont nutzte diese Zeit, um seinen Sohn auf die Aufgaben eines Vampirjägers vorzubereiten. Doch wie heißt es nochmal so schön: Es kommt alles anders als man denkt. Der wiedergeborene Graf Dracula entführt den jungen Vampirjäger, um ihn mittels magischer Gehirnwäsche zu seinesgleichen zu machen. Dies lässt sich Christopher natürlich nicht gefallen und macht sich mit seiner treuen Peitsche erneut auf die Reise, um Dracula und Co. ein für alle Mal in den A**** zu treten.
Schon am Anfang des Spiels wird uns ein „großer Luxus“ zuteil, da wir uns die Reihenfolge des Besuchs der ersten vier Schlösser selbst aussuchen können (Mega Man lässt grüßen). Jedes Schloss hat sein eigenes Thema: Kristall, Wolken, Pflanzen und Felsen. Allein hier fällt schon auf, wie sich die Entwickler in Sachen Abwechslung und Gestaltung Mühe gegeben haben. Viel Liebe zum Detail (also für ein Game Boy-Spiel aus 1991 schon ganz weit vorne!), besseres, kreativeres und vor allem abwechslungsreicheres Leveldesign. Passagen wiederholen sich kaum bis gar nicht und zudem sind die Sprungpassagen viel fairer als im Vorgänger. Selbst gefürchtete Stachelfallen sind hier keine große Sache. Die Bossgegner gehen in Ordnung. Von kinderleicht bis bockschwer ist so ziemlich alles vertreten. Christopher Belmont lässt sich zwar weiterhin eher träge steuern, aber irgendwie fühlen sich seine Bewegungen verglichen mit dem Vorgänger einen Ticken weicher und genauer an. Schön ist es auch, dass die Zweitwaffen (Weihwasser und Axt) endlich ins Spiel geschafft haben! Eine Möglichkeit zwischendurch Energie aufzutanken gibt es zwar auch, aber die leckeren Schweinshaxen sind in Wänden versteckt (viel Spaß beim Suchen).
Macken frei ist Belmont’s Revenge aber nicht: Manche Gegnertypen (Frösche, Fledermäuse und Schwertkämpfer) sind unmöglich zu treffen. Hier hätte man entweder die Steuerung etwas genauer machen sollen oder man hätte die Gegner so einprogrammieren sollen, dass man sie hätte besser treffen können! >Grrr!< Zudem hat man manchmal das Gefühl, dass am manchen Stellen zu viele Gegner Auftauchen (Stichwort „rollende Augen“!).
Die Musik in diesem Spiel ist Castlevania- und Konamitypisch der absolute Wahnsinn! Sie sorgt für eine sehr schöne, abenteuerliche Atmosphäre und stellenweise sogar für Gänsehaut. Vor allem die Musik im Kristallschloss hat’s mir volle Kanne angetan- Fantastisch!
Castlevania II: Belmont’s Revenge ist in meinen Augen ein gutes Beispiel dafür, dass Fortsetzungen zur Abwechslung auch mal was richtig machen. War das Leveldesign im ersten Teil -diplomatisch gesagt- eine Katastrophe, so wird man hier mit Liebe zum Detail und Abwechslung entschädigt. Zudem fühlt sich das Gameplay einfach besser und geschmeidiger an und der Soundtrack setzt noch einen drauf! Großartiges Castlevania für unterwegs und ein „Must Have“ für Game Boy-Veteranen! Beide Daumen hoch!
Björn ist ein hessischer Videospiel-Liebhaber mit dem Drang zur guten Laune. Wenn er mal nicht mit Theater spielen, lesen, zeichnen oder relaxen beschäftigt ist, dann verbringt er seine Zeit gerne mit Retro- und Old School-Klassikern, die er uns hier in unregelmäßigen Abständen vorstellt.