30. September 2014

Hyrule Warriors

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Die „Zelda“-Reihe ist schon immer ein bisschen so etwas wie Nintendos Heiliger Gral gewesen – bestens etabliert und mit einer gigantischen Fanbase ließ man bisher nichts auf sein Zugpferd kommen. An sich ist das löblich, doch was nutzt das beste Zugpferd, wenn man es im Stall stehen lässt?

Die Wii U gehört nun schon nicht mehr zu den neuen Konsolen und hatte Zeit genug, neben unserem Fernseher Staub anzusetzen. Sicher – mit „Mario Kart“ waren wir schon ziemlich glücklich, doch trotzdem fehlt etwas: Auf der neusten Nintendo-Konsole gab es bis dato noch keinen „Zelda“-Teil! Ein Unding, finden viele. Findet zum Glück Nintendo selbst aber auch!

Vermutlich mit der Intention, uns die Wartezeit bis zum nächsten Kapitel der großen Erfolgsstory zu verkürzen, hat Big N uns nun „Hyrule Warriors“ vorgesetzt, ein stark an das Spielsystem von „Dynasty Warriors“ abgelehntes Crossover.

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Zugegebenermaßen ist eben dieses Spielprinzip hierzulande nicht besonders beliebt. Schnell ist die Rede von stumpfem Geprügel ohne Sinn und Zweck und manche Hardcorefans verweigern sich der Verwurstung ihrer Lieblingsreihe als Crossover auch ganz. Doch eines dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen: Was hier betrieben wird, ist purer Fan-Service mit nichts anderem als den besten Absichten.

Man kauft „Hyrule Warriors“ nicht wegen dem Spiel an sich. Man kauft „Hyrule Warriors“ weil…Zelda.

Gut, ein bisschen dürfte der Profit vielleicht auch eine Rolle spielen: Genau wie bei „Smash Bros. Brawl“ fördern natürlich auch hier große Namen den Verkauf – die spielbaren Charaktere und natürlich generell das Setting mit zahllosen Referenzen an die vorausgegangenen „Zelda“-Spiele sind hier ganz klar Kaufgrund Nummer eins. Man kauft „Hyrule Warriors“ nicht wegen dem Spiel an sich. Man kauft „Hyrule Warriors“ weil…Zelda.

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Zu Beginn des Spiels übernehmen wir die Rolle von – wer hätte das gedacht – Link, der seines Zeichens ein Rekrut der Hyrule-Armee ist. Im späteren Verlauf werden wir aber nicht nur den Spielcharakter, sondern auch ganz grundlegend die Seite wechseln… Die Story ist in „Hyrule Warriors“ allerdings ziemlich belanglos – eine fade Terrine, die wir nur serviert bekommen, um unsere Anwesenheit überhaupt zu rechtfertigen. Nichts desto trotz turnen wir vergnügt durch die Welten dreier verschiedener Zelda-Episoden und schlagen eine Schlacht nach der nächsten.

Mal ist es unser Ziel, einen bestimmten Kommandanten der gegnerischen Armee zu besiegen, ein anderes Mal wollen wir unsere eigene Festung halten – von Kampf zu Kampf wechseln die unmittelbaren Missionsziele, sodass statt stumpfen Drauflosgekämpfe auch ab und an ein Mindestmaß an Taktik gefordert ist. Trotzdem – gameplaytechnisch ist auch hier nicht mit großer Finesse zu rechnen. Dem Stumpfsinn unmittelbar zuträglich ist dann auch der Schwierigkeitsgrad: Spielen wir im Modus „normal“, können wir uns angesichts einer fünfzigköpfigen Gegnerschar nur ein müdes Lächeln abringen.

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Einzig die Bosskämpfe verlangen gelegentlich etwas mehr Bemühung, besonders da hier mitunter die Verwendung bestimmter Items zwingend notwendig ist, um den Kampf zu überstehen. Habt ihr dieses vorher nicht eingesammelt, wird es hier auch kein Weiterkommen geben.

Weiterkommen ist in Bezug auf die verschiedenen sammelbaren Gegenstände ohnehin das Stichwort, denn nicht nur der Kampf selbst, auch die generelle Fortbewegung steht und fällt mit der richtigen Ausrüstung. Sei es der Enterhaken, den wir brauchen um eine Steilwand zu erklimmen, oder ein Satz Bomben um eine sperrige Felswand aus dem Weg zu räumen – ohne Equipment geht hier nichts.

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Auch besiegte Gegner lassen hin und wieder das ein oder andere Item fallen, wenn ihr sie platt gemacht habt – sind genug und vor allem die richtigen Goodies gesammelt, befähigt euch das zur Verbesserung eurer Charaktere: Sowohl im Offensiv- als auch im Defensiv-Bereich könnt ihr eure Helden schulen und somit entstehen immer neue Kombomöglichkeiten, die die Sache dann doch ein bisschen interessanter gestalten. Auch an Waffen mangelt es nicht, denn im Verlauf des Spiels finden wir immer wieder neue Schwerter, Feuerstäbe und so weiter – manche von ihnen verfügen sogar über Spezialfähigkeiten, die das Kampfgeschehen durchaus stark zu euren Gunsten beeinflussen können. Je nachdem welche Waffe euer Charakter gerade führt, ändert sich auch sein Kampfstil. Es erfordert ein bisschen Austesten, um herauszufinden, welche Ausrüstung eurem Helden und auch eurem eigenen Kampfstil am besten zu Gesicht steht.

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Neben der Hauptstory erwartet uns auch noch der Abenteuermodus, der besonders die Herzen der Oldschoolgamer höher schlagen lassen dürfte: Optisch und settingtechnisch komplett im Stile des ersten „Zelda“ gehalten, streunern wir hier über die gesamte Map und schlagen Schlachten an allen Ecken und Enden. Die hier aufgelesen Items lassen sich dann auch im Storymodus nutzen und manche davon sind sogar nur im retrobetonten Abenteuermodus zu finden – es lohnt sich also allemal!

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Auch der Koop-Modus hat durchaus seine spaßige Seite. Zwar ist es nicht möglich, online zu spielen, doch immerhin könnt ihr sowohl Abenteuer- als auch den ganz regulären Storymodus jederzeit lokal zu zweit spielen. Statt einem Splitscreen nutzt die WiiU hier ihr besonderes Feature, das Gamepad: Während ein Spieler sich nur mit dem Fernseher befasst, hat der andere „sein“ Spiel auf dem Pad. Das ist durchaus praktisch und so geht man sich gegenseitig nicht auf die Nerven, doch leider hat es auch seinen Preis: Um beide Spiele synchron laufen zu lassen, wird uns automatisch die Auflösung gefühlt halbiert. Nun gut, ganz so extrem ist es nicht, aber matschiger wird es schon merklich. Im Storymodus hingegen ist die Grafik grundsolide und lässt nicht viel Raum für Mäkeleien.

FAZIT

„Hyrule Warriors“ muss als bloßer Fan-Service, als Überbrückung zum nächsten richtigen „Zelda“-Teil betrachtet werden. Gehen wir mit eben dieser Einstellung an die Sache heran, dann können wir uns an einem optisch einwandfreien Kampfspiel im Stile von „Dynasty Warriors“ erfreuen. Ja, die Story ist banal. Ja, das Spielprinzip ist verdammt eintönig und macht auf lange Sicht nicht viel her. Trotzdem – auch wenn der Anspruch eher gering ist – kann uns das Spiel einige kurzweilige Stunden bescheren. Wirklich gebraucht hätte „Hyrule Warriors“ wohl niemand, aber Spaß macht es eben trotzdem.

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1. Oktober 2014 0
4 Comments
  • Björny 9 Jahren ago

    Ich glaube ich würde dieses Spiel dann nur wegen dem „Retro-Modus“ spielen (also den Modus, wo wir optisch wie im ersten Zelda kämpfen ^^).
    Aber ganz ehrlich: Ich fand diese „Dynasty Warrior“-Serie nie so schlimm. Ist besser as ihr Ruf finde ich ^^

    Zum Artikel selbst habe ich nicht viel zu sagen, außer: Sehr schön und informativ gelesen. Hat sehr viel Spaß gemacht beim Lesen 😉

  • Mützi 9 Jahren ago

    Das hol ich mir! 😀

  • CubexxCyberator 9 Jahren ago

    Gut geschrieben. War mir erst nicht sicher, ob das was für mich ist, da ich kein Dynasty Warriors Fan bin. Jetzt gerate ich ins wanken, da ich Zelda liebe. Ich denke, aufgrund deiner positiv aufgeführten Aspekte werde ich mir das Spiel aneignen. Danke für den Test, der für mich mal wieder Kaufgrund war. Gruß Cubexx

  • pdohmen91 9 Jahren ago

    Kann mich dem Fazit nur anschließen. Perfekter Fan Service für Zelda Fans. Sehr solides Spiel. Klar das Gameplay ist jetzt nicht wirklich abwechslungsreich aber trotzdem denke ich für die Stunden die es bietet sehr gut.
    Mich würde allerdings mal interessieren ob jetzt nicht nur der ein oder andere Zelda Fan Lust auf ein „echtes“ Dynasty Warriors bekommt sondern ob es auch andersrum der Fall ist.

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