12. Juni 2014

Murdered: Soul Suspect

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Über „Murdered – Soul Suspect“ kann man sagen was man will – sicher ist nur, dass die Entwickler den Mut hatten, mal etwas Neues zu versuchen um so etwas frischen Wind in die abgestandene Luft der Gaming Indsutrie zu bringen! Deklariert als „Detektivspiel“ bietet uns das Game eben das – der Fokus liegt klar auf der Ermittlungsarbeit, anstelle uns halbseidene Puzzleaufgaben als Überbrückung zum nächsten obligatorisch-actionüberladenen Schusswechsel zu servieren. Wer jetzt aber spontan an einen interaktiven „Sherlock Holmes“-Verschnitt denkt, liegt auch wieder falsch. „Murdered – Soul Suspect“ ist irgendwas zwischen B-Movie mit Detektivthematik, Action und Übersinnlichem. Wie das zusammenpasst? Werfen wir einen Blick darauf!

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Jeder interessanten Ermittlung liegt zunächst ein Verbrechen zugrunde – in diesem Fall der Mord an Ronan O’Connor. Zuerst aus einem höher gelegenen Fenster gestossen und danach nochmal zur Sicherheit erschossen – der Bösewicht in dieser Geschichte ist nicht nur einer von der ganz üblen Sorten, er meint es auch verdammt ernst. Nun gilt es natürlich, dem Mörder so schnell wie möglich auf die Schliche zu kommen um zu verhindern, bevor dieser sich das Prädikat „Serien-“ vor seine inoffizielle Berufsbezeichnung setzen kann.

Nun kommt aber der erwähnte übersinnliche Aspekt zum Tragen: In unserem Bestreben, den Mordfall aufzuklären, schlüpfen wir in die Rolle des unmittelbar Betroffenen – nämlich die des Ermordeten! Dieser ist gefangen in einer Art Zwischenwelt, in der er sowohl Geister als auch lebende Personen sehen kann. In diesem Limbus erfahren wir schon sehr bald, welche Vor- aber auch welche Nachteile das Dasein als Geist im Reich der Lebenden hat. Da wären zum Beispiel coole Fähigkeiten wie das Gehen durch Wände, die unseren Ermittlungen natürlich mehr als dienlich sind.

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Während wir uns mit den anderen Geisterwesen verständigen können, ist jedoch die Kommunikation mit den noch vitale Funktionen zeigenden Zeitgenossen mehr als schwierig – da sie uns weder sehen noch hören können, sind wir als Tippgeber wenig nützlich. Einzige möglich Interaktion bleibt es, kurzfristig von ihnen Besitz zu ergreifen. Auf diese Weise können wir sie zwar nicht direkt kontrollieren, wohl aber ihre Gedanken lesen und manchmal ihr Handeln beeinflussen. Auch von Tieren kann Besitz ergriffen werden und diese lassen sich sogar durch euch steuern. Schon lustig, als besessene Katze durch die Nebel verhangenen Straßen zu stromern… allerdings führt das zeitgleich auch dazu, dass ihr eure eigene Katze mit ganz anderen Augen seht, wenn diese sich mal wieder seltsam verhält…creepy!

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Soviel Freiheit uns die Möglichkeit, durch Wände und Türen zu gehen auch suggerieren mag – letztenendes ist „Murdered – Soul Suspect“ ein ausgesprochen linear verlaufendes Spiel, welches kaum Erkundungstouren zulässt. Meist ist eure Fähigkeit des mühelosen Durchschreitens durch feste Objekte stark eingeschränkt und ihr könnt letztlich auch nur die Häuser betreten, in denen es storytechnisch relevante Objekte zu finden oder sehen gibt. Auf diese Weise werdet ihr von einem mit ‚unsichtbaren Wänden umgebenen‘ Bereich in den nächsten geschleust, um dort eure Ermittlungsarbeit zu leisten. Auf Dauer wirkt dieses Muster natürlich sehr repetitiv und auch recht angestaubt – nachdem in jüngster Vergangenheit gigantische Maps und ein Übermass an spielerischer Freiheit immer mehr an Popularität gewonnen haben und so mehr oder minder eine gewisse Erwartungshaltung in den Köpfen der Spieler erzeugt haben, fühlt sich dieser sehr klare, gelenkte Spielverlauf wie ein echtes Back-in-time-Erlebnis an. Mit liebgewonnen nostalgischen Gefühlen hat das nur leider wenig zu tun…

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Die eigentliche Ermittlungsarbeit ist dann aber genau so, wie man es sich vorstellen würde. Wir suchen nach allerlei Hinweisen, die uns auf die Fährte unseres Mörders führen könnten – sei es nun in Form von Gegenständen, die wir auflesen, oder indem wir die Gespräche der Lebenden belauschen. Eine weitere nicht minder interessante Möglichkeit der Informationsbeschaffung ist das Erleben von Flashbacks, die Aufschluss über den Tathergang geben können.

Haben wir eine gewisse Anzahl an Hinweisen gesammelt, können wir die Ermittlungen ein Stück vorantreiben und die nächste Frage beantworten. Praktisch (wenn auch wenig logisch) ist, dass wir nicht immer gezwungen sind alle vorhandenen Hinweise zu finden, um das Rätsel erfolgreich zu lösen – meist reicht es schon aus, die wichtigsten Hints zu finden und danach einfach klug zu kombinieren. Das vereinfacht die Sache einerseits, wirkt auf der anderen Seite aber doch recht inkonsequent.

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Sind wir gerade nicht mit der eigentlichen Detektivarbeit beschäftigt, gibt es immer noch genug andere Dinge, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Allen voran die verschiedenen Schwierigkeiten, mit denen wir in der Zwischenwelt konfrontiert werden: Zum einen wären da fiese Schwefelgruben, denen wir unter allen Umständen aus dem Weg gehen wollen und zum anderen gibt es auch noch Dämonen, die uns an den Kragen wollen.

Diese erinnern am ehesten an die aus Harry Potter bekannten Dementoren – vielleicht angepaart mit den Ringgeistern aus Herr der Ringe…jedenfalls keine besonders angenehmen Zeitgenossen! Zumal sie am liebsten unsere Seele zum Frühstück verspeisen würden..

Um dies zu vermeiden, müssen wir uns verstecken. Auch an diesem Punkt versucht „Murdered – Soul Suspect“ eine andere Wegrichtung einzuschlagen: Statt actionlastigen Kämpfen bekommen wir es hier mit einem mitunter nervenaufreibenden Katz und Maus-Spiel zu tun, wenn wir uns in den von anderen Geistern hinterlassenen Schatten vor den Dämonen zu verstecken versuchen. Denn auch diese Schatten bieten nur kurzfristig eine Versteckmöglichkeit… Das Gefühl des Gejagtwerdens bringen diese Spielpassagen exzellent rüber.

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Generell ist das Setting in sich ziemlich stimmig: Wie wir es von einer übernatürlichen Zwischenwelt erwarten würden,  sind die engen Gassen von Salem düster und neblig und bevölkert von allerhand anderen Geistern. Schade allerdings, dass die Grafik des Spiels einiges tut, um diesem zunächst positiven Eindruck entgegenzuwirken – mit einer bestenfalls aufpolierten Last-Gen-Grafik und einem stellenweise sehr nervigen Flackern ist die Begeisterung für die mysteriöse Atmosphäre schon bald dahin.

Die Kameraperspektive arbeitet ebenfalls eher gegen als für uns, denn ohne ständiges manuelles Nachjustieren sehen wir kaum, wohin wir laufen. Ist ja nicht so, dass wir gegen eine Wand laufen könnten, aber…?! Lassen wir diese optischen Mängel aber außen vor, bleibt immer noch ein stellenweise wohl durchdachtes und innovatives Spielkonzept zurück, das gerade Rätselfreunden Freude bereiten dürfte.

 

 

FAZIT

„Murdered – Soul Suspect“ bringt eigentlich alles mit, um ein spielerisches Juwel zu sein: Wir haben eine Storyline, die alles hat – einen Mord, einen untoten Detektiv und Dämonen – und ein stimmiges Setting. Auch das Spielprinzip tut sein möglichstes, um nicht Teil des Einheitsbreis der bereits hundertmal so gesehenen actionlastigen 0815-Spiele zu sein – hier wird echte, unaufgeregte Detektivarbeit geleistet! Zumindest so lange, bis uns ein seelenhungriger Dämon an den Fersen hängt… Nun gut, die Action kommt auch nicht gänzlich zu kurz.

Woran liegt es nun aber, dass „Murdered“ es nicht in die Top Ten Listen 2014 schaffen wird?

Viele einzeln betrachtet triviale Kleinigkeiten erdrücken letztlich eine kreative Spielidee: Visuell erreicht das Spiel leider zu keinem Zeitpunkt Next-Gen-Standard und störende Bildrateneinbrüche beeinträchtigen das Gefühl für die Atmosphäre des Spiels. Auch die stark lineare Spielweise wirkt angestaubt und die zunächst suggerierte Freiheit angesichts der Möglichkeit durch Wände und verschlossene Türen zu gehen bestätigt sich letztlich nicht. In ihrer Gesamtheit hinterlassen all diese kleinen Mankos doch einen schalen Beigeschmack. Schafft man es aber dennoch, in dieser Hinsicht beide Augen zu zudrücken, handelt es sich doch um ein innovatives und kreativ gut umgesetztes Spiel, das den Mut beweist, neue Wege einzuschlagen.

 

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Tomodachi Life

19. Juni 2014 1
1 Comment
  • Hansi 10 Jahren ago

    Endlich mal ein Spiel, welches es ruhig angehen lässt. Danke für den Test Zimmy, ich werde mir das auf jeden Fall zulegen.

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