„In der Ruhe liegt die Kraft“ – dieses Sprichwort haben sich die Macher von „Proteus“ sicherlich zu Herzen genommen. Oder kennen wir sonst viele Spiele, die uns zu nichts drängen? In denen keine blinkenden Pfeile uns den Weg weisen? Oder man überall attackiert wird?

Proteus lässt sich am besten als ein sich ständig veränderndes Ambient-Album beschreiben, das sich in Form einer umfassenden Inselwelt präsentiert.

Eben. „Proteus“ überlässt uns weitestgehend uns selbst, doch das nur um positivsten Sinn. Denn allein durch unsere eigene Neugier werden wir letztlich angetrieben, uns auf eine Entdeckungsreise zu begeben. Was wir finden wollen? Wer weiß…!

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Ohne Zweifel ist „Proteus“ das, was man gemeinhin (und häufig leider auch mit einer gewissen Geringschätzung) ein Kunstspiel nennt. Der eine mag Spiele wie etwa „Journey“ oder „Datura“, der andere kann weder Sinn noch Zweck eines solchen Spiels entziffern. Wer sich selbst nun eher in zweitere Kategorie einsortieren würde, der wird an „Proteus“ wohl auch keine Freude haben.

Gehört ihr aber zur ersten Gattung, dann könnte das Spiel genau das Richtige für euch sein – „Proteus“ ist weniger ein Spiel als ein interaktives Gemälde; eine Landschaft, die es mit ungewissem Ziel zu erkunden gilt.

 „In Proteus geht es um dieses besondere Gefühl, allein durch die Natur zu spazieren, sie auf sich wirken zu lassen und sich auf angenehme Weise in ihr zu verlieren.“ Ed Key

Der Beginn unserer Entdeckungsreise dürfte auf den Frühling zu datieren sein, denn alles um uns herum blüht und gedeiht. Dass die bunten, pixeligen Kleckse um uns herum Blüten sind und dass die anderen, grünlichen Punkte umherspringende Frösche darstellen, muss sich dem Spieler erst erschließen – „Proteus“ setzt nicht auf HD-Grafik, sondern mit voller Absicht auf stark pixelige Retro-Optik.

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Auch der Soundtrack des Spiels ist eher unkonventionell: Statt uns ein begrenztes Repertoire an Musikstücken zu bieten, kreieren wir die musikalische Untermalung sozusagen selbst – Mal hören wir schlicht das Wasser rauschen, mal lösen wir selbst kleine Geräusche aus. Und je nachdem wo wir uns befinden, haben wir es immer mit einer komplett unterschiedlichen Geräuschkulisse zu tun. Während wir an einer Stelle beispielsweise das Plätschern eines Baches hören können, so bleibt am Gipfel eines Berges bloß das leise Heulen des Windes.

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Unmittelbar drängt sich uns das Gefühl auf, dass die ganze Insel lebt; etwas Eigenständiges an sich hat. Und wenn sich die Jahreszeiten verändern, ändern sich zeitgleich auch unzählbar viele Kleinigkeiten auf der Insel, so dass wir erneut versucht sind, uns erneut alles durch Drehen des Handhelds anzusehen. Und so rast die Zeit im Spiel dahin und wir forschen und entdecken weiter, ohne uns letztlich klar zu werden, was wir zu Beginn eigentlich gesucht haben. Und das ist ja auch irgendwie etwas Magisches, oder nicht?

Fazit

„Proteus“ ist sinnbildlich am ehesten als interaktives Kunstwerk zu begreifen, in dem wir uns ohne strikte Zielvorgabe bewegen können und unserem Entdeckungsdrang und unserer Neugier freien Lauf lassen. Die 8Bit-Optik des Spiels verlangt uns beim Erkennen kleinerer Details zwar eine gewisse Kreativität ab, doch andererseits liegt darin auch der eigentlich Charme des Indie-Titels. Wer sich also befähigt sieht, sich darauf einzulassen, der wird mit „Proteus“ eine wundervolle Reise erleben!

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