Remember Me

By on 6. Juni 2013 0 263 Views

Der 07. Juni ist ein heiß ersehnter Tag: Capcom hat mit dem Titel “Remember Me” große Erwartungen geschürt. Ein futuristisches Setting und eine interessante Story wurden uns angekündigt – doch kann das Spiel all unsere Erwartungen erfüllen?

Seit soziale Netzwerke nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken sind und anscheinend niemand mehr eine Mahlzeit zu sich nehmen kann, ohne sie vorher fotografiert und online gestellt zu haben, hat das Thema “gläserner Mensch” wieder an Relevanz gewonnen. Auch “Remember Me” greift dieses Thema auf: In einer nicht allzu fernen Zukunft wurde die Privatsphäre zu einem Relikt aus längst vergangenen Zeiten abgestempelt. Persönliche Erinnerungen gehören nicht mehr einem Individuum allein, sondern sind Gegenstand eines florierenden Geschäfts – Instagram 2.0 sozusagen.

Kopf des ganzen Geschäfts mit Erinnerungen ist das Unternehmen “Memorize”. Durch sie wird ein “Sensen” genanntes Implantat vertrieben, dass Erinnerungen anderer käuflich, abspeicherbar und sogar veränderbar macht. Doch Konsum und Sucht gehen oftmals Hand in Hand und so hat diese Erfindung auch eine hässliche Kehrseite: Die “Leaper” sind Personen, die zu viele fremde Erinnerungen konsumiert haben und abhängig wurden. Dadurch verformt sich ihr Äußeres – nicht unbedingt zum Positiven – und sie leben wie die Aussätzigen in der Kanalisation. Überhaupt hat Neo-Paris so einige Schattenseiten – die futuristische Version der französischen Hauptstadt ist zwar wunderbar detailreich und atmosphärisch dicht inszeniert worden, doch zugleich auch recht bedrückend. Ein bisschen klinischer Schick, ein bisschen Banksy eben.

Wir schlüpfen in die Rolle von Nilin, einer der besten Gedächtnisjägerinnen. Das sie zur Elite dieser Profession gehört, weiß sie nur leider nicht – man hat ihr Gedächtnis gestohlen und so wachen wir in einem Gefängnis auf ohne zu wissen, was uns hierher geführt hat und wer genau wir eigentlich sind. Natürlich kann Nilin diesen Gedächtnisverlust nicht hinnehmen und so beginnt eine Jagd nicht nur nach den eigenen Erinnerungen, sondern auch nach denen, die sie ihr stahlen…

K-K-K-Kombiniere!

Zwecksdessen kämpft ihr euch nun durch Neo-Paris. Das Kampfsystem erinnert dabei ein bisschen an “Batman – Arkham Asylum” oder “Arkham City” – in bester Freeflow-Manier schaltet ihr eure Gegner mit einfachen Tastenkombinationen aus. Doch “Remember Me” wartet mit noch einem Extra auf: Obwohl es nur eine gewisse Anzahl an Kombo-Mustern gibt, könnt ihr deren Inhalt selbst frei bestimmen. Dadurch bietet sich eine ungeheure Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten und das Kampfgeschehen bleibt interessant.

Ärgerlich ist hierbei nur, dass die Kamera sich desöfteren eher suboptimal positioniert und ihr – um zu sehen was und wie ihr da prügelt – deshalb häufig selbst mit dem rechten Analogstick nachjustieren müsst. Aufgrund des mitunter hektischen Gewusels auf dem Bildschirm kann das ganz schön ennervierend sein. Dafür erwarten uns besonders bei den Bosskämpfen gut inszenierte Gefechte, die es zwar ganz ohne Schusswaffen, dafür aber mit viel Körpereinsatz zu bewältigen gilt.

The Mirror of  dishonoreds Prince edge in Arkham

Körperlich aktiv geht es auch sonst im Spiel zu, denn wenn ihr euch nicht grade mit Memorize-Sicherheitskräften oder Leapern rumschlagt, dann stehen akrobatische Kletterpartien auf dem Plan. Obwohl diese zeitweilen durchaus an “Assassin’s Creed” erinnern, kann hier nur bedingt ein Vergleich gezogen werden. Während man als Assassine noch alle Freiheiten eines Open World Settings genießt, zwingt euch “Remember Me” in das Korsett einer sehr linearen Levelführung. So bekommt ihr immer überdeutlich präsentiert, wo Nilin nun langzuklettern oder zu gehen hat – Erkundungsausflüge bleiben somit gänzlich aus. Schade eigentlich, denn nachdem man sich mit der Optik von Neo-Paris offensichtlich große Mühe gegeben hat, gibt es keine nennenswerte Möglichkeit, dass Ganze auch in Ruhe anzusehen. Dieses Manko lässt uns ein bisschen an Uncharted denken: Wunderschöne Landschaften, tolles Setting – aber wir laufen stur geradeaus…

Positiv zu vermerken ist aber, dass im späteren Verlauf des Spiels auch einige Rätsel auf uns warten, die genreuntypisch auch wirklich was zum Knobeln sind.

A propos “Knobeln”: Ein besonders interessantes Feature von “Remember Me” sind die Reminiszenen. Das sind Punkte im Spiel, an denen ihr die Erinnerungen fremder Personen aktivieren könnt, um zu sehen, was diese in der Vergangenheit an diesem Ort erlebt oder getan haben. Auf diese Art und Weise entdeckt ihr zum Beispiel versteckte Eingänge oder aber geheime Wege, die euch unentdeckt an Gegnerscharen vorbeiführen. Das ist zum einen natürlich praktisch, aber zum anderen auch recht innovativ: Statt dem genretypischen Tagebuch oder der Notiz, die man findet, hat man sich hier endlich mal etwas Neues einfallen lassen!

In der Kategorie “innovativ” könnte man auch die Remix-Abschnitte ablegen. Mit Sicherheit die spielerischen Höhepunkte im Spiel sind die Szenen, in denen ihr bestimmte Erinneringen beeinflussen und so das Geschehen im Hier und Jetzt unmittelbar verändern könnt. Um dies zu erreichen infiltriert ihr eine Person und manipuliert ihre Erinnerung, so dass der veränderte Ausgang dieser Rekapitulation auch die Empfindungen der Person verändert.

Klingt kompliziert, ist aber eigentlich gar nicht so schwer: Ihr bekommt im Spiel zunächst eine kurze Sequenz komplett vorgespielt. Danach könnt ihr sie zurückspulen und mit verschiedenen Objekten interagieren, um die Situation zu verändern. Es sind diese Szenen, die “Remember me” so interessant machen – es ist schade, dass sie nur relativ selten zum Einsatz kommen!

Optisch gibt es am Spiel nicht viel zu bemängeln; einzig die manchmal etwas spät ladenden Texturen der Unreal Engine 3 könnte man dem Spiel verübeln. Die musikalische Untermalung leistet einiges für die Atmosphäre des Spiels: Neben episch anmutenden Orchestereinlagen gibt es auch viele elektronische Klänge, die gut in das futuristische Paris passen. Bei der Sprachausgabe sollte der geneigte Spieler lieber auf die englische Synchronisation zurückgreifen, da die deutsche Synchro manchmal doch sehr platt wirkt.

Budder bei die Fische… Fazit!

“Remember Me” hat große Erwartungen geschürt und sich damit einen schweren Start beschert. Dabei darf man nicht vergessen, dass es sich bei diesem Titel des französischen Entwicklerstudios Dontnod um ein Erstlingswerk handelt! Über kleinere Störfaktoren kann man mit diesem Wissen getrost hinwegsehen – die etwas unselbstständige Kamera nervt manchmal, aber das macht einem das Spiel noch lange nicht madig. Vielmehr bekommen wir eine grandiose Szenerie sowie eine durchweg packende, dramatische Story geboten. Das Kampfsystem überzeugt und die Steuerung ist funktional.

Wirklich zu bemängeln ist nur, dass uns das Spiel eine Weitläufigkeit vorgaukelt, die dann gar nicht geboten wird. Eine weniger lineare Spielführung hätte hier zusätzliche Punkte gut machen können – schließlich schlummert in jedem von uns ein kleiner Entdecker, der seinem Erkundungsdrang nachgeben möchte. Dennoch ist “Remember Me” unterhaltsam und es bleibt zu hoffen, dass dem Erstlingswerk noch weitere Titel folgen werden – Potential für eine Fortführung der Story ist auf jeden Fall vorhanden!

Next Post

The Night of the Rabbit

12. Juni 2013 0
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert