Ja, der belesene Spieler denkt beim Titel „Road Not Taken“ natürlich zunächst einmal an Robert Frost. Doch um gleich vorweg zu greifen – statt einem Literatur- und Poesie-Quiz bekommen wir hier ein Puzzle-Spiel in gar knuffeliger Optik geboten. Und kniffelig ist es noch dazu!

Aber wie genau muss man sich „Road Not Taken“ vorstellen? Nachdem wir die Möglichkeit hatten, das Spiel schon vorab näher kennenzulernen, hier nun also meine ersten Eindrücke…

In einer verschlafenen kleinen Stadt irgendwo im Nirgendwo basiert die ganze Wirtschaft auf genau einem Rohstoff: Beeren. Die zum Essen, nicht die mit Pelz. Und um die Ökonomie stetig im Fluss zu halten, kann auch im tiefsten Winter nicht auf das fleißige Pflücken selbiger verzichtet werden. Eine mühselige, monotone Arbeit, die besonders bei frostigen Temperaturen keiner gerne übernimmt – was läge da näher, als einfach die Kinder sie verrichten zu lassen?

Dumm nur, dass diese in unerbittlicher Kälte und harschen Schneestürmen dann so oft verloren gehen… Aber halt, stopp! Zum Glück gibt es ja uns, den Spieler, der sich diesem Problems annimmt und die verlorenen Kinder wieder wohlbehalten zurück zu ihren fürsorglichen Eltern bringt (und das ganz ohne sie auf die schändliche Missachtung ihrer Aufsichtspflicht hinzuweisen)!

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Wir schlüpfen in die Rolle eines Waldhüters, der sich anhand eines Rastersystems über den Bildschirm bewegt. Wie schon anfänglich erwähnt, ist „Road Not Taken“ ein Puzzle-Spiel und taktisch kluges Vorrücken sowie das Kombinieren verschiedenster Objekte sind unabdingbar, um das eigene Fortkommen im Spiel zu gewährleisten. Da wird umgeräumt, da werden Bäume mit scheinbar magischen Kräften geschubst…apropos „Bäume“: Ein bisschen gewöhnen musste ich mich an die Logik, dass das Zusammenstellen zweier Bäume eine Tür ergibt. Aber so ist „Road Not Taken“ eben – und noch mehr Eigenheiten machen das Puzzlen zu einer echten Herausforderung:

Gibt ja viele übergewichtige Kinder heutzutage, das kostet dann mitunter schon Kraft

Habt ihr beispielsweise eines der verlorenen Kinder unterwegs aufgelesen und versucht dieses zurück zu seiner Mutter zu tragen, geht euch mit jedem vorgerückten Feld ein wenig Energie verloren. Gibt ja viele übergewichtige Kinder heutzutage, das kostet dann mitunter schon Kraft. Findet ihr unterwegs dann keine Früchte, die eure Energieanzeige wieder in die Höhe schnellen lassen, müsst ihr das Kind unter Umständen wieder absetzen und es zurücklassen – der Tod in „Road Not Taken“ bedeutet nämlich, wieder bei Null anzufangen. Und außerdem… Waldhüter mit Bandscheibenvorfall retten erstmal keine Kinder mehr – unmoralisches Handeln hin oder her.

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Auch die Wetterbedingungen können an euren Energiereserven zehren. Bewegt ihr euch in einem Schneesturm fort, kostet euch auch hier jeder Schritt eine nicht zu unterschätzende Menge an Energie. Ein Blick für die bestmöglichste und effektivste Streckenplanung ist hier unerlässlich.

Neben dem eigentlichen „Puzzlen“ hat das Spiel jedoch auch eine soziale bzw RPG-Komponente. Wir können unterwegs verschiedene Gegenstände sammeln und diese dann im Dorf zum Beispiel gegen Heiltränke tauschen. Gespräche mit den Bewohnern lehren uns mehr über ihr Leben und es besteht sogar die Möglichkeit, Freundschaften zu schließen und das eigene Heim mit allerlei Sammelbarem auszustaffieren.

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Das Spiel umfasst insgesamt 15 Level, die im Spiel 15 Jahre widerspiegeln. Einmal angefangen zu spielen, ist die Lebensspanne unseres Waldhüters jedoch beschränkt und nach rund 13 Leveln bzw Jahren dann auch schon vorbei. Sobald unser Protagonist ablebt – sei es, dass er im Schneesturm erfriert oder aber sich an den Kindern totgeschleppt hat – beginnt der ganze Zyklus von Neuem und wir starten wieder in Jahr eins.

Klingt ziemlich fies, nicht wahr? Und soll ich euch was sagen? Ist es verdammt nochmal auch!

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Um hier noch einmal die Brücke zu Robert Frost’s bekanntem Gedicht zu schlagen: Was uns an „Road Not Taken“ so fuchst ist die Tatsache, dass es nie und nimmer möglich sein wird, alle Wege zu beschreiten, alle Geheimnisse zu entdecken oder aber alle Kinder zu retten. Wir versuchen es ein um das andere Mal und doch bleibt am Ende immer der Makel der Imperfektion, des „wieder nicht alles perfekt gelöst habens“. Sicherlich liegt hierin auch die Herausforderung, doch letztlich ist ein Spiel, das wir nicht gewinnen können auch immer eines, das uns frustieren wird.

FAZIT

„Road Not Taken“ ist ein kniffliges Spiel, dem eine interessante Idee zugrunde liegt. Optisch bleiben keine Wünsche offen, denn – besonders unter dem Gesichtspunkt, dass es sich „nur“ um ein Puzzle-Spiel handelt – detailreiche Settings und eine allgemein sehr niedliche Aufmachung gewinnen schnell unser Herz. Der Knobel-Aspekt kommt sicherlich nicht zu kurz, doch leider bringt uns wohlüberlegtes Spielen mit ausgefeilter Taktik kaum einen Belohnungseffekt – auf kurz oder lang droht hier Frust aufzukommen und nur verbissene Taktik-Fans bleiben wirklich längerfristig dabei.

Übrigens: Das Spiel wird ab heute mit dem PlayStation Store Update verfügbar sein und ist für PlayStation Plus-Abonnenten diesen Monat kostenlos erhältlich.

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Pitfall

11. August 2014 0
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