4. März 2014

South Park – Der Stab der Wahrheit

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Die Serie „South Park“ ist trotz oder vielleicht gerade wegen ihres fragwürdigen Humors ein Dauerbrenner. Wollte man sie beschreiben wollen, kämen einem viele Worte in den Sinn – Political Correctness würde aber sich nicht dazu gehören.

Kurz gefasst: South Park ist großartig. Videospiele – und da sind wir uns wohl alle einig – sind auch großartig. Was läge also näher, als diese beiden Dinge zusammen zu bingen..?

Optisch bekommen wir genau das, was wir erwarten!

Um die essentiellste Feststellung direkt vorweg zu nehmen: „Stab der Wahrheit“ ist genau wie die allseits beliebte TV-Serie. Optisch bekommen wir genau das, was wir erwarten und dankenswerterweise haben sich die Macher auch für das Videospiel die selben Synchronsprecher gekrallt, die auch für das Fernsehformat ihren Stimmen geliehen haben.

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 „Ein Blowjob kommt doch nicht vom Mund, sondern von Herzen. Jetzt geh auf die Knie und öffne mir dein Herz!“ Cartman.

Aber bei diesen auf den ersten Blick offensichtlichen Dingen hören die Parallelen noch lange nicht auf! Die South Park-Erfinder Matt Stone und Trey Parker haben ihre Kreation auch auf einem anderen Medium nicht völlig sich selbst oder gar der willkürlichen Hand eines beliebigen Entwicklerstudios überlassen, nein – über den ganzen Prozess der Entstehung von „Stab der Wahrheit“ waren die beiden stark involviert. Das ist ohne Frage auch gut so, denn Kennern der Serie wird auch bei kleinen Details und Referenzen zur Originalserie das eine oder andere Grinsen übers Gesicht huschen. So finden sich zum Beispiel in den Häusern der einschlägig bekannten Charaktere des Öfteren kleine Andenken an vergangene Episoden. Auch wenn dieser Umstand gameplaytechnisch natürlich keine Vorteile bringt, so ist es doch schön zu sehen, dass das Spiel offensichtlich aus den richtigen Beweggründen produziert wurde: Wir haben es nicht mit einem „mal eben hingerotzten“ Spiel zu tun, dass nur die allgemeine Beliebtheit der TV-Serie melken möchte, sondern vielmehr ein Spiel, das mit viel Mühe und einem großen Maß an Detailverliebtheit  geschaffen wurde.

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So weit, so gut. Aber wie dürfen wir uns das Gameplay von „Stab der Wahrheit“ vorstellen?

Die Mutmaßung, dass das Spiel zwar lustig, aber gameplaytechnisch ziemlich unausgegoren sein könnte, stand von Anfang an im Raum. Nun aber haben wir die gesicherte Erkenntnis, dass das nicht der Fall ist. Entgegen aller Befürchtungen ist „Der Stab der Wahrheit“ ein anständiges Open World RPG geworden, in dem wir uns zunächst für eine der verfügbaren Charakterklassen entscheiden müssen. Da sitzen wir nun und haben die Wahl zwischen Krieger, Magier, Dieb oder….Jude. Hat irgendwer wirklich etwas anderes erwartet?! Eben..

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Alle sind entsprechend ihrer Rollen verkleidet (wenn auch ziemlich billig) und hüpfen so durch Cartman’s Garten – der (war irgendwie so zu erwarten) mit seiner manipulativen Art natürlich der Kopf der ganzen Nummer ist.

Prinzipiell gibt es zwei rivalisierende Gruppen: Auf der einen Seite haben wir Cartmans Gruppe, auf der anderen Seite gibt es die Kinder vom anderen Ende der Stadt. Beide Gruppen sind bemüht, in den Besitz des „Stab der Wahrheit“ zu gelangen – ein magischer Gegenstand von essentieller Wichtigkeit, der eigentlich nicht mehr als irgendein x-beliebiger Ast ist. Fantasie ist alles, oder nicht?

Das Ringen um dieses mystische Artefakt geht natürlich auch mit dem ein oder anderen Kampf einher: Ihr prügelt euch in rundenbasierter Form mit anderen Kindern, könnt blocken oder mit verschiedensten Attacken angreifen, Spezialattacken einsetzen und ist die Gesundheitsleiste einer der beiden Kontrahenten leer, tut er das, was Kinder nunmal tun – er rennt heulend zu Mami.

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Klingt lustig und ist es auch, aber wir haben es keineswegs mit repetativen Knöpfendrücken zu tun, denn nicht nur das Timing unserer einzelnen Aktionen ist entscheidend über Sieg oder Niederlage, auch die generelle Vorgehensweise will wohl überlegt sein!

„So funktioniert die Welt nun mal, wenn du 1A Freunde willst, musst du erst ne Menge Schwänze kennen lernen.“ Cartman.

Natürlich hat das Spiel einen kämpferischen Unterton – es ist eben typisch RPG – aber trotzdem ist es auch wichtig, sich mit den Leuten innerhalb der Stadt zu unterhalten und so eventuell zarte, freundschaftliche Bande mit dem ein oder anderen zu knüpfen. Wie gut euch diese Form der sozialen Integration gelingt, spiegelt eure spielinterne Facebookseite – ihr könnt die Posts der anderen lesen, Kommentare erhalten und Freunde dazu gewinnen. Habt ihr einige neue Freunde dazu gewonnen, bekommt ihr dafür sogar einige Punkte gutgeschrieben. Außerdem bietet euch eure Facebookseite mehr oder minder subtile Hinweise, wenn ihr mal nicht sicher seid, wohin ihr als nächstes gehen solltet.

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Um wirklich von eine klassischen RPG sprechen zu können, darf ein spielerisches Element natürlich nicht fehlen: Wir können auf unserer Reise durch South Park auch den Häusern anderer Leute einen Besuch abstatten und uns dort die Taschen mit mehr oder weniger nutzlosem Ramsch voll machen. Looten und Leveln!

Wie schon anfangs erwähnt finden wir in den Residenzen der verschiedenen Bewohner viele bereits bekannte Gegenstände und auch andere Kuriositäten, die uns zwar im Spiel selbst nicht wirklich viel bringen, aber trotzdem merklich zum Unterhaltungswert beitragen.

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Manche Dinge können wir aber auch verwenden – sei es, indem wir sie anziehen können oder indem sie in irgendeiner Form verwendbar sind. Außerdem gibt es einige sammelbare Gegenstände, wegen denen es sich so oder so schon lohnt, unsere Umwelt genauer in Betracht zu nehmen. Seid ihr im Haus eines South Park-Bewohners, könnt ihr aber nicht nur seine Schränke leer räumen – meistens könnt ihr euch auch mit ihnen unterhalten oder…einfach mal sein Klo benutzen.

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Spoiler

Hakenkreuze, Analsonden & Co. - Tacheles: Das wurde auf den europäischen Konsolen-Versionen gekürzt

7 Szenen von je etwa 20 Sekunden wurden in den europäischen Konsolen angepasst. Die Entscheidung über die Anpassungen wurde von Ubisoft EMEA getroffen. Die Szenen enthalten:
– Ein Minispiel, in dem der Arzt eine Abtreibung am Spieler durchführt

-Ein Minispiel, in dem der Spieler eine Abtreibung am Charakter „Randy“ durchführt

-Fünf Analsonden-Szenen, in denen jemanden aktiv eine Analsonde eingeführt wird. Die Szenen vor und nach der aktiven Einführung der Sonden laufen ganz normal ab.

Jede Anpassung wird durch einen Bildhintergrund und eine Textbeschreibung ersetzt, die von den South Park Schöpfern Matt Stone und Trey Parker treffend zum Humor der Serienvorlage ausgewählt wurden.

Gemäß gesetzlicher Bestimmungen, wurden im Spiel vorkommende verfassungswidrige Symbole für den deutschen und österreichischen Markt unkenntlich gemacht.

 

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Fazit

Es sollte klar sein, dass „South Park – Stab der Wahrheit“ kein Kinderspiel im klassischen Sinne ist und ebenso wie die Serie komplett auf Erwachsene zugeschnitten ist. Andererseits ist es aber ein Kinderspiel im übertragenen Sinne, sich in der Welt des Spiels zu verlieren:

Nicht nur der sehr verquere Humor macht das Spiel zu einem Hit, auch das durchaus gelungene Gameplay führt dazu, dass das Spiel längerfristig begeistert – selbst ohne die ganzen humorösen Einlagen wäre das Game immer noch absolut spielenswert. Jetzt – endlich – wissen wir, warum es Jahre dauerte, bis das Spiel nun letztlich auf den Markt kommt: Es wurden keine Mühen gescheut, aus einer sehr erfolgreichen TV-Serie ein sehr gutes Spiel zu machen!

Daher kann ich an dieser Stelle eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

 

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6. März 2014 0
4 Comments
  • Jack Slate 10 Jahren ago

    Mich Ärgern die Schnitte übelst und ich muss mir noch sehr schwer überlegen ob ich mir das Spiel hole oder nicht.Im Moment hab ich eher kein Interesse.Weil genau wie hier geschrieben steht….“Es ist ein Spiel für Erwachsene“ genau dem Stimme ich zu….und genau aus dem Grund sollte es NICHT Geschnitten sein….ich habs Satt das man uns Erwachsenen vorschreibt was wir sehen dürfen und was nicht.Es sind zwar nur kurze Schnitte….das stimmt…..aber es geht sich ums Prinzip.Und ich hab diese ewigen Vorschriften uns gegenüber Satt. Ich liebe South Park….aber sowas kann ich nicht mehr hinnehmen. PS: aber der Bericht ist sehr ausführlich und sehr gut.

  • Gurki 10 Jahren ago

    Hach ich find es cool das es nach den ganzen Vreschiebungen nun doch in cooler Form rauskommt. Ein Rollenspiel mit tief schwarzem Humor fehlte bis jetzt noch in der Spielelndschaft. Ich muss ja sagen das die früheren South Park Spiel größtenteils Rotz waren und ich sehr skeptisch war was die Qualität betrifft aber nun bin ich zuguterletzt doch noch durch den Test Überzeugt. Sobald ich Kohle übrig hab hol ich es mir auf dem Pc 🙂 danke für diesen schönen Test.

  • Schön geschriebene Review. Ich hole mir das Spiel zwar auch in der deutschen Version, ärgere mich aber trotzdem über die Schnitte (bis auf die Hakenkreuze, die sind mir Latte…).Ich meine die Serie kann man uns doch auch unzensiert zumuten, warum dann nicht das Spiel? Für mich vollkommen unverständlich.

  • Thomas 10 Jahren ago

    Sauber geschrieben. Jetzt hab ich ultra Bock auf das Game. Direkt gekauft!

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