Unmechanical

By on 8. November 2012 0 267 Views

Was gibt es Schöneres, als mit seinen kleinen Roboter-Freunden an einem sonnigen Tag über eine Wiese zu fliegen und einfach das Leben als knubbeliger Blechkasten zu genießen? Das dachte sich wohl auch der Protagonist in Unmechanical, dem Erstlingswerk der Softwareschmieden Talawa Games und Teotl Studios.

Doch so einfach ist es wohl nicht als Roboter, denn ehe man es sich versieht, wird man von einem merkwürdigen Rohr eingesaugt und findet sich mitten in einer unterirdischen Anlage voller Schalter, Röhren, Zahnräder und noch viel mehr skurrilen Gerätschaften wieder.

Steuerung

Unmechanical erinnerte mich zunächst leicht an Insanely Twisted Shadow Planet, doch wurde recht schnell klar, daß der Schwerpunkt und das Design von Unmechanical auf den Rätseln und der Atmosphäre liegen. Action-Einlagen oder gar eine Schusswaffe sucht man vergeblich. Der kleine Roboter, der sich mit Hilfe eines Propellers durch die Lüfte bewegt, wird mit den Richtungstasten oder den Tasten WASD auf der Tastatur gesteuert. Per Leertaste schaltet man einen kleinen Traktorstrahl ein, der in der Nähe befindliche Gegenstände anzieht und festhält oder auch Schalter umlegt, Türen öffnet oder generell irgendetwas in Bewegung versetzt. Ein wenig Einarbeitungszeit sollte man sich dennoch in die Steuerung des Roboters gönnen, denn die realistische Physik des Spiels achtet auch auf eine gewissen Trägheit, sobald der Rotor etwas mehr als nur das Eigengewicht zu schleppen hat.

Optik

Grafisch wird das Spiel von der Unreal-Engine in Szene gesetzt. Die 2.5D-Optik setzt uns dabei fest auf eine Ebene, lässt aber einen atmosphärischen Blick in den Raum zu und zeigt das detailverliebte Leveldesign in voller Pracht. Kleine Glühwürmchen, die um Pilze schwirren wechseln sich ab mit sprühenden Funken, sich wirr drehenden Zahnrädern oder merkwürdigen, vor Energie summenden Apparaturen. Die Welt von Unmechanical ist vielfältig und bunt, aber dennoch sehr stimmig und weiß es, in ihren Bann zu ziehen.

Gameplay

Hat man sich anfänglich mit der Steuerung vertraut gemacht und seinen ersten Felsbrocken erfolgreich ein wenig herumgeworfen, geht es auch schon los mit den ersten Schalterrätseln. Was sich am Anfang noch als simpel erweist, hat eine recht schnell ansteigende Schwierigkeitsstufe. Genügt am Anfang noch der obligatorische Stein, den man als Gewicht auf einen Schalter legt, oder versperren ein paar Steine den Weg, die man mit dem Traktostrahl wegschafft, so kommen schon bald erste Physik-Elemente ins Spiel. Ebenfalls beschränkn sich die Rätsel und Elemente nur am Anfang auf einen Raum, später wollen ganze Tunnelsysteme nach Hilfsmitteln durchsucht werden und nur allzu oft sieht man einen Gang oder eine Tür nicht nur einmal.

Immer neue Mechaniken werden präsentiert, jedoch ohne durch ein Tutorial oder On-Screen-Hinweise verraten zu werden. Falls der Lösungsweg doch nicht so eindeutig sein sollte, hilft hier ein Druck auf die F1-Taste. Die lässt den kleinen Roboter kurz in sich gehen und in einer kleinen Denkblase erscheint ein Bild, das einen Hinweis auf den Lösungsweg des Rätsels darstellt. Gespeichert wird bei Unmechanical automatisch. Nach Passieren eines Checkpoints und beim Lösen eines Rätsels wird sofort eine neue Sicherung angelegt und bei Bedarf kann man einfach den Spielstand neu laden.

Sound

Untermalt wird das Spiel von atmosphärischen Synthi-Klängen, denen 8-Bit-Samples einen nostalgischen Touch verleihen. Die Musik ist ein steter Begleiter im Hintergrund, untermalt finstere Gänge und Höhlen genauso schön und dramatisch wie sie eine Explosion in ihrem Effekt unterstützt und ist dabei nie aufdringlich. Sprache gibt es in Umechanical nicht. Der kleine Roboter bleibt meist stumm, kommentiert unsanftes Anecken an eine Wand allerdings mit einem blechernen „Umpf“ oder „Oh“. Die Klangkulisse unterstreicht sowohl die Umgebung als auch das aktive Spielgeschehen sehr gut.

Persönlicher Eindruck

Der kleine Roboter hatte mich sofort in seinen Bann gezogen. Zunächst einmal ist die Steuerung simpel und wasserdicht: 4 Richtungen, eine Aktion, fertig. Für eine vielseitige Verwendung derselben sorgt die Physik-Engine, die mich nicht nur für die eigentlichen Rätsel fesseln konnte, sondern dank der ich auch einfach mal herumliegende Steine wegschleuderte und versuchte, Wippen oder Ähnliches zu bauen. Alles ist möglich!

Auch das Leveldesign ist abwechslungsreich gehalten und hat mich vollkommen überzeugt. Der Mix aus Höhlensystemen mit Kristallen und unterirdischen Seen, der fließend in metallverkleidete Kammern mit Computersystemen und Lava spuckenden Kratern, die sich gleich neben organisch anmutenden Wänden und Schmelzöfen einreihen, weiß zu überzeugen. Die Ideen und Lösungswege sind auch immer logisch und keinesfalls weit hergeholt. Lediglich bei 2 Rätseln kam ich etwas ins Stocken. Beim Einen war es nachweislich meine eigene Blödheit, die mich 10 Minuten lang einen Stein gegen eine viel zu kleine Öffnung werfen ließ, statt den eigentlich dazu geeigneten Stahlträger zu verwenden. Beim anderen Rätsel dachte ich schlichtweg um einige Ecken zuviel, die Lösung lag eigentlich auf der Hand.

Und auch die Vielfalt der Rätsel hält den Spielspaß auf jeden Fall stetig oben. Farbenreihen nachvollziehen à la Senso, Hebelwirkung nutzen, um Schalter gleichzeitig zu drücken, Laserstrahlen über Spiegel leiten, sich aus gegebenen Teilen „Werkzeug“ basteln oder ganz pragmatisch mit einer Bombe den Weg freisprengen: Es ist wirklich alles vorhanden.

Die Musik erinnerte mich stellenweise sehr an die von FEZ, was auch eher als Kompliment anzusehen ist. Meistens ist sie nur leise im Hintergrund zu hören, gewinnt aber in genau den richtigen Stellen an Lautstärke und Intensität. Also so, wie es sein sollte.

Fazit

Unmechanical ist ein Independent-Spiel nach meinem Geschmack. Ein klarer Fokus auf dem Knobeln und Rätseln, ohne dem Motto in irgend einer Weise untreu zu werden. Die grafische Umsetzung lässt keinen Grund zur Beschwerde, die Steuerung ist unkompliziert und eingängig, die Atmosphäre von Anfang an stimmig und fesselt an den Monitor. Wer also gerne seine Hirnwindungen martert und Rätsel knackt, der ist bei Unmechanical goldrichtig. Einzig und allein die Spieldauer sei hier angemerkt: Ich lag bei meinen etwas über 3 Stunden Spielzeit vermutlich im Durchschnitt, dafür ist hier allerdings auch keine Minute Durststrecke zu verzeichnen. Für einen Preis von 12,99€ ist diese Spielzeit allerdings vollkommen legitim.

 

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