23. Dezember 2013

Bravely Default

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Rollenspielfreunde sind mittlerweile gebrannte Kinder: Nachdem wider allen Erwartungen “Final Fantasy XIV” eine herbe Enttäuschung war und auch sonst nicht besonders viele spielenswerte Spiele dieses Genres in letzter Zeit erschienen sind, könnte “Bravely Default” den Karren nun sinnbildlich wieder aus dem Dreck ziehen. Denn im Grunde genommen macht das Spiel all das richtig, was das ehemalige Aushängeschild des japanischen Rollenspielgenres, “Final Fantasy”, falsch gemacht hat.

Die Ironie des Umstandes, dass beide Spiele vom Publisher Square Enix stammen, entgeht uns dabei nicht – doch schaffen sie es, die frustrierte Fanbase wieder zufrieden zu stimmen?

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Zunächst einmal ist “Bravely Default” ein sehr genretypisches Spiel, dass nicht mit den klassischen RPG-Traditionen nicht zu brechen versucht: Wir haben es mit einer hübschen Welt zu tun, die wir an Bord eines Luftschiffes erkunden können. Das rundenbasierte Kampfsystem wartet dafür mit einer leichten Abwandlung des typischen Prinzips auf: Die Brave- und Default-Mechaniken – aus welchen sich auch der Spieltitel zusammensetzt – geben euch die Möglichkeit, das Kampfgeschehen geschickter zu steuern. Jedes Kommando, jeder Angriff verbraucht einen “Battlepoint” – habt ihr die Aktion dann ausgeführt, bekommt der Charakter wieder einen neuen Punkt dazu, sodass er in der nächsten Runde wieder agieren kann. “Default” bewirkt aber, dass ihr eben diesen “Battlepoint” speichern und in der nächsten Runde dann gleich zweimal zuschlagen könnt. Prinzipiell handelt es sich also um nichts anderes, als ein schlichtes Blocken. Die Brave-Mechanik aber macht es euch möglich, in einer einzelnen Runde auch bis zu vier mal anzugreifen –  das ergibt natürlich eine sehr effektive Kombo, will aber wohl überlegt sein: Habt ihr zuvor nicht genug Punkte angespart, rutscht der entsprechende Charakter ins Minus und muss dann entsprechend lang in den nachfolgenden Kampfrunden aussetzen.

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Um ein gutes Taktieren kommt ihr also  nicht umhin, wenn ihr in den Kämpfen bestehen wollt. Trotzdem wirkt das System weder überladen, noch zu kompliziert – und das, obwohl ihr zwischen 27 verschiedenen Charakterklassen wählen könnt. Doch auch wenn ihr euch zu Anfang für eine bestimmte Berufung entscheidet, nagelt euch das Spiel nicht auf diese Entscheidung fest – eure Spielcharaktere können ihren Beruf respektive ihre Berufung jederzeit während des Spiels wechseln und somit habt ihr die Möglichkeit, verschiedenste Talente in einem einzelnen Charakter zu kombinieren. Das ist ausgesprochen praktisch und lässt viel Raum und Möglicheit zur Gestaltung eures perfekten Teams.

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Die dem Spiel zugrundeliegende Story ist auch kein Schuss ins Blaue, sondern orientiert sich stark an einem typischen Japano-RPG-Plot: Vier magische Kristalle müssen zum Wohle der gesamten Welt vor bösen Mächten beschützt werden und nur vier ganz besonderen Helden ist es möglich, diese Aufgabe zu erfüllen. Na ratet mal, wer das entsprechende Helden-Quartett kreuz und quer durch die Spielwelt steuern darf…!

Doch eine urtypische Story ist nicht unbedingt eine gute Story und so muss auch im Falle von “Bravely Default” darauf hingewiesen werden, dass wir es hier nicht mit einem fesselnden Epos zu tun haben. Allerdings – und das ist mindestens eben so wichtig! – fällt diese Einfallsflaute nicht großartig ins Gewicht, da zwar nicht die Geschichte, wohl aber die Welt des Spiels sehr interessant gestaltet ist. Es gibt unheimlich viele Nebencharaktere, die allesamt mit einer eigenen – teilweise sogar sehr spannenden – Hintergrundgeschichte bedacht worden sind. Eure Streifzüge durch die Welt von “Bravely Default” dürften euch also nicht allzu schnell langweilig werden – es gibt nahezu unbegrenzt viel zu erfahren und zu sehen.

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A propos „Sehen“: Natürlich sind alle Charaktere in zu erwartender Anime-Optik gehalten. Das ist niedlich anzusehen und funktioniert gut, doch ein besonderes Augenmerk darf an dieser Stelle auf die gezeichneten Hintergründe des Spiels gelegt werden: Nicht zu übersehen, dass sich hier wirklich Mühe gegeben wurde – die Welt ist wundervoll gestaltet und ein passender Soundtrack unterlegt das ganze stimmungsvoll.

Desweiteren haben die Entwickler von „Bravely Default“ auch ein Herz für geplagte RPG-Freunde: Zwei spezielle Funktionen des Spiels verwöhnen uns mit Möglichkeiten, die wir uns schon bei so vielen Spielen zuvor gewünscht hätten.

Zum einen könnt ihr – sobald ihr eurem Charakter den entsprechenden Befehl zum Angriff gegeben habt – den Kampf ganz einfach vorspulen. Somit spart ihr euch das mühselige Aussitzen immer wiederkehrender Kampfsequenzen und das Spiel gewinnt dadurch ganz klar an Dynamik.

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Ein weiteres wirklich lobenswertes Gimmick lässt euch die Häufigkeit der zufälligen Kämpfe beeinflussen: Wollt ihr einfach nur von A nach B, ohne dabei ständig von irgendwelchen dahergelaufenen Gegner zwangsweise in Kampfhandlung verwickelt zu werden, so stellt ihr die Zufallskämpfe einfach aus. Wollt ihr aber zum Beispiel eines eurer Teammitglieder hochleveln oder seid einfach auf ein bisschen Ärger aus, dann könnt ihr die Wahrscheinlichkeit, angegriffen zu werden, sogar verdoppeln. Nicht schlecht – das dürfen sich andere Entwickler künftiger RPGs gerne abschauen!

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FAZIT

„Bravely Default“ beschert uns ein angenehmes Nostalgiegefühl, ohne wirklich retro zu sein: Hätte Handlung und Aufmachung durchaus der JRPG-Blütezeit der 90er Jahre entsprungen sein können, ist doch alles modern umgesetzt. Auch wenn die Story nicht wirklich innovativ ist, weiß das Spiel durch die Vielzahl an Details und die liebevolle Gestaltung nicht nur der spielbaren Charaktere, sonder auch jedes einzelnen Nebencharakters doch zu überzeugen. Kombiniert mit der wunderschön aufgemachten Welt, sehr gelungener Synchronisation und einem ausgewogenen Kampfsystem kann „Bravely Default“ sicherlich als eines der besten JRPGs der letzten Zeit bezeichnet werden.

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