4. November 2018

Call of Cthulhu

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Mit Call of Cthulhu versuchen sich Cyanide Studio und Focus an einem neuen Horror-Abenteuer im Lovecraft-Universum, das auf dem gleichnamigen Pen & Paper RPG von Chaosium basiert. Spätestens seit dem E3-Trailer im letzten Jahr warten wir Horror-Fans gespannt auf das Spiel, das uns in Lovecraft-typischer Atmosphäre langsam den Bezug zur Realität verlieren lassen soll. Ob die Reise in den Wahnsinn gelungen ist? Ich habe es für euch auf der Xbox One getestet.

Die Story

Wir schreiben das Jahr 1924. Privatdetektiv Edward Pierce hat schon lange keine Aufträge mehr erhalten. Sein bester Klient: der Alkohol. Eines Tages ist es dann doch so weit: Er wird beauftragt, den Tod der Familie Hawkins zu untersuchen. Sarah, Charles und ihr Sohn Simon sollen bei einem Brand in ihrer Villa ums Leben gekommen sein. Doch kurz nach dem vermeintlichen Tod der Familie, erhält Sarahs Vater eines ihrer skurrilen, unheimlichen Gemälde. Was steckt dahinter? Pierce nimmt den Fall an und begibt sich auf die düstere Insel Darkwater. Die verschwiegenen Einheimischen, ein mysteriöser Kult und die fragwürdigen polizeilichen Ermittlungen zeigen schnell: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht.

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Mehr Detektiv-Spiel als grausiger Horror

Grünliche Nebelschwaden, heruntergekommene Lagerhallen, eine verlassene Villa – die verschiedenen Schauplätze in Darkwater bringen uns in die perfekte Stimmung, um uns auf den Pfad des Wahnsinns zu begeben. Möge der Horror beginnen! Oder doch nicht?

Auch wenn die Trailer etwas anderes erwarten ließen, bleibt der Horror in Call of Cthulhu überwiegend subtil. Jumpscares sind die absolute Ausnahme, es bleibt eher beklemmend als gruselig. Nach der ersten Spielstunde wird klar: Call of Cthulhu ist vielmehr ein Detektiv-Spiel à la Sherlock Holmes: Crimes and Punishments als ein klassisches Horror-Game. In erster Linie gilt es, Leute zu befragen und verschiedene Orte in Darkwater zu untersuchen. Dafür wechselt Pierce in einen Ermittlungs-Modus, der uns erlaubt, Geschehnisse anhand von Hinweisen zu rekonstruieren. Schwer zu finden sind diese in der Regel nicht. Ein Symbol zeigt uns außerdem an, ob wir alle relevanten Gegenstände gefunden haben.

Abwechslungsreiches Gameplay ohne Herausforderung

Zwischen den Ermittlungspassagen liefert man uns ein abwechslungsreiches Gameplay: Mal müssen wir Rätsel lösen, mal an Gegnern vorbeischleichen. Auch eine Prise Shooter wurde dem Game beigemischt. Wirklich anspruchsvoll wird es bei den Aufgaben leider nie. Trial & Error Abschnitte zerstören zeitweise die sonst so stimmungsvolle Spielatmosphäre.

Ein ewig brennendes Feuerzeug, unendliche Munition und zu einfache Rätsel sorgen dafür, dass beim Spieler so gut wie nie Panik oder Hektik aufkommt. Dabei gab es genau dafür super Ansätze. Beispielsweise bekommt Pierce Panik, wenn wir uns zu lange in Schränken oder Schächten verstecken. Der Atem geht schneller, die Sicht verschwimmt langsam. Doch mehr passiert leider nicht. Pierce fällt nicht in Ohnmacht oder dergleichen. Konsequenzen? Fehlanzeige.

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Verändere dein Schicksal – oder auch nicht?

Im Verlauf des Spiels verdienen wir Charakterpunkte und finden Gegenstände, mit denen wir Pierces Fähigkeiten beliebig verbessern können. Unsere Kenntnisse in Psychologie, Ermittlung, Medizin, Okkultismus, Redegewandtheit, Stärke und im Finden versteckter Orte sollen sich dabei auf den Spielverlauf auswirken. In Dialogen können beispielsweise manche Antworten nur ausgewählt werden, wenn ein bestimmter Grad an Psychologie-Kenntnissen erreicht ist. Manche Türen oder Schubladen lassen sich hingegen nur knacken, wenn wir den Bereich Ermittlung mehr hochgelevelt haben. Für den Verlauf des Spiels ist dieser Einfluss aber gefühlt nicht sonderlich ausschlaggebend.

Überhaupt ist die Story von Call of Cthulhu sehr linear aufgebaut. Je nach gelevelten Skills, können wir aber hier und da unterschiedliche Wege einschlagen. Ob man beispielsweise den Wachmann überredet, um in ein Gebäude zu gelangen oder doch eher ein paar Banditen bedroht, die den Hintereingang versperren, bleibt uns überlassen. Beide Wege führen jedoch letztendlich zum selben Ziel und haben keinerlei Konsequenzen für den weiteren Spielverlauf. Auch bei größeren Entscheidungen, die das Schicksal verändern sollen, werden die Konsequenzen kaum spürbar. Leider werden bei Call of Cthulhu so gut wie keine Bezüge zu den getroffenen Entscheidungen hergestellt. So können Spieler nicht nachvollziehen, ob und wie sie das Schicksal vielleicht verändert haben.

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Grafik

Grafisch ist Call of Cthulhu nicht gerade herausragend. Das tut der beklemmenden Stimmung an den verschiedenen Schauplätzen aber absolut keinen Abbruch. Die Charaktere hingegen wirken außerhalb der Cutscenes ziemlich matschig, Gestik und Mimik scheinen bei den Dialogen oft eher unpassend. Während die Hauptcharaktere individuell ausgestaltet sind, hatte ich bei vielen Nebencharakteren das Gefühl, die immergleiche Person zu sehen. So sahen beispielsweise die Patienten in einem Krankenhaus größtenteils beinahe identisch aus.

Fazit

Call of Cthulhu zu bewerten ist gar nicht so einfach. Man hat hier einiges richtig gemacht, jedoch auch vieles falsch. Call of Cthulhu ist ein atmosphärisches Adventure mit packender Story und liebevollen Anspielungen auf das Lovecraft-Universum. Ganz überzeugen konnte es mich aber leider nicht. Den Abstieg in den Wahnsinn habe ich eindeutig nicht erlebt. Etwas mehr Horror, mehr Herausforderung und mehr Einfluss des Spielers auf das Geschehen hätten dem Spiel gut getan. Call of Cthulhu bietet so viel Potenzial, das leider nicht komplett ausgeschöpft wurde. Aber allein für die spannende Geschichte macht Call of Cthulhu durchaus ein Erlebnis wert.

Call of Cthulhu ist für PC, PS4 und Xbox One erhältlich.

Wertung

6.5

Fazit

6.5/10
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Skyhill

5. November 2018 0
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