500 Millionen Dollar – nicht gerade das, was man als Wechselgeld bezeichnen würde. Spiele der großen Zukunftshoffnung „Destiny“ in diesem Wert wurden jedoch an den Einzelhandel verkauft – abgesehen von der Tatsache, dass es sich hier um die neue Superlative der Spielebudgets zu handeln scheint, ist die wahnwitzigen Höhe dieser Summe aber vor allem eines: Ein Statement.

Offensichtlich hat Activision großes Vertrauern in dieses Projekt gesetzt, nicht nur was die Qualität angeht, sondern auch was die zu erwartenden Absatzzahlen anbelangt. Und auch wenn es aktuell noch nicht in Stein gemeißelt steht – Activision scheint sich nicht verkalkuliert zu haben. Mit einer nunmehr zu erwartenden Verkaufszahl von 15 Millionen verkauften Spielen oder sogar mehr würde der Newcomer „Destiny“ mit einem Mal in der selben Liga wie etablierte Franchises wie „Call of Duty“ spielen.

Keine Frage – um „Destiny“ ist ein massiver Hype erwachsen. Doch genaugenommen bestand dieser schon lange, bevor wir das Spiel tatsächlich im Laufwerk hatten und unsere Begeisterung somit an konkret Erlebten hätten festmachen können. Nein, vielmehr waren es marketing-technisch kluge Schachzüge wie etwa wohlplatzierte und inszenierte Werbung oder eine Beta-Version, die auf einmal in aller Munde war.

Nicht zuletzt scheint sich auch der „Viel hilft viel“-Gedanke in den Köpfen vieler eingenistet zu haben: „Activision lässt richtig was springen und rollt die Nummer dermaßen groß auf…das MUSS ja oberepisch werden!

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Muss es das?

Oder muss es deshalb nicht viel mehr hauptsächlich massenkompatibel und ohne große Wagnisse in Sachen Gameplay und Story sein?Letztlich liegt – wie so oft -in beidem ein bisschen Wahrheit. Eine klare Linie zwischen dem, was schlichtweg Mainstream ist, und dem, was „Destiny“ von der Masse abhebt zu ziehen, ist dann jedoch weitaus diffiziler.

Die oberflächliche Betrachtung

Das Weltraum-Setting nutzt gekonnt alle Möglichkeiten aus, die eine so ausladene Fläche bietet. Auf der Reise von Planet zu Planet werden wir kontinuierlich mit neuen Landschaften konfrontiert – sei es nun die karge und doch kunstvoll in Szene gesetzte Mondlandschaft, das auf der Erde liegende, völlig verlassene Russland oder gar die mystischen Tempelanlagen auf der Venus. Neben den Planeten selbst warten allerdings noch viele weitere zu erkundende Areale, welche unter deren Oberfläche liegen. Mehr Abwechslung kann man sich eigentlich kaum wünschen und auch die Gestaltung der einzelnen Szenerien kann durchweg mit dem mithalten, was wir uns insgeheim schon erhofft hatten. Um es kurz zu machen: Die Umgebung sieht atemberaubend gut aus – in diesem Punkt hat „Destiny“ nicht enttäuscht.

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Cool Story, Bro?!

Eine herbe Einbuße an Epicness müssen wir dafür in Sachen Storyline hinnehmen. Das Leben im Universum ist bedroht durch einen übermächtigen Feind: Die Dunkelheit, die alles und jeden zu verschlucken droht. Ihre Entsandten – die Gefallenen, die Vex oder auch die Schar – sind eine ständige Gefahr, die nur von wenigen mutigen Kämpfern in Schach gehalten wird: Die Hüter – im Licht geborene, die sich der Verteidigung gegen das Schattenreich verschrieben haben.

Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass wir in die Rolle einer dieser Hüter schlüpfen. Allerdings werden wir gleich zu Beginn des Spiels vor die Wahl gestellt, welche Charakterklasse wir spielen möchten. Ob wir in diesem frühen Stadium Titan, Hunter oder Warlock wählen, ist zu Beginn noch nicht von tragender Wichtigkeit, wird aber im späteren Spielverlauf starken Einfluss auf euer Spielerlebnis nehmen. Es empfiehlt sich hier also, den eigenen Spielstil zu kennen oder aber gut einschätzen zu können und dementsprechend eine weise Wahl zu treffen.

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Die Charakterklassen im Überblick:

Warlock (Träger Arkaner Macht)
Sie haben eine Möglichkeit gefunden, ihren Wissensdurst zu einer Waffe zu machen und die Lichtmuster des Reisenden auf bisher unvorstellbare Art und Weise zu nutzen. Warlocks sind keine zurückgezogenen Erforscher des Unbekannten – sie sind mystische Krieger, die zu unglaublicher Verwüstung fähig sind.

Titan (Gepanzerte Kriegsmaschine)
Ihre blitzgeladenen Fäuste hauen den härtesten Gegner um. Ihre Panzerung und Schilde machen sie nahezu unverwundbar. Wir betrachten sie als unsere gesichtslosen Ritter, die uns vor unseren zahllosen Feinden schützen. Doch ihre Macht und Entschlossenheit verleihen ihnen die Aura aufstrebender Götter.

Jäger (Meister des Grenzlands)
Jäger sind schnell am Abzug und geschickt mit dem Messer. Sie pirschen über das Schlachtfeld und bringen ihre Gegner wie Beute zur Strecke. Sie sind mutig und skrupellos, lieben das Unbekannte und sind dank ihrer Intuition und ihrem Bauchgefühl für alles gewappnet.

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Schon zum Release warnte Entwicklerstudio „Bungie“ davor, ein vorschnelles Urteil über „Destiny“ zu fällen – ab Level 20 werde ja alles nochmal ganz anders! Und tatsächlich haben sie nicht gelogen. Habt ihr dieses Level einmal erreicht, erwarten euch neben den schon bekannten Missionen auch sogenannte Raids, die weitaus umfangreicher und auch anspruchsvoller gestaltet sind. An diesem Punkt zwingt euch das Spiel zu sozialer Interaktion (iih!), denn ohne die Online-Unterstützung eurer Freunde braucht ihr aufgrund elementarer Chancenlosigkeit zu diesen Raids eigentlich gar nicht antreten . Und genau hier wird dann auch tatsächlich wichtig, für welche Charakterklasse ihr euch eingangs entschieden habt – harmoniert euer Team, ist es ausgewogen? Vor Erreichen der höheren Level – was naturgemäß ja schon einige Zeit in Anspruch nimmt – ist die von euch getroffene Wahl jedoch eher schnurz und mit ein bisschen Routine kommt ihr hier auch alleine noch relativ weit.

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Nichts desto trotz ist „Destiny“ schlicht nicht als Einzelkämpfer-Spiel ausgelegt und zielorientiertes Teamplay wird klar begünstigt. Während es im Drei-Spieler-Koop oder generell in den Nebenmissionen noch verhältnismäßig einfach ist, Mitspieler (seien sie uns bekannt oder fremd) zu finden, so wird das in den Storymission jedoch zum ernstzunehmenden Problem. Oftmals ist man aufgeschmissen, wenn sich kein altruistisch veranlagter Mitspieler oder aber jemand mit denselben Zielen findet.

Doch wir greifen vorweg!

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Statt uns auf die sagenumwobene Frage „Was kommt nach Level 20?“ zu versteifen, werfen wir lieber einen Blick auf das, potentielle Neukäufer des Spiels zu Beginn erwartet. Auch wenn ihr euch zu Beginn für eine der drei verfügbare Charakterklassen entschieden habt, so könnt ihr natürlich doch noch ganz individuell Veränderung an eurem Charakter vornehmen – sei es durch Bekleidung bzw. Rüstung oder aber durch die Waffen. Gerade in diesem Punkt hat man sich wirklich nicht lumpen lassen und eine schier gigantische Auswahl an Ausrüstungsgegenständen lassen die Spielerherzen höher schlagen. Gut, dass ihr 3 Waffen ausrüsten und mit euch herumschleppen könnt – sich für nur eine zu entscheiden wäre uns auch schwer gefallen!

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In Sachen Gameplay erkennt man besonders deutlich, dass man kein Wagnis eingehen wollte: Die Steuerung ist schlicht und funktional und macht das Spiel somit zugänglich für „Destiny“-Einsteiger, doch an Finesse fehlt es hier größtenteils. In lustiger Haudrauf-Manier ballern wir uns durch scheinbar endlose Gegnerwellen und erfüllen das jeweilige Missionsziel. Sowohl „Missionsziel“ als auch „Gegnerwellen“ sind hier die Stichwörter:

Scanne dies, zerstöre jenes, verteidige das!

Vom Grundkonzept her scheint so gut wie jede Neben- oder auch Story-Mission gleich aufgebaut zu sein. Scanne dies, zerstöre jenes, verteidige das! Klar, besonders viel mehr Variation bieten in der Grundidee wenige Spiele dieses Genres, doch in Sachen Repitivität und Eintönigkeit leuchtet hier „Destiny“ als strahlender Stern am Spielehimmel – im negativen Sinn. Während Gegnerwelle auf Gegnerwelle auf uns einstürmt besiegen eben den, zerstören das…wieder und wieder. Und wieder.

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Sicher, die Raids, die uns ungefähr ab Level 20 erwarten, machen hier einiges wieder gut, denn sie sind nicht nur schwieriger, sondern auch weit komplexer aufgebaut als alles, was wir davor durchleben. Dennoch ist das Spielgeschehen in den ersten Stunden nun einmal das, was unseren oft zitierten „ersten Eindruck“ prägt – in diesem Fall mit einem schalen Nachgeschmack.

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Spätzündung oder Fehlzündung?

Schnell wurden erste Unkenrufe laut: Man habe sich mehr erwartet, „Destiny“ sei nicht mehr als ein Durchschnittsspiel – da hilft es auch nicht, dass die Entwickler schon zum Release Geduld mit ihrem Machwerk einforderten. Überraschen dürfte das nicht, denn die Kombination fades Gameplay in den ersten Stunden und eine recht einfallslose Story mit sehr flachen Charakteren birgt nun mal die Gefahr, erstmal für große Enttäuschung zu sorgen.

Nichts desto trotz merkt man „Destiny“ an, dass man sich sehr um Werthaltigkeit bemüht hat. Neben der wundervollen Grafik wissen so auch die Synchronsprecher zu überzeugen. Im englischen Originalton hat man bekannte Sprecher wie zum Beispiel Peter Dinklage (ja, wirklich – Tyrion!) engagiert, doch auch die deutschen Synchro-Stimmen wissen zu gefallen.

Kein Reinfall aber auch nicht der Sechser im Lotto – alles in allem hadert „Destiny“ schlicht an selbstgeschürten Erwartungen, die zu erfüllen es nicht gänzlich im Stande ist.

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FAZIT

Mit „Destiny“ ist es ein bisschen wir mit mir in der Schule damals. Ich habe es mir immer ganz fest vorgenommen gute Noten zu schreiben, habe meinen Eltern weiß gemacht, dass ich alles kann und dann…nunja. Der Wille allein versetzt eben doch keine Berge.

Auch „Destiny“ merkt man an, dass hier nicht nur viel Geld, sondern auch gute Vorsätze am Werk waren. Das Spiel sollte großartig werden, uns sollten die Kinnladen runterfallen und doch – am Ende bleibt es hinter den Erwartungen die Activision und Bungie nicht nur selbst hatten, sondern auch zu unseren gemacht haben, zurück.

Man hatte nicht pokern wollen, man ist lieber die sichere Schiene gefahren. Die sichere Schiene gehört halt nur eher zur Straßen- und nicht zur Achterbahn.

Immerhin die Grafik ist herausragend, Synchronsprecher und Soundtrack immerhin noch überdurchschnittlich und das Gameplay pendelt sich im Mittelmaß ein. Insgesamt ergibt das keine enttäuschende Wertung, doch die Eins mit Sternchen eben auch nicht!

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16. September 2014 0
2 Comments
  • Simon 9 Jahren ago

    Guter Artikel, wusste noch nicht viel über das Spiel und wurde gut informiert!

  • Gurki 9 Jahren ago

    ich werds mir wenns für den pc kommt holen 🙂 schön geschrieben

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