30. April 2020

Final Fantasy VII HD Remake

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Lange nicht gesehen…

Über zwanzig Jahre ist es nun her, dass wir uns das letzte Mal so richtig ausgiebig gesehen haben. Ich hatte Dich ganz anders in Erinnerung, muss ich zugeben. Aber nein, versteh mich nicht falsch. Gut siehst Du aus. Ich glaube, ich hab selten Jemanden gesehen, der sich so treu geblieben ist, aber trotzdem mit der Zeit geht. Weis auch nicht, was ich die ganzen Jahre ohne Dich gemacht hab. In Erinnerungen schwelgen, Fotos und Videos von damals anschauen. Vielleicht kamen auch andere, die Dir ähnlich sahen, aber nichts war wirklich so wie damals. Bis jetzt. Final Fantasy VII, ich hab Dich vermisst. Schön, dass Du wieder da bist. Und Danke Square Enix, dass wir dieses Wiedersehen feiern dürfen!

Final Fantasy VII ist eines der legendärsten JRPGs, die jemals das Licht der Konsolen und auch PCs erblickt haben. Eine epische Story, Charaktere zum hingebungsvollen Lieben und inbrünstigen Hassen (aber trotzdem verdammt cool finden), kleine Klötzchen als Hände und eine Fanfare am Ende jedes Kampfes, die der widerspenstigste Ohrwurm aller Zeiten ist. All das und so viele Dinge mehr begeistern seit 1997 Fans von FF7. Immer wieder wurden die Rufe laut, doch eine neue Version zu veröffentlichen. Titel wie Final Fantsy VII: Crisis Core oder der Film Final Fantasy VII – Advent Children zeigten doch, dass Animationstechnik und Spielgrafik dafür mehr als geeignet sind. Auf der E3 2015 gab Square Enix bekannt, dass ein Remake in Planung sei. Und weitere 5 Jahre sollten ins Land gehen, bevor wir nun endlich in Händen halten dürfen, worauf wir seit mehr als zwanzig Jahren warten:

Final Fantasy VII HD Remake.

Geschichtsstunde

Für alle Neueinsteiger in die Welt von FF7R und alle alten Hasen ein kleiner Auffrischer, worum es geht:

Der Planet Gaia, auf dem unsere Geschichte spielt, ist durchzogen von Mako, einem Strom von purer Lebensenergie. Aus ihm entsteht Leben und geht wieder in ihn zurück. Dieser Kreislauf könnte so perfekt sein, gäbe es nicht die mächtige Shinra Corporation. Dieser Konzern saugt mit Hilfe von Mako-Reaktoren diesen Lebensstrom ab, um ihn in Energie für ihre Industrie und den riesigen Stadtkomplex Midgar umzuwandeln. Eine kleine Gruppe von Aktivisten mit dem Namen Avalanche, unter der Führung von Barrett Wallace, haben Shinra den Kampf angesagt. Ihr bisher größter Coup soll die Sabotage eines Mako-Reaktors sein. Als tatkräftige Unterstützung haben sie einen Söldner angeheuert, den ehemaligen Elitesoldaten Cloud Strife. Und in dessen Rolle schlüpfen wir zunächst.

Alles neu, aber alles beim Alten

Wenn sich ein Spiel, das mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat, in einem neuen Gewand präsentiert, dann sollte nicht nur die Grafik überholt und auf den neuesten Stand gebracht werden. Auch das Gameplay wurde von Square Enix komplett überarbeitet und an eine neue Generation angepasst, spielt sich aber trotzdem angenehm vertraut.

Zunächst ist es neu, dass eine Auswahl zwischen drei Schwierigkeitsstufen möglich ist. Klassisch, Einfach und Normal. Einfach und Normal unterscheiden sich durch den Schaden, den Gegner und man selbst anrichten. Klassisch hingegen emuliert das „traditionelle“ Spielsystem fon FF7 mit Active Time Battle. Hier werden die Charaktere automatisch gesteuert. Sie kämpfen, blocken und bewegen sich im Kampf selbstständig und wir selbst steuern die Spezialangriffe, Zauber und Limit Breaks. Alle Kämpfe finden in Echtzeit statt, ein Rundenmodus ist nicht vorhanden.

Die Steuerung in FF7R verläuft nach gewohnter, flüssiger JPRG-Manier. Der Analogstick bewegt den aktiven Charakter herum, weitere Mitglieder der Party folgen auf den Fuß. Außerhalb des Kampfes können Items aus dem Inventar genutzt sowie mit der Spielwelt interagiert werden. Im Kampf Verfügt jeder Charakter über zwei verschiedene Attacken, allerdings unterscheiden sich diese von Held zu Held und spielen sich sehr unterschiedlich. Anderen Partymitgliedern kann man entweder befehlen, eine Spezialattacke zu verwenden oder sogar ganz die Kontrolle über sie übernehmen, um zum Beispiel von Nah- auf Fernkampf zu wechseln. Mit jeder Attacke und Aktion wächst der ATB (Active Time Battle)-Balken eines Charakters. Einmal voll, kann man ihn nutzen, um einen Zauber, eine Spezialfähigkeit oder eine Beschwörung auszulösen. Zauber benötigen zusätzlich noch MP, um gewirkt zu werden. Zusätzlich besitzt jeder Charakter einen Limit-Balken, der sich ebenfalls durch Aktionen und Schaden auffüllt. Ist dieser voll, kann der Charakter einen mächtigen Limit-Break, also eine ultimative Attacke oder Fähigkeit, einsetzen.

Wie schon aus dem Vorgänger bekannt gibt es verschiedene Limit-Breaks, die Charaktere erlernen können. Zauber können durch das Einsetzen von Materia-Kugeln in Rüstung und Waffen ausgerüstet werden. Hier gibt es nicht nur aktive Materia wie Schadenszauber, Heilung oder Beschwörungen, sondern auch passive Materia, die zum Beispiel Lebenspunkte oder Mana erhöht. Manche Waffen besitzen Materia-Slots, die miteinander verbunden sind. Somit können aktive mit passiver Materia verbunden werden, um diese zu verändern. So wird ein Zauber, der nur ein Ziel hat, durch die Verbindung mit der ALLE-Materia zu einem Massenzauber. Und wer den Vorgänger kennt, weiß, worauf das hinausführt. Ich sage nur Quadra-Gegenschlag-Ritter der Runde…

Die Waffen selbst können dieses Mal auch verbessert werden. Jede Waffe erhält mit steigendem Level des Charakters Upgrade-Punkte. Diese können in einem Skillbaum verteilt werden, um mehr Schaden, mehr Ausdauer, weitere Materia-Plätze oder Schadensarten freizuschalten. Jede Waffe hat hier individuelle Optionen und kann somit für andere Situationen angepasst werden.

In der Welt von FF7R hat sich Einiges getan. Typische Orte wie der Mako-Reaktor oder die Slums von Sektor 7 erkennen wir sofort wieder, aber die Umgebung wurde mit viel Liebe zum Detail erweitert und jedes Areal wurde um ein Vielfaches vergrößert, sowie um völlig neue Orte erweitert. Viele bekannte, aber auch gänzlich neue NPCs lassen die Welt lebendig wirken und im Vorbeilaufen schnappen wir Gesprächsfetzen auf, die sich auch mit unseren Errungenschaften und dem Spielfortschritt ändern. Am einen Tag ist man der Held der Stadt, am nächsten Tag schon wieder ein Ganove, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte. Überall sind Items, Kisten oder sammelbare Gegenstände versteckt, es wurde einfach an alles gedacht. Jeder neue Ort versorgt uns mit Nebenquests, in denen wir uns beweisen können und mit deren Hilfe wir an neue Materia oder Items kommen. Auch wenn in den meisten Levels der gewollte Weg sehr eindeutig und auch in wenigen Fällen etwas schlauchartig erscheint, gibt es genug Abzweigungen, um Abwechslung zu bieten und zum Erkunden einzuladen.

Eine genauere Beschreibung wäre hier, auch wenn die Story von FF7 natürlich schon bekannt ist, ein viel zu großer Spoiler. Lasst mich nur sagen, dass auch viele Nebencharaktere eine tiefere Hintergrundgeschichte bekommen haben…

Ins Leben gerufen

Die Grafik von FF7R ist eine Augenweide, dank der Unreal Engine 4. Es ist eine wahre Freude, die Charaktere in einer so detaillierten Grafik sehen zu können und auch kleine Feinheiten wie Ohrringe zu erkennen. Sogar in den Waffen und Rüstungen eingelassene Materia-Kugeln sind sichtbar. Insgesamt ist die Optik des Spiels sehr „erwachsen“ und realistisch, also keine Manga-esquen Augen oder Körperproportionen.

Die Soundkulisse von FF7R lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig. Die Synchronstimmen der Charaktere sind in jeder der voll vertonten Sprachen sehr gut gewählt und verkörpern die Rollen perfekt. Sämtliche Musikstücke wurde neu arrangiert und eingespielt und ich habe mich selbst dabei erwischt, wie ich einfach nur die Musik des Titelbildschirms im Hintergrund laufen lasse, ohne das Spiel zu starten. Alle Themen aus dem Original lassen sich wiederfinden und als Bonus gibt es über die Jukeboxen und Grammophone im Spiel sogar Remixe und alte Versionen der Lieder im Spiel.

Es fügt sich zusammen

Ohne zu spoilern oder zu viel zu verraten kann ich leider nicht weiterschreiben. Aber ich bin verliebt. Auf ein Neues. Final Fantasy VII HD Remake ist das Rollenspiel, das wir gebraucht haben. Eine würdige neue Version des Spiels, das eine ganze Generation bewegt und geprägt hat.

Aber sprechen wir hier nicht nur in höchsten Tönen, sondern kommen auch einmal zu den offensichtlichen Diskussionspunkten. FF7R ist der erste Teil in einer Episodenreihe, in der die Geschichte erzählt werden soll. Dieser erste Teil beschäftigt sich zunächst mit allen Geschehnissen, die Midgar betreffen und wartet mit sämtlichen neuen Geschichten mit etwa 50 Spielstunden auf. Für einen Vollpreistitel vollkommen okay, zumal ein neuer Schwierigkeitsgrad und Kapitelanwahl nach dem ersten Durchspielen noch mehr Inhalt versprechen. Allerdings bleibt hier natürlich eines offen: Wie viele Teile soll es geben? Wann können wir mit dem nächsten Teil rechnen? Die allgemeine Story ist schon seither bekannt und natürlich möchten wir sie auch gerne möglichst zeitnah spielen und nicht erst noch ein Jahr oder länger auf die Fortsetzung warten. Im Hinterkopf zu haben, dass man garantiert noch nicht alle Charaktere der Party kennenlernt oder die meisten Orte auf Gaia in diesem Teil noch gar nicht besuchen kann, sitzt fest und hemmt hier und da etwas den Enthusiasmus. Ich verstehe voll und ganz, dass man beim Umfang der Neuauflage mehrere Teile in Betracht zieht, aber eine ungefähre Roadmap zur Veröffentlichung wäre zumindest eine beruhigende Geste.

Ein weiterer Punkt ist der große Elefant Playstation 5, der den Raum wohl oder übel betreten wird. Da die Veröffentlichung der folgenden Teile auch für die neue Plattform von Sony stattfinden wird, bleibt offen, ob ein Spielstand von der Playstation 4 auch auf die PS5 übernommen werden kann, und ob ich sogar meine bereits für die PS4 erworbenen Teile mitnehmen kann. Einzig und allein wegen diesen Faktoren möchte ich der Endwertung einen Punkt abziehen.

Aber trotz einiger Zukunftsängste kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung für Final Fantasy VII HD Remake aussprechen. Neueinsteiger bekommen hier ein wunderschönes, episches JRPG aus der Spieleschmiede, die das Genre seit Anfang an mitgestaltet hat. Fans des Vorgängers werden mit einer geballten Ladung Nostalgie und Liebe für Details empfangen, die ihrem Lieblingsspiel mehr als würdig sind.

Ich. Liebe. Final. Fantasy. VII. Original und HD Remake. Für immer. #Fanboy

9

Wertung

9.0/10
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