Schonmal LSD eingeworfen und dann nen Shooter gezockt? Nein? Ich auch nicht. Aber Heavy Bullets liefert wohl eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was im Kopf so alles passiert, wenn man das tatsächlich tun sollte. Wovon ich abrate. Drugs are bad, mhkay?

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Um schon mal in die richtige Stimmung zu kommen, hier der Soundtrack von Heavy Bullets:

Hausmeister an die Front

Drogen waren tatsächlich mein erster Gedanke, als ich Heavy Bullets startete und die ersten Schritte in diesem doch eher unkonventionellen Egoshooter wagte. Aber ungewöhnliche Spielkonzepte ist man von Publisher Devolver Digital ja schon gewohnt, die uns mit Hotline Miami, Broforce oder Spelunky ein paar Perlen der Indie-Spieleszene kredenzt haben. Und Heavy Bullets wird hier wohl auch keine Ausnahme in der Reihe unorthodoxer Titel machen, soweit das die momentane Beta-Phase demonstriert.

Die Rahmenhandlung hält sich doch eher im Selbigen. Der Computer-Mainframe eines großen Konzerns ist von „etwas“ befallen. Zu dumm, daß sich dieser Mainframe im 8. Untergeschoss einer großen Jagdsport-Anlage befindet. Sicherheitspersonal ist knapp, deswegen werden erst einmal die Hausmeister an die Front geschickt, um sich Stockwerk um Stockwerk bis zum fehlerhaften Hauptcomputer durchzuschlagen. Und genau hier setzt dann auch schon die Action ein.

Schwere Buletten

Clever wie die Vorgesetzten nunmal sind, wird das Personal nicht etwa voll ausgestattet, sondern darf sich mit einem Sechsschuss-Revolver und einigen Granaten bewaffnet auf den Weg machen. Der Clou an der Knarre ist allerdings, daß verschossene Patronen nicht etwa verschwinden, sondern brav an der Stelle des Einschlags auf dem Boden verweilen und wieder aufgesammelt werden können. Recycling quasi. Und wie wertvoll dieser Fakt ist, wird dem Spieler schon beim ersten Feindkontakt bewußt. Hasenähnliches Getier mit dolchartigen Zähnen, Schlangenwürmer, Spinnen mit schußsicheren Beinen, Fliegende…. Beuteldinger… So ziemlich alles, womit man nicht gerechnet hat, springt aus jedem nächsten Busch und tut nebst den überall präsenten Selbstschussanlagen das Seine, um die drei Lebenspunkte des Hausmeisters auszulöschen. Und ist das mal passiert, muss eben der nächste Kollege ans Werk. Der natürlich im ersten Stock beginnen darf. Zwischenspeichern können sich Hausmeister leider nicht leisten.

Die meisten Gegner sind jedoch so nett und lassen einige Münzen zurück, die man an diversen Automaten ausgeben kann, um das frühzeitige Ableben etwas hinaus zu zögern. So können neben zusätzlichen Patronen auch Minen, Bomben, Rucksäcke für mehr Stauraum und Heiltränke eingekauft werden. Am Bankautomaten kann sogar Geld eingezahlt werden, das spätere Inkarnationen des Spielers dann wieder abheben können. Und für den ganz spießigen Zeitgenossen gibt es hier sogar eine Lebensversicherung und ein Testament, was die aktuell ausgerüsteten Items an den Nachfolger vererbt, sollte man doch mal ins Gras beißen. Und das wird man. Oft.

Bye Bye Netzhaut

So radikal und geradlinig, wie sich das Gameplay präsentiert, gestaltet sich auch die Optik von Heavy Bullets. Schon im Startbildschirm begrüßen den Spieler grelle Neonfarben, die stark an die guten, alten EGA und Tandy-Grafikadapter alter 286er-PCs erinnern. Und das ist tatsächlich nicht negativ zu verstehen. Der Grafikstil mag minimal sein, ist aber sehr effektiv. Die surreale Farbgebung und dadurch teilweise schwer zu erkennende Gegner (was durchaus Absicht ist) passen sich an den ohnehin schon knackigen Schwierigkeitsgrad und den Survival-Aspekt an. HD-Texturen hätten wohl tatsächlich ihren Sinn in diesem Spiel verfehlt, genauso wie aufwendige Effekte und Animationen. Die Präsentation kommt sehr stimmig rüber. Wenn stimmig hier das richtigte Wort ist.

Ebenso minimal ist der Sound, jedoch gut platziert und absolut sinnig. Jeder Gegner hat seinen eigenen Schrei oder Klang, mit dem er sofort erkannt werden kann. Genauso geben Münzen, Patronen und andere Items, die auf dem Boden auf und ab springen, einen Ton von sich, um besser gefunden werden zu können. Solange da noch was klimpert, habe ich noch nicht alles eingesammelt! An Musik wurde ebenfalls gedacht, in diesem Fall von Indie-Künstler Doseone. Die Elektro-Tracks, die er dem Spiel zusteuert, werden von Zeit zu Zeit kurz angespielt, dienen aber eher zur Abwechslung als zur stetigen Untermalung.

Nur die Harten…

Insgesamt hinterlässt Heavy Bullets einen guten Eindruck. Was wir hier vorliegen haben, ist kein storylastiges Action-Epos oder ein Grafikwunder in der Ego-Perspektive. Dieses Spiel richtet sich an genau eine Komponente: Skill. Heavy Bullets ist sackenschwer und dessen sollte man sich von Anfang an bewußt sein. Der Fokus liegt vollkommen auf dem taktischen Einsetzen der sechs Kugeln, Granaten und des einen zusätzlichen Items, das man mit sich führen kann. Was im ersten Level noch nach einigen Versuchen locker von der Hand geht, entwickelt sich schon bald zu einer echten Herausforderung. Denn wer blind in jeden Raum stürmt und wild um sich ballert, der wird in der Regel schneller zersägt, als er „Blaubeerkuchen“ sagen kann. Felsen und Gras können als Deckung genutzt werden, um ungesehen an Gegnern vorbei zu schleichen. Pfeiler und Wände zwischen sich und ein Geschütz zu bringen ist meistens sinnvoller, als sie mit einer Granate zu sprengen. Und lohnt es sich tatsächlich, die verschossene Kugel durch den halben Raum zu verfolgen, oder sollte man sie doch lieber liegen lassen? Es steckt hier mehr Taktik drin, als man vielleicht denken mag. Denn am Ende geht’s hier auch nur um das nackte Überleben.

Fazit

Heavy Bullets ist ein minimalistischer Shooter, der sich vor Allem an Spieler richtet, die eine knackige Herausforderung suchen und dabei Abstriche in Punkto Grafik und Umfang machen können. Ohne Zwischenspeichern und Checkpoints ist der Frust vorprogrammiert, aber Versagen meist auf eigene Fehler zurück zu führen. Wer sich also zu den absoluten Hardlinern zählt, wird wohl mit Heavy Bullets ein Spiel fürs Leben gefunden haben. Alle Anderen finden hier auf jeden Fall kurzweiligen Spaß, um es sich mal richtig dreckig zu geben. Laune macht es auf jeden Fall, wenn auch zeitlich und durch die Belastbarkeit der Netzhaut stark begrenzt.

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25. August 2014 0
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