König Fußball regiert die Welt und über die Mattscheibe flimmert nichts anderes mehr, als eine Live-Übertragung aus Brasilien nach der anderen. Für den geneigten Fussballfreund muss aber an dieser Stelle noch lange nicht Schluss sein, denn mit „Inazuma Eleven Go – Licht und Schatten“ kann die wilde Hatz nach dem kleinen Lederball nahtlos auf dem 3DS weitergehen!
Bereits die Vorgänger der interessanten Mischung aus Sport- und Rollenspiel konnten eine beachtliche Fanbase von sich überzeugen – doch schafft es auch der aktuellste Teil der Reihe uns zu begeistern? Nehmen wir das Spiel doch einmal unter die Lupe!
Die Story ist in etwa 10 Jahre nach dem heldenhaften Triumph des sagenumwobenen Teams um Mark Evans angesiedelt. Seit dieser Zeit unterzog sich die Welt des Fussballs allerdings einem krassen Wandel und Korruption und Manipulationen der Spielergebnisse gehören nunmehr zum Tagesgeschäft. Die sportliche Leidenschaft ist fast gänzlich einem wohlchoreographierten Geplänkel gewichen – alles unter der Leitung der zwielichtigen Organisation „Fifth Sector“. Das war es nicht, was Arion Sherwind sich erwartet hatte, als er dem Fußballclub der Raimon Highschool beigetreten ist. Es ist an der Zeit, den Fußballsport wieder zurück zu altem Glanz zu führen!
Wer auch schon die vorangegangenen Teile der Serie gespielt hat, weiß um die exzellente Inszenierung der Handlung: Neben vielen Dialogen werden wir mit reichlich Zwischensequenzen gefüttert, die allesamt im feinsten Anime-Stil gehalten sind. Die einzelnen Charaktere werden uns so schnell näher gebracht und der ein oder andere Plot-Twist hält die Sache spannend – wenn auch die Story oftmals japano-typisch cheesy ist. Im Grunde genommen ist es ein bisschen wie Film gucken – doch auch der Spielspaß kommt keinesfalls zu kurz!
Im Mittelpunkt stehen selbstverständlich auch in diesem Teil wieder die Spiele – zwei Fußballmannschaften im Kampf um den Sieg. In Sachen Spieltechnik haben im Vergleich zu älteren Ablegern der Serie so gut wie keine Veränderungen stattgefunden und so dirigieren wir auch dieses Mal wieder unser Team mittels Stylus über den Platz. Passen, schießen, rennen, abwehren – alles funktioniert ordentlich. Innovative Veränderungen dürfen wir nur eben nicht erwarten, denn mit dem nahezu eins zu eins übernommenen Spielsystem wurden leider auch die altbekannten Fehler nicht ein für allemal ausgemerzt und so ist es nach wie vor nicht möglich, zum Beispiel hohe Flanken zu schlagen. Es spricht nichts dagegen, ein funktionierendes System zu übernehmen, doch zumindest bekannte Schwachstellen hätten an dieser Stelle ausgebügelt werden dürfen..
Ebenso sind die im Verlaufe der Story zu bestreitenden Spiele verhältnismäßig einfach und verlangen nicht nach ausgeklügeltem Taktieren. Und das obwohl jeder Spieler ein Element hat, das in der Aufstellung für das Spiel durchaus entscheidend sein sollte – zumeist reicht es aber schon völlig, es bei der Standardaufstellung zu belassen.
Eine Neuerung besteht jedoch darin, dass die Hauptfiguren sogenannte „Kampfgeister“ entfesseln können: Sie geben den Akteuren die Möglichkeit, besonders eindrucksvolle Spezialangriffe auszuführen, die oftmals in Sekundenschnelle das ganze Spielgeschehen beeinflussen können.
Neben dem reinen Vorantreiben der Story könnt ihr euch allerdings auch auf die Fußballtour begeben – hier erhaltet ihr die Möglichkeit, erneut gegen bereits zuvor besiegte Gegner anzutreten. Auch wenn ihr diesen Teams bereits begegnet seid, gilt es hier – eher als im Storymodus – eure Taktik dem Gegner anzupassen. Insgesamt sind diese Matches etwas bissiger, doch dafür winken auch allerlei nützliche Gewinne im Falle des Sieges.
Auch die fünf gegen fünf Spiele funktionieren auf die gleiche Art und Weise – mit der positiven Veränderung allerdings, dass diese uns nun nicht mehr nach dem Zufallsprinzip ständig auf’s Auge gedrückt werden. Stattdessen können wir nun weitestgehend selbst entscheiden, wann wir an bestimmten Orten ein Spiel bestreiten wollen. Diesen Herausforderungen ab und an nachzukommen macht durchaus Sinn, denn auf diese Weise können nicht nur neue Gegenstände, sondern unter anderem auch neue Mitglieder für das eigene Team gewonnen werden.
Hier liegt nun aber ein weiterer Fallstrick versteckt: Die maximale Mitgliederzahl für euren erweiterten Kader liegt erneut bei 112 Spielern – im Vergleich zu den mehr als 1.000 möglichen Teammitgliedern (manche davon nur in „Licht“, andere nur in „Schatten“ vorhanden), die ihr unterwegs so treffen oder eventuell auch ganz gezielt anwerben könnt, ist das eine verhältnismäßig geringe Zahl. Der Aspekt des ‚Sammelns‘ wird hier gewissermaßen ad absurdum geführt – wozu soll ich jeden möglichen Mitspieler unterwegs einsammeln, wenn ich am Ende doch viel zu schnell meine Kapazitäten erschöpft habe? Das Pokémon-Feeling – nicht aufhören bevor man alle hat – kommt hier deshalb eher nicht zum Tragen. Schade eigentlich!
Ebenfalls zu bedauern ist der erneute Mangel eines Online-Modus – es wäre bestimmt interessant gewesen, hier internationale Matches zu bestreiten. Dafür können wir aber immerhin im lokalen Netzwerk mit bis zu vier Spielern das Runde ins Eckige bringen.
Licht oder Schatten? Wo liegen eigentlich die Unterschiede?
Die Unterschiede liegen in:
„Inazuma Eleven Go“ schafft gleich zweimal eine schwierigen Spagat: Zum einen wäre da die Vermischung zweier grundverschiedener Genres – Fußballspiel und Rollenspiel in einem, eine abenteuerliche Kombination, die letztlich aber doch absolut stimmig Hand in Hand geht. Auf der anderen Seite nehmen die Anime-Zwischensequenzen zwar einen großen Teil des Spiels ein, aber dabei kommt trotz langer Dialoge selten Langeweile auf. Unterhaltsam und mit sympathischen Charakteren, ist es eine Freude zuzusehen – und immer wenn Langeweile aufzukommen droht, dürft ihr auch wieder selbst den Stylus schwingen. Die stets ein bisschen überzogene Darstellung entwickelt ihren eigenen Charme und mehr als einmal muss man sich schon das Grinsen verkneifen, wenn das eigene Team wieder zu einem über-epischen Angriff ansetzt.
Einziges echtes Manko des Spiels ist der Mangel an Verbesserungen – der Teufel steckt im Detail und auch wenn das Spielsystem früher wie heute gut funktioniert, so hätte es doch einige abzuschleifende Ecken und Kanten gegeben.
Sei’s drum – „Inazuma Eleven Go“ ist thematisch nicht nur brandaktuell, sondern macht auch noch eine Menge Spaß!
Die Olle aus Youtube. Zimmy steht auf Nostalgie, Pixelblut, Retro, Oldschool, Newschool, Games, Videospielkultur, Filme, Serien, 80er-Kram. Kocht 1-Minuten-Reis in 58 Sekunden. Kann Pulp Fiction mitsprechen. Unterstützt keine Downloads. Geht nie ohne Handheld aus dem Haus. Oft kopiert – nie erreicht. Liebt Videospiele. Keep on zocking!