25. März 2014

InFamous Second Son

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Unterhält man sich derzeit mit Nicht-Playstation 4-Besitzern, die der Sache aber per se nicht komplett abgeneigt sind, hört man immer wieder eines: „Ich werd‘ mir die PS4 erst später holen – gibt ja noch nix Dolles dafür!“

Nun, das war bisher diskutabel, doch am 21. März hat Sony ein gewichtiges Argument in die Waagschale geworfen – „Infamous – Second Son“ erscheint exklusiv für die Playstation 4 und der nunmehr dritten Teil der beliebten Reihe dürfte für einige Unentschlossene durchaus das Zünglein an der Wage sein.

Ob das zurecht der Fall ist, werden wir nun im Folgenden etwas näher beleuchten..

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In den ersten beiden Spielen machten wir die Stadt in der Rolle von Cole MacGrath unsicher. Dieser ist im Besitz übernatürlicher Elektrosuperkräfte, welche er beliebig an Generatoren aufladen kann oder aber seine Kräfte nutzt, um in spektakulärer Manier die Hochspannungsleitungen entlang zurasen. Seine Superkräfte konnten in mannigfaltiger Weise zum Einsatz gebracht werden und das Spiel setzte unserer Fantasie auch keine Grenzen: Wir versuchten die verrücktesten Manöver und hatten dabei einen Heidenspaß. Lässt man das Aushängeschild der spielerischen Freiheit – GTA – mal außen vor, dann gab es wenig Spiele, die uns so viel versuchen ließen.

Eine große Spielfläche, addiert mit einer Vielzahl an Interaktionen, multipiziert mit Detailreichtum und Charme = fesselndes Spielerlebnis

Dieses Gefühl der Uneingeschränktheit lässt sich aber nicht allein durch eine ausladende Karte erklären, denn stundenlang ohne bestimmtes Ziel durch eine weitläufige Großstadtumgebung zu latschen, macht noch nicht automatisch gute Laune. Vielmehr setzt sich die so viel gepriesene „Freiheit“ aus mehreren Faktoren zusammen: Sicher, eine große Spielfläche kann nie schaden, aber diese addiert sich erst mit einer gigantischen Vielzahl an Interaktionsmöglichkeiten zu einem runden Spielerlebnis auf. Multipliziert mit Detailreichtum und Charme gelangen wir dann sogar in den Bereich des fesselnden Spielerlebnis.

All das war im Bezug auf die PS3 Teile der Infamous-Reihe gegeben – zu jeder Zeit war es aufgrund der Infrastruktur der Umgebung möglich, sich fließend durch das Spiel zu bewegen und das Vorhandensein der eigenen Superkräfte voll auszukosten.

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„Infamous – Second Son“ hat allerdings besonders zu Beginn einen etwas schleppenden Einstieg. Der Grund dafür ist allerdings einer, der sich im Nachhinein eher zu eurem Vorteil gestaltet: Anders als zuvor beläuft sich euer Repertoire nicht nur auf eine einzige Superkraft, sondern es gibt mehrere Fähigkeiten, die ihr euch im Verlauf des Spiels aneignet und wie gewohnt mit Energiescherben aufbessern könnt. Aber genau das ist eben auch die Krux an der Geschichte – am Anfang des Spiels verfügt ihr über nur eine Kraft und diese lässt zunächst keine abenteuerlichen Wallruns zu. Die Rauchfähigkeit lässt euch zwar über kurze Strecken teleportieren, aber mehr als ein Verwirrungsmanöver für Feinde ist das eigentlich nicht. Auch das durch die Luft gleiten hat einen Nutz- aber noch nicht so recht einen Unterhaltungswert. Aussehen tut das Ganze hingegen absolut fantastisch – die Raucheffekte sind optimal umgesetzt und man sieht deutlich, dass hier einige Mühe dahinter steckt. Es drängt sich der leise Verdacht auf, dass die Entwickler den Einstieg mit Absicht ein weniger ruhiger gestaltet haben, damit man auch genug Zeit, um ihre wundervollen Raucheffekte genügend zu bewundern

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Nun gut, die ersten paar Stunden von  „Infamous – Second Son“ erreichen actiontechnisches zunächst einmal nicht das Niveau der Vorgängerteile, doch um euch zu beruhigen: Das ändert sich abrupt, wenn ihr der Neon-Fähigkeit mächtig werdet! An diesem Punkt schafft es das Spiel mit einem Mal, auf Augenhöhe mit den beiden PS3 Teilen aufzuschließen und das Tempo legt spontan einen Zahn zu – ihr rast Hauswände hinauf, schießt in atemberaubendem Tempo über Häuserschluchten hinweg…ja, spätestens jetzt ist es wieder zu spüren, das Gefühl der großen Freiheit!

Egal, welche Aktion ihr gerade ausführt oder welche Kraft ihr nutzt – alles ist unterlegt mit den passenden Geräuschen, sodass sich bei all der Fantastik des Spiels doch ein gewisses Gefühl des Realismus bemerkbar macht.

Zugleich ist eure neue Fähigkeit nicht nur eine sehr nützliche Superkraft, sie sieht auch super aus: Wie der Name ja schon vermuten lässt, ist die Neon-Kraft eine ziemlich bunte – die Licht- und Flimmereffekte sehen einfach unfassbar gut aus und es stellt sich ein echtes „Next-Gen-Feeling“ ein. Optisch – und nicht nur beschränkt auf die Gestaltung eurer Sonderfähigkeiten – befinden wir uns hier auf ganz hohem Niveau und es gibt praktisch nichts zu bemängeln. Auch das Sounddesign wurde mit Bedacht gestaltet und ist mehr als nur zufriedenstellend. Egal, welche Aktion ihr gerade ausführt oder welche Kraft ihr nutzt – alles ist unterlegt mit den passenden Geräuschen, sodass sich bei all der Fantastik des Spiels doch ein gewisses Gefühl des Realismus bemerkbar macht.

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Weniger gut hingegen gefällt uns die – leider etwas trivialeStoryline. Sie funktioniert und bietet genügend Grundlage, um darauf das Spiel aufzubauen, aber erzählerische Finessen und krasse Plot Twists dürft ihr nicht erwarten. Während unser neuer Hauptcharakter, Delsin, eher mit zu viel Attitude aufwartet, bleiben die Nebencharaktere meist farblos und blass. Der Held unserer Geschichte ist ein recht selbsteingenommener Jüngling, der nie um eine freche Antwort verlegen ist. Hier wird schwer an der Grenze zwischen gesundem Selbstbewusstsein und Überheblichkeit gekratzt – verständlich, einerseits, denn wer würde sich nicht mächtig was auf sich einbilden, wenn er abgefahrene Superkräfte hätte? Andererseits geht uns dieser Bubi-Charme auch recht schnell auf den Wecker.

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Im Kontext betrachtet aber macht seine Art dann wieder Sinn, denn im Gegensatz zu den vorangegangenen Teilen, erscheint uns hier das Karmasystem das erste Mal wirklich plausibel. Delsin ist halt ein junger Kerl und wenig selbstreflektiert, so dass die ein oder andere etwas zu wagemutige Entscheidung oder aber Entscheidung gegen den „richtigen“ Weg noch irgendwie logisch erscheint. Wir bekommen praktisch ein charakterlich noch nicht so gefestigten Helden serviert, dem man die Wahl für jeweils einen der beiden Wege abkaufen würde – sei es nun gut oder böse.

Wie uns schon bekannt spielen nämlich auch in „Second Son“ eure Handlungen eine große Rolle für die Weiterentwicklung eures Charakters: Je nach dem, wie ihr beispielsweise mit euren Gegnern verfahrt, sammelt ihr gute oder schlechte Karmapunkte – wendet ihr immer das mildest mögliche Mittel an, sammelt ihr Pluspunkte, metzgert ihr euch kreuz und quer durch die Stadt gibt es – wer hätte das gedacht! – böse Karmapunkte. So oder so, Punkte sind Punkte und nachdem ihr eine gewisse Anzahl gesammelt habt, könnt ihr sie in neue Fähigkeiten investieren oder vorhandene ausbauen. Allerdings gibt es auch zwei verschiedene Fähigkeitsbäume – einen für die Gut, einen für Böse. Wollt ihr also alle Aspekte des Spiels auskosten, kommt ihr um mehrmaliges Durchspielen praktisch nicht herum.

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Aber auch schon bei einmaligen Spielen bietet euch „Second Son“ nicht nur eine Hauptstory, sondern auch einen Blumenstrauß an Nebenbeschäftigungen, die zu unterhalten wissen. So müsst ihr nicht nur ganze Stadtviertel von gegnerischen Besetzern befreien, sondern könnt auch an unzähligen Ecken in der Stadt Grafitti sprayen. Diese erinnern in ihr Machart stark an Banksy und sehen verdammt gut aus – hier können wir dem Künstler in uns freien Lauf lassen, ohne direkt eine Anzeige wegen Vandalismus zu kassieren!

Weniger kreativ sind mitunter aber die Gegnerhorden, mit denen wir uns im Spiel regelmäßig konfrontiert sehen. Diese treten nämlich oftmals in so einer Stärke auf, dass der kurze Zufallskampf in eine halbe Schlacht ausartet und euch viel länger aufhält, als euch lieb gewesen wäre. Das ist auf Dauer ein wenig ennervierend und weniger wäre hier mehr gewesen – man läuft recht schnell Gefahr, sich Vermeidungsstrategien für diese zufälligen Konfrontationen auszudenken und das kann mit Sicherheit nicht Sinn der Sache sein.

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FAZIT

Infamous – Second Son“ ist nicht komplett frei von Fehlern: Ein zu hohes Gegneraufkommen verbunden mit repetitiven Kämpfen gegen Standartgegner kostet uns im Verlauf des Spiels Nerven und auch der Einstieg ins Spiel gestaltet sich zunächst etwas zäh. Aber selbst in Anbetracht dieser kleinen Mängel bleibt immer noch ein fantastisches Spiel übrig, dass uns nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ein Feuerwerk aus rasanten Speedruns quer durch die Stadt, epischen Kämpfen und einer Optik vom Allerfeinsten bietet. Wenn man einem Noch-nicht-PS4-Besitzer zeigen möchte, was mit der Konsole grafisch so möglich ist, dann zeigt man ihm am besten das neue Infamous mit seinen exzellenten Licht- und Schatteneffekten und den brilliant inszenierten Superkräften unseres rotzbengeligen Helden.

Ein echtes Next-Gen-Sahneschnittchen!

5 Comments
  • Lisa Casualty 10 Jahren ago

    Habs nun durch und fand es extrem gut!

  • Kevin J. 10 Jahren ago

    Ich nehme an, da dieser Teil einen neuen Protagonisten hat, muss man die Vorgänger für das Verständnis nicht gespielt haben?

    • Zimmy 10 Jahren ago

      Huhu. Nein, den Teil kannst du unabhängig von 1+2 spielen. Komplett neue Story 🙂

  • Gurki 10 Jahren ago

    klingt sehr interessant. hab ja von den vorgängern viel gehört . viel gutes und viel schlechtes aber die scheinen auf nen guten weg zu sein mit der serie. danke für den gut geschriebenen text. btw eine kleine anmerkung. wäre cool wenn ihr nicht nur concept arts , renderbilder und trailer verlinken würdet sonder auch screenshots aus dem spiel . aber nur wenn es technisch möglich ist. mfg gurki

    • Zimmy 10 Jahren ago

      Hallo Gurki! Lieben Dank für dein Feedback. Jetzt kommt’s die Bilder im Artikel sind alles Screenshots. Weisst du noch meine PS4-Share-Posts auf Facebook? Alles Schnappschüsse aus dem Spielgeschehen. Jepp, das Game sieht wirklich so gut aus 😀 Bin aich begeistert. Liebe Grüße, Zimmy

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