19. November 2013

Journey of a Roach

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Weltuntergangsszenarien haben in der Videospielwelt seit jeher Hochkonjunktur – düstere,  bedrohlich leer gefegte Weiten, kollabierte Hochhäuser und am besten dazu auch noch eine allgegenwärtige Strahlenverseuchung bieten Raum und Ambiente für allerlei spannende Stories. Doch wer jetzt annimmt, dass “Journey of a Roach” in die selbe Kerbe schlägt wie beispielsweise die “Fallout”-Reihe, der irrt gewaltig. Zwar haben wir es auch hier mit einem postapokalyptischen Setting zu tun, doch irgendwie ist alles viel…niedlicher. Wobei sich vielen vermutlich schon die Nackenhaare stellen, wenn man die Worte “niedlich” und “Kakerlake” in direkten Kontext setzt…

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Zumal diese dann infolge des vorangegangen Atomkrieges auch noch riesengroß sind. Eines dieser mutierten Krabbelviecher ist Bud, einer der Helden unseres Spiels. Als er eines Tages durch die Einöde der nuklearen Verwüstung spaziert, entdeckt er eine kleine, blühende Pflanze. Das ist ein solch ungewohnter Anblick, dass er total aus dem Häuschen gerät und sofort wieder zurück eilt, um seinem Freund Jim die gute Nachricht zu überbringen. Als die beiden dann aber gemeinsam an die Oberfläche zurückkehren wollen, um das neu erblühte Leben zu bewundern, passiert ein Unglück: Bud wird verschüttet! Jim ist zwar zunächst ziemlich aufgeschmissen, macht sich dann aber doch geistesgegenwärtig daran, seinen Freund möglichst zeitnah zu retten. Dieses Unterfangen gestaltet sich dann aber schwieriger als vermutet – daran sind nicht nur die feindlich gesonnenen Ameisen schuld, sondern noch vielerlei andere große und kleine Hindernisse, die unsere findige Kakerlake umgehen muss.

Schöne Comic-Optik und wortlose Gespräche dominieren den Humorfaktor. Goldig und charmant.

Ähnlich wie auch schon in “Machinarium” sind unsere Helden nicht besonders gesprächig – im ganzen Spiel gibt es keinen einzigen Dialog im eigentlichen Sinne. Dafür tauchen situationsbedingt kleine Gedankenblasen über ihren Köpfen auf, die auch non-verbal vermitteln können, was es zu verstehen gilt. Das – und auch der allgemeine Stil, in dem das Spiel gehalten ist – verleihen dem Ganzen eine schöne Comic-Optik, welche der Trostlosigkeit der verwüsteten Umgebung auf charmante Weise den Schrecken nimmt. Denn seien wir mal ehrlich: Ein humoristisches Spiel in einer leergefegten, verstrahlten Welt spielen zu lassen, passt ja erst mal nicht so gut. Trotzdem schafft es “Journey of a Roach”, diese beiden Elemente ganz gut zusammenzufügen.

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Der Zeichenstil ist ausgesprochen goldig und alsbald steigt ein starkes Fürsorgebedürfnis für unsere beiden dezent trotteligen Helden in uns auf. Insgesamt beläuft sich die Spielzeit auf rund fünf Stunden, in denen ihr dafür dann aber auch ungewöhnliche Wege beschreiten könnt. Denn Jim kann – als Kakerlake nicht so ungewöhnlich – auch an Wänden hoch- und die Decke entlanglaufen. Somit bekommt ihr perpektivisch definitiv mehr geboten als in gewönhlichen Point-and-Click-Adventures. A propos: Steuern tut es sich dann auch eher wie ein Action-Adventure und nicht so statisch wie in gewöhnlichen Genrevertretern.

Doch ansonsten umfasst “Journey of a Roach” alle Aspekte dieser Gattung: Wir wandern durch die Umgebung und es gibt zahlreiche Rätsel, deren Lösung wir finden müssen. Dazu ist es oft nötig, verschiedene Gegenstände mit einander zu kombinieren oder aber gut versteckte Hinweise zu finden. Die Rätsel selbst sind logisch und dadurch unter Aktivierung der grauen Zellen auch durchaus zu lösen – der Schwierigkeitsgrad ist durchweg angemessen und Frustmomente entstehen eher selten.

Während die Grafik zwar eher zweckdienlich ist, hat das Spiel doch gerade durch diese Schlichtheit seinen ganz eigenen Charme. Die musikalische Untermalung hingegen arbeiten gegen diesen positiven Eindruck, da sie irgendwo zwischen seltsam und nervtötend rangiert – gut, dass man die Lautsprecher auch einfach ein bisschen runterdrehen kann…!

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Fazit

Obwohl das Spiel optisch besonders durch seine schlichte Polygongrafik besticht und die Musik eher störend ist – “Journey of a Roach” ist ein durchweg sympathisches Spiel. Sogar Insektenphobiker dürften sich innerhalb kürzester Zeit mit Jim und Bud angefreundet haben und das Spiel unterhält (in der zugebenermaßen kurzen Spielzeit) bestens. Geschuldet ist das vor allem dem der Geschichte innewohnenden Humor, der uns trotz des denkbar tristen Settings desöfteren ein Grinsen abringt. Wer nun also auf der Suche nach einem sowohl kurzen als auch kurzweiligen Point-and-Click-Adventure ist, der ist mit “Journey of a Roach” bestens beraten!

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