Schon als ich den ersten Trailer zu Kona sah, war ich angefixt. Ich musste sofort an die Stimmung von Stephen Kings Shining denken und da ich von dem Spiel Everybody’s gone to the Rapture schwer begeistert war, dachte ich, dass Kona bestimmt auch in diese Kerbe schlagen wird und eine kleine Indie Perle sein könnte. Ich ziehe für euch die Schneeketten auf, den Wintermantel an und teste, ob mir wohlig warm ums Herz wird, oder ob es eine Frostbeule ist.

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Brr… ist das kalt hier

Nordkanada, 1970. Wir schlüpfen in die Rolle des Privatdedektivs Carl Faubert und sind mit unserem Pickup unterwegs zu unserem Klienten Mister Hamilton. Hamilton ist ein reicher Industrieller, der sich ein Jagdhaus in Nordkanada zugelegt hat, und meldet mehrere Fälle von Vandalismus gegen seinen Besitz. Demnach müssen wir der Sache auf den Grund gehen, aber zunächst suchen wir das direkte Gespräch mit dem Klienten, bevor wir anfangen unsere Spürnase in andere Dinge reinzustecken.

Plötzlich jagt ein heftiger Schneesturm über den Atâmipêk-See hinweg. Unsere Sicht wird von dem ganzen Schneegestöber deutlich schlechter und es kam, wie es kommen musste: Ein Fahrzeug von der Gegenspur kracht direkt in unseren Pickup. Leicht benommen und noch auf dem Fahrersitz sitzend wachen wir einige Stunden nach dem Zusammenstoß auf. Was zur Hölle war das?

Wir steigen aus dem Pickup aus und finden das Fahrzeug, welches uns rammte unter genau einer nun demolierten Brücke. Vom Fahrer keine Spur. Zudem versperrt nun das Geröll der Brücke den vermeintlich einzigen Weg zurück in die Zivilisation.

Was geht hier vor sich?

Was geht hier vor sich?

Keine Angst, ich werde Euch an dieser Stelle nichts weiter von der Story verraten, das sollt Ihr nämlich am besten selbst herausfinden. Es sei noch erwähnt, dass wir in der Gegend um den Atâmipêk See kaum eine Menschenseele treffen. Es scheint, als hätten alle Bewohner fluchtartig Ihre Häuser verlassen. Hinweise über Hinweise. Mister Hamilton hat also mit seinem Bergbaubetrieb die heiligen Länder gestört? Wir finden nach und nach immer mehr Hinweise, die Aufschluss geben, was passiert ist. Wie es weiter geht, werdet Ihr selbst erfahren, wenn Ihr Euch gegen den Schneesturm stellt und nach Antworten sucht…

Gameplay

Die Geschichte von Kona wird begleitend von dem allwissenden Erzähler wieder gegeben. Die Erzählstimme und die Erzählungen sind angenehm und stören beim Spielen nicht. Man hat das Gefühl, dass man immer mehr herausfinden möchte. Kern des Spiels ist ganz klar Antworten zu finden. Hier und da gibt es mehrere Rätseleinlagen, die wir bewältigen müssen um weitere Hinweise zu finden oder um benötigte Gegenstände zu finden. Zum Beispiel müssen wir eine Hebebühne mit dem Strom von einem Generator versorgen. Da gehören Kabel repariert, Schaltpläne studiert, Schalter gedrückt, usw.

Anfangs befinden sich nicht viele Dinge in unserem Inventar. Wir sind lediglich nicht gerade wettertauglich angezogen und besitzen eine Karte. Die erste Sahne Survival Schneesturm Grundausrüstung. Okay, ich scherze, aber Ihr versteht, worauf ich hinaus will.

Gemütlich oder unheimlich?

Gemütlich oder unheimlich?

Kona kommt ganz ohne Jump Scares aus und vermittelt trotz einer offen erkundbaren Spielwelt ein

beklemmendes Gefühl. Die Steuerung ist funktional gehalten und erfüllt Ihren Zeck mit einem einfachen Inventarrad. Die Wegstrecken legen wir entweder zu Fuß oder mit unserem Pickup zurück. Wir müssen immer den Fakt im Auge behalten, dass es draußen ziemlich kalt ist und das Schneegestöber uns beeinflusst. Sind wir zu unterkühlt, können wir nicht schnell genug vorwärts kommen, oder unsere Sicht ist immer stärker beeinträchtigt. Aufwärmen und auch speichern können wir an kleinen Feuerplätzen oder Öfen. Aber hast du denn auch Streichhölzer und Brennholz im Inventar?

Grafik

Das kanadische Quebec ist schön in Szene gesetzt, dennoch  minimalistisch und nicht gerade sehr detailliert gehalten. Kona wurde mittels Kickstarter mit rund 40.000 kanadischen Dollar finanziert und von dem kleinen französischen Entwicklerstudio Parabole entwickelt. Dem zugrunde ist es geschuldet, dass die Grafik recht altbacken erscheint. Der Schneesturm und die somit schneebedeckten Landschaften vertuschen an der Stelle sehr gut, dass dieser den Raum ausfüllt, die ansonsten hochauflösende Texturen einnehmen würden.

Zimmys Fazit

Kona ist nicht der typische Walking Simulator. Auf der einen Seite ist Kona ein Mystery- Thriller, auf der Anderen ein Survival Spiel. Vom Spielgefühl kann man sich Kona vorstellen, als würde man Gone Home mit The Vanishing of Ethan Carter mischen. Die kanadische Wildnis erschlägt einen zunächst, aber das ist unter psychologischen Aspekten ein geschickt eingesetztes Stilmittel. Die Instinkte werden geweckt, wir fangen an uns an Kleinigkeiten zu orientieren und wir nehmen die Welt unter anderen Aspekten wahr: Wo finde ich Zuflucht? Was ist nun taktisch die Beste weitere Vorgehensweise? Nicht zu vergessen, dass wir Beweise sammeln und das Puzzle zusammensetzen müssen. Es gibt jedoch ein paar Punkte, die mich an Kona wirklich stören. Zum einen ist es die Ladezeit bei einem Gebietswechsel, der sich anfühlt, als sei das Spiel eingefroren, zum anderen der Preis in Relation mit der Spielzeit. Klar, gibt es viele Spiele zum Vollpreis auf dem Markt, die eine fünfstündige Kampagne beinhalten, aber man muss alles im großen Ganzen betrachten.  Zudem fahren, oder laufen wir ziemlich oft hin und her um Gegenstände zu finden und manchmal fühle ich mich trotz Karte ziemlich orientierungslos. Die Gegenstände, mit denen ich interagieren darf sind zu unscheinbar ausgezeichnet, so ist man gezwungen sich jede kleinste Ecke systematisch anzuschauen und die Räume komplett imaginär abzuscannen. An die Steuerung muss man sich anfangs entweder gewöhnen, da man sich sehr schnell bewegt, oder man passt diese im Inventar an. Kurzum: Kona hat sehr viel Potential und erzählt einen mysteriösen Thriller, dessen Auflösung man unbedingt aus eigener Wissbegierde befriedigen möchte. Der Survivalaspekt ist eine geschickte Einbindung in das Spiel und bestärkt den Drang des Vorankommens. Leute, die einfach mit dem Spielprinzip nicht warm werden, werden es auch nicht mit Kona. Ich persönlich finde das Mischen von Überlebenselementen in die Erzählstruktur eines Abenteuertitels ziemlich verführerisch. Leute, die auf einen Mystery-Thriller im Überlebensmodus stehen und sich komplett auf ein Spiel einlassen können, wird Kona dennoch sehr zusagen.

Lisas Fazit

Kona ist ein sehr ruhiger und atmosphärischer, entschuldigt den Begriff, Walking Simulator, in dem es viel zu erkunden und eine interessante Geschichte zu entdecken gibt. Dies sind Punkte, die mir in dem Spiel sogar sehr gut gefallen haben. Allerdings muss man auch einige Rätsel lösen, die mir persönlich tierisch auf die Nerven gingen. Suche Gegenstand X und kombiniere ihn mit Gegenstand Y, um Gegenstand Z herzustellen. Dazu kommt dann noch, dass man draußen erfrieren kann, sollte man nicht rechtzeitig ein wärmendes Feuer entfachen können oder ein Haus als Unterschlupf finden. Vom Prinzip her ist dies eine super Idee, allerdings hat es mich sehr gestresst und so bin ich am Anfang noch schnell vom einen zum anderen Ort im Spiel gereist, ohne großartig zu erkunden. Das hatte zur Folge, dass ich einen wichtigen Gegenstand im Spiel nicht gefunden hatte und im späteren Spielverlauf diesen für ein Rätsel benötigte. Nach langen, verzweifelten Suchen, schrieb ich in der Steam Community den Entwickler an und bat um Hilfe. Dieser hat sich sofort gekümmert und mir geholfen, Danke! Des Weiteren haben mich die plötzlichen Ladesequenzen im Spiel bei einem Gebietswechsel gestört, die wie ein kompletter Spielabsturz wirkten. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen und hätte mir lieber gar keine Ladezeiten oder wenigstens offensichtlichere Ladebildschirme o.ä. gewünscht. Kona ist eine schöne, kurzweilige Erfahrung und lädt ein, um es einen Abend lang zu spielen und sich zurückzulehnen. Mit weniger Rätseln, weniger Stress und etwas mehr Hilfe im Spiel, hätte es mir besser gefallen und kostet mir persönlich mit 20 € für den Spaß einfach noch etwas zu viel.

1 Comment
  • Stephan 7 Jahren ago

    Hab zwar noch nicht sonderlich viel Zeit zum Spielen gehabt, aber die erste halbe Stunde hat mich stark an Twin Peaks erinnert. Bin gespannt wie es weiter geht.

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