29. September 2018

Life is Strange 2 – Episode 1 (Roads)

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Lange haben wir Fans von Life is Strange gewartet, wurden zwischendurch mit Captain Spirit belohnt um die Wartezeit auf den neuen Teil zu verkürzen, nun ist es endlich da: Life is Strange 2. Diesmal geht es in eine völlig neue Richtung, eine neue Geschichte mit zwei Brüdern auf einen dramatischen Roadtrip. Funktioniert das Franchise auch ohne die von Fans geliebten Protagonisten der alten Season Chloe und Max?

Die Geschichte

Die Brüder Sean (16 Jahre) und Daniel (9 Jahre) Diaz sind auf der Flucht, nachdem sie einen tragischen Unfall verursacht haben, der drei Tote in ihrer Heimatstadt Seattle hinterlässt. Ihr Ziel ist in Ihrer einjährigen Reise Puerto Lobos in Mexiko, die Heimatstadt ihres Vaters. Das Leben auf der Straße ist hart und die beiden Kämpfen um das Überleben auf dieser, immer mit der Furcht im Nacken, nicht entdeckt und der Polizei ausgeliefert zu werden. Der Ältere der Brüder Sean, wird, obwohl er selbst noch jugendlich und längst nicht erwachsen ist, in die Rolle des Vaters gedrückt. Noch vor zwei Tagen war seine größte Sorge, sich für eine Party fertig zu machen und seinen Schwarm anzusprechen. Nun muss er seinen jüngeren Bruder Daniel beschützen und ihn durch das Leben zu begleiten, obwohl er gerade selbst eine emotionale Krise durchlebt.

In Life is Strange 2 geht es darum ein guter Mensch und ein Vorbild für den kleinen Bruder zu sein. Eine leichte Aufgabe ist dies nicht, denn wir müssen schwierige Zeiten überstehen und tragen nicht viel bei uns. Klauen wir, so merkt sich Daniel dies und findet es okay genauso wie sein großer Bruder zu agieren. Wenn man für den kleinen Bruder verantwortlich ist, wenn wir ihn hungrig, erschöpft von all dem Gehen, frierend durch die Nacht und in zerrissenen und schmutzigen Kleidern sehen, dann wollen wir die ganze Last von seinen Schultern nehmen. So ein Leben ist nicht fair für einen Neunjährigen, aber gelingt es uns auch bestmöglich für den Kleinen zu Sorgen und dabei noch moralisch weise zu agieren?

Daniel ist auf uns angewiesen. Wir als Spieler würden in unserem privaten Leben sicherlich nicht stehlen, aber versetzen wir uns in die Situation, welcher unser Protagonist Sean durchlebt, werden wir es vielleicht tun. Wir werden uns sicherlich der Ethik etwas beugen, um unserem Bruder ein wenig Kummer abzunehmen und die Reise erträglicher zu machen.

Gameplay

Während Life is Strange 2 technisch im Life is Strange Universum angesiedelt ist, hat es keine direkten Gemeinsamkeiten mit seinem Vorgänger. Life is Strange 2 hat eine eigene Geschichte mit all ihren eigenen hohen Einsätzen und Herzschmerz. Was jedoch gleich bleibt ist, neben dem Gameplay, dass jede Entscheidung die wir treffen unmittelbar die weitere Story von Life is Strange 2 beeinflusst, somit müssen wir mit direkten oder auch nachhallenden Konsequenzen leben. Auch ein kleines Wiedersehen bzw. Anspielungen der Geschehnisse in Arcadia Bay sind vertreten. Das Spiel fragt uns zu Beginn, ob wir den vorherigen Teil gespielt haben und ob wir Arcadia Bay geopfert haben, je nachdem wird dies im Spiel berücksichtigt.

Ein cooles Gimmick ist das Achivement- und Trophysystem. Wir können nicht nur Achivements sammeln, sondern mit diesen auch optisch unseren Rucksack aufpeppen. Im Laufe unseres Roadtrips sammeln wir kleine Souvenirs, die wir als Anhänger oder Patch an unserem Rucksack befestigen können. Eine kleine Spielerei, dennoch hübsches Gimmick. Apropos Spielerei- Daniel kann sich an gewissen Punkten eine kleine Auszeit gönnen und die Umgebung auf sich wirken lassen und diese in seinem Skizzenblock als kleines Gemälde verewigen. Meines Erachtens etwas überflüssig, da wir einfach nur mit dem Controlstick herumrühren um Bilder zu zeichnen- da haben mir Chloes Graffititags schon besser gefallen.

Die Spieldauer würde ich auf rund 4 Stunden ansetzen. Natürlich gibt es auch wieder Sammelbares in Form von Souvenirs, die ihr optional einsammeln könnt um das Spiel zu 100% abzuschließen, zu entdecken.

Gesellschaftskritik

Life is Strange 2 spielt in einem fiktiven Setting aus dem Jahre 2016. In diesem Jahr, genaugenommen November 2016, wurde der derzeitige US Präsident Donald Trump als Amerikas führende Kraft gewählt. Viele Menschen sind bis heute (zu Recht) mit der amerikanischen Politik bzw. der politischen Entscheidungen Trumps nicht zufrieden und genau dort setzt Life is Strange 2 an. Life is Strange 2 spielt in einem Amerika unter Trump. In der ersten Episode wurden so einige Rassismusthematiken eingebaut, was ich persönlich gut und wichtig finde, dass ein Spiel auch den Spieler gewissen Themen gegenüber sensibel macht, Dinge kritisch hinterfragt und auch die Sichtweise eines Betroffenen wiederspiegelt. Keine Angst, mit diesen Themen wird nicht übermäßig getriggert, sondern sie an manchen Stellen passend eingesetzt.

Dontnod macht uns als Spieler sensibel und streut viele Anspielungen an Popkulturellem ein. Sei es das benutzen von Social Media, wo endlich auch mal keine fiktiven Namen genannt werden, Anspielungen auf Videospiele wie The Last of Us mit Ellie, Filme wie Texas Chainsaw Massacre oder anderen Feinheiten, die ich an dieser Stelle nicht verraten mag. In Life is Strange 2 herrscht viel Drama, aber manchmal kommen auch Stellen, wo ein kleiner Witz einfach herzerfrischend, gekonnt und wohltuend eingesetzt wird.

Grafik & Musik

Hier geht der Entwickler einen deutlichen Schritt nach vorne. Die Grafik untermalt wunderschön das Gameplay und das Setting, ohne den alten Charme und Liebe zu verlieren.

Fans freuen sich sicherlich auf eine hoffentlich erscheinende Collectors Edition mit Soundtrack, wenn diese nach dem Erscheinen aller Life is Strange 2 Episoden als Retailversion komplett erscheint. Sicher ist das nicht, aber in Vergangenheit war das immer bei Square Enix der Fall. Musikalisch wurden hier auch wieder stimmige und passende Musikstücke alternativer Bands gewählt.

Fazit

Life is Strange 2 kommt schnell zur Sache und die Absicht vom Spiel ist von Anfang an bekannt: Ein guter Mensch zu sein ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Life is Strange war schon immer in moralischem Dilemma verwurzelt, aber die Fortsetzung steigert den Einsatz erheblich. Wie spielen wir das Spiel? Wollen wir ein guter Bruder, ein Vorbild sein, oder müssen wir manchmal Grenzen übertreten um unseren Weg leichter zu machen?

Die zu bewältigen Rätsel sind recht simpel gestaltet, aber Life is Strange 2 möchte auch gar kein Spiel sein, welches große Herausforderungen bietet. Der Wiederspielwert ist enorm hoch, da wir bestimmt wissen möchten, wie sich die Story bei anders getroffenen Entscheidungen entwickelt. Wie die Entscheidungen sich letztendlich auf die weitergehende Story auswirken, kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen, aber das werden wir sicherlich in den nächsten Episoden erfahren.

Das ursprüngliche Life is Strange kam zumindest am Anfang recht langsam in die Gänge. Es hat Zeit gebraucht, uns um Arcadia Bay und seine Charaktere zu kümmern. Es gab so viele Leute, die wir kennenlernen mussten, um all ihre Persönlichkeiten, Motive und Beziehungen zueinander herauszufinden. Im Vergleich dazu ist Life is Strange 2 auf der Überholspur. Nur eine einzige Beziehung ist wichtig. Die der Diaz-Brüder. Es gibt keinerlei Kennenlernphasen oder Konflikte, in die wir langsam eingeführt werden. Was passiert ist sofort und es ist möglicherweise schmerzhaft. Life is Strange 2 verschwendet keine Zeit und das ist ein effektiver Weg, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Das Spiel wird ein emotionaler Roadtrip, auf den es sich zu freuen lohnt, auch wenn er aus tragischsten Umständen entstanden ist.

Wertung

8.8

Fazit

8.8/10
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