Fazit von Stephan (PC, Early Adopt)
Als großer Fan der Reihe von Tag 1 an, konnte ich nicht anders und habe die PC Version vorbestellt. Mit Fehlern kann ich leben, da ich auch gern mal zu Early Access Titeln greife, um mir ein Bild vom Entwicklungsstand eines Spiels zu machen, und auch um zu beobachten in welchen Intervallen die Entwickler nachbessern.
Mafia III als heiß ersehnter Triple-A Titel hat hier leider trauriger weise vieles falsch gemacht, denn mein Verständnis für so eine Veröffentlichung hält sich bei einem Vollpreisspiel in Grenzen. Die PC Version wirkt von der ersten Sekunde an unausgereift, das FOV ist in einem Rahmen von vielleicht 10 Metern knackig scharf. Ein Blick in die Ferne lässt allerdings an der eigenen Sehstärke zweifeln, da man vor lauter Unschärfe gleich zum Mikrofasertuch greifen möchte um den Bildschirm zu pflegen. Die Reflektionen wirken in der Dunkelheit auf höchster Stufe so manches Mal, als hätte man Dreck auf dem Lack, und Objekte können „schon mal“ einfach aufploppen – vielleicht nicht unbedingt der beste Start. Immerhin, bereits am Samstagnachmittag nach der Veröffentlichung wurde das Framelock welches nicht mehr als 30 FPS zuließ aufgehoben. Mit einer unbegrenzten Framerate spielt sich Mafia III auch gleich deutlich angenehmer.
Für mich lautete das Problem welches zu lösen war, die konsequente Unschärfe loszuwerden, um etwas mehr vom Spiel zu haben. Auch hier hat Hangar 13 mittlerweile nachgeholfen, und einen Patch geliefert durch welchen der übermäßige Blur-Effekt verringert worden ist. Letztlich habe ich selbst Hand angelegt und ein SweetFX Profil mit ReShade genutzt, das Antialiasing aufs Minimum reduziert, und schon war das Bild um einiges schärfer. Sieht man über Clippingfehler, und Texturprobleme hinweg kann man so jedenfalls schon sehr ordentlich zocken.
Unterm Strich kauft man ein Spiel nicht aufgrund der pervers guten Optik, sondern weil es Spaß machen soll. Mafia war schon immer eine dieser Reihen, welche nicht durch die übermäßige Interaktion mit der Spielwelt gelebt hat. Für gewöhnlich bekam man stattdessen einen spannend inszenierten Krimi erzählt, welcher eine offene Spielwelt mit sehenswerten Orten und gemächlichen Fahrten in klobigen Karren auf Schmierseife in Petto hatte.
Mafia III ist hier nicht anders, hat man sich erst Mal an die technischen Wehwehchen gewöhnt, spielt man eine Story von einem krassen Kerl, für den seine Familie alles ist und der nichts anderes als Rache im Sinn hat. Klingt simpel, ist einfach konzipiert und funktioniert auch soweit. Wäre da nicht das Problem mit der ständigen Wiederholung. Die Story macht Spaß, und holt mich auch relativ zügig ab, aber irgendwann wird es eintönig wenn man ständig die Geschäfte der Mittelmafiosi sabotiert bis dieser rauskommt, nur um über unsere Klinge zu springen. Haben wir genug Geschäfte gestört und übernommen, lässt sich irgendwann einer der Obermafiosi blicken – um einen genaueren Blick in den Lauf unserer Knarre zu werfen. Auch wenn man bis zu diesem Punkt die Wahl hat, ob man laut feuernd drauflos rennt, oder leise meuchelnd den Weg freiräumt wurde hier Potential verschenkt was auch durch die Nebenmissionen nicht wirklich kompensiert wird, denn die Stadt hätte mehr Spielraum für z.B. Minispiele oder mehr Fahrzeugtuning geboten. Wie zuvor bereits erwähnt, das war noch nie eine Stärke der Reihe, hätte aber im dritten Teil nicht geschadet.
Suchst du Ablenkung vom Schema F, fehlt es leider an derartigen Möglichkeiten. Allerdings ist der Soundtrack wirklich grandios, und lädt auch gern mehr als einmal dazu ein mit dem Auto durch New Bordeaux zu Cruisen und dabei den Klängen von Jefferson Airplane oder Creedence Clearwater Revival, sowie anderen grandiosen Sounds aus den End Sechzigern zu lauschen. Keine Sorge, solange du keiner Bullenkutsche reinfährst, rumballerst und stets brav den besorgten Bürger, der die Polizei ruft Kalt stellst, lassen dich die Ordnungshüter in Ruhe weiterfahren – auch bei Tempo 90… Und roten Ampeln…
Letztlich reicht mir persönlich das Setting, die Geschichte und der Soundtrack aus, um dann doch irgendwie Spaß mit Mafia III zu haben.
8 Comments
Ich kann die Kirtik total nachvollziehen. Nervt, das ich eine Misdion noch nicht abschliessen kann. Ich muss auf den Patch warten. Aber die Story ist wirklich gut.
Richtige Enttäuschung.
Finde sehr gut, dass du was zu Rassissmus schreibst. Gute Meinung!!!!
Größte Enttäuschung des Jahres. Hab den Scheiss nach paar Stunden sofort bei Ebay vertickt. Dreck da.
Und danach direkt Cannibal Corpse gehört? 😀
P.S: Wie immer ein sehr guter Test 🙂 MFG
Kann die Kritikpunkte des Tests nur so bestätigen. Eine leer wirkende Open-World, die selten einladend wirkt. Strunzdumme KI und am schlimmsten die sehr repetitiven Aufträge, die das Spielen fast schon zur Arbeit machen. Wie ein Postbote, der seine Route fährt und statt Pakete, Dresche und Blei verteilt. Selbst die großen Story-Missionen waren meist eher Durchschnitt.
Die Story, die durch epische Filmsequenzen präsentiert wird ist auf höchstem Niveau und die Charaktere sehr authentisch und bissig.
Aber die Bugs und Glitches waren gar nicht mal so schlecht. Ich durfte den Arsch eines Feindes als Rampe für meinen Sportwagen nutzen, eine Passantin hat ein Moonwalk vorwärts auf meinem Gesicht gemacht, tote Feinde haben äußerst dynamische Breakdance-Einlagen für mich vollführt. Ja, bei Mafia wird Spaß groß geschrieben, auch wenn nicht ganz freiwillig.
Schade, dass soviel Potenzial verschenkt worden ist.
Schöner und ehrlicher Test 🙂