14. September 2018

Marvel’s Spider-Man

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Spätestens seit dem Kinoerfolg von Spider-Man: Homecoming hat der von einer Spinne gebissene und rotzfreche Superheld im hautengen Anzug einige Fans und Anhänger dazugewonnen. Das Team von Insomniac Games aus dem sonnigen Kalifornien kommt nun also zum perfekten Zeitpunkt mit einem neuen Videospiel der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft daher, nachdem die Ableger der letzten Jahre überwiegend und vor allem bei Fans leider nicht überzeugen konnten. Ob dies mit Marvel’s Spider-Man exklusiv für die PlayStation 4 anders aussieht und sowohl Fans der menschlichen Spinne, als auch Quereinsteiger im Superhelden-Business ihren Spaß haben werden, erfahrt ihr in unserem Test.

Es geht ja doch ohne Spinnenbiss und Onkel Ben

Dass die Geschichte des Spiels sogar ohne kompletten Ursprung auskommt und auf Peter Parkers allseits bekannten Spinnenbiss und den tragischen Tod von Onkel Ben verzichtet, muss ich nun bereits zu Anfang loben. Insomniac starten das Abenteuer in Spider-Man nämlich mit einem actionreichen Kampf gegen Wilson Fisk, alias Kingpin und seine Schergen, nachdem Spidey bereits seit acht Jahren Menschenleben rettet. Im weiteren Spielverlauf werdet ihr auf weitere Bösewichte treffen, die ich an dieser Stelle allerdings nicht spoilern möchte.

In einem anständigen Spidey Universum dürfen seine Weggefährten natürlich ebenfalls nicht fehlen. Somit trefft ihr in der dramatischen, gefühlvollen aber auch actionreichen Story, die auch das Drehbuch eines Kinofilms wiedergeben könnte, auf Charaktere wie Mary Jane Watson, Tante May und Peters besten Kumpel Harry Osborne. Fanservice wird in Marvel’s Spider-Man sehr groß geschrieben, worauf ich in den nächsten Absätzen noch weiter eingehen werde. Die Story zu beschreiben würde nun ebenfalls die Spoiler-Grenzen brechen, ich möchte euch keinesfalls das Spielerlebnis beeinflussen – je weniger ihr über das Spiel wisst, desto besser wirken die Überraschungen. Wer übrigens den klassischen Spidey-Humor in den letzten Spielen vermisst hat, bekommt diesen nun doppelt und dreifach geboten, übertrieben wird mit diesem aber nicht.

Dynamische Spidey-Action

Sich mit Spidey dynamisch durch die Hochhausschluchten zu schwingen, an Wänden hochzuklettern und New York mit seinen Wahrzeichen und Eigenarten zu entdecken und zu erkunden, fühlte sich bisher noch bei keinem Spiel des Superhelden so unfassbar gut an. Im Gegensatz zu den ersten Ablegern des Franchises schwingt ihr längst nicht mehr wirr in der Luft herum, sondern findet nur an Gebäuden, Wänden, Laternen und ähnlichem Halt. Mit weiteren Aufwertungen der Netzschwingerei kommen im späteren Spielverlauf zudem Verbesserungen oder Tricks in Form von Drehungen oder Saltos hinzu. Durch eine Kombination aus Sturzflügen und anschließendem Schwingen nehmt ihr außerdem einiges an Tempo zu. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit läuft die Fortbewegung bereits wie von allein und ihr werdet selten zu Fuß unterwegs sein. Eine Schnellreise gibt es zwar ebenfalls, diese werdet ihr zu großer Wahrscheinlichkeit aber sehr selten nutzen, da das Netzschwingen unheimlich viel Spaß bereitet.

Wer sich Spidey in den Weg stellt, wird eingesponnen.

Nicht nur die Fortbewegung, sondern auch das Kampfsystem fügt sich perfekt in das Spiel ein. Es ist nicht abzustreiten, dass Insomniac sich diesbezüglich einiges bei der Batman Arkham-Reihe abgeschaut und mit Spidey verbunden haben, jedoch ist es technisch auf einem sehr hohen Niveau und unheimlich stimmig. Mit einer perfekten Dynamik prügelt ihr euch mit diversen Kombos und Konterangriffen mit New Yorks Schurken und Verbrechern. Hinzu kommen verschiedene Modifikationen für unterschiedliche Angriffe mit dem Spinnennetz oder Spezialattacken. Auch die Umgebung kann als Waffe genutzt werden und so bekommen die fiesen Gangster per Tastenkombi Gullideckel, Mülleimer oder Regale über die Birne gezogen. Mit verdienten Erfahrungspunkten könnt ihr euren Spider-Man mit einem klassischen Levelbaum aufwerten und in neue Fähigkeiten und Attribute investieren. Des Weiteren trefft ihr nicht nur auf actionreiche Prügelszenen, sondern auch Schleichpassagen, in denen ihr eure Gegner möglichst unentdeckt und aus der Lauer heraus ausschaltet und festspinnt. Und sollte es doch mal brenzlich werden, besitzt Spider-Man natürlich noch immer die Fähigkeit, sich mit seinem Netz an die Decke zu ziehen, außerhalb des Sichtfeldes der Gegner herumzukrabbeln und aus dem Hinterhalt anzugreifen. Mit einigen auswählbaren Gadgets wie Netzminen, kleinen Drohnen oder Spider-Bots und noch vielen weiteren, stehen euch immer wieder neue Möglichkeiten zum Bekämpfen eurer Gegner zur Verfügung.

Eine Spur mehr Abwechslung, auch wenn diese spielerisch nicht perfekt ist, erzeugt zuzüglich der Aspekt, dass in manchen Story-Missionen in Marvel’s Spider-Man die Rollen getauscht werden und ihr den einen oder anderen Abschnitt z. B. sogar mit MJ spielt, die sich ohne derartige Superkräfte an Feinden vorbeischleichen muss. Dies ist selbstverständlich etwas kniffliger, zudem steht euch nur ein Lösungsweg zur Verfügung, den ihr einhalten müsst. Andernfalls werdet ihr entdeckt und beginnt den Part erneut. Warum und wieso? Das verrate ich euch natürlich nicht. Es kommt zwar nicht ständig vor, aber wenn wir anstatt Spidey doch einmal eine andere Person steuern, findet ein schöner Wechsel zwischen dem schnellen Gameplay und einer kleinen Entschleunigung statt, die sich wunderbar in das Spiel einfügt. Des Weiteren werdet ihr als Peter Parker ebenfalls ohne die Superheldenfähigkeiten auch euer technisches Wissen während kleinerer Laborarbeiten an den Tag legen müssen, ein paar Schaltkreise zusammenführen und eure Logik-Skills testen können. Wem die Labor-Rätselpassagen nicht liegen, kann sie glücklicherweise überspringen.

In New York gibt es immer etwas zu tun

In dieser Nebenmission klaute ein Vogel unseren Spider-Bot. Absurd und dennoch unterhaltsam.

Abseits der Story-Missionen bietet euch das Spiel mit New York ein lebendiges Open-World-Setting, in dem viele Nebenmissionen und Sammelaufgaben auf euch warten, die im laufenden Spiel immer wieder aufgestockt und durch das Freischalten von Funktürmen sichtbar werden. So arbeitet ihr die Marker auf eurer Map ab, helft Harry bei der Umsetzung einer sauberen und giftfreien Stadt, fangt entflogene Tauben ein, sammelt Rucksäcke mit Erinnerungsstücken von Peter Parker, lauscht dem Polizeifunk oder stellt euch mehreren Wellen von Gegnern, um mit Schurken besetzte Gebiete zu befreien. Auch zufällige Ereignisse benötigen eure Aufmerksamkeit. So hört ihr beim Vorbeischwingen an einer Straße zum Beispiel dumpfe Hilferufe aus einem Kofferraum und haltet natürlich Ausschau nach der sich in einer bedrohlichen Situation befindenden Person, um sie anschließend heldenhaft zu retten. Für jede Nebenmission und jedes gefundene Sammelobjekt gibt es selbstverständlich auch Erfahrungspunkte zu ergattern. Ich rate zudem dazu, euch den Nebenaktivitäten zu widmen und dadurch schneller an Levelaufstiege zu gelangen. Freigeschaltete Kampftechniken und eine größere Gesundheitsleiste zahlen sich in späteren Kämpfen durchaus aus. Insgesamt gibt es übrigens drei Schwierigkeitsgrade, ein vierter wird per Patch nachgereicht.

Open World mit kleinen Ecken und Kanten, dennoch ist sie nahezu perfekt

Mit diesem Rahmen und der Pose erinnert diese Szene an Kirsten Dunst und Tobey Maguire, oder?

In Marvel’s Spider-Man könnt ihr überall etwas entdecken. New York wurde wunderschön in Szene gesetzt und weiß mit seinem im Dunklen beeindruckenden leuchtenden Time Square, dem Central Park und sogar dem Avengers Tower zu überzeugen. Sämtliche Orte zu nennen, würde nun definitiv den Rahmen sprengen – in diesem Spiel gibt es wirklich überall etwas zu entdecken. Während andere Open World-Spiele Fenster von Gebäuden gerne undurchsichtig darstellen, könnt ihr mit Spider-Man in jedes einzelne des gesamten Spiels hineinschauen und Wohnzimmer, Küchen oder auch Büros entdecken, anstatt in eine ausgeraute Fläche zu schauen. Erklimmt ihr das Dach hoher Tower und Gebäude, werdet ihr wiederum mit einer wunderschönen Aussicht belohnt, die sich je nach Tageszeit und Wetter verändert. Besonders Sonnenuntergänge wirken mit ihrem Panaroma, dem Wasser und dessen Spiegelungen beeindruckend. Habt ihr einen extrem schönen Spot entdeckt oder genau in diesem Moment eine coole Pose beim Schwingen? Dann schaltet schnell den Foto-Modus an, um ein Bild zu schießen. Dieses könnt ihr im Anschluss noch mit Filtern, Stickern und weiteren Einstellungen versehen und im Social Media verbreiten.

Durchquert ihr die Stadt auf dem Boden oder schwingt ihr unmittelbar auf ihrer Höhe an ihnen vorbei, reagieren Passanten auf euch, fangen an zu schimpfen oder euch anzuhimmeln. Die Interaktion dieser hätte im Bezug auf den Detailgrad des restlichen Spiels allerdings noch größer ausfallen dürfen. Rempelt ihr Passanten beispielsweise an oder zieht ihr vor ihren Augen einen Gullideckel aus der Straße, wird dies weder kommentiert noch beachtet. Auch die Sprache wechselt an diesen Stellen oftmals zwischen deutsch und englisch umher. Das Problem wird demnächst sicherlich behoben, ist während des Tests allerdings sehr häufig aufgetreten. Während die Straßen stark befahren und einige Passanten zu entdecken sind, wordurch die Spielwelt sehr lebendig wirkt, wiederholen sich die Modelle im Vergleich zu Spielen wie GTA V oder Watch Dogs 2 eine Spur zu häufig. Wenn an einer Straßenecke ein und der selbe Typ direkt drei, vier Mal vertreten ist, wirkt dies doch tatsächlich ein wenig altbacken. Sehr schön sind allerdings die mit Personen versehenen Balkons und Terrassen in Marvel’s Spider-Man, die Partys feiern, sich unterhalten oder mit ihren Smartphones daddeln. Dies lässt das Spielgeschehen noch „echter“ wirken.

Parkers prallgefüllter Kleiderschrank

In seinen acht Jahren als Spider-Man hat Peter Parker im Spiel eine sehr beachtliche Anzahl freischaltbarer Anzüge erhalten, die allesamt verschiedene Fähigkeiten und Attribute mit sich bringen. Glücklicherweise lassen sich diese auf alle Anzüge übertragen, jedoch müssen sie durch das Erwerben des betroffenen Anzuges erst einmal freigeschaltet werden. Erhalten könnt ihr die 27 enthaltenen und im Marvel-Universum bekannten Anzüge, z. B. den unheimlich Coolen aus dem aktuellen Avengers-Film, durch das Bestreiten von Nebenaufgaben und der verdienten Belohnungen. Hier wären wir erneut an einem Punkt angelangt, an dem Insomniac Spidey-Comics und -Filme studiert haben, um möglichst viele Fans glücklich zu machen. Und wer fleißig Rucksäcke sammelt, wird mit Peter Parkers Kommentaren über seine bisherigen und Fans bekannten Erlebnisse belohnt. Fan-Empfehlung meinerseits: Sammelt diese Rucksäcke!

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Lisas Fazit

Danke Insomniac! Danke für dieses geniale Spider-Man Spiel. Nachdem Batman mit seiner Arkham-Reihe bereits unzählige Spieler überzeugen und begeistern konnte, ist nun Spidey an der Reihe. Es wird eine tolle, filmreife Story mit einer dicken Ladung an Action, Drama und Gefühl geboten. Zudem ist das Gameplay unheimlich dynamisch und stimmig, das Kampfsystem kräftig und motivierend und das Umherschwingen mit den Spinnennetzen so perfekt, wie nie zuvor. Die unzähligen Neben- und Sammelaufgaben können im Vergleich zu anderen Open World-Spielen auch nach einigen Stunden im Spiel weiterhin unterhalten und motivieren. Für das Sammeln und Abgrasen der Map gibt es ein Belohnungssystem in Form von Erfahrungspunkten und dem Freispielen von Gadgets und Anzügen, die sich für Fans allemal lohnen. Der Fanservice wird hier auch an weiteren Stellen  unheimlich großgeschrieben, weshalb zudem einige bekannte Charaktere und Bösewichte, Gebäude und Schauplätze New Yorks enthalten sind. Seien es MJ und Tante May, der Daily Bugle oder das Anwaltsbüro von Nelson & Murdock und der Avengers-Tower. All diese Dinge sind so unheimlich stimmig, cool und mit unendlich viel Liebe zum Detail umgesetzt worden, dass ich das gesamte Team knutschen, knuddeln und mit Spidey-Kuscheltieren bewerfen und Liebesbriefen bombardieren würde. Ok gut, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben – aber mal im Ernst: Marvel’s Spider-Man ist abseits all meiner Fanliebe zum Franchise ein unheimlich guter exklusiv-Titel der PS4 geworden. Natürlich hat es an manchen Stellen mit den Nachteilen einer offenen Welt zu kämpfen, sieht aber dennoch fantastisch aus und beeindruckt an so vielen Stellen, an denen andere Spiele bereits versagten.

Zimmys Fazit

Wenn man in wenigen Worten sagen möchte, ob sich Spider-Man auf der PS4 lohnt, kann ich nur entgegnen, dass Spider-Man sicherlich die neue Messlatte für Superheldenspiele ist. Ich selbst habe dem Spiel nur ganz viele warme Worte zu entgegnen. Man merkt deutlich, wie viel Arbeit und Liebe die Entwickler in das Spiel gesteckt haben. Zugleich spricht es die Fans und auch Neulinge an und es wird nicht zum drölftausendsten Mal die Geschichte erzählt, wie Peter Parker zum Spinnenmann wurde, auch den zuletzt erschienenen Film spielen wir nicht simpel nach. Gut so! Spider-Man erzählt eine ganz eigene Geschichte. Wir treffen auf alte Bekannte, die sagenhaft in Szene gesetzt wurden und Spidey hat ein riesiges Arsenal an Superheldengimmicks und Anzügen mit Spezialfähigkeiten. Das große Manhattan bietet uns einen wundervollen Spielplatz: Die Hauptgeschichte, die Nebenquests, Herausforderungen und Sammelmissionen halten uns dauerhaft bei Laune. In Manhattan ist immer etwas zu tun, denn auch die Polizei benötigt unsere Hilfe um Gangsterbanden und Banditen dingfest zu machen. Sollten wir uns wirklich mal etwas Pause von der Action gönnen wollen, dann schwingen wir elegant von Haus zu Wolkenkratzer oder laufen Häuserwände hoch um dann mit einem gewaltigen Sprung kopfüber in die Tiefe zu gleiten. Um die Kritik-Nadel im Heuhaufen aus Lob zu suchen: Ab und an bewegen manche Charaktere beim Sprechen nicht die Lippen, oder der Ton ist in manchen Cutscenes etwas zu leise oder laut und auch die Passanten auf der Straße und andere Kleinigkeiten könnten im Detail grafisch einen Feinschliff vertragen, aber muss ich ernsthaft deswegen hart ins Gericht gehen? Ganz klares Nein. Noch nie hat sich ein Spider-Man Spiel so gut und das Netzschwingen so genial und echt angefühlt. Die Kämpfe gehen völlig intuitiv von der Hand, der typische oldschool Spider-Man-Humor wurde von den Entwicklern perfekt eingebaut und die Story ist spannend erzählt.  Es sind die kleinen Dinge, die Insomniac dem Spiel Leben und Liebe einhauchen: Seien es die Sammelgegenstände die aus Erinnerungen von Spidey bestehen, zum Beispiel eine Menükarte des Restaurants wo Peter und MJ das erste Mal zusammen essen waren oder eine Visitenkarte eines Anwaltsbüros aus Hell’s Kitchen- wer Marvel-Fan ist oder zumindest Jessica Jones oder Daredevil geschaut hat, bekommt einen genialen Aha-Effekt und auch die Fans der alten Serie und Filmen wird das Herz ein paar Takte schneller schlagen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn du Spider-Man nicht liebst, dann hast du entweder Arachnophobie oder kannst absolut nichts mit dem Franchise anfangen. Let’s go Platin and New Game +!

Wertung

9.2

Lisas Fazit

9.0/10

Zimmys Fazit

9.4/10
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