Was ist ein Spiel ohne Happy End? Das wäre ja fast so schlimm, wie Weihnachten ohne Geschenke. Oder Woodstock ohne Drogen…oder…oder?!

Ja, oder eben „Das Schwarze Auge – Satinavs Ketten“. Denn wer die DAS-Reihe bereits länger verfolgt hat, der weiß, dass Vogelfänger Geron seine Feen-Freundin Nuri am Ende nicht davor bewahren konnte, in einen Raben verwandelt zu werden. Seitdem unternimmt er einige Anstrengungen, seine nunmehr gefiederte Freundin wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurück zu verwandeln. Und mit dem Tipp, dass eventuell der fliegende Händler Fahi ihm behilflich sein könne, setzt dann auch die Handlung von „Das Schwarze Auge – Memoria“ ein.


Im neusten Daedalic-Abenteuer macht ihr euch zunächst also auf die Suche nach dem Händler und werdet auch alsbald fündig. Er verspricht zwar, euch mit eurem kleinen Gestaltwechselproblemchen zu helfen, doch dafür sollt ihr erstmal in Vorkasse gehen – ganz im Sinne von „Eine Hand wäscht die andere, aber du wäschst mir erst mal meine“. Denn der gute Fahi leidet unter Schlafproblemen, die er dringend behoben wissen will! Der immer wiederkehrende Traum von Prinzessin Sadja, die vor 450 Jahren die Maske der Malakkar aus einem Mausoleum stahl,  lässt den Händler nicht mehr los.

Und nun? Wer jetzt annimmt, dass wir dem guten Mann mithilfe freudscher Traumdeutung weiterhelfen, der liegt komplett falsch. Vielmehr finden wir alsbald heraus, dass die ominöse Maske auch für uns nicht ganz ohne Nutzen sein dürfte, da sie Dinge ungeschehen machen kann. Klingt wie die maßgeschneiderte Lösung zu unserem Problem, nicht wahr? Also machen wir uns auf, nicht nur dem Händler, sondern auch uns selbst zu helfen, indem wir Sadjas mysteriöse Maske finden.

Der interessante Aspekt an Memoria ist unter anderem der, dass ihr nicht nur in die Rolle von Geron schlüpfen könnt, sondern dass ihr während des Spiels auch Sadja als zweiten spielbaren Charakter erlebt. Somit agieren wir praktisch parallel in zwei verschiedenen Zeitebenen: Einmal mit Geron in der Gegenwart und mit Prinzessin Sadja vor rund 450 Jahren. Doch gänzlich ungestört können wir unserer beider Mission natürlich nicht nachgehen – eine höhere Macht unternimmt so einiges, um uns zum Scheitern zu bringen. So gerät Sadja schon bald in den Bann eines Zauberstabes und just in diesem Moment erscheint in der Jetzt-Zeit ein bösartiger Dämon auf der Bildfläche, dem es danach dürstet, Andergast zu unterjochen…

Den genaueren Zusammenhang zwischen dem mystischen Holzstab in der Vergangenheit und dem übernatürlichen Fiesling im Hier und Jetzt gilt es zu verstehen, um sowohl Sadja als Geron zum Erreichen ihres Ziels zu verhelfen. Dies geschieht wiederum innerhalb der acht Level, die „Das Schwarze Auge – Memoria“ uns zu bieten hat.

Jedes Level ist dabei gespickt mit verschiedensten Rätseln, deren Bewältigung durchaus nicht ohne intensive Nutzung der grauen Zellen von statten geht.

Neben den Adventure-Kennern schon geläufigen Abläufen des Sammelns und Kombinierens nützlicher Objekte, gibt es hier auch nur via Zauberkraft zu überwindende Objekte oder ihr seid dazu angehalten, andere Charaktere mental so zu manipulieren, dass es euch eurem Ziel näher bringt. Nicht nur Einsteiger werden sich hiermit verhältnismäßig lange auseinandersetzen müssen, um des Pudels Kern zu finden – auch versierte Adventure-Spieler haben es hier mitunter mit einer hart zu knackenden Nuss zu tun.

Auch die kleinen Hinweise auf den Fortgang der Story, die immer mal wieder eingestreut werden, halten uns die gesamte Zeit über neugierig – wie wird es wohl weitergehen? Dass man dabei nicht nur an eine, sondern gleich an zwei (wenn auch verknüpfte) Storylines denkt, macht die Sache umso spannender.

Zur Optik des Spiels muss eigentlich nicht viel gesagt werden: Daedalic steht seit je her für wunderschöne Szenerien mit einem fantastischen Detailgrad und sehr dichter Atmosphäre. „Das Schwarze Auge – Memoria“ stellt hier mit Sicherheit keine Ausnahme dar und so werden nicht nur die grauen Zellen gefordert, auch dem Auge wird etwas geboten. Der Soundtrack des Spiels ist absolut passend gewählt und die musikalische Untermalung ist nie aufdringlich, sondern trägt erheblich zur Atmosphäre bei. Auch die Synchronstimmen geben keinerlei Anlass zur Beschwerde und die Sprecher haben ihre Arbeit offenkundig sehr gut gemacht.

Fazit

Daedalic haben nicht nur einen hohen Standard gesetzt, anscheinend sind sie auch stets darum bemüht, ihre eigene Bestleistung noch einmal zu toppen. Und so kommt es, dass „Das Schwarze Auge – Memoria“ für Adventure-Fans ein absoluter Hochgenuss sein dürfte. Die rund 25 Stunden, die ihr euch mit dem Spiel beschäftigt, sind in jedem Fall eine gute Investition in Sachen Zeitmanagement, denn es lohnt sich in jedem Fall – liebevoll gestaltete Umgebungen, markante Charaktere und eine packende Story ergeben in ihrer Summe absoluten Spielspaß!

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The Wonderful 101

8. September 2013 0
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