6. Juli 2017

Micro Machines World Series

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1991. Ich sitze mit meinen Freunden vor meinem ersten PC. Ein Spiel lässt uns nicht mehr los und wir verabreden uns immer direkt nach der Schule zum Micro Machines zocken. Die Miniaturautos haben uns in den Bann gezogen und wir zocken der Reihe nach dieses Spiel, welches so einzigartig wegen seiner Draufsicht, den Rennstrecken (die Badewanne und der Billardtisch bedeuteten Krieg) und wegen dem Fuhrpark ist. „Der Verlierer gibt ab!“- in diesem Fall rückt einer meiner Kumpels nach und entscheidet sich für ein Fahrzeug seiner Wahl: Neben Autos konnte man auch Rennwagen, Panzer, Helikopter und Motorboote steuern. Das letzte Spiel der Serie, welches ich spielte, war gut 11 Jahre her und so ließ ich mich nicht lange bitten: Der neueste Ableger musste her- diesmal nicht auf PS2, sondern auf PS4. Aber begeistert mich der Titel Micro Machines World Series genauso wie die alten Teile? Start your engines…

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Der Rennmodus ist das Herzstück des Spiels. Die Strecken spielen sich schnell, es kommt ein rasantes Spielgefühl auf und dies unterstreicht nochmals die Arcadenatur der Spielserie. Der Rennmodus weiß durchaus zu begeistern, wenn nicht nur zehn Strecken zur Verfügung stehen würden.

Im schnellen Spiel bekommen wir zudem einen Ausscheidungs-Modus, indem wir, wie der Name schon sagt, mehrere Runden gegen unsere Gegner fahren. Der Letztplatzierte scheidet aus, wenn er nicht schnell genug hinterherkommt und nicht genug Punkte verdient. Wir klettern auf der Punkteleiter nach oben, indem wir Punkte gewinnen.

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Alternativ können wir auch den Schlachten-Modus bestreiten. Man tritt in zwei Teams in 15 geschlossenen Arenen gegeneinander zu „Capture the Flag“, „King of the Hill“ oder „Bombenangriff“ an. Das klingt vielleicht vorerst nicht gerade spektakulär, aber die Feinheit machen die Gimmicks und die Waffen unserer Fahrzeuge aus. Hier darf man gerne taktisch vorgehen. Unser Polizeiwagen hat zum Beispiel eine Schrotflinte, auf den anderen beiden Slots gibt es zudem auch Spezialangriffe, die sich erst nach einiger Zeit nach dem Abfeuern wieder aufladen. Als ultimativer Angriff kann ein Helikopter einen Gegner ins Visier nehmen, den er dann verfolgt und befeuert. Leider verlaufen sich an dieser Stelle unsere Taktikeinlagen sehr schnell, da auf dem Spielfeld zu viel los ist und man oftmals den Überblick verliert.

Micro Machines World Series_20170701115223Der Onlinemodus beinhaltet ein Ranglistenspiel und einzelne Events, jedoch halten diese uns nicht lange bei der Stange. Vor allem, wenn man doch lieber alleine, oder lokal an einem Bildschirm mit Freunden spielen mag. Leider fehlt uns an dieser Stelle ein Arcade- oder Ligamodus.

Spielen wir mit unseren Freunden im Geplänkel-Modus (Offline-Modus für bis zu vier Spieler), dürfen wir uns nur zwischen zwei Modi entscheiden: Schlachten und Ausscheidungsrennen. Normale Rennen können wir nur offline und allein gegen drei KI-Fahrer spielen, einen Splitscreen-Modus suchen wir vergeblich.

Micro Machines World Series wird standesgemäß in der Draufsicht gespielt. Ab und zu fehlt einem ein bisschen mehr Kontrolle und Präzision über sein Fahrzeug, auch wenn das nach einiger Eingewöhnungszeit, vor allem für Neulinge, nachlässt und man letztendlich damit zurecht kommt. Gesteuert wird mit dem linken Stick- hier hätte ich mir eine optionale Steuerung mit dem Steuerkreuz gewünscht.

Ich hätte mir ein paar mehr Einstellungen gewünscht: Man kann zwar Extras aus- und einstellen, die Rundenzahl auswählen und die Rennstrecke auswählen, jedoch kann man keine Schwierigkeit anpassen oder die Fahrzeuge verbessern und mit neuen Tools ausstatten. Gewertete Rennen (Ranglistenspiele) werden erst ab einer Fahrerstufe von 10 freigeschaltet. Warum ist das nicht gleich verfügbar und warum werden wir gezwungen, immer wieder online zu spielen um unsere Fahrerstufe zu verbessern? Eine Entscheidung, die ich als Spieler nicht nachvollziehen kann. Micro Machines World Series läuft mit zwölf Autos, zehn Strecken und 15 Kampfarenen auf und ist in Sachen Umfang bei mir schon hart an der Grenze.

Lediglich weiß mich das Streckendesign zu begeistern. Die Strecken wecken alte Erinnerungen und sind wirklich hübsch gestaltet und auf NextGen mit all ihren Spiegelungen aufpoliert. Wer erinnert sich nicht an den Toaster, der alle unsere Fahrzeuge hochkatapultiert, auch der coole Billard- und Frühstückstischtisch, sowie die Werkbank oder der Garten sind einfach nicht wegzudenken. Genau das macht diese Serie so charmant.

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Fazit

Leider bleibt Micro Machines World Series bei mir voll auf der Strecke. Leider habe ich eine Menge an Kritikpunkten zu verbuchen. Die Steuerung ist nicht gut umgesetzt, der lokale Modus ist ziemlich enttäuschend und das wirklich Schlimmste ist, dass es keinen echten offline Multiplayer Modus für Rennen gibt. Auf meiner letzten Party gab es viele lange Gesichter: „Wie? Man kann nicht gegeneinander ein lokales Rennen fahren?“. Das ist man als Fan der Serie so nicht gewohnt. Zudem muss man auf den Konsolen entsprechendes kostenpflichtiges Onlineabo haben um auch online spielen und Ränge aufsteigen zu können. Ich verstehe nicht, was Codemasters da anstellte, denn schließlich sind sie meines Erachtens einer der besten Entwickler für Rennspiele. Als Einzelspieler bekommt man keine Motivation geboten, sondern eher ein Spiel, welches sich wie ein Early Access Titel anfühlt, da es keine Karriere- oder Arcademodi und keine Modifikationen für unsere kleinen Flitzer gibt. Die KI-Fahrer sind von der Schwierigkeit nicht anpassbar und dies führt massiv zu Frust, weil diese uns gnadenlos abziehen, oder aber unterfordern werden. Zudem ist keine Kampagne vorhanden und die Strecken sind zwar hübsch gestaltet, jedoch fehlt die gewisse Abwechslung, da sie einander im Aufbau sich doch ziemlich ähneln. Selbst die Fahrzeuge fahren sich alle vom Gefühl her gleich und es gibt keine Option diese zu modifizieren, nur die Sonderfähigkeiten, die man offline nicht nutzen kann, sind unterschiedlich. NERF-Werbung ist praktisch im ganzen Spiel platziert, schön und gut, aber dennoch etwas nervig. Beim Testen an meiner PS4 musste ich auch einige Bugs, Ruckler und Abstürze verzeichnen. Es kann sein, dass mit dem neuesten Patch, der erscheinen wird, vieles in Sachen Technik gerade gebogen wird, dennoch wird sich vom Grundprinzip sicherlich nicht viel ändern. Micro Machines war eine Serie, die davon lebte, sich mit seinen Freunden vor einer Konsole oder Bildschirm zu bekriegen, bei World Series schaut man jedoch in die Röhre, da der Geplänkel-Modus nichts unter der Haube hat. Trotzdem möchte ich auch ein paar positive Punkte anmerken: Die Miniaturlandschaften sehen allesamt super und schön gestaltet aus und man fühlt sich gleich zu Hause und es gibt auch ein paar Gadgets und Waffen, die Schwung in die Bude bringen- langfristig wird uns Micro Machines World Series jedoch nicht begeistern.

Kurzum: Hätten die Entwickler ein wenig mehr Liebe einfließen lassen und sich zum Beispiel aus den guten vorangegangenen Teilen etwas abgeguckt und übernommen, hätte aus Micro Machines World Series vielleicht ein guter Funracer für Retrofreunde und Casualgamer werden können. Wir bekommen eine Schale allerlei serviert, wovon nicht wirklich etwas mundet. Statt einem Comeback ein go home!

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3 Comments
  • Masterchief 7 Jahren ago

    Drecksspiel.

  • Lisa 7 Jahren ago

    Eigentlich extrem traurig, dass das Spiel so mies geworden ist… Micro Machines war doch immer so gut!

  • Anonymous 7 Jahren ago

    Offline total spaßfrei. Das ist einfach nicht das Gleiche wie damals… Wenn hier nicht bald nachgebessert wird, werde ich das spiel wahrscheinlich wieder verkaufen.

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