24. September 2014

Murasaki Baby

By 0 304 Views

Jedes Mal, wenn man sich über ungehalten kreischende Kinder beklagt, bekommt man denselben Spruch zu hören: Du warst doch auch mal ein Kind! Das ist zwar kein Argument, aber trotzdem wahr – jeder von uns war mal ein Kind. Und deswegen können wir den Beginn des Spiels „Murasaki Baby“ in all seiner Bedrohlichkeit auch nur zu gut nachempfinden.

Selig schlummert ein kleines Mädchen in ihrem Kinderbett, als sie plötzlich durch ein lautstarkes Pochen an der Tür aus ihren Träumen hochschreckt. Allein im dunklen Zimmer bekommt sie es mit der Angst zu tun und tut, was jedes Kind (und vielleicht auch noch so mancher Erwachsene) in dieser Situation täte: Sie ruft nach ihrer Mami.

image111009

In 99,9 Prozent der Fälle würde die Mutter nun zur Hilfe eilen, den obligatorischen Blick unters Bett und in den Schrank tätigen und dem Kind versichern, dass alles in bester Ordnung ist.

„Murasaki Baby“ allerdings befasst sich mit den unwahrscheinlichen 0,1 Prozent. Niemand reagiert auf das Rufen des kleinen Mädchens und so steht sie letztlich auf und geht zur Tür. Doch auch hinter dieser wartet nicht etwa ihre Mutter, sondern nur ein lilafarbener Ballon. Der dafür immerhin die Form eines Herzens hat. Wie tröstlich. Und um Trost und Beistand im weitesten Sinne geht es auch im kompletten Spiel – das kleine Mädchen stromert nun durch das ganze Haus, von Raum zu Raum, auf der Suche nach ihrer Mutter oder wenigstens einer Erklärung, für die seltsamen nächtlichen Geschehnisse.

image111008

Eure Aufgabe ist es dabei, sie an die Hand zu nehmen. Und das meine ich nun nicht im übertragenen, sondern eben im buchstäblichen Sinne: Hand in Hand beziehungsweise Finger leitet ihr die Kleine durch das dunkle Haus – weg von seltsamen Monstern, die im Dunkeln auf euch lauern. Auch den Ballon, der neben euch der stete Begleiter des Mädchens ist, könnt ihr teilweise bewegen und im späteren Verlauf des Spiels auch so manipulieren, dass er sich etwa in Stein verwandelt.

Eine weitere Besonderheit von „Murasaki Baby“ ist die Möglichkeit, die Hintergründe zu wechseln. Zunächst könnt ihr über die rückwärtige Seite der PS Vita nur zwischen zwei unterschiedlichen Hintergründen hin und her switchen, später werden es sogar noch mehr. Dieses Feature soll allerdings keineswegs bloß eine visuelle Abwechslung erzeugen, sondern ist viel mehr Teil komplexer Rätsel. Denn jeder Hintergrund bringt verschiedene Besonderheiten mit sich, die ihr an den richtigen Stellen zu eurem Vorteil nutzen könnt und auch müsst.

image111010

So ist die Wahl eines speziellen Hintergrundes zum Beispiel mit der Möglichkeit verknüpft, dort Wind zu erzeugen während ein anderer es euch ermöglicht das Mädchen zu schrumpfen. Im verzweifelten Versuch, über einen Abgrund zu kommen, ist es euch in geschrumpfter Form dann möglich, das Mädchen an ihrem Ballon hängend über diesen zu bugsieren.

Klar erkennbar ist hier der Rätselaspekt. An vielen Stellen wird von euch gefordert, die einzelnen Besonderheiten der wählbaren Hintergründe so zu kombinieren, dass sie euch im Bezug auf den aktuellen Problemfall weiterhelfen. Abgesehen von dem knifflig-praktischen Effekt ist es aber auch schön zu sehen, dass die Spielwelt einen ständigen Veränderung unterzogen wird. So hat jedes der vier Level eigene Hintergründe und schon allein rein optisch betrachtet macht das Spiel somit viel her.

image111007

Apropos „Optik“: Die ist in „Murasaki Baby“ gelinde gesagt schräg ausgefallen. Alles sieht ein wenig grotesk aber dennoch irgendwie auch niedlich aus. Schaurig, aber schön. Jedenfalls definitiv künstlerisch wertvoll! Nichts desto trotz oder vielleicht auch gerade deswegen geht der sicherlich auch so gewollte Gruselfaktor des Spiels nie ganz unter: Natürlich erwartet uns keine „Dead Space“-Atmosphäre, aber dennoch ist eine latente Bedrohung während der kompletten Spielzeit auszumachen – und sei sie noch so unterschwellig.

Schließlich dürfen wir nicht vergessen: Es geht hier um ein kleines Mädchen. In einem dunklen Haus. Und wir waren alle mal kleine Mädchen und wissen, wie schrecklich gruselig das ist. Nun gut…vielleicht waren wir nicht alle Mädchen. Ihr wisst schon worauf ich hinaus will!

image111011

Interessant an „Murasaki Baby“ ist auch, dass ihr das gesamte Spiel fast gänzlich ohne das Betätigen jedweder Knöpfe spielt – im Grunde genommen ist alles allein über den Touchscreen zu handhaben. Das klappt alles auch richtig gut und bringt einigen Spaß, doch hin und wieder reagiert die Steuerung ein bisschen überempfindlich. Auch der Umstand, dass ihr hin und wieder sowohl das Mädchen als auch seinen Ballon „an die Hand nehmen“ müsst, ist ein bisschen unglücklich: Abgesehen davon, dass es ziemlich dämlich aussieht mit zwei Händen an der Vita rumzueiern, ist es dann auch ziemlich schwer, noch irgendetwas vom Bildschirm und vom eigentlichen Spielgeschehen zu sehen.

Der Rahmen der Spieldauer ist ähnlich klein gesteckt wie der euch dann noch verbleibenden Bildausschnitt – nach höchstens drei Stunden ist der Spaß auch schon vorbei. Aber Spaß macht’s trotzdem!

 

 

Fazit

„Murasaki Baby“ bietet uns eine interessante Mischung aus verschiedenen Komponenten: Zum einen ist die rein touchscreenbasierte Steuerung ungewöhnlich und doch – mit kleinen Ausnahmen -überraschend gut handelbar. Sowohl der gezeichnete Stil als auch die musikalische Untermalung können überzeugen – besonders zumal die Gratwanderung zwischen „niedlich“ und „angsteinflössend“ hier perfekt gemeistert wird.

Knappe drei Stunden Spielzeit sind natürlich nicht die Welt, doch für die ca. 10 €, die euch das Spiel kostet, bekommt ihr in dieser knapp bemessenen Zeit einiges an Rätselspaß geboten.

 

Next Post

Anomaly 2

26. September 2014 0
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert