Ganz unkonventionell möchte ein Review mal mit einem kleinen Zahlenspiel beginnen: Mit der nunmehr 24. Ausgabe feiert die Need for Speed Reihe ihr 25-jähriges Jubiläum. Und damit fühle ich mich gleich schon ein Stückchen älter, denn ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich damals den Debüt Titel der Reihe auf meinem Goldstar 3DO gespielt habe. Mit dem Erstling wurde der Grundstein für die Serie gelegt, welche sich im Laufe der Zeit immer wieder in andere Richtungen entwickelt hat. Und gerade die letzten Ausgaben waren mehr oder weniger immer wieder mit teils berechtigter Kritik behaftet. Für mich persönlich stellte Need for Speed Underground 2 den bisherigen Höhepunkt der Serie dar. Und genau von diesem Schlag wünschen sich die Fans seit Jahren einen würdigen Nachfolger. Die Macher von Need for Speed Heat, namentlich Ghost Games, haben gerade in jüngster Zeit immer wieder betont, auf Basis der Kritik und Wünsche der Fans am neuen Need for Speed Heat gearbeitet zu haben. Demnach war auch ich gespannt, ob sich Heat nun tatsächlich wieder ein Stückchen zurück zu dem bewegt, was eigentlich schon längst überfällig scheint.

Die Story: Lass‘ mich raten…

 Aber der Reihe nach: Wie es sich für ein Open World Rennspiel gehört, darf ein gewisser Handlungsstrang natürlich nicht fehlen. Ich hatte diesbezüglich nicht zu viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Die Story bedient sich am altbekannten Schema, wir starten als Neuling in der Stadt und müssen uns erstmal einen Namen machen. Somit stellt uns das Spiel vor dem ersten kontakt mit dem Asphalt erst einmal vor die Wahl, mit welchem der 12 Protagonisten wir künftig durch Palm City rasen dürfen. Die Auswahl bietet ein bunt gemischtes Portfolio, den jeweiligen Charakter können wir im Nachhinein allerdings leider nicht bearbeiten. Nachdem wir uns für einen Charakter entschieden haben, geht es auch schon los. Zunächst dürfen wir uns zum Start einen von vier der im späteren Spielverlauf 130 verfügbaren Wagen aussuchen, um überhaupt erstmal auf die Straße zu können. Kurz darauf nimmt uns Mitstreiterin Ana an die Hand und macht uns mit den grundlegenden Regeln der Straße vertraut. Wir werden zu den ersten kleineren Rennen geführt und fahren allmählich Siege ein. Anfangs sind die Möglichkeiten noch beschränkt, im späteren Spielverlauf erweitert sich natürlich der Radius unserer Handlungsmöglichkeiten. So stehen neben den klassischen Asphaltrennen beispielsweise auch Drift-Events auf dem Kalender, bei denen man mit geschickt dosiertem Gas-/Bremsspiel den Drift möglichst lange vollführt und entsprechende Punkte einsammelt.

Follow me: Ana zeigt uns die Stadt und macht uns mit der nächtlichen Racing Szene vertraut

Follow me: Ana zeigt uns die Stadt und macht uns mit der nächtlichen Racing Szene vertraut.

In Need for Speed Heat darf sowohl tagsüber als auch nachts gefahren werden. Hierbei gibt es aber keinen festgelegten simulierten Tageszeitenwechsel, diesen bestimmen wir selbst. Und das hat auch seinen Grund: Tagsüber sind ganz reguläre offizielle Rennen auf abgesteckten Kursen angesagt, bei denen wir Geld verdienen und somit in neue Upgrades investieren können. Nachts hingegen finden illegale Straßenrennen statt. Gewinnen wir diese, füllen wir damit unser Reputations-Konto auf. Klettern wir einen Rang nach oben, werden neue Tuning Teile oder andere Extras freigeschaltet. Außerdem fließt nachts auch eine weitere Komponente in den Spielverlauf mit ein, nämlich verfolgungswütige Cops. Diese können mitten in einem Rennen die Verfolgung aufnehmen und erschweren uns hiermit das gerade aktive Rennen erfolgreich zu beenden.

Ähnlich wie in Need for Speed Most Wanted gibt es in Heat einen Fahndungslevel, der welcher sich stetig füllt, versucht man den Cops zu entkommen oder rammt diese gar bei der Verfolgungsjagd. Zu Beginn einer Verfolgungsjagd ist es für einen kleinen Moment auch möglich, die Cops mit einem Bestechungsgeld ruhig zu halten bis man sich in Sicherheit gebracht hat und den Heat Level somit geringhalten kann. Apropos Heat: Der Heat Level dient auch als Multiplikator der Reputationspunkte. Beendet man ein Nachtrennen und konnte die Cops erfolgreich abhängen, winkt eine stattliche Anzahl an Reputationspunkten, welche wie oben erwähnt Neue und für den weiteren Spielverlauf benötigte Teile freischaltet. Im Falle einer gescheiterten Flucht vor den Cops und der anschließenden Festnahme sind alle in dieser Nacht bis dahin erspielten Reputationspunkte futsch, zudem muss ein Bußgeld gezahlt werden. Ihr seht also, dieser Tag-/ Nacht Wechsel geht Hand in Hand mit dem Spielverlauf und es liegt im eigenen Ermessen, wie wir den eigenen Fortschritt vorantreiben.

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Nachtschwärmer: In der Dunkelheit winken begehrte Reputationspunkte. Lasst Euch aber nicht von den Cops erwischen.

Um es ganz klar zu sagen, die Story ist so in dieser Form schon bekannt und erinnert in Kombination mit den Dialogen nicht ganz unfreiwillig an ein bekanntes Hollywood Franchise, welches das Thema Auto-Tuning und illegale Racing Szene ebenfalls ausreichend thematisiert hat. Ja, wir werden innerhalb das Handlungsstranges entsprechend konsequent durch die Geschichte in Need for Speed Heat geführt und das Ganze fühlt sich in diesem Kontext gesehen auch relativ schlüssig an. Wir lernen immer wieder neue Charaktere kennen, gegen die wir zum gegebenen Zeitpunkt auch antreten müssen. Ab und an gelingt dies nicht beim ersten Anlauf und wir müssen zurück zum Unterschlupf, um unseren Wagen entsprechend einzustellen und mit Teilen auszustatten. Fehlt hierfür noch das nötige Kleingeld, gilt es selbiges in den umliegenden verfügbaren Events einzufahren.

Einen Multiplayer Modus gibt es in Need for Speed natürlich ebenfalls. Man kann mit anderen Fahrern unterschiedliche Events gemeinsam absolvieren und als Gruppe sich diversen Herausforderungen stellen. Außerdem sollen nachts auch uns unbekannte Fahrer begegnen und somit zusätzlichen Nervenkitzel liefern. Dem Multiplayer Modus möchte ich in seinem Umfang und Funktionen gerne einen eigenen Artikel widmen, daher folgt zu einem späteren Zeitpunkt noch ein gesondertes Special dazu.

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In unserem Unterschlupf feilen wir an dem Setup unseres Wagens, werten ihn optisch auf und bestimmen dort den Tageszeitenwechsel.

Ich find‘ Dich hübsch.

 Grafisch macht Need for Speed Heat eine durchaus ordentliche Figur. Ich habe den Titel auf der Xbox One (nicht S oder X) an einem 42“ Full-HD TV getestet und mir hat größtenteils gefallen was ich gesehen habe. Die Umgebung wurde ansprechend gestaltet, die Fahrzeugmodelle detailliert ins Spiel umgesetzt und das Spielgeschehen läuft fast jederzeit flüssig mit ab. Einzig in den Zwischensequenzen gab es hier und da immer wieder mal Ruckler zu verzeichnen. Rollen wir mit niedriger Geschwindigkeit die Straße entlang, fällt die Treppchenbildung an Zäunen und Gittern auf. Aber mal ehrlich, das Spiel ist nicht zum Cruisen gedacht und somit bemerkt man dieses technische Detail wohl kaum auf. Die Settings sowohl tagsüber als auch nachts wissen zu gefallen. Gerade nachts macht die Frostbite Engine eine gute Figur: Wasserlachen auf der Straße spiegeln die Umgebung wider und beleuchtete Straßenzüge innerhalb der Stadtgebiete erzeugen ein realistisches Ambiente.

Hin und wieder gibt sich der Titel in grafischer Hinsicht aber auch ein klein wenig unsauber: Betreten wir unseren Unterschlupf, sind zunächst in den ersten Sekunden alle Hebebühnen im Hintergrund leer und plötzlichen poppen die fehlenden Fahrzeuge auf und nehmen ihren Platz ein.

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Die Grafik Engine in Need for Speed Heat bildet das Geschwindigkeitsgefühl überzeugend auf dem heimischen Bildschirm ab!

Kerniger Sound oder Knatterbüchse?

 Der Soundtrack ist überwiegend Hip-Hop lastig, dazwischen kommen auch mal etwas treibende Beats dazu. Es gibt keine wählbaren Playlists der Tracks, wie z.B. die von Forza Horizon bekannten Radiosender. An der Zahl sind es 58 lizensierte Titel, welche Euch musikalisch während den Rennen begleiten. Die deutsche Synchronisation geht für sich in Ordnung, da habe ich schon weitaus schlimmeres gehört. Gleiches kann ich auch von den Motorensounds berichten. Je nach Tuning unterscheiden sich diese auch am gleichen Fahrzeug. Generell gesehen (oder eher gehört) geht beispielsweise der Klang eines BMW E30 M3 auch schon tendenziell in die Richtung des Originals. Hier darf man sich aber nicht an den Sounds diverser Simulationen orientieren. Erkennungsmerkmale der einzelnen Fahrzeuge sind jedoch gegeben.

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Die Motorensounds sind gelungen und geben die Charakteristik des jeweiligen Fahrzeuges akustisch gekonnt wieder.

Und wie fährt er sich so?

 Komme ich nun zu einem Punkt, welcher mich verständlicherweise am längsten innerhalb dieses Reviews beschäftigt hat. Dennoch kann ich diesen Punkt relativ schnell abhaken, denn die Eigenschaft und Kritik der letzten Need for Speed Titel, dass Fahrzeuge sich beinahe von selbst zum Ausbrechen neigen, hat man bei EA respektive Ghost Games glücklicherweise erkannt und größtenteils behoben. Die Steuerung wirkt bei normalen Kurvenfahrten beispielweise relativ komfortabel. Das Driften in Need for Speed Heat fühlte sich manchmal an einigen Stellen noch nicht richtig ausbalanciert an. Erst nach ausgiebigem Spielen kann ich diesen und eben einen meiner anfänglichen Kritikpunkte entkräften. Viel zu oft startete ich einen Drift und erreichte einfach nicht den optimalen Punkt zwischen Gas halten und dem richtigen Lenkwinkel. Obwohl sich Need for Speed Heat eindeutig in das Lager der Arcade Racer einordnen lässt, verlangt das Driften einiges an Übung, bis es tatsächlich wie gewollt auch ausgeführt werden kann. Lasst Euch also nicht entmutigen, wenn die ersten Drift Versuche wie gewollte Fahrfehler aussehen. Mit etwas Übung und dem richtigen Setup an Eurem Auto wird Euch schon bald ein ordentlicher Drift gelingen. Dennoch ist das Fahrverhalten während des Drifts nicht vergleichbar und so simpel wie noch zu Need for Speed Underground 2 Zeiten.

Mein Fazit

Ich war Anfangs tatsächlich skeptisch, wie sich der neueste Ableger der Need for Speed Reihe präsentieren wird. Zu oft wurde in den Vorgängern experimentiert und nicht selten erwischte man dabei eine Sackgasse. Entwickler Ghost Games hat aber seinen Versprechen Taten folgen lassen und serviert uns mit Need for Speed Heat endlich einen Teil der Serie, welcher wieder Kurs auf altbekannte Stärken nimmt. Für sich gesehen stellt Need for Speed Heat eine Mischung aus den beiden früheren Teilen Underground 2 und Most Wanted dar. Und diese Mixtur ist Ghost Games gut gelungen. An einigen Stellen macht es zwar den Eindruck, also wolle Need for Speed Heat ein klein wenig wie Forza Horizon sein, dennoch kann es seine eigenen Stärken ausspielen ohne dabei wie eine Kopie meiner Open World Racing Referenz aus dem Hause Playground Games zu wirken. Die Motivationskurve ist von Begin an gut spürbar und hält Euch angenehm bei der Stange. Kleinere Schnitzer leistet sich das Spiel bei der Grafik und der Steuerung, welche zwar nicht spürbar ins Gewicht fallen, mit etwas Feintuning dennoch vermeidbar gewesen wären. Ich hatte mir von Need for Speed einiges erhofft und es scheint so, als sei die Serie wieder in der Spur. Gespannt bin ich auf etwaige künftige DLCs sowie dem weiteren Fortbestand der Serie. Freunde von Open World Rennspielen wie auch Fans der Need for Speed Serie gleichermaßen sollten durchaus einen Blick riskieren. Es hat sich im Vergleich zu den Vorgängern wirklich einiges verbessert und auch wenn nicht das von den Fans lang erhoffte Underground 3 ist, so bietet es genug Potenzial, um sich einen Platz in der eigenen Spielebibliothek zu sichern. An den Klassenprimus und meine persönliche Referenz Forza Horizon 4 kommt Need for Speed allerdings nicht heran. Dafür fehlt einfach noch der letzte Feinschliff.

Need for Speed: Heat ist für PC, der PS4 und Xbox One erhältlich.

Need for Speed: Heat

8

Wertung

8.0/10
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