23. Oktober 2020

Port Royale 4

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Zwei Dinge möchte ich am Anfang klar stellen: Zum einen habe ich die Vorgänger der Port Royale-Reihe nie gespielt und zum anderen war ich in der Vergangenheit nie der große Wirtschaftssimulator-Spieler. Dennoch hatte ich irgendwie die Lust bekommen mich an ein anderes Genre ran zu wagen und da eignete sich Port Royale 4 bestens dafür, denn, wenn wir mal ehrlich sind, in die Rolle eines ambitionierten Gouverneur im 17. Jahrhundert zu schlüpfen und Abenteuer auf hoher See zu bestreiten, hört sich absolut spannend und Ereignisreich an. Und vorweg: Insgesamt hatte ich eine gute Zeit mit Port Royale 4.

Bevor man aber seine Weitblick- und Organisationstalente unter Beweis stellen möchte, sollte man sich selber einen Gefallen tun und sich Zeit für das ein oder andere Tutorial nehmen. Keine Panik, unser Seefahrerpartner erklärt uns, sehr leicht verständlich und ohne unnötiger Zeitstreckung, wie das Fahren auf hoher See, das Kaufen und Verkaufen, die Seeschlachten und diverse weitere Möglichkeiten funktionieren. Und hier fällt einen direkt auf: Hey, die Steuerung mit dem Game Pad funktioniert ja richtig gut. Egal, ob wir eine Stadt ansteuern oder die Händler- und Aufbaumenüs aufrufen wollen, das funktioniert alles fast wie selbstverständlich. Das haben die Entwickler prima hinbekommen.

Im Kampagnenmodus geht unser Abenteuer nun richtig los. Am Anfang steht uns erst einmal nur das Szenario Spanien zur Verfügung. England, Frankreich und die Niederlande können später freigeschaltet werden. Klingt enttäuschend, aber für den Anfang reicht es, um warm zu werden. Zudem ist die Spanien-Kampagne eine gesunde Mischung aus Handel, Aufbau und militärische Auseinandersetzungen und deshalb für Neueinsteiger sehr gut geeignet.

Die Hauptbeschäftigung in Port Royale 4 ist, neben dem Seefahren von Stadt zu Stadt, das Handeln. Letzteres werde ich gleich genauer erläutern, erst einmal ein paar kurze Worte zu den Seefahrten: Bei den Handelsrouten müssen wir nicht nur strikt von A nach B fahren, nein, wir haben die Möglichkeit unsere Handelsroute individuell einzustellen. Somit können wir Winde ausnutzen, um schneller voran zu kommen oder gefährliche Stürme auf hoher See umfahren.

Am Zielhafen angekommen können wir auch unsere Handelsfähigkeiten unter Beweis stellen. Ein kleiner Ratschlag für Neulinge: Schaut Euch in Ruhe an, was die Städte so alles produzieren und an welchen Waren es den Leuten in der Stadt mangelt. Dann kauft eine Ware billig ein und versucht diese in anderen Städten, wo sie dann dringender benötigt werden, teuer zu verkaufen. Idealerweise produziert man die Waren natürlich selbst und verschifft sie dann. Dazu benötigt man jedoch wiederum eine Baugenehmigung der jeweiligen Stadt, welche man nur erhält, wenn man zuvor Handel mit ihr betrieben hat und somit eine gewisse Bekanntheit erlangt. Danach produziert man mit Hilfe von Arbeitern in den Betrieben Güter oder veredelt sie zu hochwertigeren Waren.

Hat man später erst mal 500 Arbeitskräfte in einer Stadt angestellt, kann man die Verwaltung der Stadt beim König beantragen und ist dann auch für den Aufbau von städtischen Gebäuden wie Wohnhäuser, Kirchen, Tavernen, und vieles mehr verantwortlich. Damit es am Ende mit der Zufriedenheit und dem Wachstum der Städte klappt, sollte man eine gute Balance beibehalten. Hier spielen Warenversorgung durch Konvois und die Arbeitssituation eine große Rolle. Komplex? Keine Angst, nach und nach hat man den Dreh schneller raus als man denkt.

Den König sollten wir auch ab und an mal besuchen, denn dieser gibt uns im Grunde immer wieder Aufträge und bei diesem erlangen wir Ruhm. Warum ist das nun wieder wichtig? Ganz einfach: Mit Ruhm können wir neue Konzessionen für das Bauen von Betrieben freischalten. Später benötigen wir zudem Ruhm auch für den Bau spezieller Schiffe oder das Anheuern weiterer Kapitäne. Die letzten Aspekte sind zwar eher für den Kampf gedacht, aber gerade im Krieg mit anderen Nationen unverzichtbar. Ansonsten informiert uns der König über aktuelle Lagen und wie wir ihm und der Nation zu Diensten sein können. Anders erlangen wir Ruhm, wenn wir für Städte Aufträge erledigen (in der Regel für die Lieferung von Waren) und darüber hinaus erhalten wir dann auch Taktikten für den Kampf. Ansonsten gewähren uns die Könige noch Ruhm, wenn wir Waren in die Hauptstädte der neuen Welt liefern, welche zu Hause sehr gefragt sind (Kakao, Kaffee, Backwaren usw.). Der König ist es auch, der uns die Verwaltung von Städten anvertraut oder einen Kaperbrief gegen andere Nationen verkauft. Alternativ steht uns natürlich noch die Piraterie als Möglichkeit zur Verfügung.

Kommen wir nun zu meinen persönlichen Lieblingspart: Die Seeschlachten! Entweder entscheiden wir uns für den Automatischen Kampf, wo nur die statistischen Werte gegeneinander verrechnet werden, oder wir machen uns selber auf ins Getümmel und machen uns auf rundenbasierende Kämpfe gefasst. Hier können wir nun in zufälliger Reihenfolge die eigenen Schiffe bewegen, immer wieder natürlich unterbrochen durch die des Gegners. Von Standart-Kanonenangriffe bis hin zu „kurzzeitig dank Nebel unantastbar“ stehen uns einige Möglichkeiten zur Verfügung. Ob wir die gegnerischen Schiffe dann am Ende versenken oder die Crew reduzieren und dann entern bleibt dabei uns überlassen. Rundherum sind die Kämpfe sehr gut gelungen und sorgen für sehr viel Spannung! Kleiner Tipp: Einfaches darauf los Feuern ist nicht der Schlüssel zum Erfolg, Taktiken sollten gut durchdacht werden.

Im Freien Spiel toben wir uns dann mal so richtig aus. Dort entscheiden wir uns für eine Nation, die so ihre eigenen Stärken und Schwächen haben (wie zum Beispiel reduzierte Kosten beim Bauen, schnellerer Zuwachs an Arbeitskräften usw.). Als nächstes entscheiden wir uns für einen Charaktertypen (Freibeuter, Piratin, Abenteurer, Händlerin), die weitere Vor- und Nachteile mit sich bringen. Dann nur noch den Schwierigkeitsgrad sowie Startkapital, Piratenhäufigkeit etc. bestimmen und dann ab ins Seeabenteuer. Eignet sich auch wunderbar für Spieler, die einfach ohne Druck und Hektik spielen wollen. Macht Laune.

Grafisch hat man sich nicht zurück gehalten, in Gegenteil: Sowohl die „Landkartenansicht“ als auch die Inseln und Städte aus nächster Nähe sehen, dank der hohen Auflösung, wunderschön aus. Auch, wie man kleine Details eingefügt hat, Klasse! Beispielsweise kann man, wenn man nahe genug in den Städten und an die Schiffe heranzoomt, Menschen erkennen, die Ihren Alltag und ihren Aufgaben nachgehen. Auch die Texturen machen eine wirklich gute Figur. Auch musikalisch hat man sich wirklich Mühe gegeben. Ob nun ruhige Seefahrt oder Seeschlachten, für die richtige Stimmung gibt es immer den richtigen Ton. Für Karibik-Flair hat man also definitiv gesorgt.

Björns Fazit (PS4)

Dafür, dass ich so ein Wirtschaftssimulator-Muffel bin, habe ich ganz schön viel Zeit in Port Royale 4 investiert. Und letzten Endes hatte ich eine Menge Spaß und eine gute Zeit. Im Kern bleibt das Kaufen und Verkaufen das Hauptkern im Spiel, Langeweile kommt dennoch nicht auf, denn die Seeschlachten und Aufbaueinheiten lockern unser Händler-Leben auf hoher See schön auf. Hinzu kommt eine gelungene, Authentische Präsentation mit 1A-Musikuntermalung. Lobenswert ist auch die Steuerung per PS4-Controller, die wunderbar funktioniert und dem Spielspaß nicht im Wege steht. Port Royale 4 ist jetzt vielleicht nicht die größte Entdeckung seit der Schatzinsel, jedoch macht dieser Titel vieles richtig und ist, trotz der vielen Möglichkeiten, Einsteigerfreundlich und leicht verständlich. Versucht es einfach mal, selbst für Landratten lohnt es sich dieses Spiel mal zu testen.

Zimmys Fazit (PC)

Wie Björn schon sagte, die Seeschlachten haben ihren Reiz und ein Tutorialrundgang kann nicht schaden um die Grundlagen des Spiels zu erlernen. Mir persönlich dauerten ab und an die Seewege, trotz des Zoom-Gimmicks zu lange und so drückte ich doch viel zu oft die Schnellspul-Taste. Manchmal ist es auch etwas mühselig die eigenen Schiffe zu finden und/oder sie zu unterscheiden, auch, wenn man den Schiffen einen Namen verpasst. Ein vereinfachteres oder bequemeres Menü hätte Abhilfe geschafft. Die Grafik ist liebevoll gestaltet und es gibt viele Details zum Entdecken. Die riesige Karte ist gut eingebunden und sorgt für ein sehr flüssiges Spielerlebnis. Das Handelssystem kann individuell eingestellt werden und durch eigenes Herumprobieren lernt man jedes Mal dazu. Zudem wird auf die Community seitens des Entwicklers geachtet und regelmäßig neue Patches nachgereicht. Klar erfindet Port Royale 4 das Rad nicht neu, aber wenn man sich auf das Spiel einlässt verbringt man eine gute Zeit.

Fans des Wirtschaftssimulation-Genres können sich die Hände reiben: Port Royale 4 muss sich hinter den Großen wie zum Beispiel Anno, Civilization und Co. nicht verstecken. An manchen Stellen ist Port Royale 4 nicht ganz ausgereift, aber der Spielspaß ist unter dem Strich dennoch vorhanden und man kann, wenn man das möchte, viele nette Stunden darin versenken.

Port Royale 4

8.2

Björns Wertung

8.4/10

Zimmys Wertung

7.9/10

Port Royale 4 erscheint am 25.09.2020 für PlayStation 4, PC, Nintendo Switch und Xbox One.

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