Ein weiterer 2D-Plattformer mit einem unverkennbaren Grafikstil und augenscheinlich reduzierter Spieldynamik? Hatten wir dies nicht schon mit Limbo oder Inside? Denn zumindest auf den ersten Blick ähneln sich alle genannten Titel rein optisch verdächtig stark. Oder geht Stela gar andere Wege? Lasst uns gemeinsam in eine Welt eintauchen, welche bald als solche nicht mehr existieren sollte.

Entwickelt wurde Stela von den SkyLab Studios, welche schon u.a. als Co-Produzenten der Age of Empires Serie mitgewirkt haben. Und mit Stela präsentiert uns SkyLab Studios einen 2D-Plattformer, welcher für sich betrachtet so in dieser Form schon des Öfteren zu sehen bzw. spielen war. Anfangs war ich auch skeptisch ob und wie mich der Titel abholen wird, da Spiele dieser Art normalerweise nicht wirklich in mein Beuteschema fallen. Warum mich Stela allerdings bereits nach kurzer Zeit in seinen Bann gezogen hat, möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Nichts als verbrannte Erde und die gen Himmel fliegenden Feuerpfeile prasseln in den nächsten Sekunden auf uns herab.

Vom Anfang bis zum Ende…

In Stela geht es darum, in der Haut einer nicht näher benannten weiblichen Figur die letzten Tage einer längst vergangenen Welt zu erleben, um eben diese am Ende unserer Reise zu verlassen. Doch bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg, den wir absolvieren müssen. Nach dem Startbildschirm werden wir direkt und ohne Umwege ins Spiel überführt, ein Intro gibt es nicht. Wir finden uns liegend auf einem kleinen Felsen innerhalb einer Höhle wieder und müssen zunächst den Ausgang finden. Daraufhin erblicken wir eine Welt, welche düsterer zunächst nicht sein könnte: Ein in Beige getauchtes Bild, karger Untergrund und eine verdorrte Landschaft bereiten uns auf die kommenden Ereignisse vor: Nach den ersten zurückgelegten Metern werden wir plötzlich von einer Horde krabbelnder Käfern gejagt, welche uns bei Berührung sofort ins virtuelle Nirwana befördern. Ab dieser Stelle kommt das bekannte „Try & Survive“ Prinzip zum Tragen, denn unter Zeitdruck müssen wir die Beine in die Hand nehmen und rennen was das Zeug hält. Meine Befürchtung, dass sich dieses Spielelement wie ein roter Faden durch unser Abenteuer ziehen wird, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt, auch wenn die kleinen Krabbelviecher später noch ein weiteres Mal auftauchen werden.

Schummriges Licht, Fleischerhaken und eine verschlossene Tür. Was erwartet uns dahinter?

Wie spielt es sich?

Und so langsam mache ich mich mit der Steuerung vertraut, welche außer dem Laufen noch das Springen sowie Greifen und ziehen von Gegenständen ermöglicht. Dies wickeln wir über lediglich zweit Buttons ab, somit bleibt die Steuerung über das Spiel hinweg durchaus übersichtlich. Jedoch bedeutet dies nicht, dass die ansehnlich gestaltete Welt keine Interaktionsmöglichkeiten bietet: Wir können uns beispielsweise an Vorsprüngen hochziehen, hinter größeren Steinen und Felsen verstecken, Leitern erklimmen und Schalter umlegen.

Eben mit diesen Fähigkeiten werden wir den Rest des Spiels so manche Hindernisse passieren müssen, um weiter voran zu kommen. Dabei hilft uns die Umgebung, denn diese können wir uns als Schutz vor allerlei fiesen Kreaturen zu Nutze machen. Dies läuft nicht immer gradlinig ab, denn so können wir uns an einigen Stellen auch ein klein wenig in die Tiefe bewegen, um einen Baumstamm als Deckung zu nehmen. Und diese Möglichkeiten sollten wir auch dankend annehmen, denn sobald uns ein Gegner erblickt ist es meist um uns geschehen. Wir dürfen uns an einem unendlichen Kontingent an Leben bedienen und die Rücksetzpunkte sind fair gewählt. Voneinander getrennte Levels gibt es an sich nicht, vielmehr ist es ein fließender Übergang der verschiedenen Szenarien, welche allesamt der Stimmung entsprechend passend umgesetzt wurden. Gespeichert wird automatisch, was wir an dem kurz aufleuchtenden Stela Logo am rechten unteren Bildschirmrand erkennen können.

Das Gameplay geht nach einer kurzen Eingewöhnung flink von der Hand und unsere Protagonistin lässt sich präzise durch die bald untergehende Welt steuern, einzig hier und da spielt die Kollisionsabfrage beim raschen erklimmen von Kanten nicht immer mit, was gerade unter Zeitdruck und dem nahenden Tod manches Mal unnötigerweise selbigen verursacht. Es werden immer wieder vereinzelt kleinere Rätsel eingestreut, welche nach kurzer Bedenkzeit relativ mühelos zu lösen sind. Die Palette reicht dabei von den klassischen Schattenbilder-Basteleien über im Boden angebrachte Schalter und weiteren kleinen Gimmicks der Rätselwelt, welche etwas Abwechslung in die Spieldynamik bringen, geübte Spieler allerdings vor keine große Herausforderung stellen. Ein kleines „Das ist ja stark“ entlockte mir Stela beinahe gegen Ende des Spiels, als ich mit meiner Spielfigur von oben herabfallenden Klötzen ausweichen musste, welche sich immer weiter stapelten und mich dies an den damaligen Tetris Werbespot mit dem kleinen jungen erinnerte. Falls das also eine kleine Hommage daran sein sollte: Danke, das hat geklappt!

Stürzt der klapprige Aufzug ab, bevor Euch die beiden Viecher an den Kragen wollen? Schnelles Handeln befreit Euch aus der Zwickmühle!

Audiovisuell stimmig

In Stela wird die Geschichte in einem zum Geschehen passenden Grafikstil erzählt. Dieser gibt sich etwas reduziert und kommt stets ein klein wenig neblig daher, transportiert aber die Elemente der Umgebung stilgerecht. Mal rennen wir an den Überresten eines abgebrannten Waldes vorbei, schlängeln uns durch dunkle Höhlen, stapfen ein anderes Mal über schneeverschneite Landschaften und erblicken abstrakte Bauwerke, welche gegen Ende des Spiels auch als durchaus surreal zu bezeichnen sind. Wie von anderen Spielen dieser Machart bekannt, zoomt auch bei Stela die Kamera gerne mal während dem Laufen automatisch aus dem Spielgeschehen heraus, um uns etwas mehr von der Spielewelt zu zeigen. Dabei habe ich nicht selten einen Gang zurückgeschaltet, um den Moment dieser Kamerafahrt zu genießen. Ich habe die Xbox Version getestet, welche auf für die Xbox One X optimiert ist. Dies konnte ich allerdings mangels der passenden Konsole und einem geeigneten 4K Fernseher nicht testen, dies würde ich aber zu einem späteren Zeitpunkt gerne nochmals nachholen.

Was gräbt sich da hinten durch den Schnee? Es führt leider kein anderer Weg daran vorbei, als es herauszufinden.

Ein nicht unerheblicher Teil der Stimmung muss ich zweifelsohne der Sounduntermalung zusprechen. Diese ist wie schon der Grafikstil, für sich in ihrem Element ebenfalls als reduziert zu betrachten und wird Anfangs auch nur sporadisch, dafür immer passend eingespielt. Im weiteren Spielverlauf werden Melodien im Orchestralen Stil eingespielt welche sich dann wiederum mit absolut stimmigen Synthesizer Klängen abwechseln und die teils düstere Atmosphäre noch weiter verstärken. Für mich als Musikfreund haben die Designer eine großartige Kombination aus Grafik und Sound gewählt, um ihre Geschichte würdig zu erzählen.

Mein Fazit

Wie eingangs erwähnt war ich aufgrund des Genres zunächst skeptisch, warum ich nach einigen recht ähnlich anmutenden Spielen gerade bei Stela den Einstieg zu diesem vermeintlichen „Limbo-like“ Titel finden würde. Und dabei ist der Vergleich zu den anderen vergleichbaren bekannten Titeln gar nicht nötig und wir Stela auch nicht gerecht. Denn es findet seinen eigenen Weg, um die Geschichte zu erzählen, auch wenn es auf das ein oder andere bekannte Stilmittel zurückgreift.

Was mich allerdings viel mehr gereizt hat war die Tatsache, dass es so gut wie keine Informationen zur Geschichte und der Hauptfigur gibt. Also war meine Herangehensweise an das Spiel völlig unbeeinflusst von jeglichen zusätzlichen Informationen vorab und ich konnte mir das Gefühl, welches ich am Ende von Stela hatte, buchstäblich erspielen.

Für einige Abende hat mich Stela gut unterhalten und von nun an werde ich auch für diese Art von Spielen einen stets vollgeladenen Controller bereit liegen haben.

Wertung

7

Wertung

7.0/10

Vielen Dank an unseren Gastautor Rainer Schmidt für diesen Test!

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