30. Juni 2020

The Coma 2: Vicious Sister

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Nach The Coma: Cutting Class erscheint nun fünf Jahre später die Fortsetzung Vicious Sister vom koreanischen Entwickler-Team Devespresso Games – ein schauriges 2D-Horror-Highschool-Abenteuer.

Inhalt

Mina Park schreckt nach dem abendlichen Schulunterricht an ihrem Platz aus dem Schlaf hoch und stellt fest, dass bereits all ihre Schulkameraden verschwunden sind. Hastig packt sie ihre Sachen und will ebenfalls nach Hause, doch schnell merkt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Highschool hat sich verändert und eine drückende Aura liegt in der Luft. Am Schlimmsten aber: Sie kann dem Gebäude nicht entkommen! Zu allem Überfluss durchstreift ihre Lehrerin die Gänge nach ihr – allerdings hat sie sich in eine entstellte, blutrünstige Mörderin verwandelt, die Mina sofort mit ihren Krallen durchbohren würde, wenn sie sie zu fassen bekäme.

Mina muss also einen anderen Ausweg aus der Schule finden, die durchwuchert ist von unheimlichen, schleimigen Pflanzen und zahlreiche weitere Gefahren birgt, die in der erdrückenden Dunkelheit kaum auszumachen sind. Sie ahnt noch nicht, dass auch die umliegenden Gebiete nicht mehr so sind, wie sie sie in Erinnerung hat…

Gameplay

Der Spieler steuert Mina mit einer übersichtlichen Anzahl von Fähigkeiten: Sie kann sich in der zweidimensionalen Umgebung nach links und nach rechts bewegen, sie kann rennen, sie kann sich in einer Ausweichbewegung wegducken, dafür vorgesehene Dinge untersuchen und ihr Feuerzeug bedienen. Außerdem bietet die Umgebung regelmäßig Möglichkeiten an, um sich vor der mörderischen Lehrerin zu verstecken.

Sinn und Zweck des Spiels ist in der Regel unbeschadet den einzelnen Umgebungen zu entkommen. Dummerweise machen es einem die Ausgänge nie einfach und man muss zunächst andere Aufgaben erfüllen, beziehungsweise nach Werkzeugen, Schlüsseln oder Schaltern suchen. Die zahlreichen Räume oder Häuser in einer Umgebung verbergen dabei hilfreiche Items (Nahrung zur Beseitigung von Schadenspunkten, Bandagen zum Verbinden von Blutungen, Wasser zum Wiederherstellen einer aufgebrauchten Ausdauerleiste, Geld für die Verkaufsautomaten, etc.) oder geheime Durchgänge in ansonsten nicht zugängliche Bereiche – teilweise sogar zwischen den einzelnen Leveln.

Die größte Gefahr und der größte Angstfaktor ist dabei die Lehrerin, die durch die Gänge oder Straßen streift. Erfreulicherweise kann man sie auch nur dort antreffen und nicht in den anliegenden Räumen oder Häusern, wohin sie einen aber schonungslos verfolgt, sobald man entdeckt wurde. Dann hat man nur noch die Gelegenheit schnell durch eine Tür zu verschwinden und sich ein Versteck zu suchen. War man schnell genug, hat die Lehrerin den Prozess des Versteckens nicht gesehen und läuft suchend in der Gegend herum. Mehrere einfache Quick Time Events stellen dann sicher, dass Mina unter ihrem Tisch oder in ihrem Schrank nicht entdeckt wird, bis die Killerin aufgibt und fürs Erste verschwindet. Glücklicherweise kündigt sie ihr Kommen immer mit dem Klackern ihrer Schuhabsätze an, das man auch durch Türen hindurch hört. Einerseits kann man so frühzeitig ausweichen, bzw. sich verstecken, andererseits war es wohl noch nie so unheimlich näherkommende Schritte zu hören. Erwischt die „Vicious Sister“ einen doch, dann heißt es Game Over – außer, man hat eine Art Pfefferspray im Inventar, das ein einmaliges Entkommen ermöglicht.

Neben der im Zufallsprinzip herumstreifenden Lehrerin warten aber auch noch andere Gefahren in der schaurigen Parallelwelt. Die dort lebenden Schatten beispielsweise sind größtenteils harmlos, einige liegen aber ganz unscheinbar auf dem Boden und schlagen dann mit langen Krallen nach einem aus, wenn man vorbeiläuft. Überhaupt ist das Vorbeilaufen der Auslöser für nahezu alle Gefahren – seien es von der Decke fallende Leichen oder ein Giftgas ausstoßende Pflanzen. Erfreulicherweise wirkt Minas Ausweichmanöver bei allen von ihnen Wunder, auch wenn es einen großen Teil der Ausdauerleiste verschlingt. Auch die später im Spiel vorgestellten Kreaturen, die einen verfolgen, können dagegen kaum etwas ausrichten und sie verfolgen einen nicht einmal durch Türen.

Neben der vorrangigen Aufgabe einen Bereich am Stück wieder zu verlassen, bietet das Spiel einem noch allerlei Optionales in seiner eingeschränkten 2D-Welt. So kann man Tagebuchseiten sammeln, die die Geschichte vertiefen oder überall im Spiel mysteriöse Schalter betätigen, die einen geheimen Bunker öffnen. Außerdem gibt es in fast jedem Level eine Nebenaufgabe, die einem buchstäblich den Hals rettet. Die wenigen ansprechbaren Schatten können einem nämlich einen Bauplan anbieten, der drei Materialien und eine Werkbank benötigt. Erledigt man diese Aufgabe, bevor man einem Bereich entkommt, so ändert sich die Zwischensequenz an dieser Stelle. Meistens ist einem nämlich die blutrünstige Lehrerin auf den Fersen und ohne eine kleine Falle oder andere Sicherheitsvorkehrungen von besagter Werkbank erwischt sie einen und man trägt permanenten Schaden davon – sprich, die Energieleiste wird herabgesetzt. Das kann einem bis zu vier Mal passieren, was dann im Umkehrschluss bedeutet, dass jeder Treffer tödlich ist.

Grafik

Die handgezeichneten Umgebungen sind absolute Spitze. Sehr detail- und kontrastreich, vor allem aber auch unheimlich atmosphärisch im schwachen Licht des Feuerzeugs, das immer nur einen kleinen Kreis um die Protagonistin herum erleuchten kann.

Die Figuren selbst bewegen sich mit für meinen Geschmack etwas zu einfachen Animationen, die sie sehr hölzern und marionettenhaft wirken lassen. Gezeichnet sind sie dennoch sehr schön und die Charaktere lassen sich auch in Schuluniform und ohne anime-typische, kunterbunte Frisuren gut unterscheiden. Besonders die Großaufnahmen während Dialogen haben mir sehr zugesagt.

Fazit

Ein absoluter Geheimtipp und zweifelsohne eine Perle unter den etwas geistreicheren Indie-Horrorspielen. Die Silent Hill-artige Parallelwelt ist unheimlich atmosphärisch und stimmungsgeladen und auch das Sound-Design schlägt dahingehend voll ein – seien es nun die furchterregenden klackernden Absätze der Lehrerin oder ihr markerschütternder Schrei, wenn sie Mina entdeckt und die Verfolgung aufnimmt.

Zwar gibt es keine Checkpoints, dafür aber in sehr kurzen Abständen immer wieder Speichermöglichkeiten, die es einem ziemlich einfach machen. Das verringert zwar gehörig die Panik, die man davor hat von den Monstern erwischt zu werden, gleichzeitig aber auch die Frustration und die Passagen, die man nach dem Game Over wiederholen muss. Ein sehr erfrischender Aufbau im häufig sehr nervenaufreibenden Horror-Genre.

Auch die Geschichte samt den dazugehörenden Nebencharakteren war spannend, obgleich ich nicht der größte Fan des Endes war – hier findet sich der Schluss etwas zu abrupt und die Stimmung schlägt unerwartet und irgendwie auch unpassend plötzlich völlig um.

Auch das Sammeln der optionalen Gegenstände macht Spaß und lädt zum Erkunden ein, wodurch problemlos eine Spielzeit von über fünf Stunden erreicht werden kann. The Coma 2 kommt sogar mit Wiederspielwert daher, denn es gibt zwei verschiedene Enden und vier Zwischensequenzen, die sich und den weiteren Spielverlauf ändern, wenn man sich die Zeit für die Nebenmissionen nimmt.

Absolute Kaufempfehlung von mir – sowohl optisch als auch atmosphärisch und gameplay-technisch eine Indie-Wucht.

The Coma 2: Vicious Sister

8.9

Wertung

8.9/10
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