18. Dezember 2016

The Last Guardian

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Sieben lange Jahre haben die Fans von Fumito Uedas Spielen Shadow of the Collossus und Ico gewartet. Die E3 und auch die Gamescom hypte uns bereits dementsprechend. Auch auf der Gamescom durfte unser Team PWRUP bereits die ersten 30 Minuten antesten. Auf der einen Seite waren wir skeptisch: Funktionieren solche Spiele noch in unserer schnelllebigen Spielegesellschaft? Auf der anderen Seite freuten wir uns, dass Kultur wieder groß geschrieben wurde und uns The Last Guardian eventuell um eine Erfahrung bereichern könnte.

The Last Guardian wurde 2009 bereits für die Playstation 3 angekündigt, das Release 2011 geplant. Immer wieder Verschiebungen, Verzögerungen, Rückschläge. Von Oktober auf Dezember dieses Jahres verschoben und manch ein Fan spekulierte, ob das Projekt nicht bereits eingestampft wurde…

Geduld war angesagt und auch mit dieser testeten wir voller Freude die finale Version exklusiv auf der Playstation 4.

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In Anbetracht, dass die Entwicklung 2009 begann, könnte man meinen, dass der Entwicklungszyklus uns zeigt, dass viele Änderungen und Anpassungen gelaufen sind. Leider nicht hier. Wir bekommen Heute genau das, was man 2009 gesehen hatte. Sprich Team Ico hat neun Jahre mit The Last Guardian verbracht und hauptsächlich auf der PS3 entwickelt, obwohl sich Entwickler seit 2012 bereits auf die Playstation 4 stürzen- aber fangen wir langsam an.

Wir spielen einen kleinen Jungen, einen menschlichen Protagonisten, der inmitten einer großen, massiven und steinigen Höhle aufwacht. Wir wissen nicht, wie wir dorthin gelangt sind und erschrecken zunächst vor der gigantischen, gehörnten und gefiederten Art ähnlich einer Hauskatze. Der Junge nennt die Kreatur Trico (oder „Turiko“). Trico scheint hungrig und verwundet und wir reagieren sofort instinktiv. Das Spiel schreibt uns nicht vor, was wir als nächstes tun sollen und bietet uns keinerlei Hinweise- wir reagieren aus dem Bauch heraus. Trico ist anfangs sehr ängstlich und wir müssen ihn image1erstmal beruhigen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Wir entfernen die in Tricos Körper steckenden Speere, entfernen die schwere Kette, die Trico an den Höhlenboden bindet und bringen ihm etwas zu essen. In der Höhle verstecken sich ein paar Holzfässer mit einer leuchtenden Sustanz, die unserem neuen Freund schmeckt. Wir merken sehr schnell, dass der Junge und auch Trico ohne einander aufgeschmissen sind und dass sie nur gemeinsam aus der Höhle fliehen und den Weg bezwingen können.

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Der Junge kann klettern, springen, kriechen und sogar menschliche Fürsorge zeigen und Trico streicheln. Fragt an dieser Stelle nicht, wie oft ich durch Tricos Federn gestrichen und seinen Kopf geschmust habe. Auf der Suche nach Futter kriechen wir durch eine Felsspalte und finden einen Spiegel in Form eines Schildes. Mit unserem Schild können wir nicht nur Sonnenstrahlen auf mysteriöse Zeichen oder Hindernisse lenken. Von nun an besitzen wir eine mächtige Waffe: Benutzen wir den Spiegel in Tricos Nähe kann dieser mächtige Blitz- und Funkenschläge mit seinem Schwanz erschaffen.  Lenken wir den Leuchtstrahl des Spiegels auf zum Beispiel eine brüchige Wand, bringen Tricos Kettenblitze die Wand zum Einsturz, sodass wir nun neue Wege entdecken oder passieren dürfen.

Das Gameplay erinnert uns sehr stark an Shadow of the Collossus. Auf der einen Seite brauchen wir keine krasse Tastenbelegung und hunderte von Special Moves um eine Geschichte zu erzählen. Auf der anderen Seite jedoch hätte ich mir mehr Präzision gewünscht. Viel zu oft nervte mich die Kameraeinstellung, sodass ich ständig nachjustieren musste, oder aber auch die unpräzise und ab und controlsan zeitverzögerte Steuerung. Fluchend musste ich doch des Öfteren Sprungpassagen wiederholen und ich fragte mich jedes Mal, warum der Entwickler diesbezüglich so blind war und kein Feintuning betrieben hat. Ganz ehrlich: Ein Spiel kann für mich noch so schön, so malerisch und so emotional sein- Der Spielspaß trübt, wenn die Steuerung nicht funktioniert. Ich muss an dieser Stelle einen ganz dicken Minuspunkt verbuchen.  Das tut mir selbst weh, denn The Last Guardian hätte perfekt werden können. Aber dennoch sollte man nicht aufgeben, denn das Spiel hat so viel mehr, was das Dranbleiben entlohnt. Im Laufe des Spiels bauen wir, wie bereits erwähnt, eine enge Bindung zu unserem Trico auf. The Last Guardian ist keine Spiel, wie alle anderen Spiele. The Last Guardian möchte uns auf emotionaler Schiene erreichen. Wir bauen eine tiefe Bindung zu Trico auf, eine großartige Freundschaft und vertrauensvolle Kameradschaft, in der zusammen alles machbar und erreichbar scheint. Wir arbeiten zusammen, kommunizieren untereinander, bewältigen Hindernisse und entdecken Geheimnisse inmitten einer wunderschönen Fantasywelt. The Last Guardian baut hierbei nicht auf große epische Soundtracks oder eine actionreiche Kulisse, sondern lässt uns unsere Intuition und unser Gefühl uns durch das Spiel leiten.

Wie eben schon erwähnt können wir mit Trico interagieren. Trico ist ein Tier, das heißt intelligent, treu und von Instinkten gesteuert. Anfangs ist unser Kumpel noch sehr ängstlich und misstrauisch, durch kleine Gesten geben wir dem Tier mit Streicheleinheiten oder Zurufen Mut, sodass bald ein starker Begleiter an unserer Seite ist. Das Band der Freundschaft wächst so stark zusammen, sodass Trico uns ab und an sogar uns aus brenzligen Situationen rettet und wir auch auf Trico sitzen und klettern dürfen. Er erlaubt uns ihn als Kletterhilfe zu benutzen, oder er springt mit uns über große Schluchten, die alleine unerreichbar wären. Später kann Trico noch viel mehr, jedoch möchte ich Euch das an dieser Stelle nicht verraten.

Ansonsten gestaltet sich das Gameplay relativ simpel. Wir betreten einen Raum, lösen Rätsel oder Kletterpassagen um in den  nächsten Raum oder Abschnitt zu gelangen. Wenn uns Trico nicht folgen kann finden wir eine Lösung. Manchmal ist Trico selbst die Lösung um gewisse Hürden zu nehmen. Wenn sich Feinde uns in den Weg stellen, sollten wir zusehen, dass wir unseren starken Partner an unserer Seite haben, der diese mit seinen Funkenschlägen eliminiert. Einfach und gut.

Letztendlich sollten wir The Last Guardian so annehmen wie es wohl vom Entwickler angedacht ist: Gewollt langsam und durchdacht. Wir verbringen die meiste Zeit damit zusammen mit Trico Rätsel zu lösen und von Ebene A nach Ebene B zu kommen. Die letzte Herausforderung an den Spieler ist, Trico das tun zu lassen, was wir gerne möchten.

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Was uns vorantreibt? Emotionen. Ist es nicht herrlich, wie sich Trico für unser Leben aufopfert, uns immer wieder rettet und damit sein eigenes Leben riskiert nur um an unserer Seite zu bleiben? Wir müssen dann schon ein Herz aus Stein haben, wenn wir Trico wirklich verwehren mal ein paar Minuten ein einem Turm zu schnuppern.

Wer wird sich in ein paar Jahren noch an ein Fifa 17 oder Call of Duty erinnern? So ärgerlich The Last Guardian auch sein kann: Dieses Spiel beinhaltet zum Jahresabschluss eines der mächtigsten Spielmomenten… und ich rede hier von atemberaubenden, unvergesslichen, emotionalen Sachen.

Fazit

Ich bin ganz ehrlich: Ich bin Fan von Shadow of the Colossus und wenn man derart lange auf ein Spiel wartet geht man nicht ganz unvoreingenommen an die Sache. Ich hatte große Skepsis mit einer Prise Zweifel. Uns erwartet eine großartige Geschichte, eine Reise, die Mensch und Tier gemeinsam bestreitet und fühlen uns richtig in die Bindung der Freundschaft ein. Wir besiegen gemeinsam trotz der sprachlichen Barriere sich uns in den Weg stellende Hindernisse und Abgründe, lösen kleine Rätselaufgaben. Klar versteht Trico nicht all unsere Zurufe und Befehle, aber haben wir akzeptiert, dass Trico ein Tier ist und sich dementsprechend verhält, bringen wir doch das richtige Feingefühl und Verständnis auf, welches The Last Guardian an Emotionalität transportieren möchte.

Ich kann aber auch nicht abstreiten, dass über dem Spielspaß ein großer Schatten liegt. Wir als Spieler haben nur mittels unseres Controllers Macht über ein Spiel. Wenn die Mechanik nicht das umsetzt, was wir gerne möchten, sind wir oftmals voller Ärger. So ging es mir leider auch- leider viel zu häufig. Die Kamera ist Ärgernis Nummer eins: Sie ist zu langsam, zu sprunghaft und bewegt sich ständig irgendwo hin, wo man nicht hingucken wollte. Das ständige Nachjustieren brachte mich zum Fluchen. Der nächste Kritikpunkt ist die Steuerung.

An manchen Stellen wusste ich nicht, was ich tun sollte und suchte viel zu lange nach einer Lösung. Hier hätte ich mir eine kleine dezente Hinweisgebung gewünscht. Man bekommt auch viel zu oft die Steuerungsoptionen eingeblendet, die riesengroß oben rechts am Bildschirm ausbreiten und das laufende Spiel und dessen Atmosphäre stören. Man kann sich nur wünschen, dass die Kritikpunkte mittels eines Patch ausgemerzt werden, auch wenn meines Erachtens wenig Hoffnung besteht, da diese Probleme auch schon beim Testspielen im Sommer auf der Gamescom bestanden haben.

Um an dieser Stelle noch ein paar Zweifel zu nehmen: Ich spiele auf der Standard-PS4 und nicht auf der PS4 Pro. Mir ist nicht entgangen, dass einige Spieler über Probleme bezüglich der Framerate berichteten. Diese scheinen sich mittels eines Patchs erledigt zu haben, denn ich hatte keine Probleme und The Last Guardian lief bei mir flüssig, auch wenn es ab und an ein paar Frames runter geht, es war nicht spürbar.

Wenn Euch Spiele wie Ico oder Shadow oft he Colossus gefallen haben, solltet Ihr unbedingt zugreifen, sonst könnte Euch ein kleines Meisterwerk entgehen. Falls Ihr generell Interesse an Kunstspielen oder emotionalen Spielen habt, solltet Ihr Euch von der Kritik an der Steuerung  und Framerate-Einbrüche trotzdem nicht abschrecken lassen und einen Versuch wagen. Fühlt Ihr Euch dennoch nicht angesprochen, könntet Ihr enttäuscht werden und solltet es lieber zunächst sein lassen, auch wenn Euch dann ein kleines spielerisches Erlebnis fehlen wird.

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