Ich als alter Lucas Arts Adventurefan durfte endlich für Euch Ron Gilberts Point-and-Click-Adventure Thimbleweed Park auf der Xbox One testen. Ob der Schöpfer von den grandiosen Spielen wie The Secret of Monkey Island oder Zak McKracken mit seinem geistigen Erben zu Maniac Mansion die Träume der Genre-Fans erfüllen könnte, erfahrt ihr in meiner Review.

Was ist eigentlich los in Thimbleweed Park? Zu Beginn spielen wir einen der beiden Bundesagenten Agent Ray, oder den zwar weniger erfahrenen, aber hochmotivierten Junior Agent Reyes und kümmern uns um einen Mordfall. Alles erinnert uns an die damalige Fernsehserie X-Files mit Agent Scully und Mulder. Schnell merken wir, dass in Thimbleweed Park etwas faul ist. Erstens handeln wir nicht nur einen Mordfall ab, sondern begeben uns auch auf die Suche nach einem vermissten Toten und ehe wir uns versehen, finden wir uns in einer miteinander verstrickten Geschichte wieder. Zudem ähnelt die Stadt einer Geisterstadt, da diese sehr verlassen aussieht: Alle Läden und Geschäfte haben dicht gemacht und wirklich viele Einwohner zählt die Stadt auch nicht. Auf den ersten Blick scheint es, als haben alle Einwohner nichts miteinander am Hut, aber es verbindet sie mehr, als sie glauben: Sie werden beobachtet.

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Im weiteren Spielverlauf dürfen wir die Geschichten vieler Personen inklusive Rückblenden spielen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass Ihr zu Beginn des Spiels gefragt werdet, ob Ihr im einfachen oder schweren Modus ins Abenteuer starten wollt. Für den vollen Rätselspaß empfehle ich Euch, das Spiel auf schwer zu spielen, damit ihr alle Geschichten und Rätsel spielen könnt. Keine Angst, sterben könnt Ihr nicht- wir spielen ja nicht The Dagger of Amon Ra, oder ein anderes Sierra Adventurespiel.

PWRimage1Wie eben schon erwähnt, hat jeder der fünf spielbaren Charaktere seine ganz eigene Geschichte, die sich am Ende zu einem großen Ganzen fügt. Bekommt unsere Agentin Ray am Ende was sie will und arbeitet sie wirklich für die Regierung? Was weiß Junior Agent Ray wirklich über das mittlerweile 20 Jahre alte Fabrikfeuer? Wird der Geist Franklin wieder mit seiner Tochter sprechen und sich verabschieden können, bevor er ins Reich der Toten gelangt? Wird Ransome der *verbeepte* Clown irgendwann wieder ein anständiger Mensch und darf seine Schminke ablegen, die er durch einen Fluch auferlegt bekommen hat? Wird die junge Dolores, die ihre Familie für Ihren Traumjob als Spieleentwicklerin verlassen hat, ihren Traum aufgeben und zu ihrer Familie zurückkommen und das Erbe des Großvaters, die Leitung der Kissenfabrik übernehmen?

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Die Spielmechanik gestaltet sich wie ein ganz klassisches Point-and-Click-Adventure. Wir dürfen bequem zwischen unseren fünf Spielbaren Charakteren wechseln und schalten. Es gibt eine oldschoolige Befehlsleiste (SCUMM-Bar) in dem Ihr Befehlsverben wie „Öffne“, „Nimm“, „Nutze“ etc. mit dem Cursor auswählt. Ebenso gibt es eine Inventarliste, in der wir blättern können und deren Gegenstände jeweils das entsprechende Icon darstellt.

PWRimage6Die Grafik ist in nostalgischer 8-Bit Pixeloptik gehalten, die mir persönlich sehr gut gefällt und auch zum Spielgefühl passt. Die Gegend ist sehr detailreich und die Charaktere humor- sowie liebevoll animiert. Apropos Humor: Thimbleweed Park strotzt nur vor Anspielungen an alte Lucas Arts Games und auch auf aktuelle Ereignisse. Ich habe an einigen Stellen sehr gelacht. Jede Stimme eines Charakters ist außerdem einzigartig und verleiht dem Charakter eine Persönlichkeit. Dickes Lob an die Synchronarbeit an dieser Stelle.

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Die Schwierigkeit der Rätsel gestaltet sich fair bis knifflig. An einigen Stellen ist Mitdenken und Teamarbeit gefragt. Meinen Tipp gibt es gratis: Nehmt, genauso wie damals vor knapp 30 Jahren, einen Zettel und Stift in die Hand und macht Euch Notizen. Ansonsten ruft die Auskunft an oder macht Telefonscherze mit Edna oder Smudo (2159)- ja es ist DER Smudo von den Fanta 4.

Hier hätte ich übrigens noch ein paar lustige Nummern von Lucas Arts Mitarbeitern für Scherzanrufe:

[spoiler]Gary Winnick: 4513
Mark Ferrari: 8442
David Fox: 8638
Noah Falstein: 1718
Dave Grossman: 1574
Jenn Sandercock (Programmierer): 3575
Lauren Davidson (Schreiber): 2546
Robert Megone (Tester): 4762
Malcom Stead (Xbox): 8836[/spoiler]

Fazit

Thimbleweed Park ist ein beinahe perfektes Adventure der alten Schule. Ich persönlich hätte mir, wie bei dem remasterten Day of the Tentacle, eine vereinfachtere Befehlssteuerung gewünscht. Aber ein Ron Gilbert wäre nicht ein Ron Gilbert, wenn er seinen Wurzeln nicht nur in Sachen Grafik und Musik treu bleiben würde. Immerhin haben wir den Luxus an jeder beliebigen Stelle des Spiels zu speichern und auch mit einem Doppelklick unsere Laufwege schneller zu absolvieren. Das komplette Spiel hat einen deutschen Bildschirmtext und englische Sprachausgabe- ein Sahnehäubchen wäre natürlich eine deutsche Sprachausgabe gewesen, aber was jetzt noch nicht ist, könnte ja noch kommen. Thimbleweed Park fühlt sich wie ein vergessenes Relikt aus der Lucas Arts Blütezeit an, ob jedoch ein Spiel in einem 8-Bit Pixellook auch jüngere Spieler überzeugen kann, wage ich zu bezweifeln. Alten Adventurehasen und Fans von Ron Gilberts Spielen lege ich jedoch das rund zehnstündige Thimbleweed Park  sehr ans Herz. Ich selbst habe mich jeden Abend nach der Arbeit darauf gefreut, die mysteriösen Fälle von Thimbleweed Park und deren Einwohnern zu lösen und Licht ins Dunkel zu bringen. Kurzum: Thimbleweed Park erzählt eine spannende Geschichte, hat sympathische Charaktere, eine nostalgische 8-Bit Pixeloptik, einen astreinen und brillanten Humor und gute Rätsel. Nostalgiker und Adventurefans sollten diese Perle auf keinen Fall verpassen.

Wertung

9.5

Fazit

9.5/10
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30. Juli 2017 4
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