So beginnen Legenden

Die Mana-Göttin ist in Gefahr! Der Mana-Baum, in dem sie seither ruht, droht zu sterben. Die Benevodons, böse Wesen, die lange in Kristalle gesperrt wurden, gewinnen wieder an Macht. Die Zeiten sind düster. Doch die Prophezeiung spricht von einer reinen Seele, die das Manaschwert findet und die Benevodons bezwingen kann. Eine von sechs Personen kann es sein. Und wer es wird, entscheiden wir!

Willkommen in der Welt der Mana-Saga!

Eine Geschichte, so alt wie die Zeit (fast).

1995 erblickte in Japan ein Spiel für das Super Famicom das Licht der Welt, das unter dem Titel Seiken Densetsu 3 bekannt werden sollte. Dort war es der Nachfolger des auch hierzulande bekannten Secret of Mana, einem der beliebtesten und schönsten Rollenspiele auf dem SNES. Hierzulande schaffte es Seiken Densetsu 3 leider nie auf die heimischen Konsolen, bis im Jahre 2019 die Mana Collection auf der Switch erschien. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde fleißig an an etwas gearbeitet, das uns Square Enix nun präsentiert, um unsere Zeit zu Hause zu versüßen. Trials of Mana in einem vollkommen neuen Gewand, mit kleinen und großen Verbesserungen und einer Menge Charme. Wir haben Trials of Mana für die PlayStation 4 getestet.

Kleine Geschichtsstunde: Wer bisher nur Secret of Mana kannte und sich wundert, wo da auf einmal ein Nachfolger herkommt, der wird sich noch mehr wundern, zu erfahren, dass er auch den ersten Teil wohl schonmal in der Hand hatte. Seiken Densetsu (Die Legende des heiligen Schwerts) wurde, passend an aktuelle Trends, gerne einmal umbenannt. In den USA erschien der erste Teil unter dem Namen Final Fantasy Adventure, um an den Erfolg der Serie anzuknüpfen. In Europa kennen wir Teil 1 unter dem Namen Mystic Quest. Teil 2, Secret of Mana, reihte sich hier an „Secret of Evermore” an, mit dem es aber nicht wirklich etwas zu tun hatte. Bis 2014 wurde die Reihe fortgesetzt, doch schafften es diese Spiele lediglich als Importware nach Deutschland.

Im neuen Gewand

Trials of Mana ist kein Remake, wie wir es aktuell von Final Fantasy VII kennen. Vielmehr ist es eine Portierung des SNES-Spiels auf eine aktuelle Unreal-Engine, verfeinert mit einigen Quality of Life-Verbesserungen und einem zeitgemäßen Kampfsystem. Story, Charaktere und Gameplay sind größtenteils dieselben wie 1995.

Zu Beginn des Spiels wählen wir einen von sechs Charakteren aus, mit dem wir als Hauptcharakter unser Abenteuer bestreiten wollen. Jeder JPRPG-Archetyp hat hier sein Zuhause, von Soldaten mit Schwert und Schild über leicht bekleidete zaubernde Damen bis hin zu zuckersüßen kleinen Mädchen im Strampler mit Sprachfehler (die aber schon 15 ist und nur Wachstumsstörungen hat!). Zudem wählen wir zwei Nebencharaktere aus, die uns unterstützen sollen und brechen auf ins Abenteuer! Hier fällt leider ein verpasstes Feature auf: Der Multiplayer. Wo zum Beispiel Secret of Mana mit bis zu drei Spielern glänzte, dürfen wir hier nur alleine in die Schlacht ziehen.

Jeder Charakter hat seine eigene Storyline und im Laufe des Spiels werden wir die Geschichte aller drei Charaktere erfahren und ihnen helfen, ihr Schicksal in die richtige Bahn zu lenken. Auch alle Helden, die wir nicht ausgewählt haben, können wir treffen und mit ihnen interagieren. Abgesehen davon verläuft die Story allerdings sehr linear. Nebenquests gibt es leider nicht und Gespräche mit NPCs sind in der Regel unwichtig. Wo wir hinmüssen und mit wem wir reden sollen zeigt uns ein dicker, gelber Stern, den wir über Eingängen und Personen sehen. Dies ist allerdings auch dem Fakt geschuldet, dass Trials of Mana eine sehr exakte Umsetzung des alten Spiels ist und geradlinige Stories 1995 zeitgemäß waren.

Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass wir ganz einfach in jeder neuen Stadt, die wir besuchen, unser hart verdientes Geld in die Waffen und Rüstungen stecken, die der lokale Händler feilbietet. Waffenwerte und Attribute gibt’s nicht, wenns besser ist, macht es eben mehr Schaden. Anschließend geht’s mit dem neuen Werkzeug weiter auf fröhliche Monsterhatz.

Den Kampf hat Square Enix deutlich überarbeitet und zeitgemäß gestaltet. Treffen wir auf Gegner, so zücken wir die Waffen und treten in einen Echtzeitkampf ein. Zwei verschiedene Attacken, sowie Sprungangriffe und die Möglichkeit, eine Attacke aufzuladen, lassen uns fiese Pilze, Kaninchen, Zombies, Roboter und anderes Getier in die Flucht schlagen. Besiegte Gegner lassen sogenannte CP-Kristalle fallen, mit denen wir Spezialattacken aufladen. Nutzt ein Gegner eine Spezialattacke, so wird der Effektbereich mit roten Markierungen auf dem Boden angezeigt, ganz wie in aktuellen MMOs. Außerdem haben wir, wie es sich für Mana-Spiel gehört, Zugriff auf die sogenannten Ringmenüs. Hier können wir Items und Zauber in ringförmige Menüs ablegen, um im Kampf mit einem Druck auf das Digipad schnell Bonbons (Heilung), Nüsse (Mana) oder Kräuter zu uns zu nehmen. Das Verhalten unserer Begleiter im Kampf können wir entweder über Verhaltensmuster wie „heile nur verletzte Verbündete“ oder „Schlage zuerst auf verletzte Feinde“ einstellen oder einfach im Kampf zu ihnen wechseln und sie übernehmen.

Einzig und allein die Kameraführung lässt in den Kämpfen zu wünschen übrig, da sie nicht automatisch dem Charakter folgt, sondern mit dem Analogstick ständig nachjustiert werden muss.

Haben wir genug Gegner bezwungen und Erfahrung verdient, steigen wir einen Level auf und dürfen Talentpunkte verteilen. Insgesamt sechs Attribute stehen zur Auswahl, die sich auf die Kampfkraft (Stärke), Heilung (Geist) oder kritische Treffer (Glück) auswirken. Je mehr Punkte wir in ein Attribut investieren, desto mehr fokussieren wir den Charakter darauf. Wir erhalten nicht nur mehr Mana oder Lebenspunkte, sondern schalten so auch neue Fähigkeiten frei. Entweder nur für diesen Charakter, oder sogenannte Chain-Skills, die auch andere Partymitglieder nutzen können. Darüber hinaus können auch Dialoge mit NPCs dazu führen, dass wir neue Fähigkeiten dazu erlernen. Außerdem können wir mit jedem Charakter einen Klassenwechsel vollziehen, womit wir neue Fähigkeiten und Zauber freischalten. Und wir bekommen natürlich auch eine viel coolere Rüstung!

Untermalt wird das Spielgeschehen von einer komplett neu vertonten Version des Soundtracks von 1995. Wer die Mana-Reihe bereits kennt, wir unweigerlich die Themen wiedererkennen und nicht nur einmal leise mitsummen. Optional kann auch der originale 16-Bit-Soundtrack im Menü aktiviert werden. Alle Hauptdialoge sind komplett vertont, dabei stehen Japanisch, Englisch und Deutsch zur Auswahl, sowie passende Untertitel.

Grafisch hält sich Trials of Mana an einen sehr simplen Stil, der aber farbenfroh und kontrastreich die Spielwelt in Szene setzt. Realismus sucht man hier vergeblich, dafür aber eine Spielwelt, die die Optik eines SNES-Titels gekonnt mit moderner Technik und hochauflösenden Texturen einfängt. Größere Städte wirken meist etwas klotzig und widerholen sich, Gänge in Schlössern und Burgen sehen leider sehr gleich aus. In freier Wildbahn und in Dungeons dagegen glänzt die Optik von Trials of Mana und gibt ein wohliges Retro-Gefühl.

Früher war mehr Lametta!

Trials of Mana hat mich von Anfang an in den Bann gezogen. Secret of Mana war einer der Titel, wegen denen ich mir mit Anfang 20 noch den Traum vom Super Nintendo erfüllt habe und wegen denen ich in der Schule alle beneidete, die zu Weihnachten den kleinen grauen Kasten unterm Baum hatten. Und genau diese Faszination, dieses Spielgefühl von damals, fängt das neue Trials of Mana ein. Die Ringmenüs sind genauso intuitiv und gut zu bedienen, der Soundtrack geht ins Ohr und das Design der Charaktere ist liebevoll und mit einem kindlichen Charme versehen. Die lineare und teilweise seichte Story fordert nicht, aber sie macht Spaß und man kann ihr auch folgen, wenn man mal nicht zu 100% auf das Spiel fokussiert ist.

Trials of Mana ist zugleich ein Ausflug in die 16-Bit-Kindheit und eine lustige, wenn auch leicht vorhersehende, aber rundum-wohlfühl-Story zum Selberspielen. Die verpasste Chance, mit einem Multiplayer den perfekten Couch-CoOp zu landen, hat Square Enix hier leider verpasst. Aber auch alleine oder mit Zuschauern vor dem Fernseher, das Spiel macht einfach Laune und gibt uns etwa 25 bis 30 Stunden wunderschön nostalgische Unterhaltung.

Kurz gesagt

Trials of Mana liefert Wohlfühl-Nostalgie vom Feinsten. Kleine Schnitzer in der Kameraführung und ein fehlender Multiplayer sind ein Wermutstropfen für eine ansonsten tadellos umgesetzte Neuauflage des SNES-Klassikers. Nicht nur für Fans von Retro-Zockerei und JRPGs zu empfehlen!

Trials of Mana erscheint auf Nintendo Switch, PlayStation 4 und PC (Steam).

Wertung

8

Wertung

8.0/10

  Review
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert