Fazit
Ich bin schon von Vampyr enttäuscht. Enttäuscht, weil das Spiel so viel Potenzial und richtig gute Ideen hat, die es leider nicht ausschöpft und umsetzt. Dontnod sind eigentlich dafür bekannt gute Geschichten zu schreiben und Emotionen zu vermitteln, leider ließen die etwas langatmigen Gespräche mit den Bewohnern Londons kalt zurück. Für mich gibt es wirklich keine Person, die in irgendeiner Form für mich ein Sympathieträger ist. Anfangs habe ich versucht ein guter Kerl zu sein, London zu retten, jedoch nervten mich einige Haupt- sowie Nebenmissionen, auch verschuldet durch langweilige und nervige Gegner, die auch nach dem Besiegen immer wieder im Abschnitt eines Areals auftraten, die Protagonisten und das zähe Aufleveln so sehr, dass ich irgendwann zum Bad Guy mutierte und dachte, jetzt lösche ich sie alle aus, lebe zwar mit den Konsequenzen, dass mich Niemand mag und alle jagen, dafür habe ich aber auch binnen kurzer Zeit mehr Erfahrungspunkte, die ich in schöne Vampirkräfte eintauschen kann und mir deutlich mehr Spielspaß vermitteln.
Ich gebe zu, Vampyr hat meine Geduld etwas zu sehr getestet. Die Ladebildschirme hatten eine Dauer von ungefähr fünfzig bis sechzig Sekunden und bekamen mich ziemlich schnell satt. Vampyr fühlt sich an wie ein Spiel aus einer anderen Zeit. Nein, ich meine nicht, weil es in London 1918 spielt, sondern eher von einer anderen Konsolengeneration. Ich möchte auch noch kurz erwähnen, dass das Spiel in englischer Sprachausgabe ist, mit optional deutschen Untertiteln.
Trotzdem: Ich rege mich über meine eigene Enttäuschung über meine Erwartung in das Spiel sehr auf, dennoch gab es Spielphasen, wo ich Vampyr tatsächlich mochte und meine Toleranzschwelle all dem Negativen gegenüber gut steigern konnte und tatsächlich Spaß hatte. Unser Doktor Reid kommt authentisch rüber, das innere Hadern mit seinen Vampirkräften, seine persönliche Geschichte und der ständige Drang seinen Blutdurst zu stillen, ja, das war schon gut gemacht.
Mir hat auch gefallen, dass jeder Charakter im Zusammenhang mit anderen Personen und Kreisen verknüpft ist. Somit ist jede Entscheidung die man trifft eine dauerhafte, die sich durch das ganze Spiel zieht.
Kurzum: Vampyr fehlt der Antrieb. Auch mehr Stealthfähigkeiten hätten dem Spiel gut getan um das Gameplay zu verbessern. Wir sind im Spiel nicht motiviert genug um uns Zeit für die Geschichten der Londoner Bürger zu nehmen. Es gibt nichts, was uns vorantreibt und die Charaktere im Spiel sind allesamt unsympathisch, sodass dem Spieler die Empathie fehlt um den Einzelschicksalen Emotion beizumessen. Die Kämpfe sind klobig, die Gegnertypen arm an Variation, die Ladezeiten unter aller Kanone. Die technischen Erfahrungen nehmen die Freude, die man eigentlich an dem Spiel, trotz schöner Atmosphäre, haben könnte.