8. August 2019

Wolfenstein Youngblood im Test

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In Wolfenstein: Youngblood tauchen SpielerInnen 20 Jahre nach dem Spielgeschehen aus Wolfenstein 2: The New Colossus in die Rollen von Jessie und Soph, den Zwillingstöchtern von B.J. Blazkowicz und seiner Frau Anya. Das Gameplay legt den Fokus auf ein fetziges Koop-Abenteuer im Wolfenstein-Universum mit einer gehörigen Ladung Frauenpower. Ob uns das Spiel überzeugen konnte, erfahrt ihr im folgenden Test, welchen wir gemeinsam in den Rollen von Jess (Zimmy) und Soph (Lisa) verfasst haben.

Story

Jessie hier. Nun mal ganz langsam. Wie zur Hölle kommen wir eigentlich in den ganzen Schlamassel hier? Lasst es mich kurz für Euch zusammenfassen: Unser Vater, B.J. Blazkowicz, ja genau, DER B.J. Blazkowicz, Held der zweiten Amerikanischen Revolution gilt als vermisst. Verdammt, ich weiß auch nicht was passiert ist. Dad war auf einer geheimen Mission, er erzählte uns Schwestern nie viel darüber. Klar, er bildete uns schon von Kindesalter an zu Kriegern aus. Also die Art von Krieger, die sich verteidigen, die alles was Ihnen lieb ist beschützen können. Eigentlich hatten wir eine recht normale Kindheit, Dad war streng und so, aber das ist seiner Vergangenheit geschuldet und irgendwie bin ich ihm auch Dankbar, dass wir so sind, wie wir sind. Oh, wo war ich stehengeblieben? Diese blöden Naziärsche haben mal wieder Paris besetzt und Dad kam nicht wieder nach Hause. Tot? Niemals. Ein B.J. Blazkowicz ist nich so einfach tot zu kriegen. Ich bin mir sicher, er wird irgendwo festgehalten, oder hat einen triftigen Grund. Naja, Soph und ich lassen das jetzt nicht einfach so stehen und sehen tatenlos zu. An die Waffen Schwester, holen wir Dad nach Hause!

Wolfenstein: Youngblood - Soph und Jess

Koop mit dem Schwesterchen

Youngblood setzt voll und ganz auf Koop-Shooter. Ich finde das zwar nicht schlecht mit meiner Schwester Sophia an der Seite zu kämpfen, wenn wir uns nicht ständig gegenseitig im Weg stehen würden. Der Fluch der Zwillinge. Oftmals wissen wir gar nicht so recht was wir tun, oder wo wir als nächstes hinmüssen. Die Missionen sind nicht ganz klar gekennzeichnet, okay, wir können diese über das Menü nochmal extra anwählen, aber die Wege sind uns nicht ganz sicher. Wenn es doch nur eine fesselnde Geschichte oder ein paar Zwischensequenzen mehr gäbe, die uns motivieren. Ja sichi- eine Geschichte ist vorhanden, spürbar ist sie jedoch nicht. Ja wir in der Familie Blazkowicz haben nicht mehr alle am Sender: Mit viel Witz, Charme und Humor lernt man uns kennen und lieben. Es hätte aber ruhig noch etwas mehr sein dürfen. Immerhin ist das On- und Offline Koop-Abenteuer stabil und ruckelfrei zu spielen.

Jess oder Soph?

Zu Beginn des Spiels habt Ihr gleich die Wahl, ob Ihr lieber mit mir oder meiner Schwester Soph spielen wollt. Da wir Zwillinge sind unterscheidet sich Eure Charakterwahl nur in kleinen Details, versprochen. Der Hauptunterschied zwischen uns beiden liegt in den Startwaffen. Ich beginne das Spiel mit einem Sturmgewehr, während Soph mit einem Kugelgewehr startet. Ersteres ist eine Waffe mit mittlerer bis langer Reichweite, während das Kugelgewehr eine viel höhere Feuerrate aufweist, jedoch nur auf kurze bis mittlere Reichweite.

Weitere Optionen sind verfügbar, einschließlich Power Suits und Helme. Nach wie vor handelt es sich um rein kosmetische Entscheidungen, die sich nicht auf den Rest des Spiels auswirken, mit Ausnahme der Auswahl der Fertigkeiten. Euch wird aber nichts verloren gehen, denn wir Schwestern spielen die gleiche Kampagne, haben die gleichen Fähigkeiten und können die gleichen Waffen benutzen.

Wolfenstein: Youngblood Arcade

Gameplay & Co.

Die Fans von meinem Dad lieben das Gameplay von Wolfenstein. Bei Youngblood steuert ihr von nun an zwar meine Schwester Jess und mich, am Grundprinzip, dem Gunplay und Leveldesign ändert sich jedoch kaum etwas. Noch immer fühlt sich das Ballern und Ausschalten der Gegner wuchtig und gut an und wir können mit der Waffe so umgehen, wie es uns B.J. gelehrt hat. Was mich auf Dauer aber wirklich extrem genervt hat, sind die wiederkehrenden Idioten von gegnerischen Soldaten, vor allem die großen und gepanzerten an denen wir echt ziemlich lange hingen. Außerdem stellen sich viele von ihnen ganz schön blöd an, die KI in Youngblood ist leider nicht die beste. Da Jess und ich Zwillingsschwestern sind, teilen wir uns übrigens unsere Leben – daher ist es sehr wichtig, dass wir uns gegenseitig helfen, sobald eine von uns am Boden liegt und somit kein Leben verschwendet werden muss. Für das Öffnen von Lebensboxen oder Schaltern muss oftmals auch Jess herhalten, da ich diese nicht allein öffnen kann. Auf diese Weise wurden anscheinend klassische Koop-Features im Spiel integriert.

Fähigkeiten

Wolfenstein Youngblood lebt von einem Fähigkeitenbaum. Es ist zwingend notwendig, dass wir unsere Fähigkeiten stetig verbessern. Wir sammeln durch das Töten von Feinden Erfahrungspunkte, die wir in diesem ausgeben. Wir können nebenbei auch Unmengen an Silbermünzen sammeln, die wir in kosmetischen Schnickschnack investieren dürfen. Viel wichtiger ist es zudem koop-spezifische Fähigkeiten freizuschalten, denn diese können uns und unserem Koop-Partner vorübergehende Impulse, wie zum Beispiel eine Erhöhung von Gesundheit oder dem Rüstungswert bieten. Verdammt Leute, meine Schwester Soph und ich können wirklich jede Unterstützung gebrauchen, die Gegner leveln nämlich immer mit uns mit hoch- da ist es mir auch wirklich egal, ob du als Spieler dafür alle Gebiete nochmal durchkämmen und Münzen etc. sammeln musst um uns und unsere Anzüge hochzuleveln. Auch gerne drei bis viermal. Stell dich nicht so an, Dude!

Wolfenstein: Youngblood

Grafik & Sound

Hier ist nochmal Soph und eins muss ich euch sagen… Wolfenstein Youngblood sieht echt fantastisch aus und läuft bis auf wenige Ausnahmen schon auf meiner klassischen PS4 wirklich flüssig. Und der Soundtrack, ja der ist einfach perfekt – ich höre ihn schon seit einer ganzen Weile rauf und runter, weil ich nicht genug von ihm bekommen kann und ein großer Fan von Musik bin, die im Synthwave-Stil aufgenommen wurde.

Die Welt steht dir (fast) offen

Haha, genauso wie der Hosenstall vom Führer. Meine Sis und ich laufen durch eine fast offene Welt. Okay, nennen wir es Sandbox, aber zumindest wurde in Wolfenstein Youngblood ordentlich am Leveldesign rumgeschraubt. Wir befinden uns in einer 80er Jahre Welt mit Hitlers Schergen. Okay, Herr Hitler wurde im Spiel nie erwähnt, aber wir sind doch nicht doof, auch wenn die Symbolik in der deutschen Version leicht abgeändert wurde. Aus dem ollen Hakenkrrrreuz machen wir einfach ein paar Striche weg und… ach das kann ich euch gleich im nächsten Absatz erklären. Jedenfalls gestaltet sich unser Areal nun offener. Kennt Ihr das Spiel Dishonored oder Prey? Richtig, das ist das Werk von Arkane Studios. Ihr werdet merken, dass das Layout weitaus umfangreicher und offener gestaltet ist. So können wir zum Beispiel viele verschiedene Wege einschlagen um aber den gleichen Ort zu erreichen. Alle Wege führen nach Rom, ähm Paris, was? Haha. Der war gut.

Wolfenstein: Youngblood

Zensur made in Germany

Wolfenstein Youngblood erscheint auch in einer ungeschittenen Variante, seid Ihr aber Streamer oder wollt in Deutschland Screenshots posten, gelten andere Regeln. Wie Jeder weiß, ist Wolfenstein ein Spiel in dem man gegen Nazis ins Feld zieht. Das ist kein Geheimnis. Allerdings ist es bei uns so, dass gerade Symbole des dritten Reichs, nicht nur die als Hakenkreuz bekannte Swastika, weniger gern gesehen werden. Auch sonst werden Verweise wie diverse „Grußformeln“ und Bezeichnungen nicht gern gehört. Das heißt nach dem deutschen Recht gibt es in solchen Fällen eindeutig formulierte Paragraphen des deutschen Strafgesetzbuches die eingehalten werden müssen. Das kann ich persönlich alles nachvollziehen und verstehen. Kurzum: Sämtliche Hakenkreuze, SS-Runen und ähnliche Nazi-Symbole wurden gegen andere Kennzeichnungen ausgetauscht. Zensur hin oder her: das Problem ist, dass Videospiele hier bei uns noch nicht als Kunst, wie zum Beispiel das Medium Film, angesehen werden, sondern „nur“ als Software. Diskussion beendet.

In Game Käufe

Alter… wenn ich eines hasse, dann sind es Mikrotransaktionen bei Spielen, die ich käuflich erworben habe. Auch, wenn sie nur für kosmetische Anpassungen sind wie in Wolfenstein Youngblood. Für einen Preis von 4,99 € bis zu 19,99 € könnt ihr euch Gold Bars kaufen und euch optisch etwas aufwerten. Jess und ich haben das aus diesem Grund nicht getan und sahen permanent aus, wie eine unveränderte Tutorial-Figur. Blöd.

Jessies (Zimmys) Fazit

Youngblood möchte eine völlig andere Richtung einschlagen als die vorangegangenen Wolfenstein Teile. Es zielt vollends aufs Koop-Nazitöten ab. Ein Fluch und ein Segen zugleich. Wir bekommen die altbekannte Wolfenstein-Formel, jedoch wird der Spaß an vielen Ecken und Enden gebremst. Meine Schwester bzw. der Koop-Partner war mir oft ein Klotz am Bein und das hatte nichts mit dem spielerischen Können meines Partners zu tun. Feinde spawnen in den Gebieten ständig neu und die Missionen sind auch nicht besonders herausragend. Die Checkpoints nach dem Ableben sind völlig wahllos gesetzt. Belebt uns unser Koop-Partner nicht wieder, dürfen wir auch gerne mal durch die ganz Map laufen um wieder an den letzten Punkt unseres Ablebens zu kommen. Zudem dürfen wir uns erneut durch alle Feindeswellen ballern. Naja zumindest verlieren wir nicht unsere bereits eingesammelte Beute und Erfahrungspunkte. Der Spielspaß könnte zuzüglich auch vom Koop-Partner abhängen, dieser sollte bestenfalls genauso gut mit dir zusammenarbeiten wie eine KI-Schwester für Leute, die lieber alleine ein Spiel genießen. Fassen wir also zusammen: Es geht für mich völlig in Ordnung, wenn ein Franchise von der Gewohnheit ausbricht und etwas Neues ausprobiert. Es ist auch vollkommen okay, wenn man einen RPG-Faktor in einen Shooter einbaut, dennoch sind die Elemente mehr als schlecht verbaut. Wolfenstein Youngblood hätte etwas völlig neues schaffen können, steht sich aber an vielen Stellen selbst im Weg und wurde leider schlecht durchdacht. Es fehlt eine Brücke zwischen Story und Gameplay, sowie Motivation. Die im Test bereits genannten Minuspunkte überwiegen leider Gottes. Koop-Enthusiasten dürfen dennoch zugreifen. Die Levels sind gut gemacht und die Action ist im Allgemeinen spaßig, mit Ausnahme von den wenigen benutzbaren Waffen. Dass die Gegner ein bisschen langweilig bzw. eintönig sind, mindert nicht die Herausforderung, die sie bieten. Es erfordert eine gute Zusammenarbeit mit unserem Koop-Partner, um die oftmals hektischen Kämpfe zu überstehen, wobei die Verwendung von Koop-Signalen und gemeinsamen Leben unerlässlich ist. Trotzdem: Es hätte noch ein bisschen mehr sein dürfen.

Sophias (Lisas) Fazit

Youngblood hätte wirklich cool werden können, wäre da nun nur nicht das Wort „hätte“. Jess und Soph sind zwei junge Frauen, die mir beim Spielen von Beginn an sympathisch gewesen sind, auch wenn ihre permanenten Kommentare des Spielgeschehens auf Dauer ziemlich nerven können. Leider werden weitere Charaktere und allgemein Story-Elemente mit Fortschreiten des Spiels immer weniger und rücken somit in den Hintergrund. Trotz dem Schwerpunkt auf einem Koop-Erlebnis hätte dies ruhig komplett durchgezogen werden dürfen. Technisch lässt sich an Youngblood wiederum nichts aussetzen, es sieht unfassbar gut aus und der Sound ist zusammen mit seiner Musik extrem gut gelungen. Schlussendlich muss ich jedoch sagen, dass mir die Singleplayer-Wolfenstein-Abenteuer im Gesamten um einiges besser gefielen und Youngblood bei mir leider nicht zünden konnte. Außerdem sind Mikrotransaktionen nur bei Free-to-Play-Spielen okay. Schade.

Bock auf die anderen Wolfenstein-Titel? Hier sind unsere Tests zu Wolfenstein II: The New Colossus und Wolfenstein: The Old Blood. Schaut mal rein.

Wolfenstein Youngblood

6.3

Zimmys Wertung

6.5/10

Lisas Wertung

6.0/10
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