27. März 2018

Yakuza 6: The Song of Life

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Mit Yakuza 6: The Song of Life wird das Kapitel rund um den Hauptprotagonisten Kazuma Kiryu vemutlich entgültig geschlossen. Mit Yakuza 0 als Vorgeschichte und den folgenden sechs Hauptspielen der Reihe, ist Kazuma längst nicht mehr der Jüngste und hat seinen Ruhestand durchaus verdient. Hat es SEGA also geschafft mit Yakuza 6 einen krönenden Abschluss zu erschaffen? Das teile ich euch nun in meiner Review mit.

Story

Mittlerweile ist Kazuma Kiryu 48 Jahre alt und von seinem bisherigen Leben, einem 3-jährigen Gefängnisaufenhtalt und zahlreichen Schlägereien und Ärger sichtbar geprägt. Mit der Yakuza hat er innerlich bereits abgeschlossen und möchte sich ausschließlich seiner Familie widmen. Seine Ziehtochter Haruka schaffte den Aufstieg zu einem Pop-Idol und bekam in der Zeit seines Aufenthalts im Gefängnis sogar ein Kind.

Plötzlich wird Haruka angefahren und fällt ins Koma. Der Fahrer begeht Fahrerflucht und auch der Vater des Babys ist nicht mehr aufzufinden. Kazuma benötigt nicht lange um zu realisieren, dass es sich hierbei augenscheinlich um einen an ihn persönlich gerichteten Rache-Anschlag handelt, welchem er auf den Grund gehen wird.

Emotional und einsteigerfreundlich

Wir müssen die Yakuza-Reihe nicht zwingend komplett gespielt haben, um nun in Yakuza 6 eintauchen zu können. Natürlich ist es von Vorteil und wirksamer, wenn wir die Charaktere und Geschichte hinter Kazuma bereits erlebt haben, können im Hauptmenü aber eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse durchlesen. Sollte man die Charaktere bereits kennen ist es umso interessanter und emotionaler zu entdecken, wie sie sich in all den Jahren entwickelt haben. Es werden aber glücklicherweise auch neue Personen im Spielgeschehen eingeführt.

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Wer mit Yakuza bisher noch nicht in Kontakt gekommen ist, dem erkläre ich nun kurz, wie diese Spiele überhaupt aufgebaut sind. Wer bereits ein GTA oder Sleeping Dogs gespielt hat, kann sich Yakuza 6 vom Spielprinzip ähnlich vorstellen. Wir bewegen uns in einer Open World, nehmen Haupt- und Nebenaufgaben an und prügeln uns mit verschiedenen Straßengangs und Bossen. Dies allerdings ohne Schusswaffen und nur mit unserem Oldschool-Kampfstil der Yakuza. Die Fortbewegung findet ausschließlich zu Fuß oder per Taxi statt. Ich hätte mir nun allerdings gewünscht, dass wir die Taxis mit unserem schicken Sony-Smartphone rufen können, diese sind nämlich nur an festgelegten Punkten aufzufinden. Untermalt wird dies im aktuellen Teil mit teilweise sehr überzogenen oder leider auch langweiligen Zwischensequenzen, bei denen ich an mancher Stelle doch schon die Hand vor mein Gesicht halten musste. Andererseits gehören auch diese zum Charme der Reihe, vermutlich würden sie mir sogar fehlen, wären sie nicht in dieser Form im Spiel enthalten. Es sei aber erwähnt, dass das Spiel aktuell keine deutschen, sondern nur englische Untertitel und eine japanische Vertonung enthält.

Verbessertes Kampf- und Levelsystem

Das Kämpfen in Yakuza 6 kann endlich in vollen Zügen genossen werden. Wir prügeln uns mit Gangstern und Verbrechern, setzen unsere Fäuste und Füße ein um ihnen zu zeigen, dass man sich niemals mit Kazuma Kiryu anlegen sollte und können auch mit unserer Umgebung interagieren, in dem wir den Angreifern hier und da auch mal ein Fahrrad oder einen kleinen Schrank über den Kopf ziehen. Im Vergleich zu Yakuza 5 oder auch Zero und Kiwami wirkt das Kampfsystem sehr viel dynamischer und zeitgemäßer, auch wenn es im Vergleich zu anderen Spielen dieser Art noch immer nicht auf einem komplett grünen Zweig angekommen ist.

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Ebenfalls sehr positiv ist die Entwicklung, dass wir nun nur noch über einen Kampfstil verfügen, den wir nach und nach verbessern können. Manchmal ist weniger mehr, weshalb der Kampfstil überzeugen kann und uns die sogenannten Heat Actions geblieben sind. Hierbei handelt es sich um Spezialattacken, die wir bei einer aufgeladenen Leiste ausführen können und unserem Gegner so noch einmal unzählige Male hintereinander in sein Gesicht treten oder einen Gegenstand um die Ohren hauen, bis er letztendlich umfällt. Das Kämpfen in Yakuza 6 macht unheimlich viel Spaß und gleicht den Fauxpas mit den überzogenen Zwischensequenzen und Dialogen wieder aus.

Mit unseren verdienten Erfahrungspunkten können wir in neue Fähigkeiten für Kazuma investieren. Es liegt in unserer Hand, ob wir unsere Ausdauer, Stärke oder doch eher die sozialen Fähigkeiten von unserem Hauptprotagonisten aufwerten. Empfehlenswert ist es natürlich, schnell die körperlichen Fähigkeiten aufzuleveln, um in den Kämpfen nicht zu versagen. Auch Kombos können mit Erfahrungspunkten erworben werden, die uns in dieser Form das gesamte Spiel über begleiten und nicht weiter aufgewertet werden müssen. Durch die starke Verbesserung des Levelsystems ist es nun schneller möglich einen starken Kazuma zu erschaffen, weshalb uns die Kämpfe im weiteren Spielverlauf sehr viel leichter fallen, als in den Vorgängern. Mir persönlich kommt dies sehr entgegen, allerdings könnte es die Spieler unter euch stören, die es lieber knackiger haben. Speichern können wir abseits von Zwischensequenzen, die auch übersprungen werden können, immer und überall. Keine Telefonzellen mehr.

Eine wunderschöne Spielwelt

Optisch ist Yakuza 6 nun endlich auf der PS4 angekommen. Die Texturen sind weitaus klarer, als in den Vorgängern, die Lichteffekte wissen zu überzeugen und die gesamte Spielwelt lädt uns dazu ein, stehen zu bleiben und uns jeden Winkel genauer anzusehen. Seien es die Straßen, Shops oder Werbetafeln, einfach alles sieht wunderschön und unheimlich detailliert aus, auch wenn die Maps von der Größe her nicht mit GTA und Co. mithalten können.

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Kamurocho bei Nacht.

Während Kamurocho, welches dem Rotlichtviertel von Tokio nachempfunden ist, vor allem in der Nacht mit seinen Neonschildern, den gefüllten Gassen und reflektierenden Pfützen überzeugen kann, ist die Hafenstadt Hiroshima als zweiter Handlungsort sehr viel ruhiger und überwiegend für die älteren, dort lebenden Menschen angedacht. Die Mischung aus beiden Städten bringt uns in Yakuza 6 eine angenehme Portion Abwechslung und lässt uns in zwei wundervolle Schauplätze eintauchen, es fühlt sich tatsächlich ein wenig wie ein virtueller Urlaub an, vor allem da wir Gebäude und Shops nun komplett ohne Ladezeiten betreten können und dem Spielfluss so nicht geschadet wird.

Da Kazuma nun auch ein schickes, modernes Smartphone besitzt, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich bestimmte Spots einfach fotografieren musste und auch einige Selfies mit ahnungslosen Passanten aufnahm, während im Hintergrund das Rotlichtviertel zu sehen war. Die Entwickler haben natürlich auch an verschiedene Gesichtsausdrücke und Filter gedacht, wobei Kazumas Mimik sich nur in peinlich lächelnd und einigen grimmigen Ausdrücken einteilen lässt.

Baseball, Sex-Chat oder doch ein paar Arcade-Games?

Yakuza-typisch bekommen wir es in Yakuza 6 mit einer Vielzahl an Nebenmissionen, Freizeitaktivitäten und sogenannten Trouble Missions zu tun. Die Nebenmissionen sind klassische Aufträge abseits der Hauptstory, die mal interessant sind, sich oftmals aber auch als absolute Nullnummern entpuppen, uns aber immerhin mit Erfahrungspunkten oder Geld belohnen. Die Trouble Missions sind zufällig anfallende Missionen, bei denen wir eine Nachricht auf unserem Smartphone erhalten, wenn zum Beispiel eine Frau von mehreren Typen belästigt wird, jemand verletzt ist und unsere Hilfe benötigt oder an einer bestimmten Stelle der Stadt Unruhestifter umherziehen. Wir kümmern uns um diese Personen und erteilen den Kriminellen eine Lektion, damit sie so schnell nicht wieder auf die Idee kommen werden, Mist zu bauen.

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Kazuma mit seiner neuen Baseball-Mannschaft.

Wie schon bei den letzten Ablegern der Reihe stechen aber vor allem die Freizeitaktivitäten heraus und formen auch Yakuza 6 zu einem noch authentischeren und abwechslungsreicheren Spiel. Während wir uns einer Baseballmannschaft anschließen und mit dem Schläger ausnahmsweise nur einen Ball schlagen und keine Gesichter oder Gliedmaßen, können wir im Club SEGA in Nostalgie und Liebe aufgehen, während wir Virtua Fighter 5: Final Showdown, Fantasy Zone, Outrun, Space Harrier, Super Hang-On oder auch Puyo Puyo spielen, wahlweise sogar zu zweit. Als Videospiel-Liebhaber bekommen wir immer wieder ein wohliges Gefühl, wenn wir an einem dieser Automaten spielen. Für manche grenzwertig und erschreckend, für mich aber ein absoluter Spaß nach der Yakuza-Formel ist der Sex-Chat, in dem wir zwischen zwei Mädels wählen und mit ihnen chatten können. Wir drücken ein paar Button-Kombinationen runter, während auf der Webcam die Hüllen bis zur Unterwäsche fallen gelassen werden. Hierbei handelt es sich um echte Frauen und keine Videospielfiguren. Wem das zu heiß ist, kann sich aber auch weiterhin beim Karaoke-Singen austoben oder eines der weiteren Mini-Spiele wählen. Eines ist aber sicher, auch nach dem Beenden der Hauptstory wird das Spiel keinesfalls langweilig und sprudelt nur so vor Inhalten.

Fazit

Yakuza 6: The Song of Life überzeugt durch die tiefgründige und emotionale Geschichte eines gebrochenen Mannes, der seiner Vergangenheit eigentlich den Rücken kehren wollte, von dieser aber wohl niemals losgelassen wird. Schon wieder landet Kazuma in Problemen, die er nicht immer gewaltfrei lösen kann und sich hierbei einzig und allein auf der Suche nach Frieden und einem ruhigen Leben mit seiner Familie befindet. Spielerisch und optisch ist das Spiel endlich auf der PS4 angekommen, fühlt sich dynamischer an und ließ mich mit seinen Schauplätzen mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen vor dem Fernseher sitzen. Yakuza 6 sieht unfassbar schön und eindrucksvoll aus. Auch wenn die Zwischensequenzen oftmals sehr plump und überzogen sind und mir Sleeping Dogs spielerisch immer noch mehr zusagt, ist Yakuza 6 ein toller Abschluss von Kazumas Geschichte geworden, der von Yakuza-Fans und denen, die es werden wollen auf jeden Fall gespielt werden sollte. Zusammen mit der Hauptstory und zahlreichen Nebenaufgaben kommt das Spiel auf etwa 40 Stunden, die sich vollkommen lohnen.

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