Der Halbgott Kratos kehrt zurück auf unsere Playstation. Diesmal befinden wir uns nach den Rachefeldzügen gegen die Götter des Olymp im erbarmungslosen Reich der nordischen Götter und Monster wieder. Kratos geht den Kampf des Überlebens nicht allein, denn dieses Mal hat er seinen Sohn an seiner Seite, den er das Kämpfen und Überleben lehren muss, damit er die blutigen Fehler des Geistes von Sparta nicht überholt. Ob uns die Neuauflage begeistern kann, oder ob das Babysitten nervt, das lest Ihr hier.

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Story

Von Anfang an macht uns God of War das Ziel der Hauptgeschichte bewusst. Kratos Frau Faye ist verstorben und ihr letzter Wunsch ist es, dass ihre Asche vom höchsten Gipfel aus in allen Bereichen der Welt verstreut wird. Kratos und sein Sohn Atreus wollen Fayes Andenken ehren und begeben sich auf eine Reise, um den höchsten Berg zu besteigen und Fayes Asche in den Wind zu werfen. Die Geschichte von God of War leidet definitiv unter einem etwas langsamen Start, aber wenn sich die Geschehnisse zuspitzen, ist es eine süchtigmachende Achterbahnfahrt mit zufriedenstellenden Geschichten und einem ordentlichen Abschluss. Trotzdem gibt es ein Element, welches sich durch die ganze Geschichte zieht und diese wirklich schwächt.

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Junge! Junge, komm her! Junge, lies das! Junge, was steht da?

Atreus hat es an der Seite seines Vaters nicht gerade leicht. Atreus ist schlau und lernt sehr schnell, oftmals habe ich beim Spielen Mitleid für den kleinen Jungen, der gerade seine Mutter verloren hat und sich in der rauen Welt zurecht finden muss. Eine gewisse kindliche Naivität ist vorhanden, oftmals ist Atreus vorschnell, ungeduldig und unachtsam, jedoch fängt er an keiner Stelle des Spiels an zu nerven, wie es in anderen Spielen mit gewissen Rescue-Missionen der Fall war. Es macht Spaß Atreus aufwachsen und lernen zu sehen, auch sein Umgang mit dem Bogen erweist sich mehr als geschickt, sodass er ein praktischer Supporter für Kratos ist. Im Internet kursieren bereits eine Menge Memes von Kratos Junge-Sprüchen, da er es nicht für nötig hält, mehr als ein paar Anweisungen seinem Sohn entgegen zu rufen. Ständig soll Atreus irgendwelche Runen und Steintafeln übersetzen, man kann, wie eben gesagt, schon sehr viel Mitleid entgegenbringen, da Kratos seinem Sohn sehr forsch und unterkühlt begegnet.

Das Schöne an der Vater-Sohn-Beziehung in der Geschichte von God of War ist, dass man im Verlauf der Geschichte mitbekommt, wie die zurückhaltende Beziehung und verbalen Rügen anfangs nur zu Atreus Besten sei und ihn vor Gefahren und Monster schützen soll, später aber eine echte Bindung heranwächst und Vater und Sohn eine starke Einheit ergeben, wovon beide Seiten mit den jeweiligen Fähigkeiten des anderen profitieren. Leider muss ich an der Stelle zugeben, dass vieles vorhersehbar ist: God of War zeigt ziemlich offensichtlich, dass Katos und Atreus nicht die gesündeste Vater-Sohn Beziehung haben und an vielen Stellen bringt die Geschichte die beiden zusammen und in bestimmten Momenten treibt sie die beiden wieder auseinander um eine intensive Dynamik zwischen den beiden zu schaffen und hier fällt die Investition in den Spieler am Controller ziemlich kurz aus. Als Spieler hofft man immer auf eine große Wende, wie zum Beispiel in der Beziehung von Ellie und Joel aus The Last of Us oder Clementine und Lee aus The Walking Dead. Leider ist Kratos immer der Typ, der denkt, dass er erstmal seinen kleinen Schwächling auf den Ernst des Lebens zurechtweisen muss und Atreus keinen Freiraum gibt, ein Stück Emotion beizubehalten, oder nur eine Sekunde den Tod seiner Mutter zu verarbeiten. Ein bisschen emotionales Feintuning hätte hier nicht geschadet.

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Gameplay

Wer Spiele aus dem God of War Franchise bereits kennt weiß, dass ein God of War immer ziemlich linear, an einigen Stellen etwas monoton und sehr schlauchig war. Nicht so im neuen Teil. Klar sind noch ein paar Grundzüge vorhanden, aber wir haben das Gefühl, dass vieles lebendiger wirkt. Wir können der Hauptquest folgen und die Nebenquests außer Acht lassen, was Ihr jedoch nicht tun solltet, habt Ihr gerade den Faden verloren wo es langgeht, haltet nach Atreus ausschau, er zeigt Euch oftmals den Weg. Trotzdem solltet Ihr immer mal innehalten und Eure Umgebung genau beobachten, denn es gibt so viel in God of War zu entdecken, was die Spielzeit von zirka 20 Stunden Hauptquest auf 60+ Stunden mit Nebenquests befördert.

Streng genommen spielen wir uns von einer Situation zu der Nächsten, von denen einige labyrinthische Höhlen oder große offene Zonen sind und dann lösen wir eine Zwischensequenz aus  oder springen von einem Vorsprung herunter, wo wir vorerst nicht mehr zurückgehen können. Trotz allem fühlt sich das Gameplay nicht schlauchig an, denn wir können später zu den verschiedenen Gebietsabschnitten wieder zurückkommen und diese erneut erkunden und Geheimnisse entdecken.

Ich empfehle Euch eindringlich die Nebenquests zu spielen. Ihr könnt eine Menge an Gegenständen, Rüstungen und Waffenupgrades finden, zudem auch eine reichliche Menge an Erfahrungspunkten und Hacksilber, welches ihr bei der Schmiede benötigt. Zudem gibt es auch Quests, wo bestimmte Gegenstände gesammelt werden können, habt Ihr diese komplettiert, winken auch eine Menge Erfahrungspunkte, sodass nicht nur die Trophäenjäger auf Ihre Kosten kommen. Denkt an der Stelle an die grünen Raben, die bei Abschuss auch XP abgeben und schaut Euch in Eurer Welt um. Oftmals gibt es auch mehrere Wege zum Ziel, oder bestimmte Orte, die Euch später wieder begegnen oder bereist werden können. Schaut nach oben! Hier gibt es auch genug Sammelbares. Um auf meine Franchisebefürchtungen nochmal einzugehen: Schlauchig und linear nur, wenn man das möchte. Monoton keinesfalls, denn die Gegner und das Kampfsystem bieten eine Menge Taktik, Herausforderungen und Abwechslung.

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Die Optik

Die Welt in God of War ist wunderschön dargestellt. Anfangs hoffte ich darauf, dass die schöne Inszenierung hoffentlich nicht nur Augenwischerei ist, welche von negativen Punkten eventuell ablenken könnte. Doch machen wir uns nichts vor, das Spiel sieht einfach fantastisch aus. Schaut Euch einfach das Gameplay-Material  oder unsere Screenshots an und es ist sofort klar, dass Umgebungen reich an Details und Atmosphäre sind. Die Texturen sind vielfältig und von hoher Qualität. Volumetrische Beleuchtung wird mit großer Wirkung eingesetzt und beleuchtete Objekte wie Staub- und Bodennebel reagieren auf Bewegungen von Charakteren. Schatten werden gut wiedergegeben und fügen den Szenen eine Dreidimensionalität hinzu. Hier gibt es absolut nichts zu meckern.

Die Kämpfe

Ich gebe es zu, die ersten paar Stunden verspürte ich oftmals Frustration und hatte Angst, dass mich God of War nicht begeistern könnte. Das lag aber alleine an meiner spielerischen Ungeduld. Irgendwann versteht man, wie man Fähigkeiten, Runen und die Ausrüstung richtig nutzt und einsetzt und auch, wie ich richtig Kämpfe bestreite. Ich bin nach der alten Schule Hack and Slay Hau-Drauf-Methode vorgegangen, was jedoch ein großer Fehler war. Jede Gegnerart gilt es zu analysieren, die Bewegungen einzustudieren und auch die eigenen Mechanismen und Angriffe zu verinnerlichen. God of War, ich kann es immer wieder sagen, gestaltet sich tiefer und komplexer als man anfangs denkt. Die Kämpfe sind, hat man die Handhabung verinnerlicht, in einem wunderbaren Fluss dargestellt. Zum Beispiel werfen wir die Axt gegen einen weit entfernten Feind, benutzen dann unser Schild um einen gut getimten Schlag zu parieren und dann einen Gegner mit ein paar schnellen Schlägen zu vernichten. Egal wie wir unsere Kämpfe und Angriffsserien initiieren, die Werkzeuge, die Kratos zur Verfügung hat, sind die besten der Serie und alles fließt von einer Fähigkeit zur anderen ohne eine Pause einzulegen.

Das Waffen- und Rüstungssystem

Kratos und Atreus besitzen jeweils eine Hauptwaffe. Kratos ist mit der mächtigen Leviathanaxt und Atreus mit einem Klauenbogen ausgestattet. Später bekommt Kratos noch ein wundervolles Gimmick, welches ich nicht verraten werde, aber freut Euch drauf die Waffen bis zum Endlevel weiterzuentwickeln. Kratos kann zudem seine Fäuste und den Schild einsetzen, geschickt kombiniert bekommen wir einen wunderbaren Flow. Zudem gibt es einen Fertigkeitsbaum, wo wir XP in neue Fähigkeiten freigeschalten können. Auch Runenangriffe, sowohl leicht als auch schwer, können der Leviathanaxt hinzugefügt werden, um völlig neue Angriffe hinzuzufügen, die den Kampfverlauf drastisch verändern können. Hier gilt es einfach ein bisschen herumzuprobieren und auszutesten, mit welcher Fähigkeit wir am effektivsten spielen und welche Fähigkeit es wert ist, Erfahrungspunkte zu investieren. Ich persönlich empfehle Euch die Fähigkeiten vor den Waffen und Rüstungen weiterzuentwickeln, da die Grundangriffe des Waffen und Rüstungssytems auf der ersten Stufe auch ohne Erweiterungen in XP-Form schon mächtig sind, wenn wir gute Runensteine auf diese einsetzen.

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Fähigkeiten

Alle Fähigkeiten werden in drei Kategorien eingeteilt: Leviathanaxt, Wächterschild und Klauenbogen. Da wir alle drei Werkzeuge permanent einsetzen, ist es am effektivsten wenn wir unsere verdienten XP zuerst hier investieren, bevor wir diese eventuell am Waffen- und Rüstungssytem ausgeben. Ich persönlich rate Euch, die Leviathanaxt voll auszubauen und als nächstes den Bogen, da Ihr diese beiden Waffen permanent benutzt und somit Eure Gegner mit der richtigen Ausrichtung am effektivsten vernichtet. Bei allen Fähigkeiten sollte man auch den zusätzlichen Bonus, den man in der Menübeschreibung einsehen kann, beachten. Haben wir genug XP zum Einsetzen, wird sogar die Fähigkeit noch etwas stärker.

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Die Zwergenschmiede

Die Schmiede der Zwerge dient als Ladenfunktion, wo man seine Waffen, Rüstungen, Talismane und  Zauber erwerben oder verbessern kann. Vorausgesetzt Ihr besitzt genug Bestandteile zum Erweitern wie zum Beispiel Hacksilber, welches in der ganzen Welt versteckt ist. Geht Euch das Geld bzw. Hacksilber aus, könnt Ihr auch Fundstücke oder Inventar verkaufen. Hier ein kleiner Einsteigertipp: Ich selbst habe mich anfangs mit dem Verkaufen ziemlich zurück gehalten, da ich nie wusste, ob ich Teil XY noch brauche. Verkauft es! Vergleicht die Werte mittels R3 mit den Waffen und Rüstungen die Ihr bereits besitzt, sind die Werte schlechter, scheut Euch nicht. Auch nicht jede neue Rüstung muss sofort beim Schmied gekauft werden. Im Spielverlauf werdet Ihr eine Menge gute Ausrüstungsgegenstände finden, die sogar noch besser sind als die, die man käuflich erwerben kann. Stattet Eure Rüstungen und Waffen mit Runen aus, oder verbessert sie mit XP, dann machen auch die Monster keine Probleme mehr, die uns anfangs etwas schwer erschienen sind.

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Fazit

Der Wechsel von der griechischen zur nordischen Mythologie ist ziemlich erfrischend und passt gut zu dem veränderten bärtigen Mann, der Kratos scheinbar geworden ist. Er schreit jetzt viel weniger, und er scheint in einigen Aspekten weiser und reifer zu sein. Kratos als Vaterfigur ist ein ziemlich unterkühlter Typ und obwohl er Elemente seines alten Ichs behält  ist er im Endeffekt reifer als in den vorangegangenen Teilen der Serie geworden. Dies zeigt sich in seinen Dialogen und Handlungen, sowie auch der Vater-Sohn-Beziehung, der etwas mehr emotionales Feintuning gut getan hätte. Ich hätte mir auch gewünscht, dass etwas mehr darüber erzählt worden wäre, warum es für Kratos Frau so wichtig war, ihre Asche am höchsten Berg zu verstreuen, selbst nach dem Abspann sind noch ein paar Fragen offen. Ein Spieler verdient es zu wissen, warum er diverse Aufgaben erledigt und sich aufopfert alles dafür zu tun, um den Wunsch eines sterbenden Charakters zu erfüllen, den wir persönlich nie getroffen haben.

God of War ist ein fast-Open-Word Spiel, welches uns als Spieler viele Optionen gibt, das Spiel zu spielen. Wir können natürlich strikt der Hauptquest folgen und sind in etwa 20 Stunden am Ziel, jedoch entfaltet sich der volle Umfang, wenn wir auch die Nebenmissionen annehmen, die uns nicht nur gute und nützliche Belohnungen verschaffen, sondern auch noch doppelte Stunden Spielzeit verschaffen und sich spielerisch keinesfalls wie Arbeit anfühlen. Jede Quest ist in irgendeiner Weise mit der Geschichte oder der Geschichte des Spiels verbunden, selbst wenn wir God of War durchgespielt haben, gibt es noch einiges mehr zu tun und zu erforschen. God of War ist einer jener seltenen Titel, die die Konsolengeneration definieren. Kratos Kampf wurde bis zum Äußersten verfeinert und die Länder von Midgard sind voller Wunder aller Art, die es zu erforschen und zu besiegen gilt.

God of War ist ein neuer Teil des Franchises, der eine andere Ära des Mediums einleitet. God of War ist eher ein Evolutionsschritt, als ein revolutionärer Sprung, aber dieser Teil hat die Formel, die das Original aufbaute, im Grunde genommen perfektioniert. Trotz kleinerer Beschwerden und ein paar Feinheiten, die das Spiel besser machen könnten, sind die Minuspunkte so klein, dass sie durchaus im nächsten Teil ausgebügelt werden können und ich God of War bedenkenlos weiterempfehlen kann. Fans werden rundum zufrieden sein, Hack and Slay Liebhaber werden die Souls-Steuerung willkommen heißen und sollten zugreifen und tja, jeder der eine PS4 sein Eigen nennt eigentlich auch. Pflichtkauf.

Wertung

9.4

Fazit

9.4/10
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Through the Woods

14. Mai 2018 0
1 Comment
  • Hansi 6 Jahren ago

    Meine Fresse, ich war schon lange nicht mehr so aus dem Häuschen. Man hat einfach alles richtig gemacht bei diesem Spiel. Geile sehr große Welt, super Charaktere mit Tiefe und Unterhaltungswert und eine sehr gute Story, meist basierend auf dem Vater/Sohn Konflikt. Hier ist schnell eine Sympathie für alle Protagonisten entwickelt und man will den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen.

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