Mit Prequels ist das immer so eine Sache; meist beantworten sie nur Fragen, die sich nie irgendjemand gestellt hat, sind nur Platzhalter bis man die Fortsetzung startklar hat oder beißen sich mit der Hauptstory gegen die sie ohnehin nur verlieren können. Trotzdem dachte man sich bei Warner Bros. wohl, die Welt braucht ganz dringend noch eine Origin-Version von Peter Pan.

Mir persönlich war Peter Pan schon als Kind ziemlich egal und, ähnlich wie Pipi Langstrumpf, in meinen Augen immer ein Fall für die Supernanny. Also war ich denkbar vorbelastungsfrei, was die Neuverfilmung angeht. Laut meiner Begleiterin könnte man als Freund der Vorlage etwas enttäuscht sein, da „Pan“ wohl ziemlich weit von dieser entfernt zu sein scheint, was mir als Laie aber kaum auffiel.

[pullquote align=“left“ cite=““ link=““ color=“#2b79d4″ class=““ size=““]…mit einer ordentlichen Prise Fluch der Karibik, einem Löffel Indiana Jones und einer winzigen Prise Mad Max [/pullquote]

Alles beginnt recht trostlos in einem britischen Waisenhaus des frühen 20. Jahrhunderts, in dem der junge Peter (Levi Miller) als Unruhestifter seine liebe Mühe hat, sich der harten Hand der dort amtierenden, drakonischen Oberin zu fügen. Das es immer noch schlimmer kommen kann, erfährt Peter allerdings schnell, als eines Nachts plötzlich ein fliegendes Piratenschiff über dem Orphanarium parkt und sich ihn samt einiger anderer Waisen schnappt, um sie ins Nimmerland zu verfrachten. Dort sollen sie in den Kristallminen des von heftigen Stimmungsschwankungen geplagten Captain Blackbeard (Hugh Jackman) ackern. Nach einer knapp überlebten Beinahe-Hinrichtung und einer spektakulären Flucht unter Mithilfe von Zellengenosse James Hook (Garrett Hedlund) begibt man sich schließlich gemeinsam auf die Suche nach der eigenen Herkunft und prophezeitem Schicksal.

Was als erstes an Pan auffällt ist die sehr wuchtige Optik. Es kracht hier an allen Ecken und Enden mit nur wenig Verschnaufpausen. Insgesamt wirkt es ein bisschen so, als hätte man die Originalgeschichte als Grundgerüst großzügig mit einer ordentlichen Prise Fluch der Karibik, einem Löffel Indiana Jones und einer winzigen Prise Mad Max aufgekocht. Leider schmeckt das Ergebnis nur bedingt, da man sich immer zwischen alle Stühle setzt. Man versucht Erwachsene und Kinder anzusprechen, aber kann bei keiner Zielgruppe so richtig landen. So sterben auf der einen Seite zwar so manche Charaktere, welche sich dann aber, nach beispielsweise einem Schuss, Bloß in bunten Rauch auflösen, was bei dem Gedanken, dass da grade jemand getötet wurde irgendwie bizarr wirkt. Des Weiteren kann ich mir nicht vorstellen, dass die Generation-Frozen sonderlich auf Piratencover der Ramones oder Nirvana abgeht, auch wenn mich das ziemlich zum Grinsen gebracht hat. Etwas mehr Stringenz wäre hier wünschenswert gewesen. Mal ganz davon abgesehen, dass in den 90ern Hook bereits gezeigt hat, wie Peter Pan für alle Altersklassen funktionieren kann. Großes Stirnrunzeln hat bei mir auch das Finale verursacht. Natürlich werde ich jetzt den genauen Umstand nicht verraten, aber eine kleine Begründung für das arg passive Verhalten gewisser Fabelwesen wäre schon nett gewesen.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass Pan eindeutig für das Kino gemacht wurde und am besten in 3D wirkt. Zumindest für die Dauer des Films hat man nämlich gar keine Zeit sich um Logiklöcher, Zielgruppen oder sonst was Gedanken zu machen und solang die Kinoleinwand aus allen Nähten platzt, funktioniert der Streifen als solides Actionabenteuer mit kindlichem Ansatz.

Fazit

Alles, was man Pan ankreiden kann (und das ist einiges) kommt erst zum Vorschein, wenn man wieder daheim ist und anfängt über das Gesehene nachzudenken. Für die 90 Minuten Spielzeit empfehle ich Hirn aus und sich von großartigen Bildern und Actionsequenzen berieseln lassen.

(Vielen Dank an Nicky Ramone)

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Black Mass

2. November 2015 0
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