12. Oktober 2019

Code Vein

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Blutsauger in Endzeitstimmung – Bandai Namco beschert uns mit Code Vein ein cooles Action-JRPG. Ich habe das Vampir-Gemetzel auf der Xbox One für euch getestet.

Die Story

Die Welt ist zerstört, die Menschheit ist weitestgehend ausgestorben. Die leer gefegten Straßen werden von einem seltsamen Nebel durchzogen. Inmitten dieser Apokalypse kämpfen vampirähnliche Wesen – die Wiedergänger – ums Überleben. Allerdings unterscheiden sich diese Wesen von ihren fledermausartigen Genossen, die die Sonne meiden und Knoblauch scheuen. Wiedergänger waren einmal Menschen, die aufgrund eines Parasiten wiederauferstanden sind und nun ewig leben. Ebenso wie Vampire, müssen auch die Wiedergänger Blut trinken, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen und Verlorene zu werden. Da der Hauptgang Mensch jedoch zwangsläufig fast vollständig von der Speisekarte gestrichen wurde, bieten sogenannte Blutperlen eine willkommene Alternative. 

Nach diesen sucht auch eine Gruppe Wiedergänger, der wir uns nach unserem Gedächtnisverlust anschließen. Auf der Suche nach Nahrung und unseren Erinnerungen stellen sich uns jedoch immer wieder bluthungrige Verlorene in den Weg.  

Coole Anime-Action in der Postapokalypse

Zunächst einmal: Der japanische Anime-Style ist selbstverständlich Geschmackssache. Wer Spaß daran hat, kommt allerdings sofort bei Beginn des Spiels auf seine Kosten. Im komplexen Charaktereditor können wir unseren Wiedergänger erstellen. Neben Geschlecht, Namen und Kleidung, können wir auch kleinste Details ändern. So können wir beispielsweise die Haut- und Haarfarbe, Muster der Kleidung, Accessoires, Pupillen, Lage und Größe der Augenbrauen und so vieles mehr ganz frei gestalten. Alleine hier lassen sich massig Stunden verbringen. 

Wenn man sich dann durch die riesige Auswahl gekämpft und auf ein Charakterdesign festgelegt hat, startet Code Vein mit einem kurzen Tutorial, in dem die grundlegenden Funktionen erklärt werden. Alles weitere müssen wir jedoch selbst herausfinden oder in den Hinweisen nachlesen. Wir erwachen als Wiedergänger ohne Gedächtnis – dafür jedoch mit besonderen Fähigkeiten. So haben wir verschiedene Charakterklassen, die sogenannten Blutcodes. Die verschiedenen Blutcodes, wie Ranger, Kämpfer oder Zauberwirker, bringen wiederum spezielle Stärken und Fähigkeiten mit sich – die sogenannten Talente. Mit Dunst – einer Art Währung in dem Game – können wir unsere Talente erweitern und hochleveln. 

Das besondere bei Code Vein: Wir müssen uns nicht auf eine Klasse festlegen. Während des Spiels können wir frei nach Lust den Blutcode wechseln und uns so gezielt Kampfstrategien überlegen und uns den gegebenen Situationen anpassen. Je nach Blutcode können wir nämlich beispielsweise bestimmte Waffen und Rüstungen nicht mehr tragen. Ob wir also ein Bajonett, eine überdimensionale Axt oder einen Speer nutzen können, hängt von unserem Blutcode ab. Um die entsprechenden Talente einsetzen zu können, benötigen wir Ichor, eine bestimmte Blutart, die wir unseren Gegnern entziehen oder über spezielle Items gewinnen können.

So genial der flexible Wechsel zwischen den Blutcodes auch ist – man muss gut aufpassen, wann und wo man den Wechsel durchzieht. Im Menü gibt es nämlich keinen Pause-Modus. Befindet man sich zu nah an einem Gegner, kann man also schnell unfreiwillig in einen Kampf geraten während man mit dem Menü beschäftigt ist. Sonst begegnen uns in Code Vein die bekannten Kampfmechaniken: Gegner-Wellen und Bosse besiegen, mit Ausdauer haushalten, Ichor und Lebensenergie im Blick behalten, angreifen und ausweichen.

You’ll never walk alone

Code Vein lässt sich online im Koop-Modus oder offline mit einem KI-Partner spielen. Für den Test habe ich die zweite Variante gewählt – und war wirklich positiv überrascht! Der KI-Wiedergänger reagiert im Kampf ziemlich gut statt (wie befürchtet) nutzlos und unkoordiniert in der Gegend herumzulaufen. Im Gegenteil: Oft genug hat mir mein digitaler Partner den Arsch gerettet, indem er mich wiederbelebt oder Gegner beinahe im Alleingang für mich erledigt hat. Wer es allerdings ganz hart mag, der kann die Zusammenarbeit mit einem Partner auch jederzeit ablehnen.

Vor allem bei größeren Gegner-Wellen ist der Partner aber meiner Meinung nach ein großer Vorteil. Werden die fiesen Viehcher nämlich erst einmal auf uns Aufmerksam, schlagen sie unerbittlich zu. Das macht eine taktische Herangehensweise zeitweise schwierig und führt zu frustrierenden Trial-and-Error-Passagen. Hinzu kommt, dass die Kämpfe eher unausbalanciert wirken. Während manche Fußvolk-Ghule und Endbosse eher leicht mit einigen gezielten Treffern zur Strecke gebracht werden, erledigen uns andere mit zwei gekonnten Hieben sofort. Mithilfe der flexiblen Klassen lassen sich jedoch unterschiedliche Strategien ausprobieren.

Magische Misteln in der Einöde

Da wir bei Code Vein offensichtlich öfter den Löffel abgeben, müssen wir nach Misteln Ausschau halten. Die sind unser Speicherpunkt, an den wir jedes Mal wieder gelangen. Hier können wir außerdem neue Talente erlernen, Fähigkeiten hochleveln, uns teleportieren und eine Karte der bereits erkundeten Umgebung anlegen. Wenn wir sterben verlieren wir außerdem Dunst, den wir jedoch an der Stelle unseres Ablebens wieder einsammeln können. Doch so einfach ist das nicht. Sobald wir nämlich an einer Mistel rasten, werden nicht nur unsere Werte wiederhergestellt – auch unsere Gegner stehen wieder auf. 

Die Story von Code Vein ist interessant, jedoch im Gameplay – trotz verschiedener Enden – sehr linear aufgebaut. Das tut dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch. Als viel größeres Manko empfinde ich jedoch die eher matschige und unspektakuläre Umgebung. Die Schauplätze in Code Vein ähneln sich mitunter sehr und wirken aufgrund fehlender Details und unsauberer Textur oftmals steril und eintönig. Wirklich schade – aus dieser postapokalyptischen Vampirwelt hätte man durchaus mehr rausholen können. Apropos mehr rausholen: In typischer Anime-Manier gibt es selbstverständlich wieder weibliche Charaktere, deren Körperbau sich jeglicher Erdanziehungskraft widersetzt. Versteht mich nicht falsch – Mädels mit sexy Kampfausrüstung und fetten Waffen schaue ich mir durchaus auch gerne in solchen Spielen an. Wenn die überdimensionalen Brüste aber bei der kleinsten Bewegung unnatürlich auf und ab bibbern, ist das nicht nur einfach übertrieben, sondern auch unfreiwillig komisch. Aber auch hier gilt wohl: Entweder man mag es oder eben nicht.

Fazit

Auch wenn mich die Grafik und die Riesen-Brüste nicht sonderlich überzeugen, ist Code Vein ein spaßiges und spannendes Action-Rollenspiel inmitten eines Vampir-Endzeitszenarios. Besonders wegen der flexiblen Klassenwahl bietet das Game schier unendliche Möglichkeiten und Freiraum für eigene Strategien und Taktik. Auch wenn die Kämpfe teils unausgewogen sind, lässt sich der Schwierigkeitsgrad durch das Annehmen oder Ablehnen eines Partners regulieren und individuell austesten. Eingefleischte Fans von japanischer Animation und Rollenspielen haben hier sicher ihre Freude. Doch auch für Neulinge, die dieses Genre für sich entdecken möchten, bietet Code Vein einen guten Einstieg. Also: Auf in den Blutrausch!

Wertung

8

Wertung

8.0/10
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