Mein erster Kontakt mit der Yakuza-Serie begann auf der Playstation 2 und ich war damals so wie Heute begeistert von der Thematik. Klar spielte ich auch viele ähnliche Spiele wie zum Beispiel GTA oder aber auch Sleeping Dogs, aber Yakuza hatte schon immer seinen eigenen Charme, wie auch Shenmue damals, wo wir uns in einer eingeschränkt interaktiven Welt bewegten und viele Gespräche mit NPCs führten, die Gegend erkundeten und auch gerne mal unsere Fäuste für uns sprechen ließen. Umso mehr freute ich mich darüber, dass Sega Yakuza 0 auch für das westliche Publikum im Jahre 2017 ungeschnitten rausbrachte (in Japan bereits vor zwei Jahren erhältlich auf PS3, sowie PS4) und die Serie bei uns nicht tot war. Genaugenommen ist es die Vorgeschichte von Yakuza, aber das erörtere ich Euch sofort.

Story

Wir erwarten in Yakuza 0 eine richtig fesselnde und auch kriminelle Geschichte- Leute, die einen Ableger der Serie bereits gespielt haben, wissen worauf sie sich einlassen. Korruption, Geld, Sex und Gewalt sind an der Tagesordnung. Die Story dreht sich um Kazuma Kiryu, einen Neuling in der Yakuza, der jede Menge Ärger am Hals hat, als eine an sich simple Schuldeneintreibung in die Hose geht und seine Zielperson umgebracht wird. Schnell stehen wir im Fadenkreuz. Goro Majima hingegen genießt währenddessen ein „normales“ Leben als Inhaber eines Cabaret-Clubs, versucht aber alles nur Erdenkliche, um zurück in die Organisation zu kommen. Was das mit sich bringt, ist nicht ohne…
Kiryu und Majima treffen auf ihrem Weg viele abgefahrene Persönlichkeiten aus Tokio und Osaka. Da wundert es niemanden, dass die beiden sowohl absurde als auch herzerwärmende Geschichten aus dem Rotlichtmilieu erleben. Mal helfen sie einer befreundeten Domina bei Jobfragen, mal unterstützen sie einen Straßenkünstler, rechtzeitig die Toilette zu erreichen. Tzz, diese Japaner!

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Gameplay

Die Welt eines Yakuzas dreht sich immer um Geld, okay auch um Mädchen und Vergnügen, aber hauptsächlich um Macht und Geld. Wir schreiben das Jahr 1988 und wichtige Kommunikation erhalten wir auf unseren Pager (Kennt die noch Jemand? Ich hatte damals einen transparent-grünen TelMi…). Die dort angezeigte Nummer rufen wir sofort zurück und empfangen dadurch unsere Aufträge und image9Verabredungen. So einfach ist das nicht, denn wir besitzen ja gar kein Handy- wir laufen deshalb in die nächstgelegene Telefonzelle. Das Ganze Spiel ist eine Explosion in die Vergangenheit und gerade dieser Fakt macht für mich Yakuza 0 so sympatisch.

Ein Yakuza wird in Sachen Gameplay immer gerne mit Shenmue verglichen, dies ist auch kein Zufall, denn der an Shenmue beteiligte Toshihiro Nagoshi war Produzent und Supervisor des Spiels und auch aller Sequel.

Alles dreht sich um die beiden Hauptcharaktere Kazuma Kiryu und Gojo Majima. Wir bekommen praktische zwei Geschichten in einem Spiel. Der Charakterwechsel findet meistens bei einem Cliffhanger statt und ehe man sich gerade sortiert und überlegt, was das gerade passiert ist, muss man sich in den anderen Charakter hineindenken. Klar sind manche Momente ziemlich vorhersehbar, dennoch gibt es ein paar Twists, mit denen man nicht gerechnet hat.

Grafik & Animation

Das fiktive Tokio und Osaka der Achtziger sieht fantastisch und recht authentisch aus. Angefangen vom Kleidungsstil, der Neonröhren, der flimmernden TV-Bildschirme, über die Arcadehallen und Ladengeschäfte. Retrofeeling pur. Der Nostalgiker in mir macht kleine Freudensprünge, denn hier wurde aufs Detail geachtet, wenn aber auch nicht gerade auf optimalen PS4-Standard.

Wiederrum merkt man an einigen Stellen dem Spiel an, das es grafisch etwas angestaubt ist. Wie bereits erwähnt, kam das Spiel in Japan bereits vor zwei Jahren auf der Playstation 3 und 4 heraus.

Nicht ganz so hübsch sind die Animationen. Was bedeutet, sie sind steif wie die Sahne auf meinem Erdbeerkuchen. Wenn wir mittig Schläge in Kämpfen austeilen, können wir nicht sehen, was sich an der Seite befindet. Wir müssen uns ständig neu orientieren und die Kamera nachjustieren. Dass wir die Option haben, die Gegner auch fest anzuvisieren, macht die Ausgangslage trotzdem nicht besser.

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Nebenaufgaben & Vergnügliches

Neben der Hauptmission steht es uns frei das bunte Tokio und Osaka ausgiebig zu erkunden. Wir können nicht nur auf der Straße die Sau rauslassen, sondern uns auch in Karaokebars oder in Sega Arcadetempeln ausgiebig mit den Spielautomaten vergnügen. Zu den Karaokebars möchte ich noch ein paar Sätzchen verlieren: Kennt ihr das abgespacte Spiel Hatsune Miku Project Diva F? Die image3Karaokedarbietungen sind fast schon ein eigenständiges Spiel, welches echt Spaß macht und echte Zeitfresser sind. Vorstellen kann man sich das Karaokespiel in etwa wie eine abgeänderte Version von Guitar Hero, denn auch hier müssen wir die richtige Taste im richtigen Moment drücken, nur dass wir eben keine Gitarre, sondern bloß unseren Controller in Händen halten. Dies ist nur eines von einem bunten Blumenstraß voller vergnüglicher Zeitfresser. Da gibt es unter anderem Bowling, Darts, Mahjong, U-Bahn Kämpfe, Dates mit Damen… Das Beste: viele dieser Spiele sind sogar im Multiplayer spielbar!

Kämpfe

Hier muss Yakuza 0 leider eine Schwachstelle verbuchen. Jeder Charakter besitzt drei verschiedene Kampfstile mit speziellen Combos und Gesundheitsupgrades. Wenn wir zum Beispiel einen Gegner mit einem Luftkick niederschlagen, kann es passieren, dass der Gegner wieder aufsteht, ehe wir es tun. Wenn wir am Boden liegen, kann es ebenso passieren, dass der Gegner uns angreift und wir deckungslos Treffer kassieren. Die Animation des Wiederaufstehens kostet einen wertvollen Bruchteil einer Sekunde in der wir auch angreifbar sind. Da bleibt einen nichts anderes übrig, als auf der Dodge-Taste rumzuhämmern.

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Fazit

Wir merken Yakuza 0 zwar das Alter an, aber dennoch macht es Spaß, die Vorgeschichte der Yakuza-Reihe zu erleben. Man kann sich in der Stadt förmlich verlaufen, ehe man der Hauptgeschichte weiter folgt. An Jeder Ecke gibt es etwas zu sehen, zu entdecken, oder gar ein paar Schellen zu verteilen. Es gibt eine Menge von Bereichen zu erkunden, Sammlerstücke zu finden, oder man vertreibt sich mit den zahlreichen Gimmicks die Zeit. Nebenaufgaben gibt es auch noch… Ihr merkt schon, Yakuza 0 ist umfangreicher, als man am Anfang denkt.

Einen kleinen Abzug muss ich leider bei den Dialogszenen verbuchen: Die komplette Sprachausgabe ist Japanisch mit englischen Untertiteln, was das Spiel auf der einen Seite zwar authentisch macht, aber auf der anderen Seite auch recht mühselig sein kann, da es nicht gerade wenig Zwischensequenzen mit Dialogen gibt. Jüngere Spieler könnten hier Probleme bei der Übersetzung haben und vielleicht der Story nicht richtig folgen. Da der Hauptfokus von Yakuza 0 auf der Geschichte liegt, ist dies vielleicht nicht gerade von Vorteil. Einen größeren Minuspunkt gibt es leider im bereits erklärten hakeligen Kampfsystem. Hier fehlt das Feintuning, die die Kämpfe frustfrei gestalten. Auch die Animationen sind ziemlich steif und es bedarf des Öfteren der Kameranachjustierung.

Trotz der Mankos sind die Kämpfe nicht schwer zu handhaben, wenn wir mit genug heilenden Gegenständen ausgestattet sind und an das Kameraspiel gewöhnt man sich mit der Zeit. Yakuza 0 beinhaltet so viel mehr um nicht außer Acht gelassen zu werden. Wir können uns locker über 40 Stunden mit dem Spiel beschäftigen, manche sogar an die 100 Stunden. Yakuza 0 fühlt sich so authentisch wie ein gutes Buch an und natürlich gibt es Massen von Minispielen und anderen Zeitvertreiben. Wenn Ihr Probleme mit der englischen Sprache habt, Euch lange Dialoge abschrecken und Ihr schnell genervt von kleineren Fehlern seid, oder gar mit der Thematik gar nichts anfangen könnt, solltet Ihr einen Bogen um Yakuza 0 machen. Fans der Serie sind Sega auf ewig für die Lokalisierung dankbar und Neueinsteiger freuen sich über einen guten Ausgangspunkt der Serie.

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3 Comments
  • Harald 7 Jahren ago

    Mein erstes Yakuza Spiel, weil ich letzte Gen nur ne 360 hatte und auf der PS2 ging die Serie irgendwie an mir vorbei…
    Hammer!!! bin hin und weg. Kann mich nicht erinnern, wann mir ein Spiel das letzte Mal ein debiles Dauergrinsen ins Gesicht gezaubert hat. Diese charmant-dämlichen Side-Quests düpieren sogar die Witcher 3 Quests in Sachen Unterhaltungswert (mein bisheriger Favourite: die Sekte, lol) und das Kampfsystem macht richtig Laune, weil es brutal aber nicht typisch westlich brutal ist. Ne Orange in dem Mund eines auf dem Boden liegenden Gegners zu zertreten ist schon stylisch 😀
    Mir ist auch aufgefallen, dass diese typisch japanischen Spar-Dialoge (also mit Text, weniger Animation, dafür Laute)
    teilwiese besser kommen, als wenn man versucht schlechte Schauspieler zu imitieren, wie es oft in westlichen AAAs der Fall ist. Nach Gravity Rush 2 die zweite schöne Überraschung so früh in diesem Jahr.

  • Doitsugoyoshio 7 Jahren ago

    Ah, schön, dass ihr Yakuza mögt! Da gibt es so viele coole Hints im Spiel. Wusstet ihr, dass Tatsuya Kawagoe der Synchronsprecher von dem Fernsehkoch ist, der durchweg auf ihn basiert? Es gibt etliche japanische Variety Shows wo er zu Gast war. Dazu gibt’s in dem Spiel auch jede Menge Figuren in Nebenmissionen die auf echte Personen basieren, wo sie aber aus rechtlichen Gründen natürlich Namen und Aussehen leicht verändert haben. In einer Nebenmission gibts einen Typen namens Fuyumoto, der eindeutig auf das AKB48-Mastermind Yasushi Akimoto (Aki = Herbst; Fuyu = Winter) basiert, und ein Tanzbattle namens SBR99 ausrichtet ^^

  • Lisa 7 Jahren ago

    Das werde ich auf jeden Fall auch noch spielen. 🙂 Schöner Test.

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